Mit einem mulmigen Gefühl lief Sydney den Gang auf und ab. War jetzt bald alles vorbei?

Oder doch erst in 10 Jahren?

Denn heute würde sie ihr Todesdatum herausfinden. Und seine Ursache.

Das hatte man in ihrer Schule eingeführt, auch wenn sie den Sinn dahinter nicht ganz verstand.

Anscheinend war es ein Test, ob ihre Schule dadurch bei Wettbewerben besser oder schlechter abschneiden würde.

Wie diese ganze Sache passieren würde, wusste Sydney allerdings nicht.

Wie sollte man bitte herausfinden, wann und woran man stirbt!?

Wie behindert war das denn?

Doch bisher hatte alles gestimmt.

Und jetzt wartete sie.

Denn vor ihr stand nur noch ihre beste Freundin Ivy.

Danach war sie.

Sydney blieb stehen.
Sie war die letzte im Alphabet.

Zeitvogel.

Ivy hieß Vikings mit Nachnamen.

Ängstlich biss sie sich auf die Lippe.

Ivy wurde hereingebeten. Der Junge, der vor ihr war kam strahlend heraus.

"In 70 Jahren; friedlich an Altersschwäche", sagte er glücklich.
Dann lief er weiter.

Ich sah ihm hinterher. Dustin, so hieß er, war so hübsch und nett.
Er wollte niemanden mobben und prügelte sich auch nicht, ganz im Gegensatz zu den anderen. Sein braunblondes, gelocktes Haar und seine grünen Augen....

Ich könnte darin versinken.

Falls ich das nicht schon getan habe.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und in die Luft starrte, jedenfalls kam Ivy nun heraus. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Ich wollte sie trösten, musste aber reingehen.

Ängstlich sah ich mich in dem Raum um. Er war schlicht gehalten. Nur einige Maschinen stand dort. Unter die sollte ich mich stellen. Das tat ich auch und ich wurde gescannt.

Mir wurde Blut abgenommen, ich wurde geröngt - wieso auch immer - und schließlich spuckte ein Fax meinen Zettel aus. Ich wollte ihn nich nicht öffnen, ich hatte zu große Angst.

Also verließ ich den Raum und betrat das Klassenzimmer. Wir sollten uns hier eine Stunde zum Unterricht versammeln, dann war der Unterricht für unsere Jahrgangsstufe beendet.

Unsere Lehrerin war jedoch krank, weswegen wir für uns alleine waren.

Man sollte mit niemandem über die Auswertung des Testes reden, was natürlich bedeutete, dass jeder jeden danach fragte. Damian gab preis, dass er noch 57 Jahre zu leben hätte. Bei den meisten waren es noch locker 60 Jahre, bei vielen auch 80 oder mehr.

Ivy sagte nichts. Sie meinte nur leise, sie müsse mal auf die Toilette.

Beunruhigt folgte ich ihr einige Minuten später und hörte in einer Kabine ein Schluchzen. Ich klopfte vorsuchtig an. "Ivy?.... Heyy, lass mich rein"

Ivy öffnete widerstandslos die Tür, was zweifellos bedeutete, dass es ihr richtig dreckig ging.

Sonst diskutierte sie liebend gern.

Ich nahm sie einfach in den Arm. Sie weinte in mein T-Shirt, aber das war mir egal. Ihre blonden Locken lagen auf ihrem blauen Oberteil. Ich liebte Ivys Haare...

Sie fummelte in ihrer Hosentasche und holte den Zettel heraus. Ich sah auf das Datum.

In 3 Tagen.

Shit.

Ich starrte fassungslos auf den Zettel. Mir stiegen Tränen in die Augen.

Mit verschwommener Sicht entzifferte ich die Ursache nur schwer. Doch dann las ich sie.

Mord.

Meine beste Freundin würde umgebracht werden!

Ich drückte sie nur noch fester an mich.

"Aber...", flüsterte sie heiser. "Du musst mir... du musst mir versprechen, dass nicht du es bist, okay? Ich will nicht, dass du mich umbringst"

"Natürlich nicht, Ivy", sagte ich beruhigend, was nicht gerade einfach war. Schließlich wurde mir gerade unterstellt, dass ich töten würde.

Also so in etwa.

"Was steht bei dir?", fragte sie.

"Ich hab noch nicht geguckt", sagte ich.

"Darf ich sehen?", fragte sie.

Zögernd überreichte ich ihr den Zettel.

Sie faltete ihn auseinander. Ihr Gesicht wurde kreidebleich und ihre Augen wurden groß.

Dann sank sie auf den Boden.

"Nein!", schrie sie. "Tu mir das nicht an!"

"Was denn?", fragte ich verwirrt. Sie reichte mir den Zettel.

Ich sah ängstlich darauf.

War kurz davor, ihn wieder wegzutun.

Datum: 21/11/17

Das war in 3 Tagen.

Todesursache: Selbstmord