62 - Wahrheit

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Die letzte Woche war wie im Flug vergangen.
Es gefiel mir sehr bei Mona und Rolf, wobei es mir vor allem der Indoorpool in ihrem Keller sehr angetan hatte. Beim gemeinsamen Abendessen - beim Frühstück und Mittagessen waren es immer nur Mona und ich - erzählte Rolf viel von seiner Arbeit als Anwalt und es war irgendwie schön mal etwas von der normalen Welt, abseits von jedem Übernatürlichen, zu hören.
Rolf war sehr gut in seinem Job und verdiente auch sehr gut, was dieses Haus auch rechtfertigte. Andernfalls könnten sie so eine Villa nicht erhalten.

Eliahs Jungendzimmer war anders als ich es mir vorgestellt hatte.
Ein schwarzes Doppelbett, eine schwarze Kommode und ein ebenfalls schwarzer Schreibtisch in einem moosgrün gestrichenen Raum. An den Wänden hingen Poster von spärlich bekleideten oder gar nackten Frauen und in einer Schublade seines Nachtisches hatte ich sogar noch ein Pornomagazin von neunzehnhundert Feuerstein gefunden. Allein an diesem altmodischen Medium konnte man sehen, dass Eliah doch etwas älter war als ich.

Noch vor wenigen Monaten wäre ich wohl auf die zugegebenermaßen sehr schön anzuschauenden, ebenfalls spärlich bekleideten Frauen in diesem Magazin sehr abgegangen, aber dank meinem Omega und meinem neu entdeckten Sexualität, sprachen sie mich weniger an.

Als Rolf mich an meinem ersten Abend hier in Eliahs Zimmer geführt hatte, hat er vor der Tür leise gehüstelt und mir mit leicht roten Wangen die Tür geöffnet. Erst als er den Lichtschalter betätigte konnte ich dieses Verhalten nachvollziehen.
Ich konnte es nur mit einem Lachen kommentieren, was auch Rolf etwas die Nervosität nahm und ihn lachen ließ.

»In den letzten Jahren hat sich sein Geschmack offenbar geändert.«, hatte Rolf gewitzelt und unterschwellig von den Mädels auf mich gedeutet.
Ich konnte nur lachend die üppige Oberweite der Frauen betrachten und war mir spielerisch über die Brust gefahren.
»Muss fast so sein. Ich kann mit denen nicht mithalten.«

Rolf hatte daraufhin laut zu lachen begonnen und mir väterlich auf die Schulter geklopft.

Interessanter als die nackten Frauen an seinen Wänden waren jedoch die Wandregal voller Trophäen und Medaillen. Eliah war in seiner Jugend offenbar ein begnadeter Schwimmer und dieses Talent wurde von den unzähligen Gewinnen gehuldigt.
Bei diesem Ozean an Pool in ihrem Keller konnte ich das sogar verstehen. Wenn ich mit so etwas aufgewachsen wäre, wäre ich bestimmt auch ein super Schwimmer geworden.

Ich kam gerade aus der Dusche und tapste mit nackten Füßen und dick in einen von Eliahs Pullovern gewickelt zurück in das ehemalige Zimmer meines Gefährten, wo überraschenderweise seine Mutter saß.

»Mona, ist alles in Ordnung?«
Die zierliche Frau saß mit großen Augen auf der Bettkante von Eliahs Bett und starrte in ihren Schoß. Erst auf den zweiten Blick konnte ich erkennen was sie anstarrte.

»Mona...« Panisch griff ich nach dem Bild und riss es ihr dabei unhöflich aus der Hand. Sinnloserweise versteckte ich es gleich hinter meinem Rücken, obwohl sie es ja sowieso schon gesehen hatte.

»Wo hast du das her?!«
Ich wollte sie nicht so anfahren, aber die Tatsache, dass sie mit diesem Bild einen sehr wunden Punkt getroffen hatte, brachte mich förmlich dazu in Panik auszubrechen und alle Manieren zu vergessen.

»Ich... wollte nicht in deinen Sachen schnüffeln. Ehrlich. Ich war eigentlich nur da um die dreckige Wäsche zu holen.« Sie deutet auf den Wäschekorb, der mitten im Zimmer stand, und welchen ich erst jetzt realisierte.

»Bist du deswegen hier? Hat Eliah dich betrogen? Hast... du ihn betrogen?«
Ihre Augen schimmerten traurig als sie schlussendlich zu mir aufsah. Ihr Hände zitterten leicht und als sich die erste Tränen aus ihrem Augenwinkel löste, überrannte mich das schlechte Gewissen.

Ich wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte, was die Situation besser machen oder gar retten würde, weshalb ich einfach schwieg.
Was hätte ich ihr auch sagen sollen? Ihr... einer Menschlichen.

»Finn. Bitte sprich mit mir. Was hat es mit diesem Ultraschallbild auf sich?« Immer mehr Tränen quollen aus ihren Augen und tropften von ihrem Wangen auf ihre helle Bluse, die an diesen Stellen bereits ihre Hautfarbe durchblitzen ließ.
Beschämte drehte ich den Kopf weg. Was sollte ich ihr sagen? Sie wusste nichts von Wölfen. Sie wusste nicht, dass Männer genauso schwanger werden konnten. Sie würde mir die Wahrheit nie glauben.

»Das Datum ist ganz neu, Finn. Bitte. Habt ihr euch deswegen gestritten? Bist du deswegen hier?«

Ich schüttelte den Kopf. Nein, deswegen war ich nicht hier.
»Wir haben uns nicht gestritten.«, sagte ich leise und holte mit zitternden Händen das Bild hinter meinem Rücken hervor.

Ich hatte nicht vorgehabt es noch ein weiteres Mal anzusehen, aber jetzt wo ich es in meinen Händen hielt konnte ich nicht anders als mit dem Daumen andächtig über die kleine Bohne zu streichen.

Ob Mona noch ein weiteres Enkelkind wollte? Immerhin hatte sie bereits vier Enkelkinder und so weit ich mich erinnern konnte, waren noch zwei auf dem Weg.
Sieben Enkelkinder war schon eine beeindruckende Zahl.

Mein Blick war stur auf mein Kind gerichtet und nur unterbewusst realisierte ich, dass ich weinte. Eine Träne traf meine Hand und nur eine weitere Sekunde später fand ich mich in Monas Umarmung.

»Bitte, Finn. Sprich mit mir.«, murmelte sie mit leiser Stimme und strich mir sanft über den Rücken.

»Du... nein... ich– du würdest mir nicht glauben.«, schluchzte ich leise und drückte mich fester an Eliahs Mutter.
Die Emotionen, die ich die letzten Tage in mich hineingefressen hatte, schwappten plötzlich über und ließen mich Rotz und Wasser heulen.
Wieso konnte Eliah nicht bei mir sein? Wieso musste er so weit weg sein?
Seit Tagen waren ich allein und wartete mit jedem Tag sehnlicher auf meinen Gefährten.

»Erkläre es mir. Ich werde versuchen dir zu glauben.«

Energisch schüttelte ich den Kopf und löste mich abrupt aus der Umarmung. Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf mein Baby steckte ich das kleine Bild wieder zurück in das Notizbuch und verstaute es sicher in Eliahs Nachttischschublade.

»Mona, bitte–« »Finn. Wir geben dir hier Obdach, obwohl wir dich eigentlich gar nicht kennen. Ja, du gehört zu Eliah, aber selbst ihn haben wir zwanzig Jahre lang nicht gesehen. Du könntest sonst wer sein und trotzdem lassen wir dich ohne Hintergedanken in unserem Haus leben. Ich möchte nur eine ehrliche Antwort, Finn. Mehr verlange ich nicht.«

Ich konnte sie verstehen. Eliah war zwar ihr Sohn, aber er war auch einfach von einem Tag auf den Nächsten verschwunden und hat sich zwanzig Jahre lang nicht mehr gemeldet bis er eines Tages plötzlich mit mir vor der Tür stand. Da konnte ich wirklich nachvollziehen, warum Mona ein gewisses Misstrauen hatte.

Ich wand mich von ihr ab, starrte auf das Nachttischschränkchen und sortierte fieberhaft meine Worte.

»Das ist unser Baby. Eliahs und meins.«, antwortete ich leise. Sehr leise.

Es auszusprechen. Es über meine Lippen zu bringen, dass ich schwanger war, machte alles noch so viel realer, dass mir augenblicklich die Luft zum atmen wegblieb.

Die fehlende Reaktion von Mona machte es auch nicht besser.
Schwerfällig setzte ich mich auf die Bettkante, ergriff das Kopfkissen und drückte es fest an meinen Körper.
Warum war Eliah nicht bei mir?
Was war zuhause so wichtig, dass er nicht bei mir sein konnte?!

»Eine Leihmutterschaft?«, brachte Mona nach unzähligen Minuten dann hervor. »Eliah und du werdet Eltern?«, stieß sie plötzlich begeistert aus und fiel mir im nächsten Moment um den Hals. »Oh Gott, Finn. Du hast mir solche Angst gemacht, aber das? Das ist so wunderbar. Ich freue mich so für euch!«

Sie knuddelte mich fest durch, ehe sie sich wieder von mir löste und stattdessen meine Hände in ihre nahm.
»Wieso hast du deswegen geweint, Finn?«, fragte sie glücklich, aber dennoch besorgt nach und drückte meine Hände sanft. Ihr liebevoller Blick war so intensiv, dass ich nicht genau sagen konnte, ob dieser Blick oder dem ungeborenen Enkelkind galt.

»Ich weiß nicht, ob Eliah sich darüber freut.«, antwortete ich leise und mied ihren Blick.
»Eliah weiß nichts davon?«, fragte sie überrascht und setzte sich etwas aufrechter hin. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

»Wir haben darüber geredet und es probiert, aber es hat nicht funktioniert. Er war von Anfang an nicht wirklich begeistert von der Idee. Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er jetzt erfährt, dass es doch funktioniert hat.«, flüsterte ich leise und betrachtete meine Hände in ihren. Das Meiste war zwar gelogen, aber die Wahrheit konnte ich ihr nicht sagen. Eliah wollte nicht, dass seine Mutter von seiner übernatürlichen Seite erfuhr und sie wird es auch sicher nicht durch mich erfahren.
Außerdem würde sie mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben und mich in die nächste Klapse stecken.

»Vielleicht ist Eliah einfach nicht von einer Leihmutterschaft überzeugt, aber das heißt noch lange nicht, dass er sich nicht über das Kind freuen wird. Eliah liebt Kinder.«

Überrascht sah ich auf. Eliah liebt Kinder? Das war eine völlig neue Information für mich.
Aus Eliahs Mund klang das jedes Mal bei weitem negativer.

»Schon von Klein auf hat er immer gesagt, dass er irgendwann einen ganzen Kindergarten zuhause haben wird. Er hat seine Schulpraktikas freiwillig im Kindergarten und in der Krippe gemacht um Zeit mit den Kleinen verbringen zu können. Glaub mir, Finn. Eliah wird sich freuen. Er wird sich richtig über diese Neuigkeiten freuen.«

Ein zaghaftes Lächeln kam auf meine Lippen. Würde sich Eliah wirklich über unser Kind freuen? Bestand vielleicht doch eine Chance eine glückliche Familie zu werden?

Wobei sich in zwanzig Jahren viel ändern konnte. Allein schon der fehlende Bezug von Eliah zu den Welpen in seinem Rudel, zeigte doch bereits, dass er kein Fan von Kindern war. Andernfalls würde er sich doch mit ihnen mehr beschäftigen.

»Ach, ich freue mich so. Das muss Rolf gleich erfahren, wenn er nach Hause kommt.« Mit einem breiten Honigkuchengrinsen stand sie auf und griff nach dem Wäschekorb.

»Mona?«

»Ja Finn?«

»Bitte sagt es nicht Eliah. Ich möchte es ihm selber sagen.«

Ihre Augen begannen noch heller zu strahlen und energisch nickte sie. »Selbstverständlich, Finn.«

Sie war schon zur Tür hinausgegangen, da drehte sie sich noch einmal zu mir. »Glaub mir, Finn. Er wird sich freuen.«

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und ich alleine im Raum zurückblieb, ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen.

Ob er sich wirklich freuen würde?
Seine Mutter kannte ihn wahrscheinlich besser als er sich selber. Zumindest war es bei meiner Mutter und mir so.
Wobei Mum und ich nie lange voneinander getrennt waren. Eliah dagegen, war noch als Teenager von zuhause weg.
Mona kennt vielleicht den alten Eliah in und auswendig, aber die letzten Jahre hatten Eliah gezeichnet und mit Sicherheit konnte ich behaupten, dass Eliah nicht mehr der Eliah von damals war.

Aber... vielleicht?

Das Gespräch mit Mona hat mir Hoffnung gemacht. Hoffnung, dass Eliah zumindest nicht ausrasten würde, wenn er die Neuigkeiten erfuhr.

Automatisch wanderte meine Hand auf meinen Bauch und zaghaft strich ich über den Pullover.

»Was sagst du dazu? Sollen wir deinem Papa von dir erzählen?«

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