Kapitel 6

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~~Melina~~

Die Therapiestunde bei meiner Schulleiterin begann. Mal wieder. Aber es war so dringend nötig, und der Kloß im Hals schien sich endlich zu lösen.

,,Er hatte damals jagen wollen. Ich glaube, er hatte der halben Schule davon erzählt, und ist dann schließlich alleine losgegangen. Ausgerechnet, wo ich gerade schwimmen war. Natürlich stürzte er sofort los, ohne nachzudenken, und erwischte mich... Niemand konnte ahnen, dass er so blöd sein würde...

Ich versteh Kai einfach nicht. Warum hat er das gemacht? Hat er denn keine Schuldgefühle, kein Gewissen? Er kann so weitermachen, wie immer- und ich? Ich sitze im Rollstuhl und meine Tiergestalt ist so fern. Scheiße...Scheiße!!!" Ich schrie und es trieb mir die Tränen in die Augen.

,,Das ist so eine verdammte Scheiße...warum ich? Es war doch damals...alles gut, oder nicht? Ich...ich..." Ich schnappte mir die Taschentücher vor mir, auf dem Tisch. Salzige Tränen tropften in das Taschentuch, und mein Hals war nun endgültig zu.

Du musst nichts erklären. Es ist okay.

Es ist okay.

Stille kehrte ein, und ich atmete ein paar Mal tief durch. Mein Blick fiel auf meinen Rollstuhl, meine Beine -wo ein paar silbrige Schuppen durchschienen- und wieder zurück zu der Schulleiterin vor mir.

Wenn du nicht reden kannst, kann ich dir ja etwas erzählen, bis es wieder geht.

Ich nickte ihr zu und schniefte ins nächste Taschentuch.

Stell dir vor, du bist mitten in der Pubertät. Du hast viele Freunde, in der Schule läuft es auch gut und in deiner Familie streitet ihr euch nie. Alles läuft super. Jeden Tag verbringst du viele Stunden mit deiner etwas jüngeren Schwester, die dir unglaublich am Herzen liegt. Auch wenn ihr ohne Mutter aufgewachsen seid, seid ihr glücklich.

,,Das klingt unglaublich schön", fügte ich hinzu, und dachte an die Leute, die keine Familie hatten. Mich nicht eingeschlossen.

Eines Tages macht ihr einen Ausflug an den See in der Nähe. Ihr wollt campen, einfach mal entspannen und zu dritt Spaß haben. Als ihr dann ein paar Tiere beobachtet, passiert es: Du bist plötzlich nicht mehr du selbst. Ein Tier. Deine Schwester schreit sehr laut und schreckt zurück, bis du wieder ein Mensch bist. Ihr redet nicht mehr miteinander, du verstehst nicht, warum. Vielleicht bist du anders, aber ist das nicht cool? Deine andere Gestalt scheint deine Familie nicht zu faszinieren, eher zu erschrecken. Deinen Freunden und deiner Schule erzählst du nichts, während du dich immer weiter informierst. Über die sozialen Medien gelangst du an Informationen; du bist ein Woodwalker. Ein Gestaltwandler. Trotz der Erkenntnis nehmen die Aktivitäten mit deinem Vater und deiner Schwester immer weiter ab.

Ich unterbrach sie nicht und meine Aufmerksamkeit lag vollkommen auf ihr.

Du beschließt, dich auf einer dir empfohlenen Schule anzumelden. Dein Vater unterschreibt, ohne zu zögern und wünscht dir, dass du dich und dein Tier unter Kontrolle halten sollst. Mit viel Wut reist du ab, nimmst den Zug und kommst schließlich an.
Du brauchst lange, um anzukommen, aber schließlich findest du Freunde. Du beschließt, loszulassen. Weg von deinem alten Leben, deiner Familie und den menschlichen Gefühlen. Du willst frei sein, in deiner Tiergestalt. Aber, als du das endlich geschafft hast, passiert ein schrecklicher Unfall.

Du bist zwischen den Welten und weißt nun nicht mehr, wo du hingehörst. Selbstzweifel plagen sich und du nimmst Abstand von vielen Leuten, die dir eigentlich gut tun.

Ich keuchte auf. ,,Kai?

Madame, ist das seine Geschichte? Aber..."

Ganz richtig.
Und jetzt die Frage an dich, Melina: Denkst du, er ist immernoch der Idiot, der er zu sein scheint?

Alles drehte sich in mir. Meine Gefühle überschlugen sich, und ich versuchte verzweifelt, eine Lösung zu finden. Aber dann fasste ich einen plötzlichen Entschluss. Es war so notwendig.

,,Ich werde Kai besuchen, gleich morgen. Ich fürchte, wir haben einiges zu besprechen...Danke, Frau Fournier, ich-"

Die Tür wurde mit einem lauten Krachen aufgerissen. ,,Hey Melina, da bist du also! Du musst unbedingt mitkommen, ich hab beobachtet, dass unsere Mosaikjungfer GETAUCHT ist, in ihrer Tiergestalt! Sie muss wahnsinnig verliebt sein- oh. Ähm, hallo Madame Fournier."

Hey Valerie. Ich glaube, Melina und ich sind für heute fertig. Du kannst sie ruhig mitnehmen, wenn sie will- beachtet aber das Recht auf Privatsphäre unserer Schüler!

Ich schob mich in Richtung Ausgang zu Valerie und murmelte noch ein leises ,,Danke".

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