Kapitel 1

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Schnell! Schnell! Schneller! Jetzt zählte jede Sekunde. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch im Haus regte sich Treiben. Ein Gewusel und ein Gerenne, das die Lungen des Jungen in Ausnahmezustand versetzten. Er flog die hölzernen Eichentreppenstufen nach oben, übersprang jede Zweite, nur um die zwei Sekunden, die er im Verzug war, wiederzuerlangen. In seiner rechten Hand glühte das Eisen zum Glätten. Gefährlich nah verbrannte die Wärme fast seine Kleider. Er hatte nur fünf Sekunden, um die Küche im ersten Stockwerk zu erreichen und das Bügeleisen mitzunehmen, das er zuvor auf dem heißen Herd erwärmt hatte, schließlich in seinem Zimmer anzukommen und die Falten seines Pyjamas verschwinden zu lassen.

Das, seine Lungen bebten, störte ihn. Die Luft war knapp – zurückgeblieben auf den unbetretenen Stufen. Aber er war wieder im Zeitplan. Er dachte daran, wie gleich die Inspektion kam. Ein Schauer überlief ihn, ein Gedanke; zu viele an unnötiger Zukunft eine Unachtsamkeit in der Gegenwart und schon war er mit dem heißen Eisen versehentlich über seinen Daumen gefahren.

Er schrie nicht. Das durfte er nicht. Es war ihm versagt. Deswegen stellte er zunächst diszipliniert das Bügeleisen zur Seite und drückte anschließend schmerzverzerrt den Daumen zwischen seinen Beinen zusammen. Er erhoffte sich, den brennenden Schmerzen wie eine Flamme in seiner Hose ersticken zu können. Zugegeben, die Kälte des Stoffes tat ihm gut, aber das Feuer war nicht löschbar. Stöhnender Pein, der nur von verächtlichen und bedrohlichen Ticken der Standuhr in seinem Zimmer übertönt wurde. Die Zeit rannte, ob verletzt oder nicht, unaufhörlich weiter. Dabei war alles so genau geplant. Drei Sekunden das Bett zu verlassen, eine Sekunde die Pantoffeln, die am Vortag säuberlich vor dem Schlafengehen zurechtgerückt wurden, anzuziehen, zehn Sekunden um das Laken zu falten, fünf weitere um das Kissen zu richten und zehn für die Bettdecke. Dann das Eisen in nur zwei Minuten in der Küche erhitzen – die Treppen hoch und wieder runter hetzen. In einer Minute seinen Pyjama auszuziehen und die Alltagskleidung anzulegen. Um dann das über der offenen Flamme aufgeglühte Eisen zu holen und die Falten des Schlafanzuges in drei Minuten zu bekämpfen, ihn ordentlich zusammen zu falten und dann in die vorgeschriebene Position zu bringen.

Tick, Tick, Tick lief die Standuhr unaufhörlich weiter. Während der Inspektion ist sie fast wie eingefroren, doch gerade jetzt unter Stress und Angst - unter Verzug! - rennt und beeilt sie sich wie ein Läufer auf der Zielgeraden. Gehässiges Klicken, das den Zeiger immer näher an das Zenit der Zwölf drückt, schürt die tiefe Furcht. Noch zehn Sekunden und die Kleider waren nicht gefaltet, das Eisen nicht wieder zurück in der Küche und schon gar nicht lag alles an den Plätzen, wo es sollte.

Verzweiflung packte den Jungen. Die Vorstellungen, dass die Strafe für seine Langsamkeit und Unachtsamkeit ihn einholte, lies seinen Magen verkrampfen. Der Horror öffnete am Fuße der Treppe bereits die Tür des Grauens. Abscheuliches Quietschen sang die Stopfen der Disziplin und Instruktion. Gleich wäre er hier! Und gleichzeitig war es zu spät! Das Bügeleisen würde er nun unter keinen Umständen rechtzeitig in die entlegene Küche bringen können. Er durfte ihm nicht über den Weg laufen. Er sollte längst fertig sein! Was tut er hier? Was fällt ihm ein zu Denken? Er hatte zu gehorchen!

In seiner Angst schmiss er das noch heiße Eisen in den Schrank, verschloss die Tür und legte den noch warmen Pyjama zusammen, sodass die untere Kante des Schlafanzuges genau zehn Zentimeter vom Fußende und der linke Seite des Bettes richtig herum lagen.

Die drohenden Schritte stampften immer lauter, je näher sie kamen. Selbst die sonst so stille Treppe begann unter der Last des Tretens zu jaulen. Dann stoppte das Ticken. Es verlangsamte sich. Die Sekunden dehnten sich aus zu Minuten, die Minuten zu Stunden. Die Klinge bewegte sich gar in Zeitlupe nach unten. Der Junge schaffte es gerade noch, seine Arme hinter seinem Gesäß zu verschränken. In gerader Haltung mit vorstehender Brust und geöffneten Augen breitbeinig mit parallel ausgerichteten Füßen an der richtigen Stelle zu stehen, um den Hereinkommenden zu begrüßen.

„Guten Morgen! Herr Papa!", sagte er knapp und fühlte, wie die listige Sonne durch das Fenster die Brandstelle seines Daumens beleuchtete. Der Inspektor stand vor ihm. Er blickte auf das kümmerlich Sein seines Sohnes herab. Der Blick wirkte streng und emotionslos. Er verspürte keine Liebe. Er erwartete Perfektion.

Der General ignorierte die Begrüßung, erwiderte sie nicht, sondern ließ seinen Blick durch den perfekten Raum gleiten. Die Bücher waren entstaubt. Die Uhr aufgezogen. Das Bett fein säuberlich von jeder Falte befreit. Der überschüssige Stoff in den Zwischenraum von Matratze und Holzgestell gestopft, genauso wie es zu sein hatte.

An der Brust funkelten die Sterne des Generals - Vier Metallembleme in einem Eichenlaubkranz in Gold; sein ganzer Stolz. Wie toll sie in der aufgehenden Sonne leuchteten und gleichzeitig dem Jungen blendeten. Sie erfüllten ihn mit einer solchen Angst und Ehrerbietung, dass er sich kaum zutraute zu atmen.

Der Vater ging an ihm vorbei und zog das gefürchtete Maßband aus seiner Tasche. Er maß nach, wie weit die Decke auf beiden Seiten herunterhing. Und wehe dem, es wäre nicht gleichmäßig

„Dreizehn Komma Sieben", sagte er auf der linken Seite und „Dreizehn Komma Sieben", sagte er auf der rechten Seite.

Der Junge atmete erleichtert aus. So leise, dass der Genrealinspektor es nicht vernahm. Er wagte es nicht, sich umzudrehen. Auf die schmerzhafte Art hatte er bereits gelernt, dass er nicht die Befugnis besaß, sich zu kehren, und so ließ er weiter geschehen und rührte sich nicht. Dann maß der Generalinspektor von Fußende bis zum Pyjama..

„Zehn Zentimeter!", sagte er knapp. Dann maß er von der Seite zum Pyjama. „Neun Komma Neun."

Die Augen des Jungen vergrößerten sich vor Panik. Wie sollte er den Fehler erklären? Verdammte Nachlässigkeit verfluchte er sich selbst. Er hatte es verdient bestraft zu werden.

Die bedrohlichen Schritte erklangen nun direkt in seinem Ohr. Gleich darauf stand der General vor ihm, blickte ihm tief in die Augen und durchdrang seinen Willen.

„Ich erwarte eine Erklärung!", rief der General in so lauter Stimme, dass das Haus zu beben drohte.

Der Junge schwieg. Er wusste keine Ausrede, selbst wenn er alle Worte dieser Welt kennen würde. So konnte er keines finden, das diesen Fehler erklären und diese Nachlässigkeit sowie diese Disziplinlosigkeit wieder wettmachen würde. In der Erziehung des Generalinspektors standen Zucht und Ordnung geschrieben. Und Letzteres war betont. Alles hatte seine Ordnung, und es war nicht in Ordnung, dass der Pyjama verrutschte. Eine bedrohliche Stille herrschte.

„Willst du mir sagen, dass ich mich vermessen habe?", herrschte der Generalinspektor seinen Sohn an.

„Nein, Sir!", antwortete der Junge.

„Willst du mir erzählen, dass dieser Fehler ein Versehen war?"

„Nein, Sir!", antwortete der Junge erneut.

„Du hast also bewusste Unachtsamkeit erlaubt? Und dir ist bewusst, dass du nicht der Ordnung nachgegangen bist!", die Kälte in der Stimme ließ die Luft gefrieren.

„Ja, Sir!", schrie der Junge. Noch immer hatte er nichts an seiner Haltung verändert. Noch immer wurde er von der Angst in seinen Knochen sowie den eingetrichterten Verhaltensweisen beherrscht und geführt.

Er wusste, was jetzt passieren würde. Der Generalinspektor erhob die rechte Hand und schlug zu. Haut klatschte auf Haut, als der Handballen ungebremst das Gesicht des Jungen verformte und eine rote Fläche hinterließ.

Noch immer waren die Arme verschränkt hinter dem Rücken. Verschlossen und unbewegt, denn hätten sie den Schlag gebremst, so hätte ihm die linke Hand die andere Gesichtshälfte gespiegelt geschmückt. Auch das hatte der Junge bereits auf die schmerzhafte Weise erfahren müssen.

Obwohl das graue Haar kaum noch auf dem Kopf des alten Generalinspektors erkennbar war, hatten seine wuchtigen Hiebe kaum an Stärke verloren. In den zehn Jahren, in denen der kleine Junge nun schon denken konnte, hatte er jeden Schlag genauso schmerzhaft wie den heutigen in Erinnerung.

Der Schmerz brannte wie loderndes Feuer und begann sich auszuweiten. Eine Wärme erreichte seine Stirn und seinen Kopf, die ihm die Tränen in die Augen trieb. Doch auch das Weinen würde bestraft werden, und deswegen kämpfte er wie ein kleiner Soldat die Tränen zurück.

„Für dein Vergehen erwarte ich, dass du die Latrine auf Vordermann bringst. Außerdem wirst du den Rest des Tages mit deinen Studien weiterfahren! Wegtreten!"

„Ja, Sir! Danke, Sir!", rief der Junge und wartete, bis der Vater die Tür schloss. Dann hörte er den Schlüssel auf der anderen Seite, der ihn in diesen Raum einsperrte. Der Generalinspektor würde entscheiden, wann er den Raum verlassen dürfte. Er spürte das brennen in seinen Augen doch er traute sich selbst in dem menschenleeren Raum nicht, seinen Gefühlen Freiheit zu schenken, denn der Inspektor konnte jederzeit zurückkehren.

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