28 - Aufbruch ins Ungewisse

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MO. 5.3.1571

Allmählich kann ich es nicht mehr mit ansehen. Dreieinhalb Monate ist es nun schon her, und die Unruhe lässt sich kaum noch deckeln. Aber vor allem die Trauer von Ludo muss endlich ein Ende haben – auf die eine oder andere Weise ...
Seit Hannes so plötzlich verschwunden ist, ist Ludo nicht mehr er selbst. Er versieht treu seine Pflicht. Er arbeitet, er lächelt, er gibt sein bestes, Hannes Platz würdig zu füllen. Aber sobald sich abends die Tür hinter allen anderen schließt, verstummt er, und tiefe Trauer tropft aus ihm heraus wie aus einem lecken Fass. Er ist blass, er schläft nicht, er wird immer dünner. Er steht am Fenster, starrt in die winterliche Dunkelheit und wartet. Auf Hannes, der nicht kommt. Ich bin der einzige, der dann noch zu ihm darf. Und helfen kann auch ich nicht. Ich soll nur stumm sein Leid mit ihm teilen, damit er nicht wahnsinnig wird.
Doch das Schweigen fällt mir so schwer wie das Warten.

„Ludo. Bei allem Respekt – ich glaube, dass du spüren würdest, wenn Hannes tot wäre. Euer inneres Band ist so fest und innig, du wüsstest es. In all den Träumen, die dich in den letzten Wochen geplagt haben – war Hannes immer auf der Flucht, aber er war nie tot. Ich denke ... Du denkst doch auch, dass er lebt. Aber es gibt einen Grund, warum er nicht von allein heimkehren kann. Lass mich doch endlich suchen, damit du erlöst wirst von der quälenden Ungewissheit. ... Ludo! Lass mich gehn!"
Wie all die Male zuvor schüttelt Ludo auch heute wieder den Kopf.
„Wen habe ich noch, wenn auch du nicht wiederkehrst, Karl? Lass mich nicht auch noch allein! Ich will noch einmal Boten durchs Land schicken. Vielleicht reist er umher und ist inzwischen irgendwo bemerkt worden. Auch Hurtig muss doch auffallen."

Ich senke den Kopf.
Wie kann ich ihm nur klar machen, dass all seine Boten nichts ausrichten können? Sie sind zu unbedeutend. Sie haben keine Autorität. Sie haben so viel herausgefunden. Aber letzten Endes ist Hannes nicht angekommen, wo er hinwollte. Und dort kann nur jemand mit Autorität zum Ziel kommen. Die Berichte waren erschütternd – die Boten waren froh, als sie kehrt machen konnten.
„Ludo, sei vernünftig. Warum sollte auch ich verloren gehen? Hannes ist bei Nacht und Nebel aufgebrochen. Allein. Ohne viel Gepäck. Auf verschlungenen Pfaden. Seine Spur verliert sich an der Grenze. Ich werde mitten durchs Land reisen, ich werde mehrere Diener und Soldaten mitnehmen. Ich werde mich zu behaupten wissen. Ich werde ankommen, und ich werde mich nicht abwimmeln lassen! Einen Pagenstecher schickt man nicht mit Lügen vor die Tür."
„Ich sagte nein! Du wirst hier gebraucht."
Wie weit kann ich mich auflehnen gegen den verzweifelten Freund? Ich MUSS es versuchen.
„Ludo, willst du, dass auch ich bei Nacht und Nebel verschwinde, oder lässt du mich freiwillig gehen? Wir sind es Hannes schuldig. Und ich bin es dir schuldig. Sonst drehst du hier noch durch, das weißt du selbst. Es ist sinnlos, untätig zu warten. Und - SIE werden nicht länger warten."

Seine Schultern sacken herab. Dann lehnt er die Stirn an das kalte Fensterglas, krallt die Hände in die Vorhänge – und beginnt zu schluchzen. Und wieder – wie viel zu oft in den letzten Wochen – stehe ich hilflos bei ihm und kann nichts tun, als ihn zu halten, bis er sich wieder gefasst hat. Nach einer gefühlten Ewigkeit strafft er die Schultern und wendet sich zu dem Tisch, auf dem sich seit Hannes Verschwinden die Papiere angehäuft haben – Landkarten, die Berichte der Boten, Notizen. Er zieht die große Karte aus dem Stapel und breitet sie aus. Mit starrer Miene zeigt er auf einen Punkt. Seine Augen brennen förmlich ein Loch in die Karte.
„Einen Monat. Zu Palmsonntag bist du wieder hier!"
Und – ganz leise.
„Gebe Gott, dass ich bis dahin nicht wahnsinnig geworden bin vor lauter Einsamkeit. Du weißt, was es mir bedeutet, dass du so treu an meiner Seite ausharrst? Ich brauche dich!"

Gemeinsam studieren wir die Karte, verfolgen mit den Fingern die wenigen Spuren, die Hannes hinterlassen hat. Versuchen, sie in Beziehung zu setzen zu seinem Zielort. Wieder lesen wir die Berichte der Boten und suchen nach einem übersehenen Hinweis. Zerbrechen uns zum hundertsten Male den Kopf darüber, warum den Boten ab einem gewissen Punkt seiner Reise nur noch offensichtliche Unwissenheit oder aber eisernes Schweigen entgegen schlugen. Lesen zum tausendsten Male die kurze Notiz, die Hannes in der Nacht seines Verschwindens für Ludo hinterlassen hat. Es ist sinnlos. Ich weiß das, aber Ludo will es nicht wahrhaben. Wir kennen jedes Wort dieser Notizen, jeden Quadratzoll dieser Karte auswendig. Es ist reine Hilflosigkeit, wie ein Ritual, das Hannes zurückbeschwören soll.
„Ich denke, ich werde mich nicht aufhalten mit seiner Reiseroute. Ich werde direkt zu seinem eigentlichen Ziel reisen und dort hartnäckig bleiben. Da ist zu viel Seltsames und Ungereimtes in der Gegend. Ich denke, der Schlüssel liegt dort. Und ich werde mich nicht ankündigen. Ich will sehen, was ich vorfinde, wenn ich überraschend erscheine."

Ludo ist verstummt. Er nickt bloß. Unruhig suchen seine Augen meinen Blick.
„Versprich mir, dass du wiederkommst!"
Seine Stimme, seine Worte sind ein einziges Flehen, so groß ist seine innere Not. Wieder nehme ich den verzweifelten Freund in die Arme.
Was könnte ihm helfen, die Zeit meiner Abwesenheit zu überstehen? Wer könnte ihn ablenken oder ihm Halt geben, damit er nicht verrückt wird vor Sorge?
„Würde es dir helfen, wenn Clara um dich wäre, Ludo?"
Seine Gesichtszüge werden weicher, als ich meine Schwester erwähne. Seine Augen richten sich für einen Moment in die Ferne, sein Körper entspannt sich, er lächelt. Schon lange weiß ich, dass er sie liebt. Und da meine Schwester sich mir immer anvertraut hat, weiß ich, dass auch sie ihn liebt. Sie könnte die einzige sein, die ihm Ruhe und Seelenfrieden verschaffen kann, wenn ich fort bin. Ich weiß allerdings nicht, ob die beiden je miteinander darüber gesprochen haben. Dem Vater erklärt hat sich Ludo noch nicht. Klara auch nicht. Und in Ludos derzeitiger Situation ist das auch gar nicht möglich. Aber ich bin mir sicher, dass Vater dem nicht im Wege stehen wird, wenn es soweit ist.
Zu meiner grenzenlosen Erleichterung geht das Lächeln in ein Nicken über. Er schaut mich an, wirkt tatsächlich weniger traurig. In seine Augen ist ein Funken Leben zurückgekehrt.
„Ja, Karl. Das wäre schön. Wenn Dein Vater es erlaubt ..."
Ich nicke.
„Es wird sich ein Weg finden, ich rede mit ihm."

Wieder schweigen wir eine ganze Weile. Ludo hat sich erneut dem Fenster zugewandt, auch wenn er in der Schwärze der Nacht gar nichts erkennen kann. Seine müden Augen brennen sich in die Dunkelheit.
„Ich weiß allmählich nicht mehr, wie ich sie noch hinhalten soll. Sie drängen mich. Sie wollen eine Antwort. Aber ich ertrage es nicht, ich KANN noch nicht aufgeben."
Ich trete neben ihn und lege ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken.
„Ludo ... Ich werde mich nun verabschieden, noch ist Vater sicher wach, dann kann ich gleich mit ihm reden. Ich will in aller Frühe noch einmal mit den Boten sprechen, und dann sollte ich aufbrechen. Es gibt keinen Grund zu zögern. Und solange ich unterwegs bin, werden sie dich vielleicht noch in Ruhe lassen. ... Danke, dass du mir vertraust."
Ludo blickt nicht auf, er nickt bloß wieder.

Dann gibt er sich einen Ruck.
„Nimm die Berichte und Notizen mit. Vielleicht hilft dir das im entscheidenden Moment. Ich werde dir morgen früh noch ein Empfehlungsschreiben schicken, das dir manche Tür öffnen sollte. Viele sind mir gewogen. Oh – und nimm auch seinen Stallburschen mit. Vier Augen sehen mehr als Zwei."
Ich erhebe mich und sehe ihm fest in die Augen. Ich habe keine Ahnung, ob ich dieses Versprechen einhalten kann. Aber Ludo braucht im Moment, dass ich ihm das gebe.
„Wenn es auch nur eine winzige Spur von ihm gibt – dann werde ich ihn finden – versprochen!"

Kurz sieht es noch einmal aus, als wolle er mich zurückhalten. Er ringt mit sich.
„Karl? Habe ich dir jemals gesagt, was seine letzten Worte zu mir waren, bevor wir in jener Nacht in unsere Betten gegangen sind?"
Ich schüttele den Kopf und warte ab.
„Er ... Er hat mich flehend angesehen, mit Tränen in den Augen. 'Ludo? Bitte, machst du das für mich? Ich kann das nicht, und ich will das nicht. Ich habe das nie gewollt, das weißt du. Bitte!' "
Trauer um den verzweifelten, überforderten Freund und diesen seinen gebrochenen Bruder erfüllt mich. Plötzlich krallt Ludo eine Hand in meinen Ärmel.
„Karl! Ich habe 'nein' gesagt. Darum ist er fort. Wegen mir ist er fort!"

Aber dann gibt er sich einen Ruck.
„Geh! Bevor ich es mir anders überlege. Geh mit Gott und bring ihn mir nach Hause, wenn du irgend kannst!"

Vater war sofort einverstanden, Clara zusammen mit einer Anstandsdame zu Ludo gehen zu lassen. Er macht sich ja genauso viel Sorgen um ihn wie jeder aufrechte Mensch in seiner Nähe. Die Ungewissheit um Hannes und die tiefe Trauer von Ludo berührt jeden mitfühlenden Menschen.


So stelle ich mir Freund Karl vor. Und das oben könnte Ludo sein.

Di. 6.3. a.d. 1571

Aufbruch ins Ungewisse

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages empfange ich die Boten, die Ludo durchs Land geschickt hatte. Dazu Hannes persönlichen Diener und seinen Stallburschen Konrad. Sie berichten mir noch einmal, wie sie Hannes Spur aufnehmen konnten, was sie in Northeim herausfinden konnten – über seine Einkäufe, seine Kleidung, seine Unterkunft, die Richtung, in der er die Stadt verlassen hat. Und wie sich seine Spur im thüringischen Eichsfeld nahe der Grenze zu Grubenhagen verlor. In seiner Notiz an Ludo klang er besonnen – er wolle einfach abschalten und zur Besinnung kommen. Wolle sich in Ruhe seiner Aufgabe stellen. Er werde bald wieder da sein. Doch auf seinem Schloss und Gut ist er nie angekommen.
Konrad berichtet mir wieder, wie Hannes ihn mit der Botschaft voraus geschickt habe, dass und von wo und ungefähr wann er auf seinem Gut eintreffen werde und dass alles bereit sein möge für einen längeren Aufenthalt. Der Bursche ist aber bereits am nächsten Tag von dort zurück nach Hause geschickt worden. Es sei alles bereit, er würde dort nicht mehr gebraucht. Er hat Hannes dort nicht mehr eintreffen sehen. Und er sei zu Stillschweigen verpflichtet worden von dem dortigen Stallmeister. Das habe ihn aber erst gewundert, als hier die Unruhe um sich gegriffen habe, weil Hannes einfach nicht wieder aufgetaucht sei.

Was mir aber wirklich Kopfzerbrechen bereitet, sind die Berichte der Boten, die die ganze Gegend dort abgesucht haben, in jedes Dorf gegangen sind, mit den Vögten gesprochen haben und allerlei Seltsames vorgefunden haben. Auf Hannes Besitz gehe es seltsam zu, sagen sie. Sie seien gar nicht bis zum Verwalter durchgedrungen, seien in der Küche abgefertigt worden. Die Stimmung in der Stadt sei bedrückt gewesen. Menschen, Vieh und Dörfer in seinem Lehen seien in einem schlechten Zustand gewesen. Die Menschen um das Gut und in den Dörfern hätten offensichtlich Angst vor diesem Verwalter gehabt. Vor allem in der Grenzgegend zwischen dem Eichsfelder Ort, wo sich Hannes Spur verliert, und seinem Gut seien die Menschen sehr verschlossen gewesen.
Aber nicht mit mir!

Entschlossen verabschiede ich mich von Vater und Schwester, steige auf mein Pferd und mache mich mit meinem Diener Kahn, Hannes Stallburschen Konrad und drei berittenen Wachen auf, um Hannes zu finden. Ich reite grade nach Südosten, direkt auf mein Ziel los. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass nur dort das Geheimnis zu lösen ist. Am ersten Tag komme ich – auf viel direkterem Wege als Hannes – ins Braunschweigische bis Northeim und nehme dort Quartier in derselben Herberge, in der auch Hannes untergekommen sein soll. Es ist eine versteckte kleine Spelunke. Billig, duster und kalt. Es hatte einige Mühe gekostet, die Herberge aufzuspüren und dem Wirt Antworten zu entlocken. Am Ende hatte sich herausgestellt, dass Hannes den Wirt dafür bezahlt hatte, dass der ihn verleugnet.

Am nächsten Morgen weicht mein Weg ab von dem, den Hannes gewählt hat. Während er sich nach Süden ins Eichsfeld gewandt hatte, reise ich weiter gen Südost immer der Grenzstraße entlang bis zur Katlenburg. Der Weg ist mühsam für die Pferde, tief aufgeweicht, und wir kommen nur langsam voran. Die Schneeschmelze und die Frühjahrsregen haben alle Wege matschig gemacht, und immer wieder müssen wir Pausen machen. Joseph, Ruven und Benjamin, unsere Wachmänner, freunden sich schnell mit Konrad an. Auch wenn der Zweck der Reise kein schöner ist – es tut gut, aus dem in Trauer und Sorge erstarrten Haushalt von Ludo herauszukommen und vier junge, lebhafte Männer um mich zu haben. Sogar mein sonst so stiller Kammerdiener taut in dieser Stimmung etwas auf.

An unserem Ziel werden wir freundlich aufgenommen. Der Burgherr auf der Katlenburg kann sich an die Boten erinnern, die Ludo geschickt hatte. Aber dem Grafen ist in der Zwischenzeit auch kein weiterer Hinweis eingefallen oder zugetragen worden. Zumindest in seinem Zuständigkeitsbereich sei in all den Monaten nichts Seltsames vorgefallen.

Bei einem entspannten Glas Wein vor dem knisternden Kamin frage ich ihn schließlich nach dem Nachbarlehen. Nach dem Verwalter dort, nach seinem Eindruck von diesem Mann. Er zögert etwas.
„Nun ja ... Die Minnigerodes haben immer Nähe zum Volk gelebt, haben ein Waisenhaus, eine Schule aufgebaut, haben darauf geachtet, dass es den ihnen anvertrauten Menschen gut geht. Wir haben uns von Zeit zu Zeit besucht. Kurz nachdem Frau Agnes von Minnigerode gestorben war, ging der alte Verwalter in den wohlverdienten Ruhestand. Es wurde ein neuer Verwalter eingestellt. Und seitdem ist einiges anders geworden. Er hat keinen Kontakt zu Nachbarn gewünscht, hat einmal im Jahr seinem Lehnsherrn Bericht erstattet und hat das Volk nicht gut behandelt. Als die Leiterin des Waisenhauses, eine Freundin der Frau von Minnigerode, starb, wurde die Schule geschlossen. Ich habe mir sagen lassen, dass er mehrfach die Steuern erhöht hat und dazu noch reichlich willkürlich damit umgeht."
Das macht mich stutzig, denn Ludo und ich haben wirklich alle Aufzeichnungen über Gieboldehusen durchforstet, auch die jährlichen Berichte des Verwalters.
„Das ist seltsam. Wir haben alle Unterlagen durchgesehen, damit ich vorbereitet auf diese Reise gehen kann. Dort sind keine Steuererhöhungen vermerkt. Und die Kosten für die Schule und das Waisenhaus sind auch weiter geführt. ... Habt Ihr den Mann jemals selbst erlebt?"
Graf von Katlenburg schüttelt den Kopf.
„Er verlässt das Schloss fast nie, er hat für alles seine Untergebenen, die er ins Land schickt. Und Einladungen spricht er nicht aus. Das Lehen ist ... abgeschottet? Er schaltet und waltet, und niemand schaut ihm auf die Finger."

Ich bitte darum, zwei Nächte bleiben zu dürfen, was mir gerne gewährt wird. Also richte ich mich ein wenig ein und beginne gleich am nächsten Morgen, die nächsten Grenzstationen zum Eichsfeld anzusteuern und die dortigen Grenzer auf beiden Seiten zu befragen. Das hatten die Boten von Ludo nicht so offen tun wollen. Aber zumindest die auf der Grubenhagener Seite sollten mir doch Auskunft geben müssen.
In Lindau erfahre ich als erstes, dass es neuerdings verschärfte Vorschriften gebe, weil der Schmuggel sonst überhand nehme. Die Zöllner beider Seiten versuchen dann ehrlich, irgendeine Erinnerung an einen einzelnen gut betuchten Reiter aus ihrem Gedächtnis zu graben. Aber alle Reisenden, die im November hier waren, waren Bauern oder Geistliche oder schlicht Menschen, deren vage Beschreibungen beim besten Willen nicht auf Hannes passten. Einer war klein und dick, der zweite fuhr mit seiner Frau in einer Kutsche und war viel zu alt. Und der Dritte saß auf einem Schimmel. Aber Hurtig ist ein Brauner. Und wenn ich eines weiß, dann, dass Hannes sich niemals von Hurtig trennen würde. Er ist mit Hurtig abgereist, also ist er auch mit Hurtig angekommen. Wo auch immer ...

Mein nächster Weg führt mich nach Bilshusen, dem letzten Ort, der zur Grafschaft Katlenburg gehört. Diese Grenzer sind ziemlich schlecht gelaunt und nicht sehr auskunftsfreudig. Aber eine interessante Information gibt es doch. Kurz nach dem zweiten Advent hat es ein Stück weiter die Grenze hinunter eine riesige Aufregung gegeben, weil wohl mal wieder Schmuggler über die Grenze sind. Es habe Schüsse gegeben. Und der Zollhauptmann der Eichsfelder sei dann wutschnaubend zum Verwalter des nächsten Lehens auf Grubenhagener Seite, nach Gieboldehusen gerauscht und habe alles aufgescheucht, was Beine hatte. Die armen Dörfler in der Gegend seien ziemlich wüst drangenommen worden auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen auf Schmuggel. Das Dorf am nächsten zur Grenze sei förmlich bis auf die Grundmauern auseinandergenommen worden, das Unterste sei zu oberst gekehrt worden. Und dann sei der Verwalter erhobenen Hauptes wieder nach Norden gefahren, weil sich nichts gefunden habe, während der Eichsfelder Hauptmann mit verkniffenem Gesicht zurück ins Eichsfeld geschlichen sei. Nun taut der Mann doch auf. Und als ich ihm ein warmes Bier spendiere, lässt er sich sogar dazu herab, über die Reisenden von Mitte November nachzudenken. Aber an einen gut gekleideten Herren auf einem braunen Ross kann auch er sich nicht erinnern.

Unverrichteter Dinge muss ich schließlich kehrt machen, um vor der Dunkelheit zurück auf der Katlenburg sein zu können. Der dann nächste Grenzübergang gehört schon zu Hannes Lehen. Aber da werde ich erst später Nachforschungen anstellen. Nun will ich zunächst direkt auf sein Schloss und mir ansehen, was die Boten da so verschreckt haben kann. Irgendwo hier ist Hannes „verloren" gegangen. Aber dass er tot ist, glaube ich erst, wenn ich seine sterblichen Überreste sehe. Diese Gegend birgt ein großes, seltsames Geheimnis.

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7.1.2022

Endlich mal ein Kapitel ganz ohne Dialekt.
Ich genieße es, dass ich dieses Gehampel
mal nicht machen muss!

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