Auftakt: Der Anfang vom Ende

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Er spürte, wie sich die Strömung um ihn herum allmählich änderte und blickte nach oben, wo weit weg die Oberfläche des Sees schimmerte. Endlich machte sich der herannahende Frühling bemerkbar, indem das Licht der Sonne die glatte Wasseroberfläche erwärmte, sich brach und tanzende grüne Lichter auf den Seegrund schickte. Kurze Erleichterung durchfuhr ihn bei diesem Anblick, denn der Winter war kalt und eine harte Probe für den Schwarm gewesen. Aber sie hatten nur drei von den Alten verloren. Das war gut. Manch andere Winter waren es mehr gewesen, schlimmer sogar, wenn es die kleinen Quappen getroffen hatte.

Kurz huschte sein Blick nach hinten wo die Kleinen spielten, die noch zu jung waren, um an der Schwarmversammlung teilzunehmen. Dann glitt seine Aufmerksamkeit wieder nach oben, um endlich zu entdecken, was die Strömungsänderung verursachte: Ein kleines Schiff, das auf der ruhigen Oberfläche dahinglitt und einen Schatten auf den Grund des Sees warf. Auch wenn man von diesem Boot aus kaum bis zu dem steinigen Sand hinunter sehen konnte (er wusste es, er hatte es einmal aus purer Neugierde geprüft), so konnte man von unten sehr wohl den hölzernen Bug sehen, der tief im Wasser lag. Vielleicht Fischer, vielleicht Händler, vielleicht ein Transport von Kohlen oder Steinen.

Menschen brauchten so viel davon.

Da spürte er, wie die Hand seiner Mutter, die glatt in der seinen lag, mahnend fester zugriff, damit er sich wieder auf die Schwarmversammlung konzentrierte. Innerlich seufzte er. Er hatte nicht ansatzweise Lust auf dieses Palaver. Doch es war nun einmal Tradition und Pflicht, dass einmal im Monat, am Tag nach Neumond der ganze Schwarm zusammenkam und berichtete. Dann schwebten sie alle nahezu reglos über dem Grund des Sees. Dutzende Körper, die einen ebenmäßigen Kreis bildeten und sich bei den Händen hielten, um dem Gedankenstrom zu lauschen, der durch alle Beteiligten glitt, oder eigene Gedanken beizusteuern. Fast hätte man meinen können, sie seien aus Stein gehauen, wenn nicht ihre Haare gewesen wären, die sich langsam und beständig wie Seealgen mit der Strömung bewegten. Wenn er das Bild so sah und sich vorstellte, wie es von oben aussehen musste, war es wohl gut, dass die Blicke der Menschen nicht bis zu den Flussmenschen auf den Grund des Sees reichten. Sonst hätte es wohl schon vor langer Zeit wieder Krieg gegeben.

Die Versammlung des Schwarms war sowieso vorbei, endlich.

Fast vorbei. Denn als er schon Anstalten machte, sich aus dem Kreis und damit dem fließenden Gedankenstrom Aller zu lösen, hielt seine Mutter seine Hand plötzlich noch fester, krallte sich regelrecht darin fest, sodass er zum Bleiben gezwungen war. Somit hörte er auch noch den letzten Gedanken, der in dieser Schwarmversammlung durch den Kreis Aller glitt und zur Diskussion gestellt wurde. Obwohl es nichts daran zu diskutieren gab, denn es war seine Mutter, die ihn äußerte.

>>Gemäß unseren Traditionen braucht mein Sohn eine Braut.<<

Ach verdammt.

_________________

Lichtis Quatschecke:

Ehre, wem Ehre gebührt: Das Bild ist von einer Seite, die sich unsplash.com nennt, wo Menschen ihre Bilder hochladen und jedem kostenfrei zur Verfügung stellen, mit der Bitte, den Urheber zu nennen. Dieses Foto wurde von Christian Palmer aufgenommen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro