Kapitel 6.2 - Was Du geworden bist

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gewidmed NeeraShadow,

weil einfach ... WOOOOWWWW! wie cool, dass Du das hier immer noch liest! <3

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Ich seufzte geschlagen, steckte mein Messer in die Scheide an meinem Gürtel und blieb abwartend, wo ich war. Ich sah nicht ein, warum ich ihm auch nur einen Flossenschlag entgegenkommen sollte.

Einen Moment lang sahen wir uns nur an. Weil ich dieses Kinderspiel nicht länger führen wollte, flog mein Blick von seinen dunklen Haaren über seine lange, kraftvolle Flosse, die im fahlen Licht des vergleichsweise flachen Wassers silber-blau schimmerte, hin zu der dreieckigen Musterung, die sich an seines Seiten entlang zogen.

Dann kam Zac näher und streckte mir vorsichtig seine Hand entgegen.

Mehr als unwillig legte ich meine Fingerspitzen in seine offene, mit Schwimmhäuten überzogene Handfläche. Und obwohl seine gedankliche Mauer stabil zwischen uns stand, spürte ich einen Hauch dessen, was er fühlte - Erleichterung.

Verfluchtes Gespür. Als ob ich das wissen wollte. >>Nun? Was willst du?<<, knurrte ich ihn schroff an und ignorierte alles, was ich von seiner Seite aus wahrnahm.

Zacs Schultern strafften sich. >>Ich wollte dir geben, was rechtmäßig dir gehört.<<

>>Meine Freiheit?<< In Gedanken versuchte ich meine Stimme so lieblich und ironisch klingen zu lassen, wie nur möglich.

Natürlich verzog er keine Miene. Trotzdem huschte das Äquivalent zu einer erhobenen Augenbraue durch unsere Gedankenverbindung. >>Nein<<, antwortete er nüchtern.

Um nicht in meiner aufkochenden Wut zu ertrinken und irgendetwas komplett Dummes zu tun, schielte ich zu Tiane, die sich wieder ihrer Arbeit gewidmet hatte. Jedoch verrieten ihre kurzen Seitenblicke, dass sie uns nicht aus den Augen ließ. Privatsphäre war hier ein rares Gut. Daher war ich auch absolut sicher, dass Tiane sehr wohl die kleine Kette sah, die Zac mir entgegenstreckte.

>>Ich wollte dir das hier geben.<<

Fasziniert starrte ich auf das Schmuckstück aus geflochtenem Fischnetzgarn, das in seiner Handfläche lag. Daran befanden sich neben ein paar Perlen und hübschen Steinchen auch eine unscheinbare, schwarz-blaue Muschel, die eigentlich nur deshalb auffiel, weil sie genau mittig angebracht war. Ich runzelte die Stirn.

Irgendwoher kannte ich dieses kleine Ding, das nun fast schwerelos zwischen uns zu schweben schien. Die Strömung hätte sie weggetragen, hätte Zac die Kette nicht festgehalten.

Dann machte es Klick.

>>Das sind Els' Schulden<<, flüsterte ich in unseren Gedanken. >>Was soll ich damit?<< Intuitiv rückte ich ein Stück weiter weg von dieser Kette. Els. Der Flussmann vom Schwarm der Lore-Flüsse machte mir noch immer Angst. Neben allem anderen besuchte auch er mich noch häufig in meinen Alpträumen, fiel wieder und wieder in meine Gedanken ein, um meinem wehrlosen Geist alles an Privatsphäre und Informationen zu entreißen, wie es ihm beliebte. Jedes Mal wachte ich mit rasendem Herzen und einem Gefühl von überwältigender Hilflosigkeit auf.

Ich hasste dieses Gefühl.

Ich hasste Els dafür, dass ich es wegen ihm noch immer hatte. Und noch mehr hasste ich, dass er mit diesen Informationen seinen Schwarm zu einem Überraschungsangriff hierher geführt hatte. Wir hatten sie zurückschlagen können. Doch der Kampf war ebenso sinnlos gewesen, wie all die Verletzungen, die die Leute davongetragen hatten.

>>Bereust du es?<<, riss mich Zac mit fast schon sanfter Stimme aus meinen Gedanken.

>>Dass ich dich an einem Rachemord gehindert habe, als du die Chance dazu hattest?<<

In meinen Gedanken schnaubte ich, als ich an die pure Mordlust zurückdachte, die durch Zacs Geist geflossen war, während er auf Els eingeschlagen hatte. >>Nein.<<

Fast glaubte ich so etwas wie ein Lächeln in unserer Gedankenverbindung zu spüren. >>Und genau deshalb ist die Blutschuld in der Muschel dir gewidmet. Du kannst sie jederzeit von ihm oder seinem Schwarm einfordern. Ganz egal ob jetzt oder deine Nachfahren in 120 Jahren. Eine Blutschuld verliert niemals an Wert.<<

Mir wurde schon wieder flau im Magen bei diesen Worten. Ich wollte nichts mehr mit Els zu tun haben. Nie wieder. Nicht nach dessen Gedankeninvasion. Nicht nach dessen Schlägen. Nicht nach dessen Entführungsversuch. In meinen dunkelsten Stunden wünschte ich mir sogar, ich hätte Zac nicht davon abgehalten, weiter auf Els einzuschlagen, ganz egal, ob das unsere Schwärme in einen Kleinkrieg geführt hätte.

Doch das war Rache nicht wert. Demonstrativ schob ich seine Hand, die das Schmuckstück hielt, von mir weg. >>Ich will es aber nicht.<<

Zac musste gespürt haben, woran ich dachte, denn wieder geisterte dieses sonderbar sanfte Gefühl zu mir herüber und er streckte mir die Kette abermals entgegen. >>Es ist deines und du kannst damit tun, was du willst. Wegschmeißen. Verschenken. Tragen. Es gehört dir.<<

Frustriert seufzte ich auf. Ganz offensichtlich würde er keine Ruhe geben. Also nahm ich die Kette nun doch entgegen. In der Strömung wog sie fast nichts. Und doch hing da ein Leben dran. Das ich jetzt dieses Ding mein Eigen nennen sollte, erschien mir so befremdlich als würde eine Wasserschnecke mit mir über Artenvielfalt in den Flüssen diskutieren. Andererseits sprach ich gerade mit Zac. Der war nicht so weit weg von einer Wasserschnecke.

Gerade wollte ich etwas entsprechendes sagen, als mein Blick an Zacs wie üblich nackter Brust hängen blieb. Nackt, bis auf die kleine schmucklose Haifischzahn-Kette, die da wie eh und je friedlich in der Strömung trieb. Unwillkürlich huschte mein Blick zu der Muschelkette in meiner Hand und wieder zurück zu Zacs Kette.

Mühevoll schluckte ich meine Beleidigungen für ihn herunter und konzentrierte mich auf das Wesentliche: >>Wessen Blutschuld ist das?<<

Treffer.

Ich sah es daran, wie sich seine Schultern und sein Kiefer anspannte, wie er kurz zur Seite blickte und dann zu einer Antwort ansetzte. Doch bevor er sprechen konnte, unterbrach ich ihn kühl: >>Fang jetzt bitte nicht mit Varons Geschichte an. Von wegen, ihr seid ins Meer geschwommen und habt mit einem Hai gekämpft oder so. Als ob du wegen ein bisschen Nostalgie Schmuck tragen würdest.<<

Da blieb er still.

>>Nun?<<

Wo gerade noch etwas Sanfteres in seinen Gedanken geflossen war, war nun wieder kühle Distanz. >>Ich wüsste nicht, was dich mein Leben angeht<<, schnappte er unwirsch, was mich wieder wütend machte.

Wie alles an ihm. Seine Stimme, sein Aussehen, selbst diese lächerliche Geste, sich durch die Haare zu fahren. Wäre der Versuch nicht zwecklos, ich hätte ihn dafür erwürgen können. Ruckartig zog ich meine Finger aus seiner Hand zurück. Auch wenn Tiane dadurch jedes Wort unserer weiteren Unterhaltung mitkriegen sollte. Es war mir egal. Ich ertrug seine Berührung nicht einen Moment länger.

>>Oh das ist witzig<<, meine Stimme klang selbst in meinen Ohren fremd und überreizt. >>Du hast recht. Es ginge mich rein gar nichts an - wenn du mich nicht in diesen von allen Göttern verlassenen Tümpel mitgeschleift hättest! Dann hättest du all deine blöden Geheimnisse für dich behalten können. Aber du hast mich mitgenommen. Du hast mich nicht einmal gehen lassen, als die Chance da war. Jetzt leb' damit, dass ich es so unglaublich leid bin, mich ständig von dir und den anderen abbügeln zu lassen.<<

Einen Moment lang starrten wir uns nur an. Und dann obwohl wir uns nicht einmal berührten, fing ich ein Gefühl von ihm auf. Ich hasste dieses Gespür. Trotzdem konnte ich es nicht ignorieren, denn so hatte ich es so noch nirgends gespürt, schon gar nicht von ihm - Bedauern.

>>Senga, ich<<, setzte er an und schien nach Worten zu suchen. >>Das mit deinem Vater tut mir leid.<<

Zu verblüfft, um etwas zu sagen, starrte ich ihn einfach nur an.

>>Jetzt kommst du damit?! Das meinst du doch nicht ernst, oder?!<< Das waren nicht meine Worte, sondern die von Tiane. Nichtsdestotrotz stimmte ich ihr aus vollsten Herzen zu. >>Vorher nachdenken würde dir echt mal gut tun!<<

Zac hingegen wedelte unwirsch in Tianes Richtung, ehe er mir wieder eine Hand entgegenstreckte. >>Senga. Können wir das unter uns klären - bitte?<<

>>Du musst nicht, Senga. Keiner wird dich zwingen, das weißt du, oder?<<, schaltete sich Tiane leidenschaftlich dazwischen, noch ehe ich eine Antwort geben konnte. Das sie sich so für mich einsetzte, obwohl wir uns kaum kannten, ließ ein warmes Gefühl der Geborgenheit durch meine Adern rinnen. In den vergangenen Zyklen hatte ich mich sehr oft allein gefühlt und mich abgekapselt. Und trotzdem gab es noch immer Leute im Schwarm, die mir trotz allem noch zur Seite standen. Einmal mehr fragte ich mich, ob ich wirklich so allein war, wie ich mich zuweilen fühlte. Und ob ich diesen Sprung zurück zum Schwarm schaffen konnte, wenn ich nur wollte.

Und ob ich überhaupt wollte.

Aber jetzt lächelte ich erst einmal Tiane zu - und es fühlte sich noch nicht einmal gezwungen an. >>Danke. Aber das geht schon. Ich habe keine Angst vor ihm.<<

Das war wahr - trotz allem war ich mir noch immer sicher, dass Zac mir niemals körperliche Gewalt antun würde. Also straffte ich mich innerlich und wandte mich wieder an den Flussmann, als ich resolut nach seiner Hand griff: >>Aber Tiane hat Recht - dass du jetzt damit kommst, ist fast schon lachhaft. Hättest du dir das nicht überlegen können, bevor du meinem Vater den Speer ins Bein gerammt hast?<<

Ich spürte seine Unruhe, genau wie er meine Bitterkeit. Abermals fuhr er sich durch die losen im Wasser schwebenden Haare. >>Ja. Vielleicht. Aber ich - ich konnte nicht. Senga, ich hatte Angst, dich zu verlieren. Ich wollte ... Ich konnte ... Ich liebe dich, Senga. Immer noch.<<

Sprachlos starrte ich ihn an, unfähig, dem Chaos in meinem Kopf irgendwie Herr zu werden. Es war das erste Mal, das einer von uns dem, was da zwischen uns gewesen war, einen Namen gab.

>>Du weißt, das ich dir nie schaden wollte - oder könnte. Bitte. Können wir nicht...?<<, fragte Zac leise in unserer Gedankenverbindung und griff meine Hand etwas fester. Nach einem kurzen Zögern, ging er sogar soweit, seine Finger mit meinen zu verschränken.

Ich fühlte mich noch immer so paralysiert von diesem Geständnis, dass ich nicht einmal die Geistesgegenwart hatte, meine Hand wieder zurückzuziehen. Stattdessen spürte ich unsere Gedankenverbindung stärker als jemals zuvor, als er alle seine Mauern fallen ließ und mich direkt in seinen Geist einlud.


Es lag alles blank vor mir. Seine Schuldgefühle, sein Bedauern, die Zweifel. Ich schluckte, während ich all die Dinge fühlte, die er fühlte. Er vertraute mir sein ganzes Selbst an. Ich wusste sogar, was er sagen würde, noch bevor sich die Worte in seinem Geist formten.

>>Senga, bitte glaub mir. Es war - Ich wollte nichts Böses!<<

Seine Stimme hallte unglaublich traurig in meinem Kopf wieder, mehr noch, ich spürte seine Traurigkeit, genauso wie ich jeden Tag meine eigene Trauer über den Verlust meiner Familie, meines Lebens spürte. Doch unter all dem spürte ich noch mehr. Hinter all der Resignation, der Wut, der Schuld konnte ich trotz allem seine Liebe zu mir spüren, unverstellt und ehrlich. Ja. Ich glaubte ihm. Niemand könnte sich selbst so öffnen, so verwundbar machen und dabei lügen.

Aber ich konnte ihm nicht verzeihen.

>>Woher wusstest du, wo ich mich mit meinem Vater treffen würde?<<, flüsterte ich in unsere Gedanken.

Augenblicklich warf mir sein Geist die verschiedensten Assoziationen zu meiner Frage entgegen und all die Antworten lagen vor mir, wie die sprichwörtliche Schokolade auf dem Silbertablett.

Zac prallte zurück.

Ich prallte zurück.

Sofort zog er all seine Mauern wieder hoch.

Aber was ich gesehen hatte, reichte mir, entsetzte mich.

>>Varon?!<<, schrie ich ihn an und wusste, dass es die Wahrheit war, denn das war es, was ich in seinen Gedanken gesehen hatte. >>Du hast Varon auf mich angesetzt? Der ganze Schwarm hat Varons Gedankenschleicherei auf mich angesetzt?!<<

Einen Moment noch hielt Zac die Gedankenverbindung und ich spürte sein Entsetzten darüber, wie ich seinen Vertrauensbeweis mit Füßen getreten und ausgenutzt hatte. Wie ich Zac genau das angetan hatte, was Els mir einmal angetan hatte.

Wofür er Els hatte töten wollen.

>>Dann stimmt es, was sie sagen<<, flüsterte er schließlich leise und unendlich enttäuscht in meinen Gedanken. >>Ein Gespür kann man nicht nur aus Liebe heraus entwickeln, sondern auch aus Hass.<<

>>So scheint es<<, antwortete ich kühl und auch wenn ich seine Gefühle kaum noch spürte, sah ich dennoch, wie er bei diesen Worten leicht zusammenzuckte.

Es tat mir nicht einmal leid.

Zu sehr kreisten die Antworten, die ich eben gefunden hatte, in meinen Gedanken. Varon. Einer der wenigen Flussmenschen im ganzen Schwarm, die problemlos jede Mauer umgehen konnten, wenn sie es wünschten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, hätte mich nicht von seiner Aussage, dass er das nicht tat, weil er es selbst hasste, blenden lassen dürfen. Vor allem hätte ich nicht so verzweifelt nach einem Freund suchen dürfen. Jetzt war ich schlauer.

Schließlich seufzte er leise in unserer Gedankenverbindung und es klang, als würde er sich mit der Last der Welt auf seinen Schulten abfinden. >>Du bist hart geworden, Liebes.<<

Mit ausdruckslosem Gesicht starrte ich auf den Flussmann vor mir. >>Ich bin das, wozu ihr mich gemacht habt.<<

Dann wandte ich mich ab - und dieses eine Mal ließ er mich gehen.


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Lichtis Quatschecke:

Soooo... jetzt liegen endlich alle Karten auf den Tisch. Also zumindest die Meisten. ;)

Außerdem sind wir jetzt bei etwas weniger als der (geplanten) Hälfte dieses Teils! :D Das Meiste davon ist tatsächlich auch schon fertig. (Yippieh!)

Aber ich habe festgestellt, dass ich echt schlecht darin bin, zu schreiben und gleichzeitig irgendwas zu veröffentlichen. :( Auch wenn es keinen vernünftigen Grund dafür gibt, stresst mich das und mein Unterbewusstein reagiert dann ganz kindisch mit: "Meeeeh!!! =_= Keine Lust zu schreiben! Määääääääh!!!!"

D:

Daher hab ich jetzt beschlossen, den Teil zu pausieren, bis ich ihn abgeschlossen hab. Das mache ich vor allem, um mir selbst den Spaß am Schreiben nicht zu nehmen. Ich hoffe, ihr versteht das und nehmt es mir nicht zu schwer. Wenn alles gut geht, dann dauern die letzten Kapitel hoffentlich nicht mehr all zu lang. (Daumen drücken!) :D

Auf jeden Fall hoffe ich, euch wiederzulesen, sobald es weiter geht!

Bis dahin wünsche ich euch alles erdenklich Gute!

Bis bald!

Lichti! :D

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