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14.November 1916

Ungeduldig reißt Elise bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen die Tür des Schlafzimmers auf und klopft auf das Holz, bevor sie ruft: „Harry du musst aufstehen, der Laster kommt bald."

Der Mann regt sich kein Stück, obwohl er hellwach ist, da er weiß, dass die Zeit gekommen ist. Die Zeit, Deutschland hinter sich zu lassen und – hoffentlich – lebendig in seiner Heimat anzukommen. Falls England überhaupt noch sein Zuhause ist, denn laut seiner Mutter ist es dort, wo sein Herz sich wohlfühlt.

Sein Herz fühlt sich bei Elise wohl.

„Harry du bist wach, also schwing deinen Hintern aus dem Bett.", fordert Elise ihn erneut auf und geht auf das Bett, in dem er liegt, zu. Sie lässt sich auf dessen Rand nieder und streicht ihm die Haare aus dem Gesicht, um ihm in dieses blicken zu können. Seine Augen sind zusammengekniffen, die Lippen fest aufeinandergepresst.

Abrupt zieht die Frau die wohlig warme Decke von Harrys Körper, woraufhin er diesen wie einen Embryo zusammenrollt. „Lass mich schlafen.", murrt er wütend und fischt mit einer Hand blind nach dem großen, dicken Leintuch, erwischt es jedoch nicht, da Elise es auf den Boden geworfen hat. Somit bringt sie ihn dazu, endlich seine Augen zu öffnen.

„Du kannst bald in Ruhe in Kingston schlafen.", lächelt sie ihm ermutigend zu und steht wieder auf. Eine Hand in seine Richtung ausgestreckt verharrt sie direkt vor dem Bett und wartet darauf, dass Harry sich endlich aufrichtet.

Während er dies endlich macht und die Füße auf den Boden stellt, nuschelt er beinahe unverständlich: „Ich will aber nur bei dir schlafen." „Bald.", versichert Elise ihn und allein durch dieses eine Wort bringt sie ihn dazu, aufzustehen und mit ihr gemeinsam zu der Tür zu gehen.

Ihre Finger sind fest ineinander verschränkt, als die Beiden nebeneinander die Treppen hinuntersteigen. Das Radio, das auf dem kleinen Tisch in dem Wohnzimmer steht, spielt fröhliche Musik, gerade laut genug, um sie zu hören.

„Wann muss ich gehen?", fragt Harry, als sie in der Küche angekommen sind. Widerwillig lässt er die Hand der Frau los, damit sie Wasser in eine Kanne füllen und diese auf den Herd stellen kann.

Nachdem Elise einen Blick auf die Uhr direkt über der Tür geworfen hat und einen Teesieb in ihre noch leere Tasse gegeben hat, antwortet sie: „In einer viertel Stunde. Du hast die ersten drei Male meine Versuche, dich aufzuwecken ignoriert." Ihr Blick ist starr auf das Wasser, das langsam zum Kochen gebracht wird, gerichtet, da sie es nicht übers Herz bringt, in diese grünen, von Trauer geprägten Augen zu sehen. „Du kriegst im Flugzeug essen. Wäre es daher ok für dich, wenn ich mir das Brot für später aufhebe?", redet sie auf Harry ein, der genau in diesem Moment wieder nach ihrer Hand greift und ihre Finger miteinander verschränkt.

„Elise, das ist gar kein Problem. Bitte iss wieder mehr, wenn ich weg bin.", weist der Mann sie an, bevor sie einhändig das kochende Wasser in ihre Tasse gießt. Sie küsst seine von Stoff bedeckte Schulter und lehnt anschließend ihren Kopf gegen diese, atmet tief seinen Geruch ein, der ihr im Laufe der Zeit zu einem Gefühl der Sicherheit sowie Wohligkeit geworden ist.

Mit geschlossenen Augen verharrt Elise in dieser Position, bis Harry sie in seine Arme zieht und fest umarmt. „Ich werde dich vermissen.", murmelt er gegen ihre Haare und legt anschließend seine Lippen auf die schwarzen Locken.

„Ich werde dich auch vermissen.", haucht die Frau nahe den Tränen, wodurch ihre Stimme am Ende des Satzes abbricht. Sie beißt sich fest auf die untere Lippe, um sich vom Weinen abzuhalten und kneift die Augen fest zusammen. Nachdem sie sich geräuspert hat, fügt sie hinzu: „Verspricht mir aber bitte, dass wir uns nicht übertrieben verabschieden."

„Was sollen wir sagen? Also als Abschied.", fragt Harry nach und streicht sanft mit beiden Händen über ihren Rücken.

Elise lehnt sich nach hinten, um ihm ins Gesicht sehen zu können und antwortet: „Bis bald." „Wir werden uns wirklich bald wiedersehen?", spricht der Mann seine Zweifel auf, bevor er sich davon abhalten kann.

„Hoffen wir es.", lächelt sie ihm zu, ihr Kopf dreht sich ruckartig zu der Tür, an der ihn diesem Moment geklopft wird.

„Elise, ich bin's, Carl! Du weißt schon, wieso ich bin hier bin, oder?", ruft eine Person außerhalb des Hauses. Die Frau tritt einen Schritt zurück, um sich aus Harrys Umarmung zu lösen und fordert diesen auf: „Hol bitte deinen Koffer und beeile dich dabei."

Ohne Widerrede verlässt Harry die Küche und stürmt die Treppen hinauf zu dem Schlafzimmer. Er packt das Gepäckstück, das auf dem Sessel rechts neben der Tür zu dem Raum steht und lässt seinen Blick ein letztes Mal über die Möbel gleiten. Schnell dreht er sich wieder um und schreitet den Gang entlang, sieht zu den Bildern und Gemälden, die auf den Wänden hängen.

Schließlich kommt der Mann wieder bei den Stufen an und steigt diese hinunter, nur, um an der Haustür einen Fremden stehen zu sehen. Dessen dicker Bauch wird bedeckt von einem dicken, komplett zugeknöpften Mantel. Nur mehr wenige, graue Haare bilden einen Kranz auf seinem Kopf und auch die vielen Falten in seinem Gesicht deuten darauf hin, dass er älter ist.

Die braunen Augen des Unbekannten richten sich auf Harry, als dieser sich nähert und schließlich neben Elise steht. „Ah, du bist also der Deserteur, der nach Hause will.", stellt der Mann fest, sein schwerer, britischer Akzent prägt das gesprochene Deutsch. Er streckt seine rechte Hand aus und stellt sich vor: „Nenn mich doch Carl, wir werden auf der Reise genug Zeit miteinander verbringen, also können wir auch gleich die Höflichkeitsformen lassen."

„Freut mich, Carl. Ich bin Harry.", begrüßt er den älteren Herrn und schüttelt dessen Hand. Allein das warmherzige Lächeln, geprägt von Lachfalten rund um seine Augen sowie der wache Blick lässt Harry entspannen und die Angst vor der Rückkehr nach Hause ausblenden.

Er sieht wieder zu Elise, deren Blick schon längst auf ihm liegt. Sie platziert eine Hand auf seinem Rücken, mit der anderen greift sie nach seiner Jacke auf einem der Kleiderhaken und schiebt mit einem Fuß seine Schuhe zu ihm. „Zieh dich an, wir wollen Carl und die Anderen doch nicht allzu lange warten lassen.", weist sie Harry an und reicht ihm das warme Kleidungsstück.

Während der Mann ihrer Aufforderung folgt, fragt er mit gerunzelter Stirn nach: „Wer sind die Anderen?" „Natürlich die Anderen, die ebenfalls nach Groß Britannien wollen. Wir werden auf der Reise Begleitung von acht Männern und vier Frauen haben.", erklärt Carl ihm und wendet sich von ihm ab, um die Terrasse zu überqueren.

Schnell folgen Harry und Elise ihm, gehen direkt auf einen Laster zu, der schlicht weiß gehalten wurde. „Die Fahrt zum Flugplatz wird ein wenig holprig und unangenehm, aber dafür wird sich der Flug wie ein entspannendes Nickerchen anfühlen.", redet der ältere Mann auf die beiden ein und nimmt dem jüngeren seinen Koffer ab. Er öffnet die Hintertür des Fahrzeugs und stellt das Gepäckstück in dem Frachtraum ab. In diesem befinden sich bereits die anderen Menschen, von denen er zuvor gesprochen hat, die Harry jedoch nicht beachten.

„Es wird Zeit, euch von einander zu verabschieden, ihr Turteltäubchen.", lässt Carl sie wissen und wendet sich von ihnen ab, um ihnen Privatsphäre zu geben.

Elise dreht sich zu dem Mann und bevor dieser sie zum letzten Mal für eine sehr lange Zeit in den Arm nehmen kann, fällt sie ihm um den Hals und küsst ihn innig. Mit so vielen Emotionen wie noch nie zuvor bewegt sie ihre Lippen gegen seine und lässt endlich die Tränen, die sie die ganze Zeit zurückgehalten hat, über ihre Wangen laufen.

„Bitte komm nach England sobald es geht. Versprich es mir.", keucht Harry atemlos, als sie sich voneinander lösen und umfasst ihr Gesicht mit beiden Händen. Überwältigt von der Situation nickt die Frau und küsst ihn erneut.

„Turteltäubchen, wir müssen los!"

Elise entfernt sich widerwillig von dem Mann, Tränen lassen ihre Sicht verschwimmen. Schweren Herzens geht Harry rückwärts auf den Laster zu, winkt währenddessen mit einem traurigen Lächeln auf seinen Lippen.

Carl schiebt ihn förmlich auf die Ladefläche und fordert ihn auf: „Schließ die Tür, sobald ich den Motor gestartet habe." Anschließend stapft er zum Fahrerhaus und steigt in dieses ein. Das Fahrzeugt ruckelt, als der Zündschlüssel gedreht wird und Harry greift nach dem Henkel. Bevor er diesen zu sich zieht und somit Elise aus der Sicht – womöglich für immer – verlieren kann, ruft er so laut er kann: „Ich liebe dich. Bis bald!"

„Bis bald, Harry Styles. Ich werde niemals aufhören, dich zu lieben!"

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