4. Teil: die Beichte

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Meine Finger trippelten nervös auf meiner Tischplatte, während ich darauf wartete, dass endlich die letzten Minuten vergingen, bis ich zu Russell gehen konnte.
Russell war die letzten Tage auswärts unterwegs und hatte mir auf meine E-Mail, ob er demnächst ein paar Minuten Zeit für mich hätte, nur knapp mit einem Termin geantwortet, der in wenigen Minuten anstand.

Heute würde ich ihm veröffentlichen, dass ich schwanger war und damit meinen wahren Rang offenbaren.
Etwas, was mir extrem gegen den Strich ging und vor allem große Angst bereitete.
Ich bangte um meinen Arbeitsplatz und obwohl mir Olsens Worte im Kopf schwirrten, dass Russell mich nicht einfach kündigen konnte, hatte ich große Angst davor. Selbst, wenn ich meinen Job nicht verlieren würde, würde meine Reputation deutlich einstürzen und das konnte ich mir als Omega erst recht nicht leisten.

Ich seufzte schwer, erhob mich mit zitternden Knien und strich mein Jackett glatt. Die kleine Wölbung konnte man durch mein Hemd und mein Jackett nicht sehen, ja nicht mal erahnen, und dennoch hatte ich das Gefühl, als würde man es mir direkt ansehen, als würde ich bereits eine dicke Kugel vor mir hertragen, die deutlich aussagte, was ich war. Und zwar ein schwangerer Omega.

Heute war ebenfalls mein nächster Termin beim Arzt und diesmal würde ich nach den Geschlechtern fragen. Die Neugier ließ mich schon den gesamten Tag über vorfreudig mit meinem Stuhl wippen und lenkte mich damit etwas von meiner Angst über das anstehende Gespräch ab.

Obwohl ich irgendwie so wenig wie möglich über die Kleinen erfahren wollte, juckte es mich dennoch in den Fingern, mich immer weiter zu informieren und weiterzubilden. Ich achtete plötzlich extrem auf meine Ernährung, damit sie nur die besten Stoffe abbekamen, und versuchte meinen Körper Ruhe zu gönnen.
Gleichzeitig versuchte ich meine Arbeit so gut wie möglich auf dem gleichen Level zu halten und jonglierte noch dazu den Deal, der von Tag zu Tag seine Aufs und Abs hatte.

Das alles ließ mich nachts kaum schlafen.

Als es dann endlich Zeit wurde, straffte ich die Schultern und spazierte erhobenen Hauptes aus meinem Büro direkt zu Russells, dessen Tür leicht offen stand.

"Ah, Mathis. Kommen Sie schon mal herein. Wir sind hier gleich fertig." Russell schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das mein Herz augenblicklich aufgeregt schneller schlagen ließ.
Russell war wirklich ein eindrucksvoller Mann.

Dass sich auch noch Quentin mit im Raum befand, ließ meinen Körper heiß laufen, sodass ich am liebsten mein Jackett ausgezogen und mich einem der Beiden an den Hals geworfen hätte. Selbstverständlich tat ich keins von beidem.

"Mathis, hallo", lächelte Quentin und wand sich noch einmal kurz dem offenen Ordner auf Russells Tisch zu, über den die beiden wohl gerade redeten.

"Hallo Quentin", begrüßte ich den Alpha und versuchte meine innere Unruhe etwas in den Griff zu bekommen. Mein Unbehagen allein in einem Raum mit zwei starken Alphas, meine Angst vor dem Gespräch mit Russell und mein Instinkt, der durch die beiden Männer verrückt spielte. All das versuchte ich auszublenden und mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

"Alles weitere besprechen wir mit Lukes."
Quentin stimmte Russell mit einer Nicken zu, ehe er den Ordner geräuschvoll zuklappte und unter seinen Arm klemmte.

"Wie geht es Ihrem Magen, Mathis? Ist es schon besser geworden?", fragte Quentin plötzlich und trat dabei etwas zu nah an mich heran. Grundsätzlich hatte ich kein Problem mit dieser Nähe, aber die Angst, er könnte einen falschen Geruch aufschnappen, ließ mich augenblicklich etwas zurückweichen.
"Ja", antwortete ich einsilbig und schenkte ihm ein halbherziges Lächeln.

Mein Kopf war gerade ganz wo anders, sodass ich nicht gewillt war ein Gespräch mit Quentin zu führen. Vor allem nicht, wenn es darum ging, warum ich zu Russell gekommen war.
Dieser beobachtete uns stumm und als er sah, dass ich zu ihm blickte, schenkte er mir ein zartes Lächeln.

"Quentin, ich würde Sie jetzt bitten zu gehen. Mathis und ich haben noch etwas zu besprechen, bevor ich in meinen nächsten Termin muss."
Quentin nickte verstehend und verabschiedete sich mit einem Händeschütteln von uns, ehe er die Tür hinter sich ins Schloss zog und mich somit alleine mit Russell ließ.

"Worüber wollten Sie mit mir sprechen, Mathis?", fragte Russell, während er zu seinem Sideboard spazierte und dort zwei Gläser mit Wasser füllte, von denen er mir eines reichte.
Ich bedankte mich und versuchte das Zittern meiner Hand in Grenzen zu halten, um die Flüssigkeit nicht zu sehr aufzuwiegeln, während ich mich für meine Nervosität selbst ermahnte.

"Ich-" Ich stoppte mich selbst, atmete noch einmal tief durch und nippte am Wasserglas, ehe ich einfach in den saueren Apfel biss und es gerade heraussagte.

"Ich bin schwanger."

Russell öffnete kurz den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder und sah mir dann einfach stumm entgegen.

Seine Sprachlosigkeit ließ den Angstschweiß aus meinen Poren schießen und am liebsten würde ich unter seinem festen Blick unterwürfig den Kopf senken, kämpfte jedoch mit gesammelten Kräften gegen meinen Instinkt an und versuchte stattdessen in seinem Blick eine Emotion zu erkennen.

"Schwanger?", fragte er dann nach einer Ewigkeit und zog überrascht die Augenbrauen nach oben, als ich nickte.
Plötzlich trat er näher an mich heran und reckte seine Nase etwas in meine Richtung, ehe er leicht den Kopf schüttelte.

"Sie riechen nicht schwanger", stellte Russell überrascht fest und schnupperte probeweise noch einmal an mir.

"Ich weiß", antwortete ich leise und biss mir nervös auf die Wange. "Ich kaschiere meinen Duft", erklärte ich knapp und konnte Russell ernsten Blick nur schwer standhalten. Ich hatte damit gerechnet, dass er ernst reagierte, aber dennoch verunsicherte er mich damit ungemein.

"Warum?", fragte er und überraschte mich mit dieser Frage sehr.
Entspannt ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und deutete mir an mich auch zu setzen. Ich straffte unbewusst die Schultern und nahm langsam ihm gegenüber Platz, überlegte fieberhaft, ob ich ihm die Wahrheit und meine Beweggründe offenlegen sollte.
Würde er eins und eins zusammenzählen, würde er früher oder später sowieso darauf kommen, da konnte ich gleich mit offenen Karten spielen.

"Ich bin ein Omega", sprach ich mein größtes Geheimnis aus und senkte im selben Moment unterwürfig den Blick. Es laut auszusprechen legte in meinem Kopf einen imaginären Schalter um, der mich dazu brachte meine Arme schützend um meinen Bauch zu schlingen und weiterhin den Kopf gesenkt zu halten. Ein absurder Gedanke, dass Russell gegen meine Welpen vorgehen konnte, löste starke Angst in mir aus, die mich nur noch unterwürfiger werde ließ. Der Omega in mir wollte den Alpha nicht verärgern.

"Und weiter?", fragte Russell ehrlich interessiert und hörbar verwirrt. "Das ist nichts neues, Mathis", setzte Russel fort, was mich sofort den Kopf heben ließ. Meine Augen fielen mir beinahe aus dem Kopf und plötzlich war ich mir sicher, dass ich gleich ohnmächtig werden würde.
Er wusste es? Woher? Seit wann?

"Dachten Sie wirklich, dass das niemand weiß?", fragte Russell, dem meine Reaktion nicht entgangen war, und zog überrascht beide Augenbrauen nach oben. Er klang beinahe belustigt.
Es wussten noch andere? Woher? Wie konnten sie dahinter kommen?

Plötzlich erhob er sich, trat um den Tisch herum und ließ sich knapp neben mir auf der Tischkante nieder. Die plötzliche Nähe zu dem Alpha verunsicherte mich nur noch stärker, sodass sich mein Griff um meinen Bauch unbewusst festigte.

"Sie haben uns tatsächlich recht lange an der Nase herumgeführt und einem Außenstehenden würde es wohl nie auffallen, aber auf unserer Etage arbeiten wir doch recht eng zusammen, Mathis, und Sie sind nicht erst seit gestern hier." Er schenkte mir ein zartes Lächeln. "Es hat überraschend lange gedauert bis wir dahinter gekommen sind. Lukes war derjenige, dem es als erstes aufgefallen ist." Er schmunzelte wieder. "Kurz haben wir überlegt Sie darauf anzusprechen, aber schlussendlich fanden wir es besser Sie im Glauben zu lassen, dass wir es nicht wissen."

"Wann?", kam es tonlos über meine Lippen. Ich spürte regelrecht, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und mein Herz, das mir bis zum Hals schlug, die Angst durch die Adern jagte.

"Vor etwa zwei Jahren." Russell zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und erhob sich wieder von seinem Tisch, streckte die Beine etwas durch, ehe er mein leeres Glas nahm und erneut mit Wasser füllte.
"Trinken Sie. Sie sehen aus als hätten Sie einen Geist gesehen."

Ja, so fühlte ich mich aber auch.

Seit zwei Jahren wusste jeder hier, was ich war und hatte mein jämmerliches Schauspiel mitangesehen. Scham überrollte mich so plötzlich, dass ich mich am Wasser verschluckte und angestrengt husten musste.

Sie hatten sich sicherlich hinter meinem Rücken über den armseligen Omega lustig gemacht, der so sehr versuchte mit den Alphas und Betas in seinem Umfeld mithalten zu können.
Ich war für sie nur ein Witz.

Wahrscheinlich arbeitete ich nur noch hier, weil sie so einen Spaß an mir hatten.

"Sie haben meinen größten Respekt", fuhr Russell hingegen meinen Erwartungen plötzlich fort und ließ mich damit abrupt aufsehen.

"Warum?", fragte ich dümmlich und ehrlich verwirrt. Womit hatte ich mir von jemandem wie Russell Respekt verdient?
Respekt dafür, dass ich so dumm war anzunehmen, dass es niemand merken würde?

"Ich kenne das Wesen von Omegas. Meine Schwestern und mein Vater haben alle drei diesen Rang, deswegen weiß ich, welche Meisterleistung Sie hier jeden Tag hinlegen. Es muss unglaublich anstrengend sein, tagtäglich gegen Ihren Instinkt ankämpfen zu müssen und dass auch noch umgeben von zahlreichen Alphas. Sie tragen keine Markierung. Das muss alles nur noch schwieriger für Sie machen." Russell sah ernsthaft begeistert aus und wie er von mir sprach ließ mein Herz höher schlagen. Das kleine Lächeln, das er dabei auf den Lippen trug, machte meinen Wolf nur noch unruhiger.
Zwar hatte ich den Teil meines Instinktes, der nach Welpen rief, befriedigt, aber der Teil, der sich einen Partner wünschte, der einen beschützte, war noch immer hartnäckig und wollte ebenfalls befriedigt werden.
Dass Russell nun so nett zu mir war, ließ meinen Omega natürlich gleich wieder durch die Decke gehen.

"Sie wurden von einem Omega geboren?" war schlussendlich das einzige, das über meine Lippen kam.
Russell begann daraufhin zu lachen. So stark, dass er sich sogar den Bauch halten musste.

"Ja, mein Vater ist ein Omega", schmunzelte er als er sich wieder gefangen hatte und drehte mir ein Bild auf seinem Schreibtisch zu.
Darauf war ein etwas jüngerer Russell zu sehen, der zwischen einem etwas kleineren, schmächtigen Mann, dessen Haare schon beinahe vollständig ergraut waren, und zwei zierlichen Frauen stand. Alle vier grinsten breit in die Kamera, während Russell den Arm fest um den anderen Mann gelegt hatte.
Ich war mir ziemlich sicher, dass es sein Vater war.
Seine Schwestern waren Russell wie aus dem Gesicht geschnitten. Die drei ähnelten sich so sehr, dass sie eine Verwandtschaft niemals leugnen könnten.

Für einen kurzen Moment konnte ich das Bild noch ansehen, ehe er es an seine ursprüngliche Position zurückstellte.

"Herzlichen Glückwunsch übrigens. Sie müssen sich ungemein freuen", lächelte Russell, bewirkte damit jedoch eine ganz andere Reaktion als wahrscheinlich gedacht. Ehe ich überhaupt darüber nachdenken konnte, entfloh meinen Lippen ein herablassendes Schnauben, das Russell natürlich nicht entging.

Mein Vorgesetzter zwickte kurz die Augen zusammen und seine Mundwinkel zogen sich leicht nach unten.
"Das hat sich jetzt nicht sehr erfreut angehört", murmelte er und setzte sich in seinem Bürostuhl etwas weiter auf.
Für einen Moment wirkte es so als müsste er sich wieder sammeln.

"In welchem Monat sind Sie denn schon?", fragte er dann mit einem beinahe vorsichtigen Lächeln. "Sie dürfen bis zum Beginn des sechsten Monats arbeiten, wenn Sie das möchten. Mit dem sechsten Monat beginnt dann der gesetzlich geregelte Schonurlaub für trächtige Omegas, der dringend einzuhalten ist. Sie können jedoch auch bereits jetzt etwas zurücktreten oder ins Homeoffice wechseln. Das ist von meiner Seite aus völlig in Ordnung." Russells Stimme klang wieder normal und schweifte sogar ab und an ins fröhliche ab. Es war so, als würde sich mein Vorgesetzter über meine Schwangerschaft stärker freuen als ich.

"Schonurlaub?", fragte ich perplex und richtete mich ebenfalls ein wenig auf.
Ich war bereits am Anfang des fünften Monats. Innerhalb eines Monats konnte ich meine Arbeit nicht abarbeiten und in der momentanen Geschwindigkeit würde auch der Deal in dieser Zeit keinen Abschluss finden.
"Ich brauche keinen Schonurlaub", fügte ich versucht ruhig, aber mit hörbarer Panik hinzu, als ich langsam realisierte, was das bedeutete.

Der Deal würde für mich platzen, damit würde meine Provision verloren gehen, ich würde nur noch ein volles Gehalt bekommen und die nächsten Monate zuhause sitzen.

"Da kann ich leider nichts machen, Mathis. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem hat es seinen Sinn. Sie werden froh sein, wenn Sie mit einem dicken Bauch nicht mehr hier reinkommen müssen." Russell lächelte begeistert, während ich spürte, wie mein Leben langsam um mich herum einstürzte.

Kurz spielte ich mit dem Gedanken einfach zu lügen und zu sagen, dass meine Schwangerschaft noch nicht so fortgeschritten war, um zumindest noch ein oder zwei weitere Monate rausholen zu können, da setzte Russell bereits fort.
"Außerdem sieht Sie Ihr Partner sicher auch lieber zuhause als hier zwischen lauter Alphas."

Meine Lippen pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen, während sich mein Omega bei dieser Aussage gequält zusammenrollte.

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