Kapitel 41

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Es dauerte nicht lange, da kam Gardel mit einem wesentlich sauberen Begleiter zurück. Der Mann trug nun nicht mehr die über und über besudelten Gewänder, sondern eine Uniform, wie auch all die anderen Soldaten. Auf seinen Schultern hatten sich kleinere dunkle Flecken gebildet, die sich vergrößerten, wann immer sich Wassertropfen von seinen Haaren lösten. Gardel salutierte und dieses Mal tat der Quesal es ihm nach. Allerdings auch erst, nachdem er von dem Hira ermahnt wurde.

„Man sagte mir, du seist ein guter Kämpfer", begann Karnel.

Der Mann zuckte mit den Schultern.

Karnel runzelte nur die Stirn. In seinem Inneren tobte ein aggressives Feuer, das den Quesal in einer lodernden Brunst verbrennen wollte. Wie respektlos! Aber dem Mitzar gelang es, seinen Zorn zu kontrollieren. Er atmete tief durch. Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Quesal lenkte, bemerkte er, wie dieser ihn intensiv musterte. Die ungewöhnlich grünen Augen des Mannes schienen jede kleinste Regung aufzusaugen und Karnel fragte sich unwillkürlich, ob dieser Edelsteinsucher wirklich so dumm war, wie alle glaubten.

„Mitzar?"

Die Stimme Jusins riss Karnel wieder in die Realität. Er war versucht, den Kopf zu schütteln, in der Hoffnung, so dem seltsamen Gefühl, das ihn beschlichen hatte, zu entkommen.

Er bedeutete dem Quesal, ihm zu folgen. Mit ausgreifenden Schritten betrat er den Kampfplatz. Er schlängelte sich durch die Soldaten, die allesamt innehalten wollten. Karnel jedoch bedeutete ihnen unwirsch, sich weiter zu duellieren. Sie hatten es bitter nötig.

Schließlich blieb er vor einem ziemlich großen, aber gertenschlanken Mann stehen. Als Einziger hatte dieser sich nicht von der Anwesenheit des Mitzars ablenken lassen und besiegte seinen Gegner mit einem fein säuberlich dosierten Schlag. Deutlich traten die Muskeln auf seinen nackten Armen hervor. Sein braunes Haar war nass vom Schweiß.

„Tramis", sagte Karnel und der Mann hielt inne.

Er salutierte vor seinem Mitzar und musterte anschließend den Mann auf dessen Seite. Seine Brust hob und senkte sich schnell, als er nach seinem Gefecht wieder zu Atem kam.

„Ich möchte, dass du gegen den Que... - gegen Senn kämpfst." Karnel behandelte alle seine Soldaten gleich und er würde es nicht seinen Untergebenen nachtun und den Edelsteinsucher anders rufen.

„Welche Waffe, Mitzar?", fragte Tramis.

„Welche Waffe?", fragte Karnel den Quesal, doch dieser schien ihn nicht verstanden zu haben, also wiederholte er seine Frage und deutete dabei auf das Schwert in Tramis' Hand.

Der Edelsteinsucher nickte einfach.

Karnel bedeutete Tramis bisherigem Gegner, dem Quesal die Waffe auszuhändigen.

Der griff das Schwert mit sicherer Hand und schwang es probeweise hin und her, um ein Gefühl für die Klinge zu bekommen.

Dann nahmen die beiden Männer gegenüber Aufstellung. Tramis beobachtete seinen neuen Gegner genau. Er zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass er einen Kampf niemals voreilig für gewonnen ahnte. Stattdessen wartete er ab, bis der Quesal seinen ersten Schritt tat. Aber dieser schien ebenfalls mit einer großen Geduld gesegnet zu sein, denn er rührte sich nicht vom Fleck. Nur seine Augen taxierten den Gegner und musterten ihn von oben bis unten.

Schließlich griff er in einer blitzschnellen Bewegung an. Tramis parierte, aber Karnel erkannte, dass er nicht mit einer derartigen Schnelligkeit gerechnet hatte. Er verschränkte die Arme und wartete auf den Gegenangriff, der sogleich folgte.

Tramis war gut, seine Bewegungen kamen flüssig und sauber. Er gab sich keine Blöße und fiel auf keine Finten herein, trotzdem wirkte er zunehmend unterlegen und hatte immer größere Mühe, mit seinem Gegner mitzuhalten. Allmählich wurde er zurückgedrängt. Der Quesal war tatsächlich gut. Es schien, als wäre er mit dem Schwert in der Hand aufgewachsen. Zudem kämpfte er mit links, was ihm einen gewissen Vorteil gegenüber dem anderen Rekruten verschaffte. So war es nicht überraschend, dass Tramis auf einmal die Spitze einer Klinge an seiner Kehle spürte. Er hob kapitulierend die Hände und sein Schwert fiel scheppernd zu Boden.

Der Quesal ließ die Waffe sinken, aber beobachtete den Besiegten weiter. Karnel bückte sich und hob die fallengelassene Waffe auf. Dann bedeutete er Tramis, sich zurückzuziehen. Statt des Soldaten nahm er selbst die Position gegenüber dem Edelsteinsucher ein. Dieser hob respektlos eine Augenbraue.

„Kämpfe gegen mich."

Diesen einfachen Satz schien er verstanden zu haben, denn er nahm Position ein. Karnel konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie sich die anderen Soldaten in einem Kreis scharten. Allen voran seine drei Hires. Sie alle wollten unbedingt sehen, wie ihr Mitzar kämpfte. Jeder hatte von seinen fast schon legendären Fähigkeiten gehört, mit denen er jeden Gegner innerhalb kürzester Zeit besiegt hatte.

Karnel wusste das, deshalb unterließ er es, ihnen zu befehlen, weiterzumachen. Denn dann hätte er nahezu alle Soldaten in ganz Murista wegen Befehlsverweigerung bestrafen müssen.

Dieses Mal griff der Quesal nicht an, sondern wartete auf Karnel. Sobald ihre Klingen sich das erste Mal kreuzten, begann ein Gewirbel, das einem Kampf auf Leben und Tod gleich kam. Ursprünglich hatte Karnel sich zurückhalten wollen, um den Stil seines Gegners besser einschätzen zu können, aber als erfahrener Ausbilder spürte er sofort, dass auch der Quesal nicht mit vollem Einsatz kämpfte. Ab diesem Moment ließ Karnel seine Mauern fallen und attackierte den Edelsteinsucher mit dem unstillbaren Feuer in seinem Inneren. Seine Haut begann zu glühen und seine Bewegungen wurden zu einem Spiel der Flammen.

Er ließ all die Aggressionen und den Ärger der letzten Tage frei und legte sie in seine Schritte. Über die Jahre hinweg, hatte er vielleicht gelernt, sich zu kontrollieren, aber zu oft passierte es ihm, dass sich sein Zorn in Form eines vernichtenden Feuers entlud.

Als der Quesal die Veränderung bemerkte, stockte er nur ganz leicht, aber bevor Karnel dieses Zögern nutzen konnte, hatte sich der Mann wieder gefangen und kämpfte weiter, als wäre nichts passiert.

Für diese schnelle Reaktion würde Karnel ihm später insgeheim Respekt zollen, doch in diesem Moment war er allein auf das Spiel der Klingen fokussiert. Es blieb ausgewogen, die Hitze, die sogar die zahlreichen Zuschauer zurückweichen hat lassen, schien den Quesal nicht zu stören, es war, als würde er sie gar nicht wahrnehmen. Auch die kleinen Flammen, die immer wieder hervorzüngelten, tangierten ihn offenbar nicht. Im Gegensatz zu vielen früheren Gegnern, die zu nahe an sein Feuer kamen, trug er keine Verbrennungen davon.

Gerade als in Karnel die Gewissheit wuchs, dass dies seine erste Niederlage nach langer Zeit sein würde, traf seine Klinge auf einmal auf einen menschlichen Körper und schleuderte diesen regelrecht nach hinten.

Irritiert ließ Karnel seine Waffe sinken und starrte auf den Quesal, der am Boden lag und sich nun, mit einer Hand die Rippen haltend, aufrichtete.

Jubel brannte auf, während Karnel sein Feuer, das nun nur noch müde flackerte, komplett erlöschen ließ, indem er seiner Gefühle wieder Herr wurde.

Seine Brust hob und senkte sich in schnellen Rhythmus, während er vor den Edelsteinsucher trat. Dieser rang keuchend nach Atem. „Ein wahrlich guter Kampf", sagte Karnel.

Der Quesal schwieg.

Karnel deutete auf seine Brust. „Du solltest das mal ansehen lassen." Bevor Missverständnisse auftreten konnten, verbesserte er sich. „Geh zum Mediziner und anschließend kommst du in mein Verwaltungszimmer."

Als der Quesal ihn nur weiter nach Luft schnappend anstarrte, wandte sich Karnel an seine drei Hires. „Mir ist egal auf welche Weise, aber sorgt dafür, dass er meinen Befehl ausführt." Die drei Männer salutierten.

Dann wandte sich der Mitzar an die übrigen Soldaten. „Was steht ihr noch rum?" Eilig zerstreute sich die Menge.

Karnel kehrte zurück in das Kommandogebäude. Es unterschied sich nicht viel von den zahlreichen anderen Häusern in Murista. Es hatte die gleichen vergitterten Fenster und war aus demselben Stein erbaut. Es war auch nicht höher oder anders geschnitten. Nur die Tafel neben der Eingangstür, verriet, was sich im Inneren des Gebäudes verbarg. Denn erst dort, wurde man des Unterschiedes gewahr.

Anstelle von zahlreichen Schlafsälen fanden sich Verwaltungs- und Besprechungsräume. Einer davon war dem Mitzar vorbehalten. Er befand sich im ersten Stock an der Frontseite des Hauses, sodass Karnel einen hervorragenden Blick auf die Vorgänge auf der Hauptstraße hatte. Manchmal war das unerlässlich, denn die reichen Bengel waren nicht nur verzogen und rechthaberisch, sondern auch äußerst begabte Lügner und elende Tunichtgute.

Müde ließ sich Karnel hinter den schweren Eichentisch fallen. Der Kampf hatte ihn mehr ausgelaugt, als er sich eingestehen wollte. Das Feuer war zwar nicht erloschen, aber es war schwach. Die nächsten Tage musste er sich wohl keine Sorgen machen, dass es hervorbrechen und Chaos verursachen würde, wenn er sich für einen Moment nicht unter Kontrolle hatte.

Er blätterte einen Stapel Akten durch. Die acerianische Armee war weitaus fortschrittlicher als ihre südlichen Nachbarinnen. Über sämtliche Soldaten wurde Buch geführt, sodass Karnel genau wusste, woher seine Männer stammten und welche Vergehen sie einst begangen hatten. Nur über den Quesal gab es nichts. Bloß einen einsamen Vornamen und das Kardgebirge als Wohnort.

Karnel ergriff einen Stift und füllte ein Kästchen aus.

Dann betrachtete er für einen Moment einfach nur die von Papierstapeln überquellende Tischplatte. Krieg stellte einen wahnsinnig logistischen Aufwand da, für den er eigentlich nicht gemacht war. Er hätte die Beförderung ausschlagen sollen. Er rieb sich die gefurchte Stirn. Adölin wollte ihn davon abhalten. Sie war immer gegen seine Arbeit gewesen, hatte ihn aber nie dazu gezwungen, sich zwischen ihr und seinem Posten zu entscheiden. Er hätte immer sie gewählt, aber dass es nie so weit gekommen war, ließ sie in seiner Achtung nur steigen.

An der Tür klopfte es und Jusin schob den Quesal herein. Bevor er den Raum verließ, salutierte er. Der Quesal sah sich aufmerksam um, aber Karnel bemerkte, dass er sich noch leicht gebückt hielt.

Der Mitzar beobachtete den Mann. Dieser schien sich an dem Schweigen nicht zu stören, während seine Augen jedes Detail in sich aufnahmen. Karnel war nur zu bewusst, wie überfüllt sein Schreibtisch auf andere Menschen wirken musste. Obwohl System hinter dem Papierchaos steckte, war es für Außenstehende nur schwer zu erkennen. Auch die hohen Regale, die sich zwischen wuchtige Schränke schmiegten, waren mit Büchern, Rollen und Akten vollgestopft. Viele von diesen behandelten Themen der Kampfkunst und Kriegsführung, andere widmeten sich logistischen Themen und wieder andere waren mit Tabellen gefüllt, denen nur die wenigsten Leute einen Sinn abgewinnen konnten.

Schließlich bedeutete Karnel dem anderen Mann, sich zu setzen. Der Quesal nahm Platz, seine Hände lagen flach auf dem Schoß, während er den Mitzar stumm anstarrte.

„Deine Augen haben fast dieselbe Farbe wie die der Kormorane", stellte Karnel fest. „Durchaus anpassungsfähige und geschickte Jäger. Ich frage mich, ob das nicht auch auf dich zutrifft. Ich habe das Gefühl, du spielst uns allen etwas vor."

Der Quesal verzog keine Miene, nur ganz kurz zuckte sein Mundwinkel. Karnel war es gewohnt, in Leuten zu lesen, doch aus dieser kleinen Mimik wurde er nicht schlau.

Er seufzte und blätterte nebenbei in der Akte des Mannes. Die Augen des Quesal folgten der Bewegung. Unvermittelt knallte Karnel das Dokument auf den Tisch. Das Geräusch füllte die Stille, die sie beide umgab, mit Lärm. Der Mitzar deutete auf die Brust des Jüngeren. „Du hättest mich besiegen können. Warum hast du es nicht getan?"

Zum ersten Mal zeigte sich eine wirkliche Regung im Gesicht des Quesals. Er schien nachzudenken. „Ich weiß nicht", sagte er mit seinem seltsamen Akzent.

„Ich glaube, du lügst."

„Du bist der Anführer. Es ist nicht gut."

Karnel zögerte, was nicht häufig vorkam. Er war impulsiv und auch wenn er sein Temperament meist kontrollieren konnte, so war er höchstens bedächtig, aber niemals ein Zauderer. Dieses Mal jedoch, wusste er nicht, was er tun sollte. Dieser Mann ließ sich nicht einschätzen.

„Du hast mit Absicht verloren, um die Moral der Truppe nicht zu untergraben?" Skepsis sprach aus seiner Stimme.

Der Quesal zuckte mit den Schultern.

„Für gewöhnlich wollen sich Rekruten beweisen. Ihr Kampfgeschick könnte ihnen eine Beförderung oder zumindest eine hervorgehobene Stellung einbringen."

„Ich muss mich vor niemand... beweisen."

Karnel wurde allgemein als einer der besten Soldaten und einer der besten Kommandanten des Reiches angesehen. Sowohl vom Andras und den Würdeträgern am Hof als auch dem gewöhnlichen Volk. An Selbstbewusstsein hatte es ihm ebenfalls nicht gemangelt. Er war sich schon immer im Klaren darüber gewesen, was seine Talente anging.

Er wusste, dass die Leute mit ihrer Einschätzung richtig lagen. Trotzdem hatte er den Eindruck, dass dieser Mann ihm vielleicht sogar überlegen sein könnte. Es lag nicht an den Worten selbst, sondern vielmehr in der Art, wie sie vorgetragen wurden. Die Lippen des Quesals hatten sich nur leicht verzogen, die Andeutung eines spöttischen Lächelns, fast nicht vorhanden, während er leise und mit einer Unerschütterlichkeit sprach, an die sich Karnel Zeit seines Lebens erinnern würde, obwohl der Satz grammatikalisch falsch vorgetragen wurde.

Lange schwiegen die beiden Männer. Bis Karnel erneut das Wort ergriff. „Langsam frage ich mich, ob du uns angelogen hast." Er ließ diese Worte im Raum stehen und studierte genau die Miene seines Gegenübers. Der jedoch ließ durch nichts erkennen, was ihm durch den Kopf ging. „Ich habe nicht gelogen. Ich suche Edelsteine." Er sprach mit derselben Intensität wie schon zuvor. Wäre er in einem anderen Leben geboren, wäre er möglicherweise ein großartiger Politiker geworden. Jemand dem die Männer folgten. Nun saß er jedoch vor Karnel. Ein ganz gewöhnlicher Mann. Das Leben war manchmal seltsam, dachte sich Karnel. Dann entließ er den Quesal.

Während der Mann den Raum durchquerte, fühlte Karnel sein vertrautes Feuer aufsteigen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es die ganze Zeit über geschwiegen hatte. Er würde den Mann im Auge behalten. Das riet ihm sein Instinkt.


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