*Kapitel 18*

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Die Flasche wurde leerer und mit jedem weiteren Glas bemerkte Hain weniger, dass er sie mehr und mehr alleine trank. Vera wollte nicht vom Wein in Schwingung versetzt, leicht anstoßbar für den Willen anderer sein. Auch, wenn es so aussah als ob Hains Wille ihr recht gut gefiel.

Sie traute sich zu interpretieren zu können, wenn ein Mann Interesse zeigte. In Zura war es wichtig davon Abstand zu nehmen. Tam war auch ein guter Schutzmechanismus gewesen, aber hier gab es keinen Tam und im Grunde brauchte sie weder Schutz noch wollte sie ihn.

Nicht, wenn Hains Augen glühten, wie sie es nur taten, wenn er sie ließ. Doch gerade schwebten dumpfe Schwaden des Weins darin herum, kein kaltes Feuer mehr. Er lächelte sie träge an, seine Mundwinkel hingen dabei leicht nach unten. Seine Hand lag schon zu lange am ihrem Nacken und zwirbelte abwesend an einer entwischten Haarsträhne herum. Der Reiz dessen war längst abgeflacht und seine Haut wärmte ihre nicht mehr, vielmehr klebte sie vom Kondenswasser.

Vera konnte den kurzen Aufruhr an Ekel in ihr nicht unterdrücken. Ein Mann, wie Hain sollte sich nicht derartig gehen lassen. Egal, wie sicher er sich fühlte und er sollte sich neben einer Mörderin nicht derartig sicher fühlen.

Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass er sie nicht als fähig genug einschätze ihm etwas antuen zu können oder er vertraute ihr genug, dass er sich in ihrer Gegenwart gehen ließ. Der Gedanke schlitterte in ihren Magen und klärte ihren Kopf. Sie mochte es nicht als schwach angesehen zu werden.

Auf der anderen Seite, was war sie neben ihm? Er war einer der höchsten angestellten, mit seinen eigenen Gemächern. Plural. Er Hatte mehrere Zimmer nur ein Stockwerk unter der Erde allein für sich, wie er nebensächlich erwähnt hatte. Als wäre es kein Privileg. Nicht, dass er sie viel verwendete oder sie ihr gezeigt hätte. Nur Ciara kannte sie und, wie Vera mit leiser Wut im Magen festgestellt hatte, eine Köchin und eine Schneiderin.

Sie konnte sich ihren Seitenblick auf seine scharfen Wangenknochen nicht verwehren. Den Dienern waren Liebschaften nicht untersagt, ungeachtet alles anderem bedeuteten von Dienern geborene Nachkommen nur weitere Diener für die Obrigkeiten. Niemand konnte wiedersprechen, dass Hain eine der besten Optionen der anwesenden männlichen Spezies war. Sie würde lügen, wenn sie behauptete bereits einen schöneren Mann getroffen zu haben und sie wusste es. Es war nicht abzustreiten. Egal, wie leer seine Augen gerade aussahen.

Sie konnte ihre eigenen Gedanken nicht mehr hören.

Es war spät. Es war dunkel und Hains Zustand würde sich nicht mehr genug bessern, als dass er eine gute Unterhaltung erbringen wurde.

Vera klopfte ihrem Gegenüber auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.

Seine Hand schloss sich für seine Ausstrahlung unerwartet schnell um ihren Oberarm.

„Wo gehst du hin?"

„Zu Bett. Es ist spät, du bist angetrunken und wie du sicher weißt reichen meine Privilegien nicht so weit, dass sie mir eine längere Wachzeit erlauben würden." Nicht, dass jemand kontrollierte ob sie wirklich schliefen. Die Wachzeiten bedeuteten nur, man sollte sich auf den Zimmern befinden und bedachte man die Arbeits- und Weckzeiten waren sie sehr sinnvoll. Sinnvoll genug, dass Vera sich daran hielt, abgesehen von ihren kleineren Abenteuern und mutigen Abenden mit den Geschwistern.

Hain schnaubte verächtlich. Seine Haut kräuselte sich während er die Nase rümpfte.

„Du weißt, dass du mit mir unterwegs bist?" Kein Wort über seine leichte Vergiftung.

Vera waren es die Worte ebenfalls nicht wert. Sie sah nur auf seine Hand, die nur immer ihren Arm fasste und legte den Kopf schief. Er ließ sie umgehend falls, als hätte er seine Unhöflichkeit erst gerade wahrgenommen.

„Du musst dich an nichts halten, wenn du nicht willst. Das sind deren Regeln nicht unsere." Sie seufzte.

„Ich bin müde, Hain", das war sie nicht, aber sobald sie in ihrem Lager lag würde sie es sein. Ihr Schlaf war schon immer von den Sternengeistern gesegnet gewesen. Kaum berührte ihr Kopf ihren Arm und ihr Körper befand sich in der Horizontalen fand er sie bereits. Wenn sie schlief konnten Pfeile neben ihr einschlagen, es würde sie nicht aufwecken. Zuna und Heron waren sogar so weit gegangen sie probeweise in die kleine zweite Höhle, die sie als Nahrungs- und Materiallager verwendeten zu tragen. Nichts hatte sie bemerkt, aber Gnade war keiner ihrer Gedanken gewesen, nachdem sie ihr Bewusstsein wieder gefunden hatte.

Herons Lachen schallte noch immer schmerzlich in ihren Ohren.

Von allen Geschwistern war der kluge Muskelprotz mit der Akzeptanzfähigkeit eines Stiers am nächsten gewesen. Neben der Höhle hatten sie gemeinsam trainiert während Zuna ihrer Mutter beim Kochen und die Zwillinge und ihre ältere Schwester Knut halfen.

Heron, Tam und sie hatten so einige gute Jagten miteinander geteilt. Das Gespräch mit Frauen hatte ihr wesentlich weniger gelegen, als das Schuppen von Fischen, die sie aus selbstgeschlagenen Eislöchern zogen oder das Lesen des Windes, wann der nächste Schneesturm bevorstand.

Hain nickte ihr zu, den Kiefer leicht verspannt als wollt er etwas sagen, doch er ließ es.

„Ruhige Sternenzeit, Vera." Der Abendgruß klang schön und sanft von seinen Lippen.

„Und erholtes Erwachen, Hain", ergänzte sie den zweiten Vers und verschwand endgültig wieder in den Gängen.

Sie könnte sich dafür schelten, dass ihr die Gedanken an ihre Familie immer noch nachhingen. Meistens in der Dunkelheit plagten sie ihre Gefühle. Schnell und bedacht huschte sie zwischen den Steinwänden entlang, doch niemand begegnete ihr. Alle waren bereits in ihrem Kammern.

Soma und Sami hoben gleichzeitig die Köpfe als sie durch den Vorhang trat. Die Schwestern nickten ihr zu und betteten sich wieder auf ihre Fellrollen. Die Beiden waren nett und sehr still, womit Vera gut umgehen konnte. Soma, die ältere war mit einem der Köche zusammen und Vera hatte es niemandem erzählt. Vera kam außerhalb der Wachzeit in den Raum und die beiden behielten ihr Geheimnis. Es glich sich aus ohne, dass jemand darüber sprechen musste.

Ihr Tageskleid und ihre Schürze fielen zu Boden und in ihren Nachtkleidern kroch sie zwischen die Felle. Ihre Kerze brannte bereits.

„Danke", flüsterte sie in den Raum hinein. Niemand antwortete. Es war nicht nötig. Vera wusste bereits, dass Sami die Kerzen anzündete und die kleine Freundlichkeit wärmte ihr kaltes Herz.

Sie atmete aus und das zarte Lächeln ihrer Lippen erstarb. Ihre Knochen waren schwer und ihre Lunge müde des ständigen Atmens.

Es gab keinen Grund es zu verleugnen. Sie vermisste Zura. Sie vermisste, die Weite, den Schnee, ihren Bogen. Ganz besonders Herons grimmiges Lachen und Zunas viel zu große Träume.

Ohne s willentlich zu beeinflussen fuhr ihre Hand zwischen die Falten ihrer Kopfrolle, die sie ohnehin nie benutzte. Nicht in ihrem ursprünglichen Verwendungszweck jedenfalls.

Der Stein lag warm in ihrer Hand und, wie jedes Mal, fuhr ein Schauer über ihren Rücken, wenn sie ihn an ihr Ohr legte.

Leise drangen ätherische Klänge daraus hervor. Keine menschliche Melodie oder Gesang. Kein Meeresrauschen. Eher etwas dazwischen, wie das Fallen des Neuschnees, wenn es zu ihr sang.

Ihr Lider klebten leicht aneinander, von ihrer Tränenflüssigkeit befeuchtet.

Der Händler war kein Schwindler gewesen und der Stein jeden Taler wert. Etwas derartiges war einzigartig und nur die Herrscher des Landes mussten solche Kostbarkeiten besitzen.

Sie hatte nur ihren Umhang behalten dürfen, der Rest ihrer Kleidung zierte mittlerweile vermutlich in umgefärbter und neu genähter Version einen der Wächter, aber ihr erstes selbsterjagtes Yackfell hatte sie nicht losgelassen, als man ihr nach dem Gericht die Kleider vom Leib zog.

Ihre Haut hätte man durch eine neue ersetzt, wenn man gekonnt hätte so vigoroso hatten die Hände an ihren Fasern gezerrt. Es war gefährlich, wenn sich jemand an sein Leben außerhalb des Palastes erinnerte.

Es war tödlich, wenn jemand beschloss mehr zu wollen als die ihm neu überreichte Existenz eines Dieners.

Zum Unglück der Anderen, hatte sie diese Entscheidung bereits getroffen.

Sie drehte sich zu Seite, legte ihr Gewicht auf der Schulter ab und entrollte ihre Kopfrolle von den geschlossenen Augen der anderen geschützt. Auch Sami und Soma konnten und würden nicht alles für sich behalten. Nicht, wenn es sie in Gefahr brachte und das würde dieses Wissen.

Vorsichtig und langsam, sodass niemand ihre Bewegung für das halten konnte, was sie war zog Vera das kleine Stück Kohle, welches Lia ihr mitgegeben hatte aus ihren Unterkleidern hervor und schrieb die Sprache des Adels auf die Innenseite ihrer Rolle, wie die Prinzessin es ihr beigebracht hatte.

Sie hatte genug davon unwissend zu sein und mit Lias Hilfe, würde sie sich das Wissen, was ihr zustand selbst holen, denn ihr war klar, dass niemand kommen würde, um es ihr zu überreichen.

Für die armen Monster dieser Welt kam niemand zur Rettung. Sie hatte die Wildnis verlassen, nur um in noch gefährlichere Gewässer einzutauchen. Sie war bereit. Ihre Lungen würden noch länger vom wenigen Sauerstoff brennen, aber unter der Oberfläche blieb man am besten unentdeckt. Übersehen werden war in diesem einen und einzigen Fall etwas Gutes.

Wissen war macht und so sehr sich viele der unsicheren Menschen um sie herum auch dagegen wehrten, Vera mochte Macht. Genoss sie sogar.

Es hatte sich immer gut angefühlt durch ihre Stellung als Jägerin im Dorf unantastbar zu sein. Sie würde sich auch in dieser Umgebung wieder unantastbar machen, denn sie hatte die beste Komplizin, die man dafür haben konnte.

Die Prinzessin des Eises war ihr persönlicher Trumpf und welche Schemen auch immer die Prinzessin verfolgte, sie würde nicht kommen sehen, dass sie bereits bis zum Hals in Veras eigenen Plänen streckte.

Das Wasser brach in einzelnen tropfen ihre Dämme und rann an ihren Wangen hinab. Den Sternengeistern sei Dank, war sie immer ein stiller Weiner gewesen. Nicht das aufgewühlt Wrack, mit laufender Nase, zu welchem Zuna immer wurde. Doc gerade gab es keinen greifbaren Grund zu weinen, also würde sie es unterlassen. Mürrisch wischte sie das Wasser weg und schrieb die letzten Zeichen des Alphabets auf.

Wylosh. Xe. Zay.

In die nebenliegende Spalte ergänzte sie, ihre Zeichen aus Zura, die stattdessen verwendet wurden.

Ro statt Resh. Greno statt Gimel. Eyda statt Eka, obwohl sie beim letzten nicht sicher war, ob es nicht viel mehr den wandernden Händlern aus Voka zuzuordnen war. Es war mehr ein Laut als ein Wort, zumindest kannte sie seine Bedeutung nicht. Hatte ihn jedoch in den Erzählungen aufgeschnappt, wenn die bärtigen Männer, die Sprachen mal wieder vermischten.

Außerhalb des Palastes unterhielt man sich mit allem was man eben sprach, viel mit Hand und Fuß und diversen Abstufungen von Grunzern und Klickgeräuschen. Hier im Palast war man sich für derartig profane motorische Sprache zu fein. Moja schien viel mehr ein eigenes Land als nur Teil des Königreichs zu sein, so anders verhielt man sich hier. Plötzlich war es wichtig was und welche Haarfrisur man trug. Bestimmte Materialien und Farben oblagen ausschließlich den Herrschern. In allen andern Landesteilen konnte man sich nicht leisten zu sortieren.

Nach Fertigstellung ihres provisorischen Sprachübersetzers wickelte sie das Stück Kohle wieder in seinen Steifen Stoff ein und warf einen Blick auf ihr Werk.

Es war ein Anfang.

Es war schmächtig und lächerlich wenig.

Es würde vorerst genügen und nicht lange in diesem Zustand bleiben, beschloss sie. Sie würde diese Liste erweitern und existieren lassen, allein durch ihren Willen. In einem kurzen Anflug von Entschlossenheit rollte sie das Leder wieder auf, legte das Kohlepäckchen vorsichtig zwischen die Lagen und schob den Stein zum Schluss in die Rolle. Gerne hätte sie noch an ihm festgehalten, dem letzten Stück Heimat, dass sie noch besaß, aber es war zu riskant. Jeder konnte sehen, was sie sich ans Ohr hielt, wenn sie so auf der Seite Lag und bevor man ihn ihr wegnahm beschützte sie ihren kostbaren Besitz lieber.

Ihre Hände lagen leer vor ihr und sie starrte sie kurz an bevor sie die Augen schloss. Die Finger ergaben keinen Sinn, wenn sie nicht gerade einen Bogen spannten, aber jetzt hatten ebendiese Gliedmaßen schreiben gelernt. Sie, die rohe Wilde war dazu fähig. Das Kind aus dem Eis, aus einem Dorf ohne Namen.

Vera hatte nie etwas zu gewinnen gehabt, nur zu verlieren. Jetzt sah die Welt anders aus. Die Rechnung war neu aufgestellt wurden. Sie besaß nicht einmal mehr die Kleider, die sie am eigenen Körper trug tatsächlich selbst und ihre Familie erreichte sie nicht. Ihr schien mittlerweile hatte sie nichts mehr zu verlieren nur noch zu gewinnen.

Es stellte sich nun die Frage, was sie eigentlich wollte.

Ihre sank das Herz erschöpft und inhaltslos, bis sie es nicht mehr spürte. Nur noch ein dumpfes flächiges Kribbeln verriet, dass sie eins besaß.

Ihr Geistwurde leer, wie ihre Handflächen und mit der Dunkelheit vor ihren Augen verschwandauch der letzte Gedanke und der Schlaf nahm sie endlich zu sich. 

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