Palaspasiten- Läsionen

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Wüstenkatzen; nicht giftig.
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          Wenn es um Mord und andere Leichen ging, war es von Vorteil, wenn man bereits tot war. Zumindest empfand Moira das so und die hielt ihre eigene Meinung für selten inkorrekt. 
Zum Beispiel wurde sie nur selten von den unzähligen Besuchern in Gespräche verwickelt, die bei ihrer ehemaligen Schülerin ein und aus gingen. Freunde, Familie, Personal und neugierige Schaulustige wechselten sich beinahe nahtlos mit der Wache an ihrem Bett ab und füllten das Zimmer mit Blumen und Zuckergebäck, das zwar verlockend roch, aber für Gespräche mit Geistern vollkommen nutzlos war. 

Wahrscheinlich wäre sie sonst von Boltier aus ihrem eigenen Spuk-Zimmer vertrieben worden, damit er in Frieden seine Vorträge neben der bewusstlosen Patientin halten konnte. Jeden Tag kam er mit ganzen Gruppen neuer Schüler herein, bewaffnet mit Pergamentrollen und Tinte, die alle nach den ersten drei Minuten in ihren Aufschrieben innehielten, wenn sich die Lehrstunden zu Lobhymnen seines medizinischen Geschicks wandelten.

Dass seine Patientin nicht aufwachte, weil sie eigentlich tot war, fiel ihm dabei nie auf. Dazu hätte er seine Arbeit machen müssen und Moira wusste, wie sehr ihm das widerstand. Er hatte schließlich auch sie sterben lassen, obwohl das Gegenmittel im selben Raum gewartet hatte.

Hegte sie einen Groll deswegen? Definitiv. Hatte sie mehrfach Dinge schweben lassen, um ihn und seine Klasse käsebleich aus dem Zimmer zu jagen? Mehr als einmal. Es war ein weiterer Pluspunkt. Sie konnte und sie wusste Dinge.

Sie wusste zum Beispiel, dass von den Toten aufzuwachen keine leichte Aufgabe war, die mit einem tiefen Atemzug und ruckartigem Aufsitzen geschah. Sie dauerte mehrere Tage, bis jede Zelle sich an ihren gewünschten Zustand erinnerte und ihre Arbeit wieder aufnahm. Besser, man war noch nicht wach, wenn nur Einzelteile der Niere funktionierten.

Moira hielt stumm neben Kaliee Wache. Während Jacs langen Besuchen, die immer in sanfter Gewalt seiner Frau endeten, weil auch er noch essen oder schlafen musste. Während Henrics kurzen Besuchen mit eingezogenem Genick und Blicken über die Schulter, die erst am Bett der Toten eine kurze Pause fanden.

Und natürlich auch als nachts Bachars Männer ohne Rüstung, dafür aber mit einem verdächtigen Teppich vorbeikamen. Sie waren zu viert. Niemand brauchte vier breitschultrige Männer, um einen Teppich zu tragen, in dem keine Leiche eingewickelt war.

Moira saß in ihrem Sessel und tippte ihren Gehstock ungeduldig gegen die großen steinernen Fliesen, aber er erzeugte nicht den gewünschten Lärm wie früher. Stattdessen musste sie grimmig beobachten, wie die Männer den Teppich mitten im Raum fallen ließen und entrollten. Sie machten so viel Krach, dass jede nicht-tote Schläferin im Bett gestanden wäre.

Aber stattdessen offenbarten sie eine mittelalte Frau, die ihrem Anschein nach schon seit einigen Tagen nicht mehr von den Toten zurückgekommen war. Einer der Männer würgte hörbar und drehte sich schnell um. Ein anderer öffnete ihm mitfühlend eines der bodentiefen Fenster.

Missbilligend betrachtete Moira den großen getrockneten Blutfleck in der teuren Kleidung der Toten. Es war ein sehr aufwendiges Reisekostüm. Durch die Risse in ihrem Rücken völlig ruiniert. Die verbleibenden zwei Männer scherte das allerdings recht wenig. Gemeinsam hievten sie die Leiche neben eine regungslose Kaliee ins Bett und legten ihre Hände wie auf einer Totenbare zusammen.

Sie sah nicht friedlich aus. Was auch immer sich durch den Stoff gekrallt hatte, hatte sehr unschöne Spuren auf ihrem Gesicht und ihren entblößten Armen hinterlassen. Da waren Risse und Schürfungen in der Haut, deren Ränder sich blau einrollten wie das Ende von trockenem Pergament. Palaspasiten- Läsionen. Sie sah aus, als wäre sie einer giftigen Wüstenkatze begegnet. Wenn ihre Ärmel nur keinen warmen Fellrand gehabt hätten, unter den die Männer einen schönen, wenn auch mitgenommenen Brief schoben.

In Moiras Augen vollkommen unnötig. Die Leiche, der wasserabweisende Stoff ihrer Kleidung und die sauberen Stiefel waren bereits Nachricht genug. Aber wie viele Männer hier, glaubte der König von Tacias Nachbargrafschaft Crescen nicht an die Intelligenz von Frauen.

Die Männer waren wieder fort, als die ersten Sonnenstrahlen auf den vergessenen Teppich im Zimmer fielen. Einer von ihnen hatte sich übergeben und ihren Abgang deutlich beschleunigt.
Vögel zwitscherten, als Kaliee schließlich die Augen öffnete und in das wächserne Gesicht der toten Frau blickte.

Sie blinzelte einmal.
Dann noch einmal.

Es brauchte eben Zeit, bis man vom Schlaf der Toten erwachte.

Moira war sich sicher, dass Kaar auf irgendeine Weise interveniert haben musste, als ihre Schülerin vollkommen ohne markerschütternden Schrei langsam rückwärts aus dem Bett rutschte und mitten im Zimmer zum Stehen kam. Sie verschränkte die Arme vor ihrem dünnen Nachthemd, als betrachte sie das ähnlich lebendige Geschenk einer Katze.

... wenn man keine Katze besaß.

Weitere Herzschläge verstrichen in vermeidlich friedlicher Stille. Kaliee bewegungslos im goldenen Licht, ihr linker Fuß nur einen Fingerbreit von dem getrockneten Blutfleck entfernt.
Vielleicht grübelte sie darüber nach, dass sie ebenfalls lieber tot geblieben wäre. Es hatte wirklich viele Vorteile.

Schließlich seufzte sie, schlurfte an ihrer Ankleide vorbei, von der sie einen Morgenmantel herunterzog und öffnete ihre Zimmertür. Der daneben stationierte Soldat fehlte, aber Kaliee ließ sich nicht stoppen.
„Henric!" Es war nur ein Flüstern, das kaum durch den langen und vor allem leeren Korridor trug.

Immer noch zu müde, um entweder die Füße zu heben oder in angebrachter Panik auszubrechen, kehrte Kaliee an ihren Platz mitten im Zimmer zurück und starrte aus halbgeschlossenen Augen die Leiche an.

Das hier war ein riesiger Palast, dessen Flure länger als manche Straßen der Hauptstadt waren. Und dennoch wunderte es Moira kein Stück, als nur wenige Herzschläge später ein vollkommen zerzauster Hauptmann durch die Tür stürzte. Er hatte seinen Schwertgürtel noch nicht ganz geschlossen und trug ähnlich wie Kaliee nur Hemd und Hosen. Aber er musste gerannt sein.

Er machte einige Schritte in das große Zimmer hinein, ehe er Kaliee sah und schlitternd zum Stehen kam.
„Kaliee...", seine Stimme war rau von Emotionen, die er sich selbst niemals eingestehen würde, aber für die tote Nevanam so offensichtlich waren, dass sie mit den Augen rollte.

Für jemanden, der sonst den größten Wert auf Protokoll und Respekt legte, sah Henric nicht, dass die Schwester des Königs kaum mehr als ein Nachthemd und einen Morgenmantel trug. Sein Blick hing allein auf ihrem Gesicht, sie instinktiv nach Schmerzen oder Angst absuchend.

Als er nichts darin fand außer ein feines Lächeln, wandte er sich ab und blieb mit den Augen an der neuen Bettbewohnerin hängen. Sofort wurde sein Ausdruck steinern.
Henrics erster Griff ging zu dem Schwert an seiner Seite, doch Kaliee hob nur müde eine Hand.
„Mach dir keine Mühe- sie ist bereits tot."

Und sie sah wirklich nicht so aus, als würde sie davon ebenfalls zurückkommen. 

"Drückt das Sternchen für alle unter euch, die innerlich oder lautstark geschrien hätten, wenn sie neben einer Leiche aufgewacht wären." - Kaliee, war selbst eine Leiche und sieht es deshalb nicht so eng. 

Wir sind... noch nicht zurück. :D
Einige von euch haben sich gewünscht, rechtzeitig benachrichtigt zu werden, wenn Band II kommt, um Band I noch einmal zu lesen. 
Der Zeitpunkt wäre jetzt irgendwann in den kommenden Wochen :D 

Für euch ist dieser kleine Prolog ein Teaser und etwas, was man in die Bibliothek packen kann, um den richtigen Anfang nicht zu verpassen. (Yeeey).

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