Kapitel 24: Horn und Hammer

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Die Lage in der Stadt hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt. Das Grollen war zwar immer noch zu hören und wurde Stunde um Stunde deutlicher und lauter, aber die feindlichen Truppen waren noch mindestens einen Tagesmarsch entfernt, aber ihre schiere Anzahl ließ die Erde selbst auf diese Entfernung leise beben. Jarrik kannte diesen Trick, mit schweren Stiefeln im Gleichschritt marschiernd den Feind einzuschüchtern, aber dass es auf diese Entfernung und ohne Gleichschritt so eine Wirkung hatte, machte ihn ehrfürchtig. Die Anzahl der Feinde war selbst für ihn, der ihn etlichen Schlachten gekämpft hatte, unvorstellbar.

Die schiere Übermacht der Orcs würde zwar im direkten Kampf kaum einen Unterschied machen, da nur die Frontlinie kämpfen würde und der Rest wartet, aber in einem Stellungskrieg oder einer langen Schlacht würde der stete Strom an frischen Kämpfern sehr wohl einen Unterschied machen. Außerdem könnten die Orcs einen Kampf an einer übertrieben langen Front aufrechterhalten, könnten sogar die Stadt komplett umschließen und wirklich überall gleichzeitig angreifen.

Mit diesen Gedanken im Kopf war Jarrik gerade auf dem Weg zu Wulfruhm, um wie vereinbart sein Schwert und die Armschiene abzuholen und dachte über die letzten beiden Stunden nach. Liljas Cerpus war überraschend kooperativ gewesen und nachdem sich Jarrik vorgestellt hatte ließ er sich in den Palastgarten führen, wo er sich unter den Kronen der mächtigen Eichen die dort standen, sichtlich wohl fühlte. Jarrik konnte ihm so den Lederpanzer abnehmen, der erstaunlich leicht war und ihm dann eine Mahlzeit, bestehend aus Hasenfleisch, zukommen lassen. Er war immer noch erstaunt darüber, wie verständig Arrûl auf seine Worte reagiert hatte. Als würde er ihn genau verstehen. Vermutlich tat er das auch.

Als Jarrik bei der Schmiede ankam, stand die Tür offen und gab den Blick auf die Esse frei. Sie war am erlöschen, kein dichter Qualm drang mehr durch den Schlot nach oben, keine Hammerschläge waren zu hören und auch das Fauchen des Blasebalgs war verstummt. Wulfruhm war nicht zu sehen, aber auf dem Amboss lag ein in Öltücher eingeschlagener Gegenstand. Etwas daran zog Jarrik magisch an und so trat er näher, ganz gefangen von dem Gefühl, ein Gefühl wie als würde ein Körperteil zurückkehren. Jarrik stand vor dem Amboss und hatte die Hand gehoben, um den Gegenstand zu berühren, als es plötzlich schlagartig dunkel wurde.

Jarrik drehte sich reflexartig herum, doch es war nur Wulfruhm der in der Türöffnung stand. Jarriks Überraschung wich dem Erstaunen, als er Wulfruhm ansah. Er hatte seine Schmiedekluft abgelgt und stand jetzt in einer fast vollständigen, schweren Plattenpanzerrüstung vor ihm, einzig der Helm fehlte noch. Die Platten waren dick und kunstvoll brüniert, was die Rüstung in Verbindung mit der riesenhaften Größe von Wulfruhm noch eindrucksvoller machte. Die Hände, die in stachelbesetzten Panzerhandschuhen steckten waren zur Faust geballt sicher größer als ein normaler Menschenkopf.

Doch statt zur Faust geballt, trug er in jeder Hand einen Hammer, der bei einem Mann normaler Größe sicher bereits als Vorschlaghammer durchgehen würde. Nachdem er sich durch die Tür gebückt hatte, lehnte er die beiden Hämmer neben der Tür an die Wand. "Hmmm... Pünktlich. Gut." brummte Wulfruhm zufrieden und deutete auf den Amboss "Dein Schwert. Wie bestellt. Bin gespannt wie du es einsetzt.". Jarrik drehte sich also wieder um und wickelte das Öltuch ab.

Als die blanke Klinge endlich freilag, hatte Jarrik das Gefühl, als würde ein leises Summen in der Luft liegen. Als endlich die Klinge, die diesen Namen aufgrund der fehlenden Schneide eigentlich gar nicht verdiente, freilag und schließlich auch das Heft enthüllt war, merkte Jarrik wie er unbewusst den Atem angehalten hatte beim auspacken und holte tief Luft. Dann ergriff er das Heft und sofort fühlte es sich an, als wäre das Schwert ein Teil von ihm. So natürlich und unbewusst wie der Herzschlag, baute sich eine Verbindung auf und Magie floss zwischen ihnen hin und her.

Das Schwert fühlte sich deutlich leichter an für Jarrik, als es war, dass wusste er. Die Magie war es, die das Schwert so leicht machte, würde sie versiegen wäre es nur ein schwerer Brocken stumpfes Metall. Jarrik packte das Schwert nun mit beiden Händen und versuchte die Magie im Schwert zu formen. Es war nicht wie bei Lineas Schwert, das sich einfach die Magie von ihm nahm und er nur grob steuern konnte was damit geschah. Hier war es ein sanftes, zögerndes Tasten, eine liebevolle Frage nach Magie, kein drängendes Fordern.

Also ließ Jarrik mehr seiner Magie in das Schwert fließen und dachte einfach an eine scharfe Klinge. Über die stumpfen Seite des Schwertes legte sich ein dunkelblaues Flimmern, kaum zu sehen und doch klar streckte es sich über die Klinge und formte eine Schneide. Wulfruhm beobachtete ihn dabei genau und interessiert. "Ein Test. Schlag zu. Auf den Amboss!" forderte er Jarrik auf, welcher ihn daraufhin erstaunt ansah. Der Amboss war sicherlich gehärtet, aber auch Jarrik war neugierig und so schlug er mit dem Schwert auf den Amboss ein. Man hörte keinen lauten Aufprall, kein Klirren, kein Brechen von Stahl.

Das Schwert wurde zwar langsamer, als es auf den Amboss traf, doch statt zurückzuprallen, schlug Jarrik damit das massive Stück Metall beinahe in zwei Teile. Es ließ sich danach mühelos herausziehen, kein Verkanten oder Klemmen, als würde die umhüllende Magie wie ein Ölfilm wirken. "Oh. Unerwartet. Dachte der Amboss hält mehr aus." brummte Wulfruhm überrascht. Auch Jarrik war etwas überrascht, so eine Wirkung hatte auch er nicht erwartet und er sagte: "Es ist perfekt... ein Meisterwerk!".

Wulfruhm lachte leise. "Konnte es nicht anfassen. Hat mich, als es fertig war, abgestoßen. Ging nur es einzuwickeln. Wird wohl nur dir folgen." brummte er. Dann reichte er Jarrik ein sauberes, breites Lederband um das Schwert darin einzuwicklen. Sorgfältig verpackt und verschnürt, band sich Jarrik das Schwert auf den Rücken. Dann reichte ihm Wulfruhm noch ein zweites Paket, in dem die Armschiene eingewickelt war. Jarrik reichte ihm die Hand und meinte voller Ernst: "Wulfruhm, ich danke dir und ich hoffe ich werde diesem Meisterstück gerecht.". Wulfruhm brummte nur und schlug ein.

"Aber eine Frage habe ich noch Wulfruhm, was hast du mit der Rüstung vor?" war Jarrik neugierig und jetzt, wo das Schwert in seiner Umwicklung auf seinem Rücken ruhte, hatte er auch den Kopf wieder frei für andere Sachen. "Krieg." brummte der Gefragte nur und zog den fehlenden, zur Rüstung gehörenden Helm aus einer der Kisten in der Schmiede. Auf Jarriks fragenden Blick erklärte er schulterzuckend weiter: "War Hauptmann der Gaard. Einmal Gaard, immer Gaard.". Er setzte sich den Helm auf und nahm die beiden Hämmer auf. "Werden bald angreifen. Kleiner Trupp, Vorhut. Werde helfen.".

Dann drehte er sich wortlos um und ging Richtung Westtor. Jarrik sah im noch hinterher, bis er hinter einer Hausecke verschwand. Irgendwie mochte er den wortkargen Schmied und hoffte, er würde ihn wiedersehen. Dann machte er sich auf den Weg zurück zum Palast. Auf dem Rückweg erklangen erst Hornstöße aus dem Westen, schrill und in einer bestimmten Abfolge. Das war dann wohl der Angriff von dem Wulfruhm gesprochen hatte. Er beschleunigte seine Schritte, doch als er gerade vor dem Palasttor war, erklangen nun auch aus dem Osten ein Hornsignal, das eindeutig anders klang als die Hörner der Gaard. "Was war da los?", fragte sich Jarrik, "noch ein Angriff?".



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