Die Herzensammler und Butzl, der Bastler

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Zu einer Zeit, als das Wünschen noch gewirkt hat, lebte eine kleine Kolonie Wichtel unter einem Büschel Mistelzweigen, die irgendjemand fortgeworfen hatte. Darunter lebte es sich ganz gut, die Wichtel hatten genug Licht, das durch die kleinen Blätter drang, größere Tiere ließen sie in Ruhe, weil sie Mistelzweige nicht vertrugen. Mit den heruntergefallenen Blättern war es kuschelig warm.

Die Wichtel waren unter den Tieren und Wesendes Umlandes als „Herzensammler" bekannt. Denn ihre Arbeit war etwas ganz Besonderes. Tag für Tag zogen sie aus und sammelten verlorene Herzen ein, die sie auf ihrem Weg fanden, um sie in ihr Mistelzweigheim zu bringen. Dort schlichteten sie sie zu einem ordentlichen Haufen und schickten sie mit einem Drücker und Kuss in die Welt zurück zu ihren Besitzern.

Unter diesen Wichteln gab es einen, der Butzl mit Namen hieß. Butzl war nicht wie die anderen, doch das sah man nicht auf den ersten Blick. Butzl trug wie die anderen aus seiner Kolonie Socken über seinen Füßchen gegen die spitzen Nadeln am Waldboden, einen Bart, der so groß war wie ein Ganzkörpermäntelchen und eine Zipfelmütze. Nur hatte seine Zipfelmütze keinen Zipfel mehr, weil einmal eine Spitzmaus die Mütze angeknabbert hatte. Und in noch einem unterschied Butzl sich von den anderen. Anstatt die ganzen Herzen mit den anderen einzusammeln, lässt Butzl sich Zeit und bleibt zurück. Er suchte nämlich den Waldboden und alle anderen Böden, über die sie so wanderten, nach Herzsplittern ab.

Auch wenn die anderen ihm sagten, Herzsplitter wären zu unbedeutend und würden nicht zu den Besitzern zurückgesendet werden. Butzl sammelte sie trotzdem. Nur heimlich und dann trug er sie – ebenso heimlich- in sein Eckchen des Mistelzweigheims und setzte die Herzsplitter zusammen. Butzl hatte schon fast ein ganzes Herz aus lauter Teilherzchen gemacht. Ihm fehlte nur noch ein winziges Stück. Denn, so hatte er sich gedacht, wenn keine einzelnen Splitter zu ihren Besitzern verschickt werden konnten. Vielleicht dann ganz viele, die ein Ganzes ergaben.

Dabei hatte Butzl sich nie gefragt, ob das Herz zu einem einzelnen fliegen würde oder zu all jenen, denen die Herzsplitter einst gehörten. Es war auch egal, entweder freute sich einer, weil er mit Herz weiterleben konnte und seine Lieben mit ihm, oder die Splitter brachten viele zusammen und die freuten sich, weil sie einander gefunden hatten.

Heute war der Tag, an dem Butzl das letzte Stückchen finden würde. Das hatte er im Gefühl. Tatsächlich brauchte er nicht lange mit der Nase über den Boden schnüffeln (so suchte es sich am besten, fand Butzl). Unter einem abgebrochenen Ast, der fast doppelt so groß war wie Butzl, pulsierte ein winziges Stück Herz. Bei jedem Pochen leuchtete es rot auf. Behutsam nahm er es mit beiden Händen auf und steckte es durch das Loch seiner Zipfelmütze. Zwischen der Wolle der Mütze und seinen Haaren blieb es dort schön warm. Denn Herzen, besonders wenn sie zerbrochen waren, hatten es gern mollig warm.

Zufrieden mit seinem Fund trottete Butzl an seinen Wichtelkameraden vorbei. Sie standen aufgereiht und reichten Herzen von einem zum anderen weiter. So gelangten sie sicher in ihr Heim und niemand musste zu oft zu weit laufen.

„Warum hast du kein Herz?", fragte einer.

Eine andere beschwerte sich: „Du hilfst ja gar nicht mit."

Aber Butzl antwortete nicht, denn er wusste, er trug das Herz, wenn auch zerbrochen, bei sich und er half mit. Nur auf andere Weise.

Also stiefelte er ins Mistelzweigheim und in sein Eckchen. Dort lag das geflickte, fast fertige Herz in seinem Blätterbett und flackerte rot. Die ganzen Herzen, die die anderen Wichtel fanden, leuchteten durchgehend in den verschiedensten Rottönen. Hoffentlich würde sein geflicktes das auch tun, sobald es zusammengesetzt war. Vorsichtig nahm er die Zipfelmütze ab und setzte das Stückchen in das Herz ein. Es passte perfekt und das Herz erstrahlte hell.

Butzl tanzte seinen Wichtelfreudentanz um das Herz, bevor er es aufnahm und zu den anderen trug. Er legte es auf den Haufen dazu.

Die anderen Wichtel schauten ihn verwundert an.

„Woher hast du das?"

„Wie sieht das denn aus?"

„Wo kommt das her?"

„Da sind ja ganz viele Nähte dran!"

„Das ist ein Herz aus Splittern. Ich fand es so traurig, dass einzelne Stückchen nicht zu ihren Besitzern zurückkönnen. Jetzt hab ich sie zusammengesetzt."

Einer der obergescheiten Wichtel– ein richtiger Wichtltuer war das- protestierte: „Das wird nicht funktionieren. Es sind ja trotzdem nur Splitter."

Butzl wurde wütend, sie hatten es nicht einmal versucht und der Wichtltuer wollte seine harte Arbeit schon abtun, dabei war das Herz ja jetzt ganz! Butzl stellte sich vor das Splitterherz. „Probieren wir es aus. Dann wissen wir es."

Zum Glück stimmten die anderen Wichtel bis auf den Wichtltuer Butzl zu. Probieren konnte nicht schaden und sein Herz leuchtete wie die anderen auch. Bis auf die Nähte sah es auch aus wie die anderen. Also drückten sie jedes Herz, Butzl drückte seines ganz besonders fest und schickten sie mit einem Kuss in die Welt. Das Splitterherz verschwand mit den anderen und Butzl winkte ihm nach mit einer Träne in den Augen. Es hatte funktioniert, aber traurig war er schon, weil er so lange an den Splittern gebastelt hatte, bis sie wieder ein Ganzes waren und jetzt war das Splitterherz so einfach weg. Aber hauptsächlich freute er sich, dass das Splitterherz jetzt bei seinem Besitzer oder Besitzerin oder bei allen von ihm war.

Die Wichtel wollten sich schon umdrehen und wieder an ihr Tageswerk gehen, da flatterte ein Zettelchen von oben herab. Der Wichtltuer fing es auf und las es. Butzl linste ihm über die Schulter. Da stand immer und immer wieder „Danke" von vielen verschiedenen Händen geschrieben. Bisher hatten sie noch nie etwas zurückbekommen. „Das haben wir wohl deinen Splittern zu verdanken", murmelte der Wichtltuer und die anderen nickten heftig. Butzl lächelte nur.

Von diesem Tag an sammelte die Kolonie Wichtel nicht nur die ganzen Herzen, sondern auch die Teile und brachten sie in ihr Mistelzweigheim. Dort puzzelten sie so lange mit den Splittern, bis ganze Herzen entstanden. Und die sandten sie dann mit den anderen in die Welt zu jenen, die ihre Herzen- gebrochen oder ganz- verloren hatten.

                                                                                  ENDE

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