1 - Das Ende

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Sie verschwand. In den wabernden Schwaden von Asche und Rauch löste sie sich auf wie ein vom Wind verwehtes Trugbild. Flammen leckten über zerbrochenen Marmor und Klagelieder vermischten sich in der Luft mit Gesängen des Triumphs.

Ein Krieg hatte ein Ende gefunden und die Anführerin war zu einem Teil der Nebel geworden, als hätte sie ihr Schicksal erfüllt und der Welt nun an den Rücken gekehrt. So murmelten es die anderen nach einer Weile, ohne eine Spur ihres Verbleibs gefunden zu haben.

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Allein trat eine Gestalt in den Schatten der Grotte hinein. Die Haltung gekrümmt, die Finger im Krampf um ihren unter langem Mantel verhüllten Leib gekrallt. Schleppend bewegte sie sich voran. Stolperte über die Steine und rutschte die raue Wand entlang. Hätte es andere Ohren an diesem Ort gegeben, dann wäre ihnen das schwere Keuchen aufgefallen. Der rasselnde Atem und fauchende Schmerz, der unter der Kapuze hervordrang, wann immer ihre Wunde lautlos schrie.

Polternd fiel sie herab. Landete mit dumpfem Klang auf den Knien, als ihr die Beine den Dienst versagten.

Vor ihr flimmerte der feuchte Boden. Das letzte Licht des Abends sickerte durch Löcher hoch über ihrem Kopf. Kälte kroch unter ihre Kleidung und schlang sich um ihre Haut. Vielleicht war es aber auch andersherum, und sie ließ die kleine Höhle frieren, weil sie mehr und mehr alle eigene Wärme verlor. Sie tropfte hinter ihr auf den Boden. Hinterließ kleine rote Flecken, die an Steinen haften blieben oder im Moos verschwanden.

An diesem Tag war ihr etwas klar geworden. Etwas, dass sie bereits viel zu lange vergessen hatte und das viel zu spät zurück gekehrt war in ihren von Rache, Hass und Zorn berauschten Verstand. Aber so wie es eben war mit den wirklich schlimmen Dingen, man erkannte sie erst zu spät. Wenn man sie ohnehin nicht mehr verändern konnte.

Die schlanken, bleichen Finger einer Frau schoben die Kapuze zurück. Ihre Nägel waren angebrochen und von Schmutz befleckt. Ihre Haut fast grau und ihr Haar ein Wirrwarr langer strohig schwarzer Knoten. Einst hatte sie stolz das Kinn gereckt und angriffslustig wie ein wildes Tier die Zähne gezeigt. Nun schien sie zu schrumpfen, mit jedem Moment der verging. Ihr Lippen zitterten und ihre Stimme krächzte als sie zu sprechen versuchte, selbst wenn niemand sie hier hören konnte.

Einst stark.

Einst umgeben von all den anderen, von der Wärme einer Gemeinschaft und dem eigenen lodernden Feuer in ihrem Inneren.

Nun schwach.

Nun einsam und verlassen und zerschlagen. Erstochen, um genau zu sein.

Ihr war nie klar gewesen, wie sehr eine kalte Klinge aus Eisen brennen konnte, wenn sie einem ins Fleisch fuhr. Als würde das Metall die Wärme des Körpers irrtümlich mit der Geburt aus dem Schmiedefeuer verwechseln und freudig erglühen. Sogar nun brannte es noch. Jedenfalls ein bisschen. Es war zu einem Kribbeln geworden in der Taubheit, die sich über sie legte wie eine schwere Decke.

Sie sank zur Seite. Ihre Lieder schlossen sich über glasige Augen.

Irgendwo raschelte doch etwas in einer Ecke. Vielleicht eine Maus, ein Frosch oder was sich sonst in tiefen Grotten finden ließ.

An diesem Tag war ihr vieles klar geworden.

Sie bereute ihre Taten.

Sie fürchtete sich vor dem Tod.

Und sterben konnte quälend lange dauern.

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