21 - Magie tropft

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Es mussten Dämonen sein, die um sie herum versammelt waren. Geister mit erhobenen Zeigefingern die Anschuldigungen rauschten. Der Alkohol hatte ihr nicht geholfen zu vergessen. Er hatte sie nur tiefer hineingezogen. Es dröhnte in ihrem Schädel und Schatten huschten in verrauchten Schwaden an ihr vorbei.

Die Kette pulsierte in ihrer Hand obwohl sie den Anhänger gar nicht direkt hielt. Gebannt starrte sie in das helle Strahlen und auf die Symbole, die dahinter lagen. Eigentlich hatte sie nie so recht verstanden, wie es funktionierte. Wie simple Symbole dafür sorgen konnten, dass Magie blieb, wo sie sonst selbst die Hand einer Hexe so schnell verlassen konnte. Kleine eingravierte Kerker. Gefäße aus feinen, übereinander angelegten Strichen und Schwüngen, die den Zauber langsam und nur nach und nach aus sich sickern ließen. Oder die ihn ganz fest hielten. Eingeschlungen in ein Wirrwarr alter Geheimnisse. Die Reste der Zeit, in der die alten Hexen Wunder vollbrachten, statt zu verdammten Geschöpfen erklärt zu werden.

Der Nachfahre Kenaens packte sie wieder und schüttelte ihren Verstand. Dass sie ihn auch nur einen Moment für den echten Hexer hatte halten können, war kaum zu glauben. Dieser hier floh und duckte sich unter Blicken, als müsse er sich verstecken und sein Gesicht im Schatten halten. Kenaen war selbst da mit arrogantem Stolz gelaufen, als die Hexenjäger ihn jagten und keine Armee seinen Rücken schützte. Wenn er nur etwas fähiger gewesen die Herzen der anderen zu erreichen, hätten die Menschen wohl in erster Linie seinen Namen gesungen. Nicht den der Hexe Ioanne. Würden dann seine Statuen auf den Plätzen stehen? Verdient hätte er es eher als sie.

Kenaen war es gewesen, der ihnen beibrachte zu kämpfen. Der Meister, den er einst tötete, um sich selbst zu befreien, hatte gegen Gesetze verstoßen und Kenaen gemeinsam mit anderen in kleine, verbotene Arenen gesteckt, um sie zur Belustigung unter magischem Spektakel gegeneinander antreten zu lassen. Ein gefährliches Vergnügen, denn dafür hatte er den aufgehetzten Hexen Waffen in die Hände gegeben und ihnen die Möglichkeit geschaffen zu lernen anderes zu tun, als die triste, ermüdende Arbeit zu verrichten. Um sie klein zu halten, hatte er sie geprügelt bis zur Bewusstlosigkeit und in den Staub zu seinen Füßen gedrückt. Bis einer, dem er das Licht aus einem Auge geschlagen hatte, sich erhob und ihm den Fehler durch die Kehle gleiten ließ.

Nur ein einziges Mal, hatte Kenaen sich zurückgezogen. Und selbst da, war er eigentlich noch stärker gewesen als sie. Denn während sie zerfressen, wurde von blindem Zorn, trat er zurück und ließ sich einen Verräter schimpfen. Aufhalten hatte er sie nicht mehr können, doch der Hexer mit dem wohl finstersten Blick in ihren Reihen, war zum einzigen Vertreter überlegter Beherrschung geworden.

Das Licht des Steines strich durch ihre Augen. Warum sollte Kenaen dafür gesorgt haben sie zurückzuholen? War es auch nur eine weitere Lüge?

In ihr Blickfeld und über ihre Hand geschobene Finger verschluckten das Strahlen der Magie.

„Verdammt nochmal..." neben ihr fauchte die Stimme des Nachfahren. „Ioanne!"

Als er ihren Namen so dringend aussprach, klang er doch ein bisschen wie der, dem er nur im Äußerlichen so verblüffend ähnlich sah. „Wir müssen weg, komm schon! Ich erkläre dir alles, dass du nicht verstehst. Nur reiß dich verdammt nochmal endlich zusammen!"

Er zog an ihrer Schulter und ließ sie zur Seite stolpern. Die Bewegung schien Wolle aus ihren Ohren zu werfen und auf einmal sah sie wieder, was um sie herum geschah. Sie sah die Menschen, die in gebanntem Schrecken zu ihr blickten. Und sie sah die Gestalten in Uniform, die durch die Menge zu ihnen schnitten. Wieder war da dieses Symbol ihrer Schwester. Es gehörte genauso wenig hier her, wie sie selbst.

Entschlossen zog Rikkon an ihr und brachte sie dazu sich mit ihm zu bewegen. Alles schien zu schwanken und sich zu drehen. Sie hielt sich an seinem Arm und eilte neben ihm her, ohne recht zu wissen, wovor sie eigentlich flohen. Schon wieder. Seit kurzem schien sie ständig auf der Flucht zu sein.

Sie ploppten aus der rasch größer gewordenen Menge heraus und klapperten die Straße entlang. Hinter ihnen wurden Rufe laut, die sie aufforderten stehen zu bleiben. Wo die Uniformierten zuvor nur kritisch nähergekommen waren, hatten sie nun entschieden die Verfolgung aufgenommen.

Sie holten trotz des Vorsprungs rasch auf, denn die Hexe torkelte und stolperte fast über ihre eigenen Füße. Es kam ihr fast so vor, als würde der Boden sich hinterhältig gegen sie wenden. Immer wieder fluchte Rikkon gehetzt und warf einen unruhigen Blick über die Schulter auf die näherkommenden Verfolger. Er führte sie in schmale Gassen zurück. Doch auf dem unebener werdenden Boden kam die deutlich angetrunkene Hexe noch schlechter voran. Zumal noch immer Magie aus ihr zu sickern schien, wie aus einem angestochenen Fass.

„Warum fliehen wir?", keuchte Ioanne verwirrt und deutlich zweifelnd darüber, ob sie ihm noch länger folgen sollte.

Rikkon schnaubte. „Weil du nicht erfahren willst, was sie mit dir anstellen, wenn wir es nicht schaffen vor ihnen zu fliehen."

Eine wirkliche Antwort war das nicht. Erneut riss Ioanne sich von ihm los und schwankte taumelnd an eine kühle Häuserwand. Sofort redete Rikkon auf sie ein und bemühte sich darum wieder nach ihr zu greifen. Er ließ jedoch los, als sie die Finger über das Gestein der Wand spreizte und ein Zittern durch das massive Hindernis glitt. Unter ihrer Hand krächzte ächzend ein Riss, der rasch weiter zuckte. Den Verfolgern entgegen, höher, bis zu einem Bogen über dem Durchgang in die Seitengasse. Der darauf angebrachte, stilisierte Kopf eines Falken kippte knirschend. In instinktiver Vorahnung kamen die Uniformierten zum Stehen, um den Kopf zu heben. Dann knackte das Gestein und in einer Wolke aus krachendem Staub, zerfiel das Gebilde zu Trümmern, die den Weg versperrten.

Ioanne sackte auf die Knie. Ihr Blut brannte rauschend durch ihre Adern und ihre Glieder schmerzten fauchend. Von unten hinaufblickend, sah sie Rikkons irritierten Ausdruck im Gesicht.

Ein kühles, grimmiges Lachen kratzte durch ihre Kehle als sie sagte: „Ihr wisst nichts!" Sie hob die Kette erneut an. Das Leuchten verfing sich in den Partikeln aus Steinstaub, der zu ihnen herüber trieb. „Da wo die Magie hierfür herkam, gab es noch mehr", meinte sie hohl, ehe sie zur Seite rutschte.

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