23 - Erneut Fremd

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Benommen blinzelnd starrte sie an eine Decke, auf der sich eine rissige, weiße Farbschicht erstreckte. Das musste aufhören. Dieses träge Erwachen in Betten, ohne zu wissen, wie sie dort gelandet war. Dazu mit einem Dröhnen im Kopf und einem Kratzen in der Kehle, als hätte sie raue Steine verschluckt die stetig aneinander rieben.

Raschelnd bewegte sie die Hände unter dem beißenden Stoff, der über sie gelegt worden war. Sie rieb sich über die Augen, über die Schläfen und über das ganze Gesicht. Ihre Haut kribbelte und ihre Beine schmerzten, als wäre sie gewaltige Strecken gerannt. Angestrengt schnaubend schob sie ihren widerwilligen Körper in die Höhe. Soweit, bis sie saß und ihre bestrumpften Füße herabsetzen konnte.

Diesmal war dort keine irritiert forschende Frau, die mit einem Holzlöffel in der Hand überrascht das Erwachen des Gastes verkünden konnte. Ioanne war allein in einem kleinen Zimmer. Außer dem Bett, gab es sonst nur noch einen schmalen Tisch, einen Stuhl, eine Kommode und verteilten Kram, der sich auf allen Oberflächen sammelte. Irgendjemand schien eilig alles unter den Tisch geschoben zu haben. Oder der kleine Haufen unter dem darüber geworfenen Mantel, ruhte immer dort. Eine Lampe auf dem Tisch, verteilte genug warmes oranges Licht, dass sie sich umsehen konnte.

Irgendjemand schien ihr auch die Stiefel ausgezogen und an das Fußende des Bettes gestellt zu haben. Genauso wie ihr die Kette mit dem Anhänger abgenommen worden war. Hergebracht worden, war sie wohl auch von irgendjemandem. Rikkon?

Das mit dem Alkohol hatte sie versucht und dabei würde sie es belassen. Sie stöhnte leise. Dann schob sie sich von dem Bett herab. Um sie herum schwankte die Welt. Irgendwie gelang es ihr aber dennoch an ein Fenster zu wanken und vorsichtig den mehrfach geflickten Vorhang zur Seite zu schieben. Es war Nacht. Oder sehr später Abend, denn zwischen ein paar Häusern hindurch, meinte sie noch einen schmalen Streifen letzter Sonne zu erkennen. Womöglich war das allerdings auch nur entzündetes Laternenlicht.

Sie befand sich noch immer in der Stadt. So hoch, dass sie nahe an das Fenster treten musste, um herab auf eine Straße blicken zu können. Trotz der aufgezogenen Dunkelheit bewegten sich dort auch nun noch Menschen. Nicht ganz so stetig wie sie es den Tag über gesehen hatte, aber doch in geschäftigem Treiben. Allerdings waren die Häuser hier krummer als bisher. Sie schienen sich aneinander zu lehnen wie in gegenseitigem Stützen. Und in den Fassaden zeigten sich Risse, die noch tiefer und deutlicher waren als jene über ihr an der Decke. Die Falten einer Stadt.

Ioanne trat wieder fort von dem Fenster und wand sich der Tür zu. Sie schlich. Leise stöhnten unter ihr die Dielen eines verkratzten alten Fußbodens. Ihr war, als könnte sie Stimmen hören. Eindringliches Gemurmel. Behutsam öffnete sie die Tür. Es knarzte ächzend und fauchte in ihren Ohren. Aber sonst schien niemand zu reagieren.

Auch der Gang dahinter war leer. Eng und dunkel und verlassen. Träge waberte Licht in staubiger Luft ein paar Treppen an dem einen Ende des Ganges zu ihr herauf. Von dort meinte sie auch die Stimmen kommen zu hören. Sie verstand noch immer nicht was sie sagten, doch als sie sich vorsichtig schleichend näherte, wurden die Wortfetzen deutlicher. Sie erkannte die Stimmen eines Mannes und einer Frau. Beide bemühten sich gedämpft zu bleiben, dennoch erhob sich vor allem immer wieder ihr Ton.

„Woher willst du wissen, wer dich gesehen oder nicht gesehen hat?", zischte die Frau gereizt. „Die meisten springen bereits zur Stadtwache, wenn sie denken, ihr Nachbar hätte zu schönen Gardinen, dafür, was er verdient."

„Du bist paranoid." Das war Rikkons Stimme. Oder zumindest vermutete Ioanne das, während sie sich an der Wand entlang näher drückte.

„Ist dir klar, wie weit sie die Belohnung auf Informationen erhöht haben, die die Stadtwache interessieren könnten?"

„Mir blieb keine andere Wahl und das hier war in der Nähe. Außerdem ist das die Wohnung meiner Tante und sie hatte kein Problem damit uns herein zu lassen."

Gereizt schlug jemand auf einen Tisch. „Wenn ich früher hier gewesen wäre, hätte ich meine Mutter davon abgehalten schon wieder durch dein egoistisch blindes Verhalten in Gefahr gebracht zu werden."

„Beruhige dich Vatonya!", versuchte Rikkon sie zu besänftigen.

„Beruhigen? Du hast für zwei Monate Gewehre unter ihrem Sofa gelagert!"

„Das hier ist wichtig!" Nun wurde auch Rikkon etwas lauter. „Ich habe dir gesagt, wer sie ist."

„Wenn sie es ist!"

„Ich habe es gesehen. Die Magie ist aus ihr geglitten, als würde sie durch ihren gesamten Körper strömen. Sie ist es!"

Ioanne runzelte die Stirn in ihrem Versteck. Sprachen sie von ihr? Aber natürlich taten sie das. Jeder verdammte Narr in dieser Stadt schien das zu tun. Sie bleckte die Zähne, blieb aber weiter stehen, um zuzuhören.

„Dann solltest du dir sehr sicher sein, denn dieser Plan, den ihr Euch ausgeheckt habt ohne zu wissen, ob es je wirklich geschehen würde, liegt gerade bewusstlos in meinem Bett." Stühle knarzten und eine der beiden Personen schien sich zu erheben.

„Schon klar, es lief nicht ganz ideal. Aber ich meine, wenn ich plötzlich von den Toten auferstehen würde, würde ich mich wahrscheinlich auch erstmal in die nächste Bar setzen", meinte Rikkon. „Wichtig ist, dass sie wirklich diese Macht in sich trägt und das nicht auch nur verfälschte Erzählungen waren."

„Ha!", machte die Frau grimmig. „Du meintest sie sei dir davon gelaufen. Nach allem was wir wissen, ist sie das damals auch. Jetzt weiß sie noch weniger was vor sich geht. Warum sollte sie uns helfen und tun was wir wollen?"

Rikkon seufzte schwer. „Uns bleibt nicht viel anderes übrig als weiter zu hoffen, schätze ich."

Vorsichtig wagte Ioanne sich weiter vor um einen Blick auf die zu erhaschen, die viel zu bedeutend von ihr sprachen. Allerdings war ihr noch immer schwindelig von dem, das da durch ihren Kreislauf rauschte. Sie taumelte in ihrer Mühe unauffällig zu bleiben und stolperte polternd ein paar der Stufen herab. Als sie den Kopf hob war es still und zwei Augenpaare blickten ihr direkt entgegen.

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