26 - Flucht

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Das Brett sprang unter ihren gehetzten Schritten auf und ab. Es schien beinahe zu leben, so bog es sich und ächzte. Hinter ihnen folgte die Stadtwache, die scheinbar wirklich schnell informiert worden war. Sie setzten ihnen nach mit hörbar rasselndem Atem und Gesichtern, die Rot vor Anstrengung waren. Hinter ihnen verteilte sich das flackernde Licht über den Nachthimmel, als hätten sie den Sonnenuntergang noch ein Mal direkt auf das Dach geholt.

Auf der anderen Seite, sprangen die drei Fliehenden herab. Vatonya wollte sich drehen um das Brett zu verschieben und herunter zu stoßen, vielleicht auch um Magie darauf anzuwenden. Doch ehe sie dazu kam, löste sich ein Schuss und verfehlte sie knapp. Eine Kugel schlug in die Wand knapp unter dem Vorsprung. Statt sich direkt auf ein Gefecht einzulassen, setzten sie ihren Sprint fort.

„Was habt ihr überhaupt angestellt?", keuchte Vatonya und führte die beiden über Winkel und weitere Stege der Dächer. Vorbei an Kaminen, an aufgehängter Wäsche und an kleinen Bauten aus aneinander genagelten, löchrigen Behausungen, in denen Menschen erschrocken zur Seite zuckten. Sie schien sich auszukennen und Rikkon genauso. Im Gegensatz zu vorher, waren sie sich auch ohne Diskussionen einig darüber, welche Richtung sie einschlagen würden. So hielten sie den Vorsprung. Sie bauten ihn sogar aus. Allerdings nur, um kurz darauf schon wieder die Verfolger im Nacken zu haben.

„Eine Prügelei angefangen und einen Durchgang gesprengt", beantwortete Rikkon gehetzt unter schwerem Atem.

„Und dabei habt ihr ihren..." Sie rutschten um ein weiteres Eck hinter dem das silbrige Licht des Abends sich in verschütteten, nassen Pfützen spiegelt. „... Kommandanten erschlagen? Oder warum sind die so unglaublich versessen darauf euch in die Finger zu bekommen?"

„Ich glaube sie wissen es", kam es von Rikkon, ehe er einen Moment stehen blieb, um einen Stapel Kisten umstürzen zu lassen und den Wachen den Weg zu versperren. Jedenfalls vorrübergehend.

„Wissen was?", knurrte Vatonya. Hinter ihnen krachte es, als sie mit roher Gewalt und Magie, durch das Hindernis hindurch wälzten.

„Dass sie hier ist! Ioanne, die echte."

Ioanne riss den Kopf zur Seite. Sie verstand noch immer nicht, warum sie rannten. Warum ihre Beine schmerzten und warum sie vor dem Brüllen einer Stadtwache fliehen musste.

„Wir haben Spitzel, überall sind Spitzel", fügte Rikkon trotz erschwerten Atems weiter mit an. „Sie sind überall. Darum war es ja auch so wichtig, dass ich sie sofort suche als der Stein angefangen hat zu leuchten." Er klopfte seitlich auf seine Manteltasche. Versteckte er ihn wieder dort?

„Und wegen der Sache mit der Barprügelei..."

„Es war keine Prügel!", mischte Ioanne sich zischend ein. Eigentlich wusste sie es gar nicht mehr so genau. Wenn sie versuchte sich zu erinnern, kam ihr nur Zorn in den Sinn. Zorn, Schuld und Geister die vorwurfsvoll ihre Finger auf sie richteten.

„Jedenfalls war der Stein zu sehen und sie hat sich sehr lautstark über eine gewisse Heldenverehrung beschwert. Unter Umständen hat einer dann auch mich erkannt."

Hinter ihnen schossen wieder Geschosse zischend durch die Luft.

„Nicht auf sie, Idioten!", brüllte hinter ihnen eine Stimme.

Bisher hatten sie nur verfehlt, dennoch waren die Pistolen deutlich präziser geworden und Pfeile oder Armbrustbolzen schienen gar nicht mehr verwendet zu werden.

„Dann weiß sie es auch bereits!", zischte Vatonya. Einen Moment lang war sie es, die inne hielt, um mit ihrer Hand ein Fass zu berühren, das größer war als sie selbst. Es rumpelte und blubberte im Inneren. Das gewaltige Fass bewegte sich schwankend und drehte sich um die eigene Achse. Die metallenen Nieten zitterten. Sie rannten weiter. Kurz darauf hörten sie hinter sich Holz splittern und Schreie, die von hervorströmendem, rauschenden Wasser überrumpelt wurden.

„Wenn sie es nicht sogar als eine der ersten wusste", bestätigte Rikkon.

Schon wieder sprachen sie über ihren Kopf hinweg. „Wer!", fauchte Ioanne gereizt, um die beiden zu erinnern, dass sie erst seit kurzem wieder am Leben war.

Rikkon zuckte tatsächlich kurz zusammen.

„Die Höchste des Hexenrates."

„Und was will sie von mir?"

Vatonya sah schnaufend über die Schulter zurück.

„Du hast es ihr noch nicht gesagt?", fuhr sie Rikkon vorwurfsvoll an.

„Ich kam noch nicht dazu!", erwiderte der gereizt.

Wieder kletterten sie über einen der nur locker befestigten Pfade. Unter ihnen schwankte das Brett über einen tiefen Abhang. Diesmal waren weit weniger Menschen unterwegs und ebenso wenig Lichter. Deshalb klaffte eine finstere Schlucht unter ihren Füßen, deren Grund sie nicht sehen konnten.

„Wenn ihr wollt...", begann Ioanne knurrend „... dass ich mich auch nur im geringsten verpflichtet fühle euch zu helfen, solltet ihr anfangen mir Dinge zu sagen, ohne, dass ich vorher erst umständlich nachfragen muss!"

Rikkon keuchte auf ihren Vorwurf hin gequält, während er vor ihr balancierte. Allerdings war es Vatonya an der Spitze, die an seiner Stelle reagierte.

„Du bist nicht die einzige Lebende, die auch schon vor einhundert Jahren hier war", meinte sie.

Abrupt blieb Ioanne in der Mitte des Steges über dem Abgrund stehen. „Ihr habt noch jemanden wiederbelebt?"

Gehetzt hielt auch Rikkon inne und sah an ihr vorbei. Der Trick der Hexe, hatte ihnen diesmal wirklich einen kleinen Vorsprung verschafft. Allerdings blieb Ioanne dennoch eisern stehen. „Es ist eher so, dass diese, nie aufgehört hat zu leben", erklärte er und fasste wieder nach ihrem Arm, um sie weiter zu ziehen. Das ließ sie allerdings nur noch weiter zurückweichen. Vatonya war schon beinahe am anderen Ende angelangt. „Worauf wartet ihr?", zischte sie.

Ioanne verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Wer?" Unnachgiebig blickte sie ihm entgegen.

„Die höchste des Rates. Zu deiner Zeit, hieß sie Meia."

Hinter ihnen war wieder der Klang der Verfolger zu hören und das Platschen ihrer inzwischen völlig durchnässten Stiefel. Ioanne blieb weiter stehen. Vor ihr drehte sich der Himmel. Die Gebäude schienen seufzend zu kippen und die Worte um sie herum, wurden zu einem stechenden Sirren.

Ioanne trat einen weiteren Schritt zurück. Als Rikkon ihr erneut nachsetzen wollte, streckte sie die Hand aus. Durch die Luft glitt ein Knistern. Ein Gefühl, das einem unter die Haut kroch und kribbelnd einen Weg bahnte. Er wurde fort gedrückt. Seine Füße rutschten über den Steg, als stünde er auf Eis. Er prallte gegen seine Cousine und gemeinsam stürzten sie auf der anderen Seite auf das Dach. Dann ging Ioanne in die Hocke und legte ihre Finger über das Holz. Eisige Kristalle wuchsen unter ihrer Berührung und streckten sich knackend weiter aus. Sie konnte sehen, dass Rikkon versuchte erneut hinauf zu steigen. Unnachgiebig. Vielleicht doch mehr als nur im Äußerlichen wie sein Urgroßvater. Vatonya zog ihn jedoch zurück und hielt ihn eisern fest.

Ioanne erhob sich wieder und wand sich den stehen gebliebenen Verfolgern zu. Unruhig sahen die zu ihr auf. Sie behielten ihre Hände an gezückten Waffen und die Hexen berührten Pistolen oder den Boden in angespannter Erwartungshaltung. Aber sie schossen nicht und ließen sie kommen. Also hatten sie es wirklich auf sie abgesehen.

Hinter ihr kratzten Risse durch den von weiß spiegelnder Oberfläche bedeckten Weg. Und ehe sie ganz auf das Dach zurückgekehrt war, begann es klirrend zu zerspringen. Schillernde Scherben segelten in die dunkle Tiefe herab, um von ihr verschluckt zu werden und am Grund fern krachend zu zerschellen.

Ioanne trat herab. „Bringt mich zu ihr!", forderte sie mit bebender Stimme.

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