Eine lange Nacht im Norden

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Hey ihr. Hier das nächste Kapitel. Sorry, dass ich nicht so hinterher komme, wie am Anfang, aber ich werde mich weiterhin um schnelle Updates bemühen. Ich denke, dieses Kapitel ist das, worauf der ein oder andere schon lange wartet. Darum viel Spaß euch beim Lesen. 😉

Der Flug nach Tromso dauerte knappe 5 Stunden und verlief Ereignislos. Die Fahrt mit dem Bus nach Skarsvag dagegen mit seinen fast 9 Stunden wurde beinahe zur Tortur und sie waren beide dankbar, dass Penny zumindest so vorausschauend gewesen war, in einem Shop am Fughafen ein paar Sandwiches zu kaufen. Keiner der beiden wusste noch, wie er sitzen sollte, ihre Beine wurden schwer, egal wie sehr sie diese streckten. Sam entschuldigte sich unzählige Male, dass er ihr das zumutete, doch Penny überspielte es mit Witz und ihrem üblichen Charme - immerhin schafften sie es auf dieser Route das Reisebuch fast fertig zu lesen. 

Dennoch schauten sie erwartungsvoll dem Ende ihrer Reise entgegen und streckten sich ausgiebig, als sie dann endlich aus dem Bus aussteigen konnten. Schnell fanden sie die Adresse mit der Ferienwohnung, die Penny online gebucht hatte. An Hotels mangelte es in dieser karg bevölkerten Gegend ziemlich, dafür waren mehr Ferienwohnungen zu kriegen und die meisten Touristen waren nur auf Durchreise, so dass Penny schnell eine freie gefunden hatte. 

"Hier haben sie die Schlüssel und ich war so frei ihnen etwas einzukaufen, da sie ja sehr spät angekommen sind. Sie finden alles in der Küche. Können sie kochen oder soll ich ihnen etwas zubereiten?", fragte sie die ältere Dame, nachdem sie ihnen die Wohnung gezeigt und Sam die Schlüssel in die Hand gedrückt hatte. Sie sprach für ihr Alter und die abgelegene Lage ihres Wohnortes ein erstaunlich gutes Englisch.

"Danke, dass ist sehr nett von ihnen. Sam ist ein ausgezeichneter Koch. Er wird bestimmt etwas damit zaubern können", lobte Penny Sam nun und warf ihm ein neckendes Grinsen zu, als er nur genervt schnaubte.

"Sagen sie, wissen sie wie man von hier ans Nordkap kommt?"

"Oh natürlich. Es gibt eine Buslinie. Jeden Mittag fährt sie dort hin."

"Nur jeden Mittag?", fragte Sam entsetzt. Ihnen würde zu viel Zeit verloren gehen, die ihnen fehlen würde, um Penny's Liste fertig zu machen. Sie hatten nur noch eine Woche übrig und noch so viel zu erledigen."Wie weit ist es bis dorthin?"

"17 Kilometer. Sie können natürlich auch hin wandern, aber die Strecke ist nichts für ungeübte."

"Du willst wirklich dorthin wandern?", warf Penny skeptisch ein.

"Warum nicht? Wir sind mehr als geübt und trainiert. Wir haben 16 Stunden fast ausschließlich gesessen und könnten Bewegung wirklich brauchen und es ist mitten in der Nacht und noch hell."

"Oh das liegt an der Mitternachtssonne wegen der Sonnenwende. Sie erleben die letzten Züge davon mit für dieses Jahr. In ein paar Tagen werden die Nächte wieder länger. Ich lasse sie mal alleine, aber sollten sie wirklich heute Nacht noch wandern wollen, nehmen sie ein Telefon mit. Man kann nie vorsichtig genug sein und die Gegend dort oben ist ziemlich verlassen. Vor morgen früh, wird dort keiner hochfahren."

"Vielen Dank. Wir werden ihren Rat befolgen", wandte Sam lächelnd ein, ehe er ihr noch einmal winkte und die Tür hinter ihr schloss. Er klatschte aufgekratzt in die Hände."So, dann wollen wir uns mal stärken, bevor wir auf die große Wanderung gehen."

"Also faktisch gesehen sind 17 km keine große Wanderung", wandte sie ein, als sie ihm zu der offenen Küche folgte, die an einen kleinen Wohnbereich grenzte. 

"Musst du immer alles so objektiv betrachten?!", erwiderte er gespielt mürrisch, als er den Kühlschrank öffnete und dort etwas Aufschnitt, Sahne, etwas Käse, ein Stück Fleisch und Brokkoli fand. Nach einem schnellen Blick durch ein paar Schubladen fand er noch Gewürze, Nudeln, Brot und eine Auflaufform. Unkomplizierter und schneller ging es doch gar nicht. Bis auf den Aufschnitt und das Brot warf er alles zusammen geschnitten in die Auflaufform, goss die gewürzte Sahne darüber und bedeckte alles mit ein wenig Käse, bevor er es in den Ofen stellte. "Was ist?", fragte er Penny dann, als er sich umwandte und sie lächelnd an einer Wand lehnen und ihn beobachten sah. 

"Nichts. Ich schaue dir nur zu. Du warst so im Element, dass ich dich nicht stören wollte", wandte sie lächelnd ein, als sie neben ihn trat und begann aufzuräumen."Und du willst wirklich gleich dort hoch laufen?"

"Klar." Er holte sein Handy aus der Tasche und tippte darauf etwas herum."Wir gehen querfeldein zur Straße und folgen ihr bis zum Nordkap. Laut Routenplaner müssten wir in drei Stunden dort sein", sagte er dann und zeigte ihr die Karte auf seinem Handy.

"Dann wären wir zwischen 5 und 6 Uhr zurück. Am besten fliegen wir als nächstes nach Amerika, dann haben wir jede Menge Zeit zum schlafen", erwiderte sie schmunzelnd.

"Was denn? Eine Woche Urlaub und schon hast du Probleme eine Nacht durchzumachen?", wandte er neckend ein."Das wird Steele aber gar nicht gefallen." Sie wandte sich ihm kurz zu, ehe sie selbst ihr Handy zückte und etwas darauf tippte, bevor sie es ihm reichte."Definition von Urlaub: Bezahlte Freizeit, die der Wiederherstellung und Erhaltung der Arbeitskraft des Arbeitnehmers dienen soll - auch: Einem Arbeitnehmer zustehende arbeits- bzw. dienstfreie Zeit, die der Erholung dient", las er laut vor. Er atmete tief durch. 

"Okay, okay. Dann erholen wir uns eben und fahren morgen mit dem Bus", erwiderte er resigniert, ehe ihm etwas einfiel."Allerdings ist das Nordlicht angeblich nur Nachts zu sehen, also werden wir in diesen Genuss wohl nicht kommen. Wie schade. Ich hatte mich so darauf gefreut, dass du es sehen kannst", wandte er nun betrübt ein, setzte sich an den Tisch und legte den Kopf in die Hände. Sie wusste, dass er das nur spielte und dennoch glaubte sie ihm, dass er sich darauf gefreut hatte, ihr eine Freude zu machen. Es machte ihm immer Freude, genau wie es ihr Freude machte, ihn zu überraschen.

"Jetzt hör auf, Trübsal zu blasen, ich wollte dich nur aufziehen. Wir gehen ja nach dem Essen. Immerhin muss ich dir bei einer Sache Recht geben: Wir haben wirklich viel zu lange gesessen. Ich könnte auch etwas Bewegung gebrauchen und immerhin war ich seit Tagen nicht mehr joggen."

"Jetzt glaub aber mal nicht, ich würde im Dauerlauf da hoch sprinten! Als wir in der Schweiz fangen gespielt haben, war das fast wie Joggen", warf er nun ein und sie musste lachen. Mit Sam zu diskutieren war immer wieder auf's Neue interessant. Sie fragte sich unwillkürlich, wer von ihnen beiden wohl eine ernsthafte Diskussion gewinnen würde. Bisher waren sie sich immer bei allem einig gewesen. 

"Ich gebe mich geschlagen und suche mal unsere Wintersachen raus", erwiderte sie lächelnd und ging ins Schlafzimmer, wo sie die Koffer abgestellt hatten. Als sie mit Jacken, Schals und Mützen zurück kam, holte Sam bereits den Auflauf aus dem Ofen und hatte den Tisch gedeckt. Sie aßen schnell etwas und Penny war hin und weg, von Sam's Talent, aus einfachen Zutaten etwas so leckeres zu machen. Sie konnte zwar auch kochen, doch sie war nicht besonders einfallsreich und hielt sich lieber strickt an Rezepte. 

Als sie fertig waren, gespült und den restlichen Auflauf im Kühlschrank verstaut hatten, zogen sie sich warm an und machten sich auf den Weg Richtung Nordkap. Sam hatte die Route auf seinem Handy eingegeben und sie folgten ihr. Die Landschaft war karg und felsig und je näher sie dem Nordkap kamen, desto weniger grün fanden sie dort vor, aber es faszinierte sie dennoch. Die ganze Zeit stand die Sonne tief am Horizont und tauchte die Umgebung in ein dämmriges Halbdunkel, weshalb sie besonders gut auf den Weg vor sich achteten. 

Als sie endlich am Nordkap ankamen und an den dortigen Gebäuden vorbei gingen, die verlassen dalagen, war Penny einen Moment enttäuscht, als sie keine Nordlichter am Himmel sah und dennoch freute sie sich, als sie das Leuchten in Sam's Augen sah, als sie sich dem riesigen Globus näherten, der den nördlichsten Punkt der Welt markierte. 

"Gibt es eigentlich auch einen südlichsten, westlichsten und östlichsten Punkt der Welt?", überlegte Penny dann laut, nachdem sie ein paar Minuten verharrt hatten, um den Anblick des Plateaus und des dahinter liegenden Meeres in sich aufzunehmen. 

"Interessanter Gedanke. Das sollten wir recherchieren und auf die nächste Liste schreiben."

"Du willst noch eine Liste machen? Gefällt dir das herumreisen so gut?"

"Wenn man so eine nette Begleitung hat, gefällt mir alles gut", erwiderte er schelmisch grinsend, ehe er wieder ernst wurde."Mir tut es nur leid, dass du keine Nordlichter sehen konntest."

"Das ist nicht schlimm, Sam. Vielleicht haben wir in Alaska noch einmal die Chance dazu und wenn nicht, dann wird sich schon ein andermal eine Gelegenheit ergeben. Ich habe mal gelesen, dass Nordschottland ebenfalls bekannt für seine Nordlichter sein soll, vor allem zur Tagundnachtgleiche."

"Wir reisen um die halbe Welt und jetzt sagst du mir, dass wir einen Hotspot mehr oder weniger direkt vor der Tür haben? Du machst mich fertig, Pen", stöhnte Sam genervt, was sie kurz zum Lachen brachte."Aber wenn du auf dieser Reise keine sehen solltest, werden wir im Herbst ein Wochenende nach Schottland fahren. Versprochen."

"Sei vorsichtig mit deinen Versprechen, Sam. Ich könnte dich beim Wort nehmen."

"Oh, ich hoffe, dass du das tust", wandte er grinsend ein, ehe er sich umsah."Sieht schlecht aus mit einem gemeinsamen Erinnerungsfoto, wenn keiner hier ist oder?"

"Ich glaube meine Kamerafunktion am Handy hat einen Selbstauslöser." Penny holte ihr Handy heraus und tippte ein wenig darauf herum, ehe sie sich suchend umsah und zum Mitternachtssonnendenkmal zurück ging, an das sie das Handy anlehnte. Sie richtete das Bild aus, zoomte den Globus heran und bedeutete Sam, dort auf sie zu warten. Als alles bereit war, drückte sie den Auslöser und lief zu Sam zurück, während sie im Kopf die 10 Sekunden, die der Auslöser ihr Zeit ließ, herunter zählte. Bei 3 erreichte sie Sam, der sofort den Arm um sie legte und sie schauten sich einen Moment lächelnd an, bevor sie zu ihrem Handy zurück schauten - das nichts zu machen schien.

"Ist es kaputt?"

"Ich hoffe nicht. Ich schau mal nach." Sie war schon auf dem Weg vom Sockel herunter, als Sam sie am Arm ergriff und zurück zog. Fragend sah sie ihn an und folgte dann seinem Blick in den Himmel, sich seinem Arm, der wieder um ihre Taille lag, sehr wohl bewusst. Doch sie staunte nicht schlecht, als sie die Nordlichter am Himmel tanzen sah. Es war wunderschön und sie schauten gebannt eine gefühlte Ewigkeit zu, bis Wind aufkam und Sam merkte, dass Penny zu zittern begann. 

"Wir sollten zurück gehen. Um bewegungslos herum zu stehen, ist es einfach zu kalt", wandte er nun ein. Es tat ihm leid, diesem Naturschauspiel nicht noch länger zuschauen zu können, denn es gefiel auch ihm, doch es half ja nichts. Wenn sie hier fest froren oder sich eine Erkältung einfingen, würden sie mit ihren Listen auch nicht mehr weiter kommen. Aber die Nordlichter erstarben am Himmel noch als Penny auf dem Weg zu ihrem Handy war. Als sie es aufnahm, schaute sie kurz darauf und stellte voller Freude fest, dass es in dem Moment ausgelöst hatte, als sie sich in die Augen geschaut hatten und sogar die Nordlichter waren in diesem Moment schon am Himmel hinter ihnen gewesen. Sie schickte es Ellie, damit sie nicht wieder in den frühen Morgenstunden anrief und sich beschwerte, weil sie am vorigen Tag keines bekommen hatte. Aber was hätte Penny ihr auch schicken sollen, außer Bilder aus dem Flugzeug oder Bus.

Sie waren noch keine halbe Stunde unterwegs, als der Wind stärker wurde und sich noch Schnee dabei gesellte. Langsam wurde es unangenehmer und zu allem Übel machte auch noch Sam's Handyakku schlapp, weil der Routenplan zu viel Strom gefressen hatte. Es dauerte nicht lange und sie machte eine Hütte etwas abseits der Straße aus und bedeutete Sam, dort den Schneesturm abzuwarten. 

Sie erreichten die Hütte und fanden sie unverschlossen vor. Als sie hineintraten eröffnete sich ihnen der Blick auf einen offenen Kamin mit einem Bärenfell davor und links neben der Tür standen ein Holzofen und ein paar Schränke. Mehr war darin nicht zu finden. Penny wandte sich sofort der Feuerstelle zu, neben der Holz aufgeschichtet war und begann ein Feuer zu entzünden. Sie wusste welche Schwierigkeiten Sam damit hatte, also überließ sie es ihm, die Schränke zu durchwühlen. 

"Also, ich habe Decken gefunden und eine Dosensuppe, haltbare Milch, ein paar Flaschen Wasser, Instandkaffee und Kakao. Das wird wohl reichen, um uns ein paar Stunden warm zu halten", sagte er nun, als er die Decken am Bärenfell ablegte und sich zwei Scheite Kaminholz und einen brennenden aus dem Kamin schnappte, um diese in den Küchenofen zu werfen, damit er diesen ebenfalls anfeuern konnte. Penny schaute ihm amüsiert dabei zu, ehe sie ihm folgte und in einer Schublade Löffel, Tassen und einen Kochtopf fand. 

Während Sam beschloss, sich um die Suppe zu kümmern, füllte sie die Milch in den Topf und stellte sie auf den Herd. 

"Was ist los, Sam?", fragte sie ihn dann. Sie merkte, dass Sam keine besonders gute Laune hatte. 

"Ich kann es kaum glauben, dass wir in einer Blockhütte festsitzen, einzig und allein mit einem Herd darin und einem Bärenfell und ein paar Decken, wenn unten in der Stadt eine ganze Wohnung mit einem richtigen Sofa und einem Bett auf uns wartet."

"Ich glaube, bei den Temperaturen ist es nicht ungewöhnlich, dass in diesen Breitengraden ein Schneesturm zu dieser Jahreszeit aufkommen kann. Was macht die Suppe?", fragte Penny ihn grinsend, während er mit einem Löffel in der Dose am Herd rührte.

"Ist gleich heiß. Das kommt ja noch dazu. Schlimm genug, dass du am Boden sitzen musst, kann ich dir nicht einmal mehr bieten, als eine Dosensuppe", wandte er nun betrübt ein und wandte sich im nächsten Moment überrascht Penny zu, die leise lachte, während sie die bereits warme Milch in Tassen füllte."Was ist so lustig?"

"Du." Er schaute sie verwirrt an. Innerlich betrübte es ihn, dass sie ihn nicht ernst nahm. Wie konnte sie wirklich mehr von ihm wollen, wenn sie ihn nur lustig fand? Basierte ihre ganze Freundschaft nur darauf, dass sie beide so ausgelassen miteinander sein und Spaß haben konnten?"Es ist süß, wie sehr du dir Gedanken machst, Sam, aber es ist vollkommen in Ordnung für mich. Ich bin zwar kein wirklicher Freund von Tierfellen, aber ich habe noch nie wirklich viel gebraucht, um glücklich zu sein. Es kommt einfach auf das Wesentliche an und das habe ich doch hier." Sie füllte etwas Kakaopulver in die Tassen und rührte sie um.

"Und was wäre das?" Das verstand er wirklich nicht.

"Di..."Sie brach ab und errötete, als sie den Blick wieder auf die Tassen vor ihr richtete."Diverse Lebensmittel, also was zu trinken und was zu essen und deine nette Gesellschaft. Was will man mehr?" Sie nahm die Tassen in die Hände, ehe sie sich umwandte."Ich warte am Kamin. Mach nicht mehr zu lange, sonst wird dein Kakao kalt", wandte sie schmunzelnd ein und sah, dass Sam lächelte. Zumindest schien sie sich und seine Laune ein wenig gerettet zu haben.

Sam indessen schnappte sich nun auch den zweiten Löffel, als die Suppe begann zu brodeln und zog sich die Ärmel seines Pullovers über die Hände, um die heiße Dose anfassen zu können. Penny hatte etwas ganz anderes sagen wollen, als er sie nach dem Wesentlichen gefragt hatte und er hatte eine Ahnung, was. Wie lange würde es wohl noch brauchen, bis er erfuhr, wie sie wirklich zu ihm stand?

Als er auf dem Weg zum Kamin zu ihr aufsah, verharrte er. Sie saß auf dem Bärenfell, die Beine seitlich von sich gestreckt und schaute nachdenklich in die Flammen, während sie die Tasse mit beiden Händen an ihre Lippen führte. Er wünschte einen Moment, er könnte diesen Anblick für immer festhalten, aber sein Akku am Handy war ja leer. Sie war so wunderschön und in einem romantischen Moment wie diesem, verschlug es ihm den Atem, wie sehr er sie liebte und vor allem wie sehr er sich nach ihr sehnte.

Wenn das nicht die Gelegenheit war. Mehr Romantik ging ja wohl kaum noch...wenn nur die Dosensuppe in seinen Händen ein Picknickkorb mit erlesenen Köstlichkeiten oder feinem Gebäck wäre. Etwas, das ihrer würdiger war, als Dosensuppe, dachte er sarkastisch.

"Worüber denkst du nach?", fragte er sie stattdessen sanft, als er sich neben sie setzte und die Suppe neben seiner Tasse am Boden vor dem Fell abstellte.

"Dass es seltsam ist, mitten im Sommer in einer Blockhütte am Feuer zu sitzen, während draußen die Temperaturen bei Null liegen." Sie warf ihm einen Seitenblick zu, ehe sie noch einmal an ihrem Kakao nippte und dabei wieder ins Feuer sah."Aber es ist trotzdem schön", wandte sie dann ein, als Sam neben ihr spürbar nervös wurde.

"Wegen der Gesellschaft oder der Dosensuppe?", versuchte er zu scherzen und verzog scherzhaft das Gesicht. 

"Mh, ich denke die Suppe. Es hat so was schön Nostalgisches, dass du sie auf einem Holzofen gekocht hast." Sam verdrehte die Augen und doch musste er lächeln, als sie leise lachte und ihre Schulter sanft gegen seine Brust stieß, um ihn aufzuheitern.

"Dass du darüber noch lachen kannst." 

"Soll ich weinen?", fragte sie ihn skeptisch lächelnd und er schüttelte erschrocken den Kopf. Damit würde er sicher nicht umgehen können."Jetzt hör auf, dir Gedanken zu machen. Spätestens wenn unser Urlaub vorbei ist, wirst auch du darüber lachen können. Warum also nicht jetzt schon? Es ist doch schön hier und es ist ganz sicher ein Erlebnis, das wir nicht vergessen werden, wie du mir bisher alles unvergesslich gemacht hast." Täuschte er sich, oder wirkte sie auf einmal ein wenig verlegen? Das könnte die Gelegenheit sein, dachte er während er nach seinem Kakao griff. 

"So geht es mir ebenfalls. Das war die beste Woche, die ich je hatte", wandte er ein, ehe er einen Schluck trank. Einen Moment wünschte er sich, dass er einen ordentlichen Schuss darin hätte, der ihm ein wenig die Anspannung nehmen würde. 

"Mit Sicherheit weil es die abwechslungsreichste war", erwiderte sie lächelnd, schaute aber noch immer ins Feuer und Sam war vollkommen hingerissen von dem Anblick, den sie ihm bot, während das Licht der Flammen auf ihrem Gesicht tanzte.

"Und die aufregendste." Er rückte ein wenig näher an sie heran. 

"Und die turbulenteste mit all den vielen neuen Eindrücken."

"Und die schönste...weil du sie mit mir verbracht hast." Sie hob den Kopf und nun erst merkte Sam, wie nah er ihr wirklich zu Leibe gerückt war, als ihre Nase die seine berührte. Augenblicklich versank er in ihren wundervollen, sanften Augen, die überrascht in die seinen blickten. Penny indessen war gebannt von seiner Nähe, seinen tiefblauen Augen und seinem Atem, der sanft über ihre Lippen fuhr. Wie sehr wünschte sie sich, dass es nicht nur sein Atem wäre, den sie darauf spürte. Sie entdeckte einen kleinen Kakaofleck an seiner Oberlippe und widerstand dem Drang, ihm diesen wegzuküssen, dennoch konnte sie nichts dagegen tun, dass sie die Hand hob, an seine Wange legte und sanft mit dem Daumen darüber wischte. Sie spürte, wie ihre Berührung Sam erstarren ließ und sah wieder in seine Augen, in denen sie etwas entdeckte, dass sie regelrecht dahinschmelzen ließ."Wir hatten bisher nicht viel Glück damit, trotzdem würde ich es jetzt gerne versuchen", flüsterte Sam nun ein wenig schüchtern. Ihr Blick zeigte noch immer nichts anderes als Überraschung - und etwas, was er nicht so recht zu deuten wusste, was er aber zuvor schon in ihren Augen gesehen hatte, wenn sie sich so nahe gewesen waren.

"Wer sagt dir, dass wir jetzt hier mehr Glück haben werden?", erwiderte sie gebannt. Er wollte es auch. Sie konnte es kaum glauben, besonders nicht, als Sam nun den Kopf ein wenig neigte und ihr näher kam. 

"Wer jetzt noch stört, den jage ich zur Hölle", murmelte er, bevor sich seine Lippen auf ihre legten. Vorsichtig zuerst, verloren sie sich schnell vollkommen in dem Kuss und ließen sich fallen, während sie einander in die Arme schlossen und alles um sich herum ausblendeten. Selbst wenn nun irgendwer sie hätte stören wollen, es hätte keiner vermocht. Sie waren so gebannt von ihrem Glück und dem Taumel ihrer Emotionen, dass sie nichts mehr um sich herum wahr nahmen. 

Sie ließ ihre Hand in seinen Nacken gleiten, während Sam sie näher an sich zog und ihre Wange in der anderen Hand barg. Er würde sie nie wieder gehen lassen, wünschte sich, dass das niemals enden würde. Es war unbeschreiblich, wundervoll, nichts wurde dem gerecht - nicht einmal seine Träume.

"Wow", murmelte er dann, als sich ihre Lippen atemlos trennten und er brauchte eine Sekunde, bis er die Augen öffnen konnte."Du ahnst gar nicht, wie lange ich darauf gehofft habe."

"Wirklich?", fragte sie ihn erstaunt, während ihre Sinne noch immer wie benebelt waren und sie das Gefühl hatte, dass sie keines klaren Gedankens mehr fähig war.

"Wirklich," murmelte er an ihren Lippen und raubte sich einen weiteren schnellen Kuss."Es steht auf meiner Liste." 

"Ich kann mich...nicht erinnern...etwas davon...gelesen zu haben...dass du eine Frau...auf einem Bärenfell küssen willst", erwiderte sie zwischen unzähligen sanften Küssen. Sam konnte nicht von ihr lassen, aber sie würde einen Teufel tun und sich darüber beschweren. Sie wollte es mindestens so sehr wie er und er war verdammt gut darin.

"Das wäre zu viel Klischee für mich, findest du nicht?", erwiderte er amüsiert und sie konnte sich das Lächeln auch nicht verkneifen."Ich darf meine Traumfrau küssen. Was will ich mehr?", wandte er dann an ihren Lippen ein, bevor er sie wieder in Besitz nahm und ihr einen Moment den Atem raubte, ehe sie überrascht von seinen Lippen abließ.

"Ich? Mit dem ersten Punkt auf deiner Liste meintest du mich?!" Er nickte ein wenig verwirrt über ihre Reaktion.

"Natürlich. Du warst es immer nur, vom ersten Tag an, als wir uns trafen. Ich weiß, ich habe es etwas belangloser dargestellt, als wir letzte Woche über die Listen gesprochen haben, aber ich konnte bisher nicht den Mut finden, dir meine Gefühle zu beichten und ich hatte gehofft, dass diese Reise dich vielleicht dazu bringen würde, mich auch ein wenig mehr zu mögen", erklärte er ihr nun verlegen, während er den Blick gesenkt hielt und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr, wie ein Schuljunge, der etwas dummes getan hatte und sich nicht traute seinem Lehrer in die Augen zu sehen.

"Sam." Er schaute zu ihr auf und entdeckte dieses wunderschöne Lächeln in ihrem Gesicht, aber grade schien es noch glücklicher und viel liebevoller, als er sie es jemals hatte tragen sehen und es ließ sein Herz weich werden wie Butter in der Sonne."Du stehst auch auf meiner Liste." Wenn ihn nun jemand am Kragen gepackt und gerüttelt hätte, es hätte keine andere Wirkung auf ihn gehabt.

"Wirklich?! Dann hast du mich besser versteckt, als ich dich", wandte er nun verwirrt ein, als er ihre Liste aus seiner Hosentasche zog und begann diese aufzuschlagen, bis sie eine Hand auf die seine legte, damit er wieder zu ihr aufsah.

"Du warst meine größte Angst."

"Ich? Wieso? Ich dachte, wir wären Freunde und du vertraust mir. Ich..." Es verwirrte und verletzte ihn, zu wissen, dass sie Angst vor ihm gehabt hatte. Penny nahm seine schwankende Gefühlswelt sofort wahr und ergriff seine Hände, um ihn zu beruhigen. 

"Das tue ich auch, Sam. Ich hatte Angst, wie wir damit umgehen würden, wenn du nicht das selbe fühlst, wie ich und ob es unsere Freundschaft zerstören würde. Ich hatte niemals Angst vor dir. Ich wollte einfach nur meine Angst besiegen, indem ich dir offenbare, was ich für dich empfinde."

"Wir sind uns wirklich zu ähnlich." Er schmunzelte kurz, ehe ihm bewusst wurde, wie viel Zeit sie verschwendet hatten und noch etwas wurde ihm bewusst."War es das, was du mir bei dem Unfall auf der Brücke hattest sagen wollen?" 

"Ich hatte dort nichts mehr zu verlieren. Zumindest dachte ich das. Ich wollte wenigstens diesen einen Punkt auf meiner Liste in Ordnung bringen, bevor ich sterbe. Du bist mir der wertvollste Mensch in meinem Leben geworden und ich war immer ehrlich zu dir. Ich konnte nicht guten Gewissens Gefahr laufen, die Welt verlassen zu müssen, ohne dir die ganze Wahrheit zu sagen."

"Ich hätte in deiner Situation genau so gedacht, glaube ich. Ich ärgere mich ein wenig darüber, dass wir beide so ängstlich waren, wo wir uns sonst viel größeren Gefahren stellen müssen. Wir haben viel Zeit verloren."

"Sieh es nicht von der Seite. Denk lieber daran, wie viel Zeit wir noch zusammen haben werden. Außerdem waren wir doch immer zusammen. Wir sind ein gutes Team und noch bessere Freunde. Ellie sagt immer, dass wir uns zu oft verhalten, wie ein Paar, nur das Küssen und Kuscheln würde bei uns fehlen."

"Oh glaub mir, das werden wir ganz schnell aufholen", erwiderte er grinsend, ehe er sie wieder an sich zog, um sie mit all seiner Liebe zu küssen und war erneut überwältigt davon, dass er es konnte, endlich durfte, und wie wunderbar es war. Mit dem Gleitschirm zu fliegen, war fantastisch gewesen, aber sie in den Armen halten, sie küssen zu können, ließ ihn auf Wolken schweben."Die Suppe wird uns nicht mehr wärmen, fürchte ich. Sie ist sicher jetzt kalt.", murmelte er dann atemlos, als sich ihre Lippen nach ungewisser Zeit trennten und spürte ihr Lächeln an seinen Lippen.

"Mir dafür nicht mehr. Aber wir sollten versuchen ein paar Stunden zu schlafen. Um 9:00 Uhr geht unser Bus zurück nach Tromso und wir haben noch über 2 Stunden Fußmarsch vor uns."

"Wieso musst du immer die Stimme der Vernunft sein?", neckte Sam sie amüsiert, als er nach den Decken griff und sie auseinander faltete, während Penny den Wecker an ihrem Handy stellte. Er legte sich neben sie und schloss sie in seine Arme, glücklich dass er das endlich konnte. 

Penny sparte sich einen Kommentar dazu. Sie war immer schon die Vernünftigere von ihnen beiden gewesen - das wusste auch Sam. Sie kuschelte sich an ihn, froh welche Wendung diese Nacht ihnen beschert hatte und hoffte im Stillen, dass sie nicht in ein paar Stunden aufwachte und alles nur ein Traum war, als sie sich gegenseitig eine gute Nacht wünschten.

(Da die beiden noch nicht dazu gekommen sind, ihre Listen zu aktualisieren, hier mal ausnahmsweise kein Foto 🙈)

Fortsetzung folgt....

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