⭒ Die Melodie der Sternschnuppe ⭒

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Leise vor sich hingrummelnd, schritt das kleine Wesen durch das Feld. Der hohe Mais überragte das zornige Etwas um Längen, dennoch fand es problemlos den richtigen Weg. Er war in seinen Kopf gebrannt, pulsierte wie ein rotes Warnlicht, erinnerte es jede Sekunde seines bisher kurzen Lebens auf der Erde, dass es diesen einen dämlichen Wunsch erfüllen musste, um frei zu sein.

Das Schicksal eines Sterngeistes.

Das kleine Männchen würde gerne irgendjemanden die Schuld dafür geben. Aber die Sterngeister wussten selbst nicht, warum das Schicksal dies forderte. Ein paar wenige hatten es gewagt und probiert, das unaufhörliche Ziehen zu ignorieren.

Der Wüterich erinnerte sich gut an diese Geschichten. Jeder Einzelne von ihnen ... wie könnte man das schön ausdrücken? Jeder von ihnen ging in die Lüfte wie ein buntes Feuerwerk.
Und dieses Ende wünschte sich der grummelnde Sterngeist nicht für sich. Aber den anderen Weg begrüßte er ebenso wenig. Nein, nein. Er mochte das überhaupt nicht. Gezwungen zu werden, Wünsche zu erfüllen. Pah! Als wäre es seine Aufgabe, die Menschen glücklich zu machen! Aber dieses dumme Menschlein sollte sich nicht allzu früh freuen! Es wird schon sehen, was es dafür bekommt, seine Wünsche jemanden anderen aufzuzwingen.

Und so stampfte er weiterhin unzufrieden durch das Feld. Vernahm nicht die Rufe der Eulen, das Tapsen kleiner Spitzmäuse neben ihm, oder das freudige Hopsen eines weiteren Sterngeistes auf den Weg zu seinem Wünschenden.

Ja, heute waren viele Sterngeister auf der Erde gelandet. Und jeder von ihnen hatte einen Wunsch zu erfüllen.

Aber im Gegensatz zum kleinen Miesepeter blickten die meisten erwartungsvoll den Wünschen entgegen.

.•⭒.꙳•.

Die kleine Hannelore verbrachte gerne die Nächte im Garten. Nicht nur das grün-gelbliche Leuchten der Glühwürmchen hatte es ihr angetan, nein, viel mehr war es der klare Sternenhimmel. So verzog sie sich an wolkenlosen Nächten nach draußen. Schlich aus dem warmen Bett, dessen Decke sie eingehüllt hielt, als wären es die Klauen eines Monsters. Tapste an den schnarchenden Kindern vorbei, ohne auch nur ein winziges Geräusch zu verursachen. Am gefährlichsten stellte sich jedes Mal die Treppe heraus. Mittlerweile wusste sie aber schon, dass die dritte und letzte Stufe die Übeltäter waren. Über diese stieg sie mit ihren kurzen Beinchen, klammerte sich am Geländer fest, um nicht hinunter zu fallen. In dieser Nacht war es ein Einfaches gewesen, hinaus zu schlüpfen. Die Heimleiterin hatte mal wieder etwas vom roten Traubensaft getrunken, den sie nie den Kindern gab, aber der sie selbst schläfrig machte.

Heute machte es sich das kleine Mädchen zwischen den Rosenstauden gemütlich. Dort stand eine Bank aus Granit mit dicken Polstern ausgestattet und eine kuschelige Decke nahm sie sich immer vom Wintergarten mit, den sie nicht betreten durfte. Sie durfte vieles nicht. Sie und die anderen schicksalsgebundenen Kinder. Aber was die Heimleiterin nicht wusste, konnte sie auch nicht bestrafen. Draußen lag es sich trotz der kühlen Brise viel besser. Mit den Rücken auf den Polstern blickte sie gen Himmel und zählte die Sterne. Da sie noch nicht weiter als hundert zählen konnte, fing sie danach wieder von vorne an. Irgendwann wurden ihre Lider schwer und sie kämpfte damit, die Augen offen zu halten, als sie plötzlich der Anblick einer Sternschnuppe aus dem Dämmerschlaf riss. Sofort setzte sich Hannelore auf und wünschte sich etwas. Sie schloss ganz fest die Augen, zerdrückte fast die Däumchen in ihren Fäusten und wiederholte ihren Wunsch im Kopf immer und immer wieder.

Du musst nur fest daran glauben, mein Schatz. Dann werden all deine Wünsche in Erfüllung gehen.

Dieser Satz wurde ihr immer beim Zu-Bett-Gehen zugeflüstert. Zumindest so lange, bis eines Abends niemand mehr kam, um sie in den Schlaf zu singen.

Hannelore wusste, dass es sinnlos wäre, sich ihre Eltern zurückzuwünschen. Sie war zwar noch jung, aber so viel hatte sie schon von der Welt verstanden. Tote würden nicht wieder auferstehen, egal wie sehr man es sich wünschte.

Aber etwas anderes war durchaus möglich.
Etwas, das ihr Leben und das der anderen Kinder verbessern könnte.
Wenn doch endlich die alte Heimleiterin durch eine nette Frau ersetzt werden würde, die mit ihnen im Garten spielte, die ihnen neue Bücher kaufte und sie abends in den Schlaf sang.
Sie musste nur fest daran glauben, dann würde ihr Wunsch schon in Erfüllung gehen.

.•⭒.꙳•.

Der grummelige Geist spürte, dass es nicht mehr weit war. Das Ziehen wurde immer stärker und je näher er der wünschenden Person kam, desto klarer wurde der Wunsch in seinen Gedanken. Aus unverständlichem Gebrammel wurde langsam ein richtiger Satz. Aus „Eschüwn irm os eein Meilehitiren" wurde „Ich wünsche mir so sehr eine liebe Heimleiterin." Pah! Was für ein dämlicher Wunsch! Das Menschlein konnte gerne eine liebe Heimleiterin haben, aber lange würde es nicht damit zufrieden sein. Nein, nein! Der wutstampfende Geist überlegte sich schon fieberhaft, wie er diesen Wunsch zu einem Albtraum umwandeln könnte. Der Wünschende könnte eine liebe Heimleiterin bekommen, doch nach zwei Wochen würde es ihr zu anstrengend werden und sie haut wieder ab. Ja, ja! Das wäre perfekt! Zwei schöne Wochen, die dem Wünschenden zeigten, wie perfekt das Leben sein könnte, nur um dann - PUFF - wieder ins alte Leben zurückgeworfen zu werden. Ja, ja, lachte der Brummbär schadenfroh in sich hinein. Diesem Menschlein würde er eine Lektion erteilen.

Es vergingen weitere Wimpernschläge. Der zornige Sterngeist war nun weit und breit allein. Alle anderen Sterngeister, die in der Nähe seines Meteoritenbruchstückes gelandet waren, hatten andere Wege eingeschlagen. Mit einer fremden Melodie auf den Lippen folgten sie dem Ziehen in ihrer Brust. Über die Lippen des Griesgrams kamen hingegen nur Schimpfworte, die kein Kind hören sollte. Schließlich blieb der Sterngeist stehen. Vor ihm versperrte eine große Hecke seinen weiteren Weg. Er müsste nur mehr hindurchschlüpfen und schon hätte er sein Ziel erreicht. Doch etwas ließ ihn innehalten. Etwas zog in seiner Brust, nicht aber das schicksalsgebundene Flehen. Dieses Geräusch, das er vernahm, ließ sein Herz weinen. Pah! Was sollte ihn schon traurig machen? Widerstrebend schüttelte er den Kopf, verbannte die Melodie und brummte stattdessen laut genug, um dem Wehklagen Einhalt zu gebieten.

.•⭒.꙳•.

Die Gedanken an ihre Mutter verleiteten Hannelore dazu, an das Lied zu denken, das ihr immer vorgesungen wurde. Es war keine gängige Schlafmelodie. Hannelores Mutter hatte sich jedes Mal einen neuen Text ausgedacht, sang von ihrem Tag, sang von den Erlebnissen, die sie und Hannelore verbunden hatten. Sie sang von ihrem Vater, der über sie wachte, sie sang von den Sternen, die sie überall hinbegleiteten, selbst wenn Hannelore sie nicht sehen konnte. Doch die Melodie blieb immer gleich. Stets dieselbe Abfolge an Tönen. Harmonisch. Beruhigend. Einlullend. Hannelore summte sie auch heute Nacht. Wie so viele Nächte vorher ebenso. Wenn sie schon ihre Mutter nicht bei sich haben konnte, holte sie zumindest so einen Teil von ihr in ihr Herz. Doch plötzlich unterbrach sie ein misstöniges Brummen. Hannelore schreckte hoch. Jemand war hier und dieser jemand gab sich keine Mühe unerkannt zu bleiben. Ein Rascheln ertönte und Hannelore missbrauchte die Decke als Schutzschild. Umhüllte sich damit, sodass nur ihre Augen hinausblicken konnten. Das Rascheln wurde immer lauter, übertönte dennoch nicht ihren rasenden Herzschlag. Was, wenn es ein gefährliches Tier war? Hannelore malte sich schon aus, wie aus der Hecke ein zotteliges Ungeheuer sprang.

Doch dem war nicht so.

Stattdessen quälte sich ein Zwerg durch das dichte Grün. Der erste Schreck verzog sich beim Anblick des irgendwie süßen Wesens. Hannelore ließ die Decke bis zu den Schultern fallen und blickte das Etwas mit schiefem Kopf an.

„Wer bist du?", fragte sie.

„Wer ich bin? Du hast mich gerufen, du dumme Nuss!"

Hannelore stand der Mund offen. Sie wusste, dass manche Erwachsene ziemlich unhöflich miteinander redeten. Ja, die Heimleiterin selbst verwendete manchmal Wörter, die Hannelore lieber nicht gelernt hätte. Doch sie kannte dieses Wesen gar nicht, wieso war es also so gemein zu ihr? Und was meinte es damit, dass sie es gerufen hätte?

„Glotz nicht so doof. Du hast einen Wunsch und nun sollst du ihn bekommen." Der Griesgram hielt nichts von langen Vorreden. Er wollte sein Schicksal so schnell wie möglich hinter sich bringen, um endlich frei zu sein. Er wollte viel lieber diesen Planeten erkunden, anstatt einem kleinen Mädchen zu helfen.

„Meinen ... Wunsch?" Hannelore war baff. Hatte sie tatsächlich stark genug daran geglaubt oder war sie schon längst eingeschlafen und träumte bloß? Würde sie endlich eine neue Heimleiterin bekommen, die sie nicht wie Abfall behandelte? Könnte sie endlich glücklich werden? Vielleicht könnte sie der neuen Leiterin Mutters Melodie beibringen. Vielleicht müsste sie sich nicht mehr selbst in den Schlaf singen.

„Du wolltest eine liebe Heimleiterin, nicht wahr? Dummes Menschlein. Du solltest deine Wünsche genauer formulieren. Du kannst eine liebe Heimleiterin haben, aber nicht für lange, hochnäsige Göre."

„Warte!", rief Hannelore aus und stand sogleich auf. „Was meinst du damit?"
Doch mit der nächsten kalten Böe war der griesgrämige Zwerg bereits verschwunden. Hannelore stand im mondbeleuchteten Garten, die Decke zu ihren Füßen, ihre Arme überzogen mit Gänsehaut. Sie wusste nicht, was gerade geschehen war, doch tief in ihr drinnen spürte sie, dass sich etwas verändert hatte.

Wenn es

doch nur

ein gutes

Gefühl

gewesen

wäre.

Schmetterlinge landeten auf weißen Blüten. Flügelschlag um Flügelschlag verstrich der Tag zur Nacht. Eine Eule kroch aus ihrer Baumhöhle. Ruf um Ruf verwandelte sich die Nacht zum Tag. Die Sonne und der Mond tauschten abermals und abermals ihre Plätze.

.•⭒.꙳•.

Während der miesepetrige Sterngeist versuchte, einen neuen Sinn in seinem Leben zu finden,

wünschte sich das kleine Waisenmädchen, dass die neue Heimleiterin für immer bleiben könnte. Doch die junge Frau hatte bereits angekündigt, nur eine vorübergehende Ablöse für die alte Heimleiterin zu sein. Diese musste nämlich für eine Operation ins Krankenhaus. Hannelore wünschte sich den griesgrämigen Zwerg zurück. Er sollte dafür sorgen, dass die Alte ihren Job nicht mehr haben wollte. Die Neue musste bleiben! Sie kannte bereits die Melodie, die Hannelores Mutter ihr immer vorgesungen hatte. Sie verbrachte keine einsamen Nächte mehr unter dem Sternenhimmel. Stattdessen zeltete sie manchmal mit den anderen Kindern im Garten. Würde es doch nur für immer so sein.

.•⭒.꙳•.

Egal wie oft der Sterngeist neue Wege eingeschlagen hatte, er kam immer wieder dorthin zurück. Zurück zum Waisenhaus. Er wollte das eigentlich gar nicht. Er wollte doch die Erde erkunden! Aber warum zog es ihn immer wieder hierhin zurück? Zurück zu diesem prachtvollen Garten? Zurück zu dieser Melodie? Der gnomische Geist weigerte sich einzugestehen, dass diese Abfolge von Tönen etwas in ihm ausgelöst hatte. Doch er sehnte sich nach mehr. Es erinnerte ihn an zuhause. Aber wie konnte das sein? Woher kannte dieses dumme Mädchen die Melodie seines Heimatplaneten?

.•⭒.꙳•.

Hannelore verbrachte die Nächte wieder alleine. Die alte Frau hatte der vorübergehenden Leiterin die Hand gereicht. Nun regierte wieder die bissige Alte. Hannelore summte sich in den Schlaf. Zählte die Sterne. Zählte erneut. Und erneut. Fing die Melodie wieder von vorne an. Tränen verschleierten ihre Sicht und sie gab das Zählen auf.
Plötzlich raschelte es wieder.
Wie vor knapp drei Wochen.
Hannelore wagte nicht zu hoffen, dennoch sprang sie regelrecht von der Granitbank und hielt ihren Blick starr auf die Hecke gerichtet.
Und tatsächlich.
Der Zwerg blickte sie griesgrämig an.

„Woher kennst du diese Melodie?", fragte das Wesen. In dieser kurzen Zeit auf Erden hatte er noch nicht gelernt, dass es sich zu grüßen gehörte. Das Mädchen zögerte ein wenig mit der Antwort.

„Das verrate ich dir, wenn du die liebe Heimleiterin zurück holst. Für immer." Wenn der Gnom forsch sein konnte, konnte sie das auch. Die Arme vor der Brust verschränkt starrte sie auf das seltsame Wesen hinab. Bei Hannelores letzter Begegnung hatte sie nicht viel Zeit gehabt, ihn genau zu betrachten. Dieses Mal fiel ihr auf, dass der Zwerg kleine Fühler am Kopf hatte, welche hauchzart leuchteten. Schwächer als die Glühwürmchen rund um die beiden, dennoch erkennbar. Außerdem wirkte seine Haut ledrig, alt, als hätte er schon mehrere Jahrhunderte auf den Buckel. Auch seine Augen sahen aus, als hätten sie schon das ganze Universum erkundet. Was interessierte sich so ein altes Wesen dafür, woher Hannelore die Melodie kannte? Genau das fragte sie ihn auch. Erwähnte unhöflicherweise auch, für wie alt sie ihn befand.

Empört sprang der Sterngeist ein kleines Stückchen in die Höhe und schob sein Unterkiefer nach vorne. „Wie kannst du es wagen, mich alt zu nennen?"

„Bist du das denn nicht?"

„Ich bin erst zweihundertunddrei Jahre alt!"

Hannelore unterstand sich, darauf hinzudeuten, dass kaum ein Mensch mehr als hundert Jahre alt wurde. Was war dieses Ding?

„Aber um deine andere Frage großzügigerweise zu beantworten", fuhr der Sterngeist fort. „Du singst die Melodie meines Heimatplaneten und ich möchte wissen, woher du diese kennst."

Bei dem Wort „Heimatplanet" weiteten sich Hannelores Augen.
„Heimatplanet? Bist du ein Alien?"

„Du dummes Ding! Wie kannst du es wagen, mich so zu nennen? Ich bin ein Sterngeist! Zekeriel mein Name."

„Darf ich dich Zeky nennen?"

„Nein. Zekeriel ist kurz genug", schimpfte der Sterngeist.

Hannelore schmollte, doch zuckte schließlich mit den Schultern. „Du kannst mich Lory nennen."

„Warum sollte ich?"

Das Mädchen rollte mit den Augen. „Du willst was von mir, ich will was von dir. Und das geht am besten, wenn wir uns mal richtig kennenlernen. So funktioniert das auf der Erde. Wie heißt dein Heimatplanet? Was genau sind Sterngeister? Wieso bist du hier und nicht mehr bei dir zuhause und kannst du jemals wieder zurück undgibtesnochmehrerewiedichund-" Hannelore schwirrten tausende Fragen durch den Kopf und am liebsten würde sie alle sofort beantwortet haben, doch sie unterbrach sich selbst. Das arme Wesen runzelte überfordert die Stirn und und strich sich die Fühler zurecht.

„Was interessiert es dich?" Der Sterngeist merkte schnell, dass das Mädchen neugieriger war, als ihm guttat. Er wollte doch nur wissen, woher es diese verdammte Melodie kannte. Er wollte doch nur wieder mit seiner Heimat verbunden sein. Doch bis er wieder zurückkonnte, würden noch einige Jahrhunderte vergehen.

„Ach, komm schon!", jammerte Hannelore. „Wenn du mir nur eine Frage beantwortest und mir die liebe Heimleiterin zurückbringst, beantworte ich all deine Fragen und ich singe dir die Melodie so oft vor, wie du willst!" Gebannt wartete sie auf seine Antwort. Der Sterngeist überlegte lange, doch schließlich nickte er. Fast wäre Hannelore vor Freude in die Luft gesprungen. „Okay, meine Frage: Warum bist du von zuhause weg und hast mir hier auf der Erde einen Wunsch erfüllt?"

„Das sind genau genommen zwei Fragen", brummte Zekeriel. „Aber ich will mal nicht so sein. Ich wollte nicht von zuhause weg, doch es ist das Schicksal eines jeden Sterngeistes sich an seinem zehnten Geburtstag in einen Meteoriten zu teleportieren und auf einen neuen Planeten zu landen. Ihr seht uns dann als Sternschnuppen und die erste Person, die einen Wunsch auf uns ausspricht, bekommt diesen auch von uns erfüllt. Gezwungenerweise", grummelte der Geist das letzte Wort unverständlich. „Und deswegen habe ich dir deinen Wunsch erfüllt, obwohl ich das eigentlich nicht wollte, aber wir müssen das nun mal tun. Dem Schicksal sein Dank", schnaubte er. Und weil er gerade so im Redefluss war, fuhr er fort: „Das machen wir einige Jahrhunderte lang. Für eine Weile können wir auf einen Planeten bleiben und ihn erkunden, bis uns ein Ziehen in der Brust darauf hinweist, weiterzureisen. Und irgendwann bringt uns das Schicksal wieder nach Hause. Dort können wir all unsere Erlebnisse den anderen erzählen."

Hannelore brannten noch so viele Fragen auf der Zunge. Doch vermied sie es, das Feuer hinaus zu speien und womöglich den Sterngeist endgültig zu vergraulen. Sie würde sich an ihren Deal halten. Hannelore setzte sich wieder auf die Bank und hüllte sich in ihrer Decke ein. Die Nacht war klar, der Wind kalt. Sie überlegte sich ihre nächsten Worte. Hoffte, dass ihre Antwort dem Sterngeist genügen würde. Was, wenn er sich mehr erwartet hätte? „Meine Mutter hat mir die Melodie jedes Mal vorgesungen, wenn sie mich ins Bett gebracht hat. Doch sie ist schon im Himmel und kann dir leider nicht mehr verraten, woher sie dieses Lied kannte."

Der Miesepeter verzog das Gesicht, einen Wimpernschlag später glättete sich seine Miene wieder. „Jemand aus meiner Familie muss es ihr beigebracht haben. Weißt du, jede Familie hat ihr eigenes Lied, das an jedes Kind weitergegeben wird. Immer ein anderer Text, aber immer dieselbe Melodie." Zekeriel blickte zu Boden, seine Augen brannten, er weigerte sich dennoch, das Heimweh zuzulassen. „Ist vermutlich schon zu lange her. Derjenige, der ihr das beigebracht hat, ist bestimmt schon auf einen anderen Planeten."

Hannelore mochten keine Worte einfallen, um ihn zu trösten, spürte sie, dass es ihm miserabel ging. Vielleicht war er auch deswegen die ganze Zeit so mies drauf gewesen, weil er seine Familie vermisste? Aber Hannelore würde den zweiten Teil ihres Deals einhalten, möglicherweise konnte sie Zeky damit ein wenig aufmuntern.
Also begann sie, das Lied zu singen, das ihre Mutter von einem Sterngeist gelernt hatte.
Zuerst summte sie nur die Melodie, doch nach ein paar Takten fügte sie die ersten Worte hinzu. Der Text war nie derselbe, das hatte ihre Mutter gesagt und der Zeky ebenso. Und so sang Hannelore ein neues Lied, das aber doch irgendwie immer gleich war. Sie sang von den Freuden, die sie mit den anderen Schicksalskindern hatte, als die böse Heimleiterin von der immer lächelnden Frau abgelöst worden war. Sie sang von ihrer Begegnung mit dem Sterngeist, von fremden Welten, von den Rosen, die sie umgab und von den Glühwürmchen, die mit dem Mond um die Wette strahlten. Irgendwann hatte der Sterngeist sich zu ihr gesetzt. Irgendwann fingen seine Fühler an, stärker zu schimmern. Irgendwann übertrumpften sie das Leuchten der Glühwürmchen. Am Ende des Liedes angekommen, hatte sich ein glückseliges Lächeln auf des Griesgrams Lippen geschlichen.

„Danke", sprach irgendwann der Sterngeist. Die nächsten Worte fielen ihm schwer. Er war es nicht gewohnt, zu Fremden nett zu sein. Zufrieden zu sein. Doch das Lied hatte seinem Herz wieder einen Rhythmus gegeben und er wollte, dass es so blieb. „Denkst du, wenn ich dir deinen Wunsch erneut erfülle, dieses Mal aber für immer, dass ich ... dich besuchen darf? Und du mir das Lied noch mal vorsingst?"

Hannelore lächelte in die Nacht hinein. „Du darfst mich so oft besuchen, wie du willst." Und mit einem Mal spürte sie erneut, dass sich irgendwas tief drinnen verändert hat.
Doch dieses Mal

war

dieses

Gefühl

atemberaubend.

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