SECHS

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Geendet hat es mit dem Brief.

Neun Monate waren vergangen. Neun lange, lange Monate, in denen ich nichts mehr von der Polizei gehört hatte.

Zuletzt hatten sie mir im Februar meine Schuhe zugeschickt. In einem durchsichtigen Plastiksack auf dem vorne ein kleiner Zettel prankte mit einer Beschreibung, wann und wie sie sie mir abgenommen hatten.

Irgendwie hatte ich in Erinnerung gehabt, dass auf einem der Schuhe ein Tropfen Blut klebte, doch das war nicht so. Sie waren nur dreckig, furchtbar dreckig und ich bildete mir ein, dass sie nach der Nacht, der Kneipe, dem Krankenhaus rochen.

Schmeiß sie weg", hatte mein Vater gesagt. Und das tat ich.

Meine Hose, die ich mir nur wenige Tage vor meinem Geburtstag nach langem hin und her gekauft hatte, die Unterwäsche und das süße rosa Top würde ich erst bekommen, wenn der Fall abgeschlossen war.

Die Hose hatte ich mit einer Freundin gekauft. Sie war recht teuer für meine Verhältnisse. Schwarz mit Rissen, taillenhoch. Mit dem Oberteil zusammen konnte man meinen Bauchnabel sehen. Ich fand mich nicht nuttig an diesem Abend. Ich zog mich einfach gerne hübsch an, wenn ich ausging. Und ich war auch nie der Meinung, dass ich meine Kurven verstecken müsste, weil ich sonst falsche Signale aussandte. Ich war nichts, was man sich einfach so nehmen konnte, weil ich mich wohl in meinem Körper fühlte und keine Pullis zum Feiern anzog.

Aber an diesem Abend wurde ich zu einem toten, willenlosen Stück Fleisch in meiner schönen schwarzen Hose, dem grauen Spitzen-BH, dem Slip mit schwarzem Schleifchen und dem hübschen Oberteil.

Doch an diesem Teil der Geschichte sind wir noch nicht angelangt. Wir befinden uns noch sehr weit weg von dieser Nacht. Um genau zu sein neun Monate weit weg.

Der Brief war relativ dick und ich war allein, als ich ihn öffnete. Natürlich war ich allein.

Hatte ich es in den letzten Wochen irgendwie geschafft, meine Gefühle zu verdrängen, so brach nun alles mit tausendfacher Kraft auf mich ein.

Es war gar nicht die Tatsache, dass das Verfahren eingestellt wurde. Damit hatte ich gerechnet. Obwohl ich überrascht war, dass er nicht mal wegen unterlassener Hilfeleistung belangt wurde, denn das hatte mir die Kommissarin damlas zugesichert.

Keine K.O.-Tropfen. Keine anderen omninösen Stoffe in meinem Blut, außer einer Menge Alkohol. Ihr größtes Argument.

Und, was ihm selbstverständlich auch hoch angerechnet wurde, er, der „im übrigen strafrechtlich bisher nicht in Erscheinung getreten ist", hatte sich am nächsten Tag bei der Polizei gemeldet, seine Personalien angegeben und von seinem Recht gebraucht gemacht, nicht auszusagen.

Er hatte einfach geschwiegen.

Wahrscheinlich war das auch besser so, denn ich wollte gar nicht wissen, wie er die Nacht erlebt hatte. Vielleicht hätte er ja auch gelogen und ich war mir nicht sicher, wem ich mehr trauen konnte – seiner Aussage oder meiner verschwommenen Erinnerung.

Das alles war in Ordnung. Damit kam ich irgendwie klar. Eigentlich war ich sogar erleichtert, dass es jetzt vorbei war.

Wäre da nicht dieser eine Absatz gewesen, in dem die Staatsanwältin schrieb, eine gewisse Zeugin – ihren Namen kenne ich nicht – habe ausgesagt, es habe so gewirkt, als hätte ich ihn angefasst, an die Hand genommen und hinter mir her zur Toilette geführt.

Es habe so gewirkt, als wäre ich die treibende Kraft gewesen. Als wäre es meine Idee gewesen. Als hätte ich ihn verführt.

Alles, was damals passiert ist, alles, woran ich mich erinnern kann, ist sehr vage. Ich hatte viele Black-Outs, konnte mich Sekunden danach nicht erinnern, was gerade geschehen war. Ja, ich wusste, dass meine Aussagen komplett unsicher waren, doch daraus hatte ich auch nie ein Geheimnis gemacht. Aber einer Sache war ich mir zumindest bis zu diesem Brief zu hundert Prozent sicher:

Er hatte mich zur Toilette geführt.

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