Kapitel 1

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Wir leben, weil sie tot ist. Die Angst müsste zu Ende sein. Ist sie aber nicht. Ich wache schreiend auf. Schon wieder dieser Traum. Immer wieder durchlebe ich traumatische Erlebnisse des Krieges. Bombenanschläge, Feuer, Menschenschreie, Waffenklirren und Leichen. Leichen. Sie haben mich diese Nacht heimgesucht.

 Vorsichtig setze ich mich auf. ,,Yina? Alles gut?", fragt mich Libitina. Sie ist meine beste Freundin. Während des Krieges waren wir eine Zeit getrennt, aber nun haben wir uns wiedergefunden. Unsere Familien sind tot. Meine Eltern. Ihr Bruder und ihre Eltern. Jetzt leben wir wie die meisten Bürger am Straßenrand.

Ich setze mich auf den Bordstein. Vorsichtig ziehe ich mir scharfe Steine aus den Händen. ,,Alles in Ordnung.", antworte ich. Beinahe alle Häuser und Wohnungen sind nur noch Ruinen. Wenn überhaupt noch. Wir stehen auf. Mit vielen anderen Leuten laufen wir zum Marktplatz.

,,Liebe Bürger und Bürgerinnen von Extril! Die Essensausgabe findet heute dort statt.", die Frau mit dem Mikrofon deutet auf ein Zelt. Sie will weiterreden, wird aber durch den Lärm der hungernden Menge unterbrochen. Ich wüsste gerne, was sie noch sagen wollte.

 Unwichtig. Essen war wichtiger. 

Zügig schiebe ich mich mit Libitina durch die Menschenmenge. Es ist schwer, weit nach vorne zu kommen. Libitina wird immer weiter nach hinten gedrängt. Ihr verzweifelter Blick trifft mich schwer. Wir beide wissen, dass es nicht genug Essen gibt. Es wird nie genug geben. An die 20 Menschen werden leer ausgehen. Ich kann keine Portion für sie holen, weil die Lebensmittel stark rationiert sind.

 Als ich mir meine Mahlzeit abhole, stelle ich fest, dass sie noch karger ist als sonst. Hoffentlich bringe ich es übers Herz, mit ihr zu teilen.

Wir setzen uns an einen anderen Bürgersteig. Es ist kälter geworden und es sieht nach Regen aus. Ich ziehe meine zerschlissene Jacke fester um mich. Eine Erkältung könnte den Tod bedeuten. Still schlingen wir uns die kalte Suppe hinunter. ,,Oh nein, es beginnt zu regnen!", stellt Libitina erschrocken fest. Wir können uns nirgendwo unterstellen.

 Schließlich leben wir nur in Ruinen.

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