Von Einsamkeit und Gemeinschaft

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Es herrschte gedrückte Stimmung in der Reisegruppe, als sie einige Tage nach dem Vorfall mit dem schwarzen Nebel in Yara ankamen, auch wenn ihnen ein zweites Aufeinandertreffen mit den Kreaturen erspart geblieben war.

Sie hatten die felsigen Gebiete um Tavagar hinter sich gelassen und stattdessen einen Wald betreten. Die engstehenden Bäume hatten ihre Stimmung noch weiter gedrückt, denn das Gelände wurde unübersichtlicher und sie alle fühlten sich aus den Schatten zwischen den Stämmen heraus beobachtet.

Yara selbst, das kaum groß genug war, um Rons Truppe aufzunehmen, war in ihr Blickfeld getreten, als die Bäume unvermittelt zurückwichen und die Sicht auf das Dorf freigaben. Es lag in einem idyllischen Einschnitt im Wald, an dessen nördlichen Ende sich ein kleiner Wasserfall in einen Teich ergoss. Yaras Häuser waren altmodisch, aber gepflegt, die strohgedeckten Dächer ragten mehrere Schritt über die Wände hinaus und liefen an den Ecken spitz zu.

Zu Acarions Überraschung gab es hier kaum Spuren des Großen Krieges. Möglicherweise lag Yara so abgeschieden, dass die Leute von der plündernden Gruppe Verox verschont geblieben war.

Als ihre Gruppe jedoch den Dorfplatz erreichte, wurde er eines Besseren belehrt. Das Dorf war nicht unversehrt. Die Leute, die er durch das Fenster des Kimorans sah, wirkten ausgezehrt und verhärmt, sie schenkten nicht einmal dem gigantischen Gefährt mit den Rak'ysch mehr als einen müden Blick.

Die kleinere Kutsche schlängelte sich bereits um den unscheinbaren Brunnen auf der Mitte des Platzes. Ein lautes „Haaaalt" von Ron brachte sie endgültig zum Stehen, auch wenn der Befehl mehr eine Begrüßung darstellte.

„Alle aussteigen!", kommandierte der Schreihals. Acarion verließ seine Pritsche und sprang kurz darauf aus dem Kimoran, wobei er hoffte, dass es nicht allzu sehr auffiel, dass ihm sein Bein bei dem Aufprall beinahe weggeknickt wäre. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und Yaras Häuser warfen asymmetrische Schattenmuster auf den Dorfplatz.

Acarion fiel sofort die Stille auf. In der Entfernung bellten einige Hunde, die Rak'ysch zischten leise und eines der Pferde schnaubte. Aber es waren keine Gespräche zu hören, keine spielenden Kinder tollten über den Platz. Die Ruhe drückte auf Acarions Ohren und erinnerte ihn unangenehm an den Morgen des Angriffs.

Rons Reisegruppe wurde von einem Mann erwartet, der wirkte, als würde ihn die kleinste Windböe in zwei Stücke brechen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und huschten argwöhnisch über die Fremden.

„Beran, mein alter Freund!" Ron ließ sich nicht von dem finsteren Blick beeindrucken, den sein alter Freund ihm zuwarf und schloss den Mann in seine massigen Arme. Kurz fürchtete Acarion, Beran könnte bei dem Treffen zerquetscht werden.

„Wie geht es euch?", fragte Ron, nachdem er den anderen wieder losgelassen hatte, der nun ein wenig unsicher auf seinen Beinen stand.

„Das siehst du doch", brummte Beran, gerade noch laut genug, dass Acarion es hören konnte. „Lass uns nicht auf offener Straße darüber reden."

„Alle kommen mit mir", befahl Ron. „Ich will niemanden alleine durch das Dorf rennen sehen, haben wir uns verstanden?"

Acarion musterte ihn mit verschränkten Armen. Er hatte das deutliche Gefühl, dass es hier um mehr ging als die schwarzen Fetzen.

„Wir sind doch keine Kinder mehr", kam da eine protestierende Stimme aus der Richtung der Schausteller, aber es waren nicht sie, die gesprochen hatten. Es war Yona. Sie wirkte müde, ihr Gesicht blass und schmal und sogar auf die Entfernung konnte Acarion erkennen, dass ihre Hände zitterten. Wie eine Süchtige auf Entzug, blitzte eine ungebetene Assoziation in Acarions Kopf auf.

Elegant sprang Yona aus dem Kimoran und schüttelte sich die wilde braune Mähne aus dem Gesicht. „Was gibt dir das Recht, uns solche Vorschriften zu machen?"

„Das verdammte Geld, das ihr mir in die Taschen gesteckt habt", schnauzte Ron sie an. „Damit habt ihr mir auch Befehlsgewalt übermittelt. Wenn du dich nicht mehr daran halten willst, lauf ruhig weg. Rechne nur nicht damit, dass jemand kommt, um deine Leiche aufzusammeln."

Yona schnaubte, sagte aber nichts mehr, verschränkte nur die Arme.

Nachdem Ron seine bewaffnete Begleitung dazu verdonnert hatte, für die Verpflegung der Rak'ysch und der Pferde zu sorgen, folgte ihm seine Reisegruppe ohne weitere Widerworte. Ich bin auf der Reise eure Mama, hatte er im Hüpfenden Ross gesagt, und so fühlte es sich an.

Beran führte sie zu einem Gasthaus, das beeindruckende drei Stockwerke aufwies. Neben der hölzernen Tür angekettet saß ein schwarzes Untier von einem Hund. Er hatte beunruhigende gelbe Augen und reichte Acarion beinahe bis zur Hüfte. Ihn schauderte. Er konnte diese Viecher nicht ausstehen.

Beran führte sie ohne ein Wort an dem Monster vorbei, nachdem er ihm freundlich den Kopf getätschelt hatte. Acarion hatte das untrügliche Gefühl, dass das Tier sie dennoch argwöhnisch beobachtete, bis auch der letzte von ihnen die rauchige Gaststube erreicht hatte.

Dort wurden sie von einem weiteren gigantischen Hund begrüßt, ebenso groß und unheimlich wie der vor der Tür. Das schwarze Monster knurrte, die Lefzen bedrohlich hochgezogen. Muskeln traten unter dem dunklen Fell hervor.

„Ruhig, Radon", bellte Beran in einer Lautstärke, die seine schmächtige Erscheinung Lügen strafte, und warf dem Hund einen Knochen zu. Acarion konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, als sich die riesigen Zähne krachend darum schlossen.

„Du hast Angst vor Hunden", stellte eine gleichmütige Stimme neben ihm fest. Yona stand neben ihm, ein süffisantes Grinsen auf den Lippen. „Ich fasse es nicht. Und sowas will mit für unsere Sicherheit verantwortlich sein?"

Mit missbilligend verzogenen Lippen wandte Acarion sich wieder ab. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir von einer Meute Hunde angegriffen werden."

„Und wenn doch?"

„Wieso gehst du nicht und unterhältst Syra ein wenig?", fragte er gereizt. „Ihr scheint gut zueinander zu passen."

„Du hast meine Frage nicht beantwortet." Offenbar würde sie sich nicht abschütteln lassen.

„Wenn so etwas passieren sollte, muss ich wenigstens nicht mehr so tun, als würde ich die Viecher mögen", erwiderte er knapp, ließ Yona stehen und ging ein Stück nach vorne, um Rons und Berans Gespräch besser verfolgen zu können.

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Kurze Zeit später brannte in dem Kamin ein rauchiges Feuer und in dem kleinen Gasthaus kam beinahe so etwas wie eine angenehme Atmosphäre auf. Acarion saß mit Alena, Kilias und den drei Schaustellern an einem runden Tisch und Kilias unterhielt sie mit einer Geschichte darüber, wie er einmal beinahe einen wilden Tapuk gefangen hätte. Angeblich zumindest.

„... also bin ich nach vorne gesprungen", der junge Mann ahmte mit beiden Armen einen Hechtsprung nach, „und dachte schon, jetzt hätte ich ihn endlich, da war es, als wäre die Zeit stehen geblieben, das Tier guckt mich an – wisst ihr mit diesen Riesenaugen –", hätte man Kilias' Gesten Glauben geschenkt, so waren die Augen des Tapuks mindestens faustgroß gewesen, „und geht in aller Seelenruhe zwei Schritte zurück, als würde er sich über mich lustig machen! Es hat mich direkt in die Schlammpfütze vor ihm stolpern lassen!"

Lachen brach in der Runde aus und auch Acarion brachte ein Lächeln auf die Lippen. Seine Theorie, dass Kilias sich wohl viel eher mit seinem Schwung verschätzt und so in der Schlammpfütze gelandet war, äußerte er nicht. Tapuks mochten viele beeindruckende Eigenschaften haben, aber Zeitmanipulation gehörte Acarions Wissens nicht dazu.

Während Kilias begann, der amüsierten Alena Löcher über Tapuks in den Bauch zu fragen – ihre Farbe konnte Auskunft darüber geben, ob sie in Gefangenschaft oder wild aufgewachsen waren –, zupfte Acarion etwas am Ärmel. Überrascht blickte er nach unten. Syra stand vor ihm, die feinen rotbraunen Haare in einer wilden Mähne ums Gesicht verteilt, die Yonas Konkurrenz machte. „Was ist?", fragte er.

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