Von Fragen und Antworten

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„Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte sie.

„Ähm", antwortete Acarion. „Ich denke, ja."

In seinem Kopf schien zusehends Nebel aufzuziehen, der ihm das Denken erschwerte. „Etwas ist allerdings seltsam", sah er sich dann genötigt, hinzuzufügen.

„Ach was", spottete Yona, während sie mit entschlossenen Bewegungen einen Streifen von seinem Hemd abtrennte. „Willst du das spezifizieren?"

„Hmm ... nein."

Acarion beschloss, dass das zu viele komplizierte Worte gefordert hätte.

„Ich habe da so eine Theorie. Du weißt, was das für ein Tier war?"

Er starrte sie an.

„Ein Valeshk."

„Was ist waschecht?"

„Ein Valeshk, Acarion."

„Ein waschechter Valeshk?" Ein Kichern drang aus seiner Kehle, das überhaupt nicht nach ihm klang. Er hatte bis eben nicht einmal gewusst, dass er solche Laute von sich geben konnte.

„Seine Krallen sind giftig", sagte Yona langsam. Sehr langsam. Hielt sie ihn für blöd?

Mit geübten Bewegungen verband sie die Schnitte an seiner Seite und wickelte einen Stoffstreifen um seinen Arm. „Das Gift ist für Menschen nicht lebensbedrohlich, aber verwirrend. Du musst warten, bis es wieder abklingt."

Der Stoff brannte auf Acarions Wunden. „Wir können nicht warten", sagte er. „Wir gehen weiter." Yona gab ein seltsames Geräusch von sich. Etwas wie ein Husten? „Wenn du meinst. Bis wir Ofri finden, kann ich sowieso nicht mehr machen. Zieh dich wieder an."

Erneut gehorsam zog Acarion seine drecksteife und nun auch blutbefleckte und zerrissene Kleidung wieder an.

„Stellen wir dann jetzt Spekulationen an, warum ein Valeshk dich angegriffen hat?", fragte Yona, die ihn immer noch neugierig betrachtete. „Sie sind eigentlich Aasfresser."

Warum ist sie nur immer so neugierig, fragte Acarion sich träge.

„Er hat mich beobachtet", teilte er ihr mit. „Bis Bedi... Beta... der rote Mond aufgegangen ist." Er stütze sich wieder auf alle Viere. „Er hat darauf gewartet, dass ich ihn bemerke."

Plötzlich wollte er, dass Yona wusste, wie er sich fühlte, wenn sie ihn ohne Pause mit ihren Fragen löcherte. Also lehnte er sich weiter nach vorne und ließ einen geringfügig verschwommen klingenden Wortschwall auf sie los.

„Was wollte es wieso hat es mich beobachtet woher kam es."

Er hatte sich zu weit nach vorne gelehnt und verlor erneut das Gleichgewicht.

Yona lachte erneut. Eigentlich war es ein angenehmes Geräusch. „Eine drängende Frage wäre da noch. Wie unterhaltsam wird dieser Zustand noch werden?"

„Zustand", schnaubte Acarion, wobei es ein wenig länger dauerte, bis er den z-Laut über die Lippen gebracht hatte. „Jeder denkt mal ein bisschen ... langsam. Bei vielen Leuten ist es Dauerzustand. Mit denen ich zu tun habe." Er überlegte kurz. „Das ist ein wiss... wiss... schenfatliches Experiment. Forschung."

Zwei von Yonas vier Augenbrauen wanderten ihre Stirn hinauf. „Ist ja spannend."

„Wieso machst du Forschung?"

„Was meinst du?"

Er stieß anklagend mit dem Finger in ihre Richtung. „Wer würde dich als Forschungsglied aufnehmen?"

Die Augenbrauen näherten sich noch mehr Yonas Haaransatz. „Fangen wir damit schon wieder an? Das habe ich dir schon einmal erklärt."

Acarion nickte lebhaft, eine Bewegung, die ihn beinahe wieder sein Gleichgewicht kostete. „Wie auch immer", sagte er und kam unsicher auf die Füße. „Wir müssen weiter."

Der Boden schwankte unheilvoll.

„Vielleicht nicht ganz so zügig wie sonst."

Ein seltsames Geräusch ertönte von hinten, ähnlich einem Niesen. Wieder ein unterdrücktes Husten? Etwas Ähnliches?

„Geh du voran. Aber pass auf den Blutdorn auf."

„Ja-ha." Acarion wollte gehen und wünschte sich prompt, eine Handstütze zu haben.

„Der Felsen mag mich heute nicht", teilte er Yona mit. „Vielleicht leiht Ofri mir seine Zügel."

„Bitte was?"

„Zum Festhalten."

„Ah. Und prompt habe ich dich falsch verstanden. Dafür müssten wir ihn erst einmal finden. Selbst wenn, nein, Acarion, kommt überhaupt nicht in Frage. Du hast schonmal ein Pferd damit zu Fall gebracht."

Empört öffnete er den Mund. „Da hast du mich erschreckt."

„Und du läufst gerade den Weg bergab zurück, den wir gekommen sind", bemerkte sie kühl.

„Richtig", sagte Acarion, der schon halb begonnen hatte, sich zu wundern, warum der Fußboden nicht nur zu schwanken, sondern auch noch unter ihm wegzukippen schien. Er versuchte eine scharfe Kehrtwende, stolperte und wäre dieses Mal tatsächlich gestürzt, wenn Yona nicht zu ihm getreten und ihn gestützt hätte.

„Wir gehen sehr langsam", korrigierte Acarion sich. „Deine Forschungsgruppe wird warten können. Das Bellu..." Wie hieß der Ort noch gleich, an dem sie sich befanden? „Das Buleto... die Felsen waren lange alleine."

Sie begannen, sich den Weg hinaufzubewegen. Der Himmel über ihnen nahm nach und nach einen tristen Grauton an.

„Aber wir müssen ja nicht nur zu meiner Forschungsgruppe. Auch deine Aufgabe drängt."

Acarions Mantel verfing sich an etwas und er riss ihn mit einem Ruck los. Ein Reißen drang an sein Ohr. Egal. „Die Forscher können warten. Die Verox können warten."

Ein dumpfes Gefühl in seiner Magengegend, irgendwo tief unter dem Nebel vergraben, vermittelte Acarion, dass er gerade etwas gesagt hatte, das er bald bereuen würde. Warum, konnte er nicht ganz greifen.

Sie hatten die Bergflanke, die sie den gesamten letzten Tag hinaufgestiegen waren, umrundet und plötzlich eröffnete sich vor ihren Augen eine Talschneise, die sich zwar schmal, aber sehr lang in Richtung Süden erstreckte. Sie war dicht und grün bewachsen.

„Dort sind sie", sagte Acarion.

„Wer?" Etwas war in Yonas Stimme, das er nicht deuten konnte. Vielleicht auch nicht. „Die Verox?"

„Nein", sagte Acarion gedehnt und sah sie an. „Deine Forschergruppe. Die Verox sind bestimmt irgendwo im Süden ... bei Harving. In den Felsen. Aber das macht nichts. Sie hinterlassen Spuren. Denen ich folge. Ich werde sie finden."

Nachdem er diesen Irrtum bereinigt hatte, wollte er weitergehen, aber Yona war stehengeblieben.

„Du musst doch aufpassen, falls ich falle", belehrte er sie.

„Willst du dich den Verox anschließen?" Ihre Stimme war scharf und klar, wie eine Messerspitze fuhr sie durch die kalte Luft.

„Quatsch", sagte Acarion. Wie kam sie auf die Idee? „Ich bin auf der Seite von Raverion, weißt du? Er will nur nicht, dass ich meine Halskette benutze."

„Weiß er denn, dass du sie hast?"

„Nein. Aber er will auch nicht, dass ich sie benutze." War das nicht offensichtlich? „Ich werde ihm helfen und Rox töten. Dann kann er den Rest machen."

Nun, wenn Yona so erstarrt stehenblieb wie gerade, würde er eben allein weitergehen. Es konnte schließlich nicht so schwer sein. Er machte das jeden Tag.

Doch schon bei dem ersten Schritt wurden seine Knie seltsam weich. Eben erwog Acarion, ob er sich nicht einfach hinsetzen und den Abhang herunterrutschen konnte, da hörte er Schritte hinter sich und ein fester Griff schloss sich um seinen Ellenbogen. Yona hatte ihn eingeholt. „Langsam jetzt, einen Schritt vor den anderen."

Mit einem Stirnrunzeln sah Acarion sie an. Sah aber nicht viel, ihre Haarmähne hing ihr ins Gesicht und versperrte ihm den Blick.

„Hast du Angst, dass du mich sonst wieder verarzten musst?" Seine Gedanken schweiften ab. „Am Hof von Raverion gab es andauernd jemanden, der wollte, dass ich mein Hemd ausziehe."

Da war es wieder, das glockenhelle Lachen von vorher. „Sicherlich nicht direkt am Hof?"

„Nein", sagte Acarion, der sich nach kurzem Nachdenken gezwungen sah, sich zu korrigieren. „Bei ihnen im Bett. Manchmal bei mir. Sie nannten mich Aci."

„Wie nett." Jetzt hatte Yona ihre Haare zurückgeschüttelt, ihr Gesicht und ihre unterschiedlichen Augen waren wieder zu sehen.

„Nein", widersprach Acarion. „Ich habe nette Freunde. Den König zum Beispiel."

Einen Moment später war er sich nicht mehr sicher, was der Zusammenhang war.

„So Mädchen habe ich auch gekannt", sagte Yona. Ihre Augen wanderten über sein Gesicht und schienen darin etwas zu suchen. „Unter einer Gruppe Soldaten haben sie den Kommandanten erkannt. Sie haben es verstanden, dass er sie zuerst angesehen hat." Sie zögerte. „Wenig Kleidung war dabei auch im Spiel."

„Bei den Kommandanten."

Yona schnaubte. „Nicht anfangs, nein. Sondern bei uns."

„Da war ich nicht dabei."

„Nein, natürlich nicht."

„Dann sag doch nicht uns", sagte Acarion irritiert. „Das schließt mich mit ein. Was für ein uns meinst du?"

„Es war eine Gruppe, bei der ich ... bis vor einiger Zeit gelebt habe. Jetzt nicht mehr. Wenn du da die Aufmerksamkeit auf dich ziehen konntest, hieß das, dass du mehr Geld eingenommen hast."

„Mochten sie dich nicht?"

„Ich hatte gute Freunde dort. Aber es war ein Gefängnis."

Eine große rote Blüte zu seiner Rechten fing Acarions Aufmerksamkeit ein. „Die ist schön", sagte er und wollte sich danach bücken. Ruckartig wurde seine Hand zurückgerissen. Was vielleicht auch gut war, denn sonst hätte er wahrscheinlich wieder das Gleichgewicht verloren.

„Aufhören", warnte Yona eindringlich. „Blühender Blutdorn macht nicht mehr Spaß als der normale."

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