Von Zögern und Entschlossenheit

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Kurz darauf erkannte Yona Foks, der zwei große Eimer in den Händen hielt. Die Augen des Jungen waren groß, als sein Blick unruhig über das Gras huschte. Zögernd beugte er sich hinab und tauchte den ersten Eimer in den Bach. Das Platschen nutzte Yona, um ihr Versteck zu verlassen.

„Hallo Foks", sagte sie leise. Der Junge zuckte zusammen, sprang auf und hätte beinahe seinen Eimer losgelassen. Yona verharrte auf den Fußballen.

Sie ging ein gewaltiges Risiko ein. Wenn Foks sich jetzt umwandte und zurücklief oder auch nur Alarm schlug, war das ihr sicheres Todesurteil. Aber der Junge rührte sich nicht. Stattdessen bückte er sich und ließ weiter das Wasser in seinen Eimer fließen.

„Was machst du noch hier?", flüsterte er schließlich.

Yona entspannte sich ein wenig. „Ich bin hier, weil ich mit einem Freund von mir reden muss", sagte sie und hockte sich hin, um mit Foks auf einer Augenhöhe zu sein.

„Du gehörst zu ihm", stellte der fest. Yona zuckte mit den Schultern. Sie ging davon aus, dass Acarion es auf irgendeine Weise geschafft hatte, sich auch in Gefangenschaft einen gewissen Ruf zu erarbeiten. „Fiona hat gesagt, dass er nicht alleine gewesen sein kann."

„Tja nun, wie es aussieht, hatte sie recht", sagte Yona vorsichtig. Sie hätte sich vorher zurecht legen sollen, was sie zu Foks sagen wollte. Jetzt breitete sich Nebel in ihrem Kopf aus.

„Foks", sagte sie schließlich so eindringlich, wie sie es zustande brachte, „ich brauche deine Hilfe."

Der Junge grub den Eimer wortlos etwas tiefer in das Bachbett ein, damit er sich besser mit Wasser füllte. Er blickte sie immer noch nicht an.

„Ich muss wirklich dringend mit diesem Freund reden. Ich ... würde dir versprechen, dass keinem der anderen etwas passiert."

Im nächsten Moment wünschte sie sich, sie könnte diese Worte zurücknehmen. Wie konnte sie so etwas versprechen? Wie konnte sie wissen, ob sie es einhalten würde?

„Korman ist etwas passiert", sagte Foks, seine Stimme so leise, dass Yona sie kaum noch hören konnte. „Du hast ihn umgebracht."

Überrascht lehnte Yona sich ein Stück zurück. Sie war nicht auf den Vorwurf in Foks' Stimme gefasst gewesen. „Er hatte kein Recht, dich so zu behandeln", sagte sie dann. „Du gehörst ihm nicht. Foks, du bist nicht das Eigentum von irgendwem. Auch nicht von Grimor."

„Sie kümmern sich um mich. Ich habe zu essen und etwas zu tun."

Mit einem Ächzen zog Foks den gefüllten Eimer aus dem Wasser, stellte ihn neben sich ab und setzte den zweiten hinein. Einen Moment beobachtete Yona, wie sich das Wasser rauschend auf dem Eimerboden sammelte. Dann bemerkte sie, dass Foks sie nun das erste Mal ansah.

„Aber ich vermute, sie sind nicht meine Freunde", sagte er, als er den Blick wieder senkte. „Trotzdem ... werde ich mich nicht bedanken. Du und dein Freund, ihr habt die Hälfte unserer Gruppe umgebracht. Wenn wir jetzt überfallen werden, können wir uns kaum noch verteidigen."

Yona spürte ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend aufsteigen. Sie hatte gedacht, Foks wäre selbst kaum höher gestellt als ein Gefangener, so wie die anderen ihn behandelten. So, wie sie selbst einmal behandelt worden war. Offenbar hatte sie sich geirrt.

„Es könnte deine Gelegenheit sein zu entkommen", versuchte sie es trotzdem. „Wenn du dir meinen Plan anhörst, könnte ich dich mitnehmen. Ich könnte dir helfen, woanders neu anzufangen."

Foks schüttelte vehement den Kopf. „Ich brauche keinen Neuanfang. Hier bekomme ich Nahrung und genug Geld, dass ich mich irgendwann damit durchschlagen kann. Ich kann dir nicht helfen." Er hievte den zweiten Eimer aus dem Bach. „Es tut mir leid", fügte er dann noch nach einer kurzen Pause hinzu.

Yonas Atem beschleunigte sich, als der Junge aufstand und sich anschickte, die zwei Eimer zurück zum Lager zu tragen. Sie brauchte eine neue Idee und zwar schnell. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Was wäre denn die Alternative?", wisperte sie schließlich, gerade, als Foks einen Schritt weg von ihr machte. Er erstarrte.

„Du hast selbst gesagt, ihr seid auf die Hälfte eurer ursprünglichen Stärke ausgedünnt. Das ist mein Verdienst und der Verdienst von demjenigen, den ihr in einem Wagen gefangen haltet. Ihr habt uns dazu gezwungen, uns zu verteidigen. Und was du gerade tust, ist, uns zum Angriff zu zwingen." Sie atmete einmal tief ein. „Was ich dir gerade anzubieten versuche, ist eine Lösung ohne weiteres Blutvergießen."

Langsam wandte sich Foks wieder zu ihr um, die Stirn in misstrauische Falten gezogen.

„Tun wir es auf meine Art, sind mein Freund und ich morgen verschwunden, ohne eine Spur bei euch zu hinterlassen", fuhr Yona fort. Jedes der Worte schmeckte bitter auf ihrer Zunge. „Tun wir es auf eure Art, dann behaltet ihr vielleicht einen Gefangenen, aber ich kann dir garantieren, dass es nicht einfach werden würde."

Yona wollte diesen Jungen, dieses Kind, nicht bedrohen, sie wollte ihm keine Angst einjagen. Aber sie hatte ihre Entscheidung in dem Moment getroffen, als sie entschieden hatte, Acarions Gefängniswärtern zu folgen. Zu viel hing von seiner Freiheit ab. Sie musterte Foks, hoffte, dass man ihr die eigene Angst nicht in den Augen ansah.

„Nicht nur einer von euch würde den Versuch, ihn lange gefangen zu halten, mit dem Leben bezahlen. Es ist deine Entscheidung, wie wir das hier beenden."

Nervös behielt sie das Lager im Blick. Mit jedem Herzschlag, den Foks zögerte, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass jemand von Grimors Leuten darauf aufmerksam wurde, wie lange der Junge dafür brauchte, zwei Eimer mit Wasser zu füllen.

Foks' Mund verzog sich verächtlich. „Jetzt verstehe ich es", sagte er. „Das war ja wirklich uneigennützig von dir, dass du Korman umgebracht hast."

Die Worte taten weh. Aber Yona widersprach nicht. Es hatte keinen Sinn, jetzt noch über Motive zu verhandeln. Sie hatte gewählt, wie Foks sie sehen sollte. Er schwieg eine Zeit lang, eine Zeit, in der Yona versuchte, das Zittern in ihren Händen zu unterdrücken. Ob aufgrund des Fiebers oder ihrer Nervosität, hätte sie nicht zu sagen vermocht.

„Was soll ich tun?", fragte Foks schließlich, den Blick wieder abgewandt.

Yona stieß einen bebenden Atemzug aus und holte die Blütenblätter, die sie den Tag über gesammelt hatte, aus ihrer Tasche. „Sorg dafür, dass die hier ins Abendessen kommen. Sie schmecken nach nichts. In dieser Menge bewirken sie, dass ihr die Nacht tief und fest durchschlaft."

Sogar im Dunkeln konnte sie sehen, dass sich Foks' Augen misstrauisch verengten.

„Sie sind nicht giftig. Was auch immer das für dich zählt, du hast mein Wort darauf."

Aber sie konnte die Frage nicht unterdrücken, die sich ihnen vermutlich beiden aufdrängte. Was wäre, wenn sie eine andere Pflanze gefunden hätte, eine, die nicht einfach nur für eine gesunde Nacht Schlaf gut war? Hätte sie das gleiche Angebot gemacht?

„Ich kenne diese Pflanze", sagte Foks dann und nahm ihr das Büschel ab.

Ohne ein weiteres Wort kehrte er zu dem Lichtkreis zurück und ließ Yona allein.


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