Kapitel 6

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Das Gespräch mit ihrer Mutter verlief wesentlich angenehmer als erwartet. Diese glaubte wohl, dass ein magischer Zufall da einiges beschädigt hatte, und war sofort bereit, die Naturmagierin Meyra Quintoris zu beauftragen, alles wieder zu bereinigen. Sehr erleichtert machte sich Almina auf den Weg zu Anela. Das Gespräch mit ihrer Cousine wäre auf jeden Fall nicht so einfach. 

Etwas nervös schlug sie den runden Metallklopfer am Haus der Verwandten, der daraufhin einen Glockenton durch das Haus erschallen ließ. Wenig später näherten sich Schritte und die Tür wurde geöffnet. 

„Hallo, Almina", wurde sie von ihrer Tante begrüßt. „Schön, dich zu sehen. Anela ist hinten im Garten." 

Garten, das gefiel der Siebzehnjährigen überhaupt nicht, mit Garten verband sie im Moment noch fehlgeschlagene Zauber und ihre eigene zerstörerische Macht. Hoffentlich passierte ihr hier kein Unglück. 

„Danke, Tante", sagte sie höflich, „dann gehe ich gleich dorthin." 

Sie eilte ums Haus herum und betrat durch die schmale Gartenpforte die riesige Anlage. Vielleicht hätte sie genauer fragen sollen, wo sich Anela aufhielt. Jetzt war es zu spät. Also schritt sie die Wege entlang und erfreute sich an der Blütenvielfalt, den umhersummenden Insekten, beobachtete lächelnd einige Schmetterlinge und spürte, wie die Anspannung allmählich von ihr abfiel. Als sie Anela schließlich bei den Springbrunnen entdeckte, war sie so entspannt, dass sie gar keine Lust mehr hatte, über irgendwelche Probleme zu reden. 

„Hallo, Almina", rief die Cousine erfreut, „schön, dass du mich besuchen kommst. Sieh dir diesen schönen Springbrunnen an. Den haben wir neu von Vitus installiert bekommen. Mir gefallen die leuchtend grünen Augen von den Schlangen unglaublich gut. Sie sind so lebensecht." 

Almina kam um das Arrangement herum und schaute auf die zwei marmornen Schlangen, die sich umeinander wanden und aus deren Mündern klares Wasser hervorströmte. Ihre Schuppen glitzerten und tatsächlich leuchteten die Augen in kräftigem Grün. 

„Saphire", hauchte sie beeindruckt von der Schönheit. 

„Nein, die sind doch nicht blau", widersprach Anela. 

„Es gibt auch grüne Saphire, sogar gelbe, pinke und auch schwarze. Eigentlich gibt es Saphire in fast jeder Farbe." 

„Das wusste ich nicht." 

Almina seufzte. „Edelsteinkunde kommt auch erst im letzten Schuljahr vor. Leider. Es sei denn, du hast die Steinmagie." 

„Hast du die Steinmagie?", fragte Anela zweifelnd. „Ich dachte, du kannst rote Magie sehen und bist eine Seherin, keine gewöhnliche Magierin." 

„Ich fürchte, da haben wir uns beide geirrt. Ich bin keine Seherin. Bis auf die rote Magie sehe ich keine. Und ob der rote Schimmer wirklich Magie ist, bin ich mir auch nicht mehr sicher." 

„Aber du bist siebzehn! Du musst eine Gabe haben!" 

Almina knetete nervös die Finger. Gewiss war jetzt der richtige Zeitpunkt, die Cousine einzuweihen. 

„Versprich mir, dass du es niemanden verrätst, was ich dir jetzt erzähle." 

Anelas Augen wurden groß. Sie klopfte auf die steinerne Bank und funkelte die Jüngere erwartungsvoll an. „Setz dich und erzähl. Ich liebe Geheimnisse!" 

Almina setzte sich neben sie und druckste ein wenig verlegen herum. Es fiel ihr so schwer, schon wieder von ihrer unheilvollen Gabe zu berichten. Am liebsten würde sie einfach so tun, als existierte sie gar nicht. Doch das zerstörte Blumenbeet der Mutter hatte eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich dieser schrecklichen Macht in sich stellen musste. Die Geschehnisse in der Bibliothek und im kleinen Park waren ja nur der Anfang gewesen. Wahre Zerstörung hatte sie bei den Blumen gezeigt. Was geschah, wenn die Macht noch stärker wurde und tatsächlich die Erde verschlang? 

„Ich bin die Eine aus der Prophezeiung!", stieß sie hastig hervor. 

Der Cousine klappte der Mund weit auf. Dann schloss sie ihn wieder, schluckte ein paar Mal und rief dann: „Nein! Du doch nicht!" 

„Doch", entgegnete Almina bitter. „Eine von uns dreien musste es ja sein. Sicher ist es besser, dass ich es bin und nicht meine kleine Schwester." 

„Es hätte auch sein können, dass die Prophetin Talandia sich geirrt hat. Sie wäre nicht die Erste mit einer falschen Prophezeiung." 

„Hat sie aber nicht. Ich habe in mir die Macht, Magie zu verbrennen. Heute im Garten meiner Mutter habe ich fast ein komplettes Beet verbrannt. Ich wollte es nicht, doch die Macht ist einfach aus mir herausgeströmt. Und ..." Sie stockte und beugte sich tief hinunter, als wollte sie sich in ihrem Schoß verstecken. „... es hat sich so harmonisch angefühlt, als ich die Magie in mir nicht mehr bekämpfte, sondern sie einfach zuließ. Es fühlte sich für mich richtig und gut an." Unruhig ergriff sie ihr Gewand und begann nun, dieses zwischen den Fingern zu drücken und reiben. „Aber als ich die Augen aufmachte und die Zerstörung sah, war ich zutiefst geschockt." 

Nun richtete sie sich auf und sah mit Tränen in den Augen ihre Cousine an. Anela erwiderte schweigend den Blick. Wie erstarrt saß sie da und sagte kein Wort. Die Stille lastete schwer auf beiden Mädchen, dennoch wagte keine, sie zu unterbrechen. Erst als ein Schmetterling herbeigeflattert kam und sich Anela auf den Schoß setzte, wurde dieser bedrückende Moment durchbrochen. 

„Sieh doch den Schmetterling", sagte Anela und versuchte, fröhlich zu klingen. So ganz gelang es ihr nicht. „Wäre er hierher gekommen, wenn du eine böse Macht in dir hättest?" 

„Es ist doch nur ein Schmetterling. Was versteht er denn schon von Magie? Außerdem ist er zu dir gekommen und nicht zu mir." 

„Na schön, er versteht vielleicht nichts von Magie. Aber ich auch nicht. Zumindest nichts von dieser Feuermagie, die doch keine ist. Mal abgesehen davon hast du sie auf den Pflanzen gesehen und nicht auf sie gewirkt, oder? Aus dir kommt doch eine ganz andere Magie." 

Almina sah auf ihre Magierhand. „Blau", flüsterte sie, „es kommt blaue Magie heraus." 

„Na siehst du", sagte Anela deutlich erleichtert. „Das ist auf jeden Fall keine Feuermagie. Da kannst du jeden fragen. Blau ist so weit von Feuer entfernt wie der Himmel von der Erde." 

Almina widerstand der Versuchung zu entgegnen, dass es aber Gebiete gab, wo der Himmel auf die Erde traf. Sie wollte ihrer Cousine die Hoffnung nicht nehmen, dass sich noch alles zum Guten wendete. Dabei kam sie selbst mehr und mehr zur Entscheidung, dass sie nur Unheil brachte. 

Anela sprang auf und der Schmetterling flog taumelnd davon. 

„Los, wir gehen in die Bibliothek. Bestimmt haben wir letztes Mal nicht gut genug gesucht. Wir müssen vielleicht nach Farbenmagie suchen und nicht nach einer Krankheit." 

Auf dem Weg zur Bibliothek erzählte Almina so genau wie möglich, was sie gesehen und erlebt hatte. Anela war schockiert, dass irgendjemand der fünfzehnjährigen Kaida Zutaten für den Regenbogenzauber gegeben hatte. 

„Das ist höchst fahrlässig! Abgesehen davon, dass gar nicht sicher ist, ob Kaida Naturmagierin wird, war vorherzusehen, dass die Pflanze bei dem Versuch stirbt. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Aufgabe von uns ist. Wir sollen die Erde und damit alle Lebewesen schützen!" 

„Ja, da hast du recht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Glücklicherweise kümmert sich Meyra Quintoris um den Schaden." 

Wenn Almina erwartet hatte, dass diese Aussage ihre Cousine erleichterte, so irrte sie sich total. 

„Wie bitte? Eine Magierin der fünften Familie kümmert sich darum? Und deine Mutter lässt das zu?" Anela klang sichtlich empört. „Ich befürchte fast schon, dass so ein Chaos passiert ist, weil diese Magierin überhaupt erst euren Garten angelegt hat!" 

„Was meinst du? Meyra Quintoris ist die beste Naturmagierin, die wir haben. Sie könnte nie jemanden schaden oder etwas falsch machen." 

„Nun, meine Mutter sagte, dass die Quintoris so weit unten in der Familienordnung stehen, weil ihre Kräfte am geringsten sind. Mag sein, dass die Frau die beste Naturmagierin in ihrer Familie ist. Doch gewiss nicht im Vergleich mit den Secondaris." 

„Die haben gar keine Naturmagier." 

„Hach, du weißt, wie ich es meine. Mutter hat es so erklärt, dass eine Magierin aus dem fünften Geschlecht niemals etwas Wichtiges für eine Magierin aus dem ersten Geschlecht leisten sollte. Das könne nur schiefgehen." 

„Anela, dir ist schon bewusst, dass Jeldrik ein Quintoris ist?" 

Die Achtzehnjährige stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ja, leider. Du hast recht. Mutter wird es mir nie erlauben, mit ihm eine Bindung einzugehen." 

„Woher dein Sinneswandel?" 

„Es könnte sein", murmelte Anela kleinlaut, „dass ich ein wenig von ihm geschwärmt habe, um so ein klein wenig vorzutasten." 

„Ich verstehe." Almina nickte. „Und dabei hat Tante dir auch gleich unser Geschlechtersystem erklärt. Mir wolltest du nicht glauben. Dabei habe ich gleich gesagt, wir Primordialis müssen noch immer ..." Sie unterbrach ihre Erklärung. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie selbst niemals die Linie fortführen konnte. Ihre Zukunft war sehr wahrscheinlich in nächster Zeit vorbei. Es gab für sie keinen Mann aus keiner Familie, egal wie hoch oder wie tief der Rang auch immer war. 

Schweigend gingen sie weiter. Doch nicht lang, da plapperte Anela bereits wieder munter los. 

„Wenn deine Mutter eine Quintoris beauftragt, den Garten anzulegen und zu heilen, dann könnte doch auch meine Mutter einen Quintoris als Schwiegersohn in Betracht ziehen. Sie braucht nur ein wenig Zeit. Wenn sie Jeldrik erst einmal näher kennt, wird sie ihn lieben!" 

Almina rollte mit den Augen. Sie wusste genau, dass weder ihre Tante noch der Onkel jemals einen Quintoris in der Familie duldeten. Dafür waren sie viel zu familienbewusst. Allerhöchstens tolerierten sie einen Nachkommen der dritten, jedoch niemals aus der vierten oder fünften Familie. Das war absolut undenkbar. Hoffentlich sah Anela das früh genug ein. 

„Ich bin gespannt, wer heute Dienst hat", schwenkte Almina auf ein weniger brisantes Thema um, „hoffentlich nicht Professor Haldor. Ihn muss ich nach Schulschluss nicht auch noch treffen." 

Anela kicherte. „Er mag dich eben. Zu seinen Lieblingsschülerinnen ist er immer besonders streng, weil er Großes von ihnen erwartet." 

„Na danke, ich verzichte gern auf den Titel Lieblingsschülerin." 

Als sie die Bibliothek betraten, stöhnte Almina jammervoll auf. Jetzt hätte sie doch sehr gern Professor Haldor hier. Dafür strahlte Anela wie die hochstehende Sonne. 

„Ich habe eine wunderbare Idee!", rief sie begeistert aus. „Warum lange vergeblich suchen? Wir fragen doch ganz einfach um Hilfe!" 

Und schon eilte sie davon: Jeldrik entgegen, der heute Bibliotheksdienst hatte. 



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