Kapitel 15 - Ferien

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Während den letzten Wochen vor den Ferien wurden in fast allen Fächern noch Arbeiten geschrieben. In Fächern wie Geschichte der Zauberei liefen diese so ab, wie Jan es von seiner alten Schule kannte. Es wurden Papiere mit Fragestellungen ausgehändigt, die man beantworten musste und je nach Richtigkeit dafür eine Note bekam. In einfache Zauberei hingegen führte Frau Schmidt eine praktische Prüfung durch, bei der man einige der gelernten Zaubersprüche vollführen musste. Und auch wenn Jan im Vorfeld große Angst gehabt hatte, vor Aufregung keinen einzigen Zauber aus seinem Stab entlocken zu können, lief sie besser als erwartet. Der Periculum-Zauber wollte ihn zwar erst beim zweiten Versuch gelingen und sein Ratzeputz-Zauber hinterließ ein gewaltiges Schaumbad im zu säubernden Topf, aber Frau Schmidt bewertete seine Prüfung dennoch mit einer zwei und einem ausführlichen Lob. Allgemein hatte Jan das Gefühl, dass die Tests der Erstklässler recht freundlich bewertet wurden. Vermutlich wollte man ihnen in ihrem Schuljahr noch nicht den Spaß am Erlernen der Zauberei nehmen.

Dennoch war er froh als er in Politik und Wirtschaft der Zauberei seine letzte Arbeit geschrieben hatte. Danach blieb noch eine Woche bis zu den Winterferien. Die meisten Lehrer wussten über die Ferienstimmung der Schüler Bescheid und ließen daher davon ab, sie mit komplizierten Unterrichtsinhalten und Bergen an Hausaufgaben zu beschäftigen. Deshalb hatten Jan und seine Freunde genug Zeit für einige Partien Schneemann ärgere dich nicht. Dabei wurde es Tradition, dass bei jedem Spiel mindestens eine Figur wie Herr Jorski aussehen musste. Außerdem zeigte Filio ihnen stolz seine neueste Entdeckung: Den Treppen-Turm. In einem der vier Ecktüme von Winterfels hatten die Schulgründer doch tatsächlich eine Vielzahl an Treppen eingebaut - und nicht wenige von ihnen hatten verborgene Zauber. Am meisten begeisterte Jan die bunte gefärbte, die sich in eine Rutsche verwandelte, sobald man auf eine rote Stufe trat.

Levi hingegen war weiterhin fasziniert von seinem Buch.
»Jetzt verstehe ich auch, warum meine Eltern das nie kaufen wollten«, stellte er eines Abends in ihrem Schlafsaal fest. »Was hier alles für Informationen drinstehen. Zum Beispiel sind hier sogenannte Horkruxe, mit denen man seine Seele spalten kann. Das ist wohl so ein mächtiger Zauber, dass alle Informationen über ihn vernichtet wurden und nur noch eine einzige Phiole mit einer Erinnerung über die Herstellung eines solchen Zaubers besteht. Angeblich soll sie sogar in Deutschland versteckt sein.«
Jan hatte den Versuch mittlerweile aufgegeben, Levis Erzählungen zu verstehen. Stattdessen hörte er ihm immer mit großem Interesse zu und freute sich, wenn er das Gefühl hatte, etwas begriffen zu haben. Und obwohl Jan Levi eigentlich eher als einen Lesemuffel kennengelernt hatte, schaffte der Junge es problemlos das Buch bis zu seinem Abgabetermin drei Tage vor Ferienbeginn fertig zu lesen und wieder in die Bibliothek zu bringen.

Doch auch an den letzten Schultagen danach kehrte in ihrem Schlafsaal keine Ruhe ein. Jeder wollte unbedingt erzählen, welche Pläne er für die Ferien hatte. Interessiert lauschte Jan den Vorhaben seiner Hauskameraden über Winterurlaub im berühmten Schweizer Crameri-Hotel oder das Entfrosten seltener Winterlilien.

Für Jan war die Vorstellung, wieder nach Hause zu gehen, ungewohnt. Er wusste gar nicht wirklich, wie er sich fühlen sollte. Natürlich freute er sich sehr darüber, seine Eltern endlich wiederzusehen. Aber er hatte sich in diesem einen halben Jahr schon so sehr an Winterfels und ein Leben als Zauberer gewöhnt, dass er sich drei Wochen in der Muggelwelt kaum vorstellen konnte. Und es gab noch ein anderes Gefühl, das schwerer wog, als Jan zuerst glaubte. Er würde seine Hauskameraden in den Ferien vermissen. Als er seinen Koffer packte und alles, was er zu Hause gebrauchen könnte, aus seinem Schrank räumte, fühlte er sich an das Ende einer Klassenfahrt erinnert. Aber es gab einen ganz gravierenden Unterschied. Während das Ende einer Klassenfahrt ihm stets wie eine Befreiung vorgekommen war, tat der Gedanke, Levi, Filio, Lina, Marina, Anna und Hannes drei Wochen lang nicht zu sehen, weh. Bedeutete das, dass er wirklich echte Freunde gefunden hatte?

Dieser Gedanke begleitete ihn noch, während er seinen Koffer die Treppen hinuntertrug und sich fragte, wann sie denn den Schwebezauber lernen würden, den Frau Schmidt ihm bei ihrer ersten Begegnung gezeigt hatte. Er und die anderen Haistras waren sichtlich erleichtert, als sie nach der zweiten Wendeltreppe Levis großen Bruder Noah und dessen Freunde trafen, die ihnen mit genau diesem Spruch das Gepäck abnahmen und zu den Carls beförderten. Erleichtert setzte Jan den Weg nur noch mit dem Käfig seiner Schleiereule Blitz in der Hand fort.

Es war ein interessantes Gefühl, kurz vor seinem zweiten Flug mit den Carls zu stehen. Denn es bedeutete, dass schon ein halbes Jahr in Winterfels vergangen war. Jan konnte es gar nicht glauben. Vor lauter schönen Tagen war die Zeit wie im Flug vergangen. Er hatte so viel Neues, so viel Aufregendes und so viel Interessantes kennengelernt. Und mittlerweile war er überzeugt davon, das erste Mal seitdem sein bester Freund weggezogen war wirklich gute Freunde gefunden zu haben. Menschen, die ihn so annahmen, wie er war, auch wenn er manchmal zu stur und voreilig handelte.

Erst als er durch das große Eingangstor der Burg lief, wachte er wieder aus seinen Gedanken auf und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung. Erstaunt stellte er fest, dass noch niemand in einem der Fluggeräte Platz genommen hatte. Stattdessen standen die meisten Schüler am Berghang und schienen etwas weiter unten im Tal zu beobachten.
»Was ist denn da los?«, sprach Filio Jans Gedanken aus. Neugierig liefen die Haistras auf die Schülermenge zu. Zuerst sahen sie bloß den kleinen Wasserfall, der aus irgendeinem Grund trotz der für Winterverhältnisse warmen Temperaturen noch zugefroren war. Dann fiel Jans Blick jedoch auf Herrn Tuplantis, der weiter unten am Fuß des Hügels stand und seinen Zauberstab in die Luft richtete. Der Junge konnte nicht ganz erkennen, ob dort etwas unfassbar Kleines in der Luft schwebte, oder ob Tuplantis einfach ins Nichts zielte. Und während er noch darüber grübelte, was der Schulleiter wohl plante, sah er plötzlich einen hellen gelben Lichtstreifen, wie an einer unsichtbaren Wand in den Himmel hinauffliegen. Fasziniert betrachtete er das Schauspiel.

»Was macht er da?«, fragte er verwundert an Levi gewandt.
»Er löst den Bannzauber auf«, erklärte der. »Schließlich müssen wir irgendwie zu unserer Porttür gelangen. Bannzauber sollen 'ne ziemlich schwere Angelegenheit sein. Dass er das hinbekommt, zeigt wie gut Tuplantis ist.«
Jan nickte zustimmend. Auch ohne das Hintergrundwissen fand er den Lichteffekt faszinierend genug, um jegliche Zweifel an den Zauberkünsten des Schulleiters zu verbannen.

»Wenn der Bannzauber aufgehoben ist, sollten wir doch jetzt losfliegen können, oder?«, riss Filio sie aus ihrer Unterhaltung. Jan sah nachdenklich zu den Carls und den Schülern, die sich bereits vom Hang abwanden und auf die Flugmaschinen zuliefen.
»Schaut ganz so aus«, schlussfolgerte er. Also schnappten sie ihr Gepäck und suchten sich einen Carl.

Sie entschieden sich für den C-W-L 5, wo bereits Lina und Marina auf den beiden hinteren Plätzen saßen. Sie bugsierten ihre Taschen auf die Ladefläche und setzten sich auf die freien Plätze. Ein Stich traf Jans Herz als Levi sich auf dem Einzelplatz vorne niederließ. Es erinnerte ihn daran, dass bei seiner ersten Fahrt Herr König dort gesessen hatte. Mit seinem im Wind wehenden, schulterlangen Haar hatte er sich während der Fahrt zu den Schülern umgedreht und ihnen alles über Winterfels erzählt. Die Erinnerung, dass der sympathische Lehrer noch immer spurlos verschwunden war, schmerzte Jan. Nachdenklich legte er seinen Zauberstab in die vorhergesehene Halterung.
»Ob man auch einfach einen Stock nehmen kann?«, überlegte Filio mit kritischem Blick auf seinen neben dem Sitz befestigten Zauberstab. »Stellt euch mal vor, was wir dann in der Luft alles zaubern könnten!«

»Zum Beispiel könntet ihr den Schutzzauber aufheben und aus dem Carl fallen«, ertönte plötzlich eine Stimme von draußen. Das Gesicht von Herrn Lurcus erschien in einem Fenster des Fluggeräts.
»Eigentlich wollte ich euch fünf ja nur schöne Ferien wünschen«, erklärte er. »Aber ich frage mich, ob ich euch vielleicht doch besser begleiten sollte, wenn ich höre, was ihr für Ideen habt.«
Er lachte laut auf.
»Zum Glück sind unsere Apparate vollkommen trickgeschützt«, fuhr er schmunzelnd fort. »Ich kann euch also unbesorgt zu den Porttüren fliegen lassen und euch frohe Weihnachten ein paar schöne Wochen bei euren Familien wünschen. Bis bald!«
Und mit diesen Worten winkte er ihnen zu und drehte sich wieder in Richtung der Burg um.

Dann betätigte Levi den Starthebel, woraufhin sich der Propeller zu drehen begann und der C-W-L 5 langsam in die Luft abhob. Jan drehte sich noch ein letztes Mal zu Burg Winterfels um und verspürte innerlich einen Hauch von Heimweh. Doch daran wollte er jetzt nicht denken. Jetzt wollte er einfach den Flug mit seinen Freunden genießen. Schon bald entfachte zwischen ihm, Levi und Filio eine ausgiebige Diskussion darüber, ob denn nun die Schlitten von MuggelMag oder gewöhnliche Ski besser wären und nach kurzer Zeit beendeten auch die beiden Mädchen ihr Getuschel und klinkten sich in die Konversation mit ein.

Als die Fahrt sich dem Ende neigte, waren sie schließlich der Meinung, dass Jan nach den Ferien seine Skier mitbringen sollte, während Filio plante seinen MuggelMag-Schlitten mitzunehmen. Marina hingegen wollte ein sogenanntes Flowboard mitnehmen, was Jan als eine magische Version des Snowboards verstand. Doch ehe er noch genauer nachfragen konnte, spürte er schon ein Rumpeln, das die Landung des Carls verkündete. Vorsichtig kletterte er die hölzerne Leiter herunter und zuckte am Boden erschrocken zusammen, als Levi ihm mit etwas Hartem auf die Schulter tippte. Kurz darauf erkannte er allerdings, dass es sein Zauberstab war, den er doch tatsächlich oben vergessen hatte.
»Hattest du nicht gestern noch gesagt, du wolltest fleißig üben in den Ferien?«, lachte der Junge, während er ihm den Stab reichte und mit ihm zur Gepäckablage ging. Jan schmunzelte. Er wusste jetzt schon, dass er den Humor seiner Freunde in den Ferien vermissen würde.

Er hievte seinen Rollkoffer aus dem Carl, stellte ihn neben sich ab und holte dann noch den Käfig seiner Eule. Danach gingen sie zu fünft in Richtung der kleinen, moosbewachsenen Hütte, die neben dem Landeplatz der Carls stand. Auf dem Weg trafen sie auch Anna und Hannes, die mit ihren Freunden aus Ehura in einem Carl geflogen waren.
»Durch welche Porttür geht ihr?«, fragte Levi auf dem Weg, woraufhin Jan ihn verwundert ansah.
»Es gibt mehrere?«, fragte er erstaunt.

Levi zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Ist dir das nicht aufgefallen?«, fragte er, »auf jeder Seite der Hütte sind zwei Porttüren, die zu den verschiedensten Orten in Deutschland führen. Und im Inneren der Hütte sind auch noch mal ein paar. Schließlich kann ja nicht jeder in Berlin landen. Dann hätte ich noch einen ganz schön langen Weg bis nach Hause.«
Jan nickte nachdenklich. Das ergab natürlich Sinn. Aber durch welche Tür war er noch einmal gegangen? Aufmerksam horchte er den anderen, in der Hoffnung, dass jemand von ihnen auch zur Villa Hohenthal musste. Allerdings musste er feststellen, dass sie mit Stuttgart und Rügen zwar äußerst unterschiedliche Ziele hatten, aber keiner die gleiche Tür nehmen musste wie er.

Erleichterung überkam ihn, als er sah, dass über den verschiedenen schwarzen Toren steinerne Tafeln mit Beschriftungen angebracht waren. Tatsächlich entdeckte er Villa Hohenthal auf einem der Schilder. Levi sah seine Freunde mit einem niedergeschlagenen Lächeln an.
»Ich werde euch vermissen«, gab er zu. »Aber ich wünsche euch großartige Ferien und freue mich schon, euch bald wiederzusehen.«
Auch die anderen Haistras verabschiedeten sich, gaben sich noch einmal einen Handschlag und gingen dann an verschiedene Seiten des Hauses. Jan schritt mutig auf die gespenstisch wabernde, schwarze Finsternis zu, die ihn zur Villa Hohenthal befördern sollte. Als er noch einen Schritt entfernt war, kniff er die Augen zusammen, dann trat er durch die Porttür und tauchte in die unheimliche Dunkelheit ein.

Wie bereits bei seiner ersten Reise durch die schwarze Finsternis begann sich alles um ihn herum zu bewegen, als er die Tür betrat. Er hatte das Gefühl, sein Magen würde sich mit seiner Umgebung drehen und war unfassbar erleichtert als das Rotieren langsamer wurde und er wieder im staubigen Flur der alten Villa Hohenthal landete. Mit einem flauen Gefühl im Magen zog er seine Koffer durch den Gang und erreichte schließlich die bruchfällige Tür. Er öffnete sie laut knarzend und sog tief die frische Luft ein. Dann sah er auf den großen, asphaltierten Platz vor der Villa Hohenthal und ließ seinen Blick bis zur Straße streifen. Und an deren Rand sah er den dunkelgrauen Kombi seiner Familie stehen. Er konnte klar und deutlich erkennen, dass seine Eltern ausgestiegen waren und ihren Blick auf das verfallene Gebäude gerichtet hatten. Als sie ihn erblickten, winkten sie ihm fröhlich zu. Und Jan konnte nicht anders als glücklich zu lächeln und schnell auf sie zuzueilen. Er konnte nicht leugnen, dass er sie vermisst hatte.

Jans Ferien waren für ihn eine erholsame Auszeit von der Welt der Zauberer. Es fühlte sich gut an, wieder bei seinen Eltern zu sein und das zu tun, was er schon immer an der Weihnachtszeit geliebt hatte. Außerdem waren seine Eltern begeistert von den Zaubersprüchen, die er ihnen vorführte und bedauerten es sehr, dass ihr Sohn nur vier Zaubersprüche während der Ferien benutzen durfte.

Der Höhepunkt seiner Zeit zu Hause war für Jan allerdings zweifellos der Heiligabend. Bereits die selbstgebackenen Plätzchen, die nach alter Familientradition erst ab dem 24. Dezember gegessen werden durften, brachten Jan in Weihnachtsstimmung. Das Krippenspiel in der Kirche und die gewohnten alten Weihnachtslieder verstärkten dies noch einmal. Und Jan war mal wieder begeistert, was seine Eltern sich für ihn als Geschenke überlegt hatten. Zuerst konnte er seinen Augen gar nicht trauen, aber tatsächlich hatten sie für ihn einen Besen vom Modell Sauberwisch 12 gekauft.
»Dieser nette Herr Hausmann hat uns doch seine Visitenkarte hiergelassen«, erklärte seine Mutter schmunzelnd, als sie Jans überraschtes Gesicht sah. »Da haben wir gedacht, wir schreiben ihm mal einen Brief und fragen ihn, was denn ein gutes Geschenk für einen junge Zauberer ist.«
Und auch wenn Jan darüber, dass seine Eltern einem Lehrer schrieben, am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre, überwog in diesem Moment einfach die Freude über die Liebe, die sie für ihn zeigten.

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