Kapitel 25 - Erinnerungen

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Es war eine Umstellung für die Schüler, die die Ausnahmesituation mit sich brachte. Statt auf Besen saß man im Flugunterricht nun auf Stühlen und lernte etwas über die magiphysikalischen Grundlagen des Besenfliegen. Hin und wieder baute Herr Goldenberg auch eine praktische Stunde ein, die so aussah, dass alle Schüler aufstanden und bestimmte Flugbewegungen im Stehen nachahmten. Jan war überzeugt davon, dass wer ihnen zuschauen würde, laut lachen müsste.

Darüber, dass Englisch entfallen würde, hatte sich Jan eigentlich gefreut, aber nach der ersten Stunde Selbstverteidigung bei Herrn Egger, wünschte er sich sogar den Englischunterricht zurück. Nachdem der Lehrer fertig von seiner Zeit beim österreichischen Zaubererheer erzählt hatte, mussten sie alle nacheinander einen schwachen Abblockzauber, den er ihnen vorgeführt hatte, vor der ganzen Klasse nachmachen. Wem das nicht gelang, drohte eine wenig verständliche Strafpredigt in einer Lautstärke, als hätte man den Bibliotheksflügel in Brand gesetzt.
Der Selbstverteidigungskurs bei den zwei anderen Kollegen fiel zwar lehrreicher aus, dennoch vermisste Jan Deutsch und „MaPoWi", zwei der wenigen Fächer, in denen er zum oberen Mittelfeld gehört hatte.

Das schlimmste aber war die Ungewissheit über die eigene Situation. Zwar versorgte Herr Tuplantis sie mit allen Informationen, die er hatte, aber das waren eben auch nicht viele. Am Mittwoch verkündete er, dass die Lehrer sich noch einmal in Richtung der Gefahrenstelle begeben hatten, allerdings keine neuen Erkenntnisse sammeln konnten.
Und so blieb Jan bei seiner Ahnungslosigkeit über das, was in der Außenwelt vor sich ging.
Doch nicht nur die Ungewissheit über seine eigene Situation machte Jan zunehmend zu schaffen. Auch um seine Eltern sorgte er sich von Tag zu Tag mehr. Es war schrecklich, keine Ahnung zu haben, wie es ihnen ging und noch schrecklicher, dass sie keine Ahnung hatten, wie es ihm wirklich ging.

Als beim Abendessen eine Eule ziellos in den Innenhof geflogen kam, schmerzte Jan der Verlust des Kontakts zu ihnen besonders. Er wünschte sich so sehr, dass Blitz noch einmal zwischen den Ästen eines Gründerbaums hervorgeflogen kam und ihm einen Brief überreichen würde, den seine Eltern wirklich verfasst hatten. Und er wünschte sich so sehr, auch ihnen wieder einen Brief schreiben zu können.

Als seine Freunde vom Haistra-Tisch aufstanden, um in der Bibliothek ein Buch über magischen Maschinenbau auszuleihen, verspürte er plötzlich ein großes Verlangen danach, noch einmal die Briefe durchzulesen, die sie ihm zu Beginn des Schuljahres geschrieben hatten. Er hatte schon so lange nichts mehr von ihnen gelesen, dass er fast schon vergessen hatte, wie viel Liebe sie immer in die Briefe für ihn gesteckt hatten. Er musste sie sich noch einmal durchlesen. Wenigstens einen von ihnen. Seine Freunde konnten auch ohne ihn ein Buch ausleihen.

»Ich gehe noch mal schnell in den Schlafsaal«, meinte er daher. »Mein Bein tut noch immer etwas weh und ich muss mich kurz mal ausruhen. Ich komme dann später zu euch.«
Das war noch nicht einmal wirklich gelogen. Seitdem Jan im Zaubertrankunterricht seinen Kessel mit potus igne überkochen lassen hatte, war sein linkes Knie mit einer hässlichen Brandwunde geziert. Herr Jorski hatte sie zwar professionell behandelt, aber soweit Jan ihn verstanden hatte, musste sein Körper jetzt noch den Rest machen, was bedeutete, dass sein Knie noch ungefähr zwei Tage schmerzen würde.

»Ich gehe schon mal in den Gemeinschaftsraum und halte uns einen Tisch frei«, schloss sich Levi ihm an. »Wir müssen schließlich nicht zu sechst in die Bibliothek gehen.«
»Wir gehen noch mal kurz eine Runde durch die Burg«, meinte Lina und sah dabei eindringlich zu Marina. »Ich finde V-O-I-B sowieso gruselig.«
Jan konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. V-O-I-B war ein staubsaugergroßer Roboter, der im Bibliotheksflügel für Ordnung sorgte. Er machte sauber, lieh den Schülern Bücher aus, ermahnte sie, wenn sie zu laut waren und wenn er gerade einmal nichts zu tun hatte, dann spielte er mit den Schülern auch schonmal eine Runde Zaubererschach, wobei er dabei meistens gewann. Herr Lurcus hatte ihnen bei ihrer Führung durch die Schule auch erklärt, woher der Name des Bibliothekars kam, aber Jan konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.

Nachdem auch Hannes erklärt hatte, dass er nicht mitkommen, sondern noch kurz zu seinen Freunden aus Ehura gehen würde, schlugen die Haistras verschiedene Wege ein. Während Filio und Anna sich in den Bibliotheksflügel aufmachten, gingen Jan und Levi in Richtung ihres Gemeinschaftsraums. Sie sprachen unterwegs nicht viel miteinander. Es war ein ungewohntes Gefühl für Jan, da Levi sonst immer aufgeschlossen und gesprächig war, aber es schien ganz so, als würde die Ausnahmesituation sie alle verändern.

Während Levi sich im Gemeinschaftsraum an einen Tisch setzte und dort gelangweilt mit seinem Zauberstab Seifenblasen in die Luft zauberte, ging Jan in den Schlafsaal und öffnete die oberste Schublade seines Nachttischschranks. Dort hatte er alle Briefe gelagert, die seine Eltern ihm während des Schuljahres geschickt hatten. Er griff nach einem Papier ganz weit unten. Ein Blick auf das Datum verriet Jan, dass er aus seiner zweiten Schulwoche in Winterfels stammen musste.
Bereits die Anschrift ließ Tränen in seine Augen steigen. Lieber Jan. Es war zwar nichts besonders Rührendes, aber es rief ihm in Erinnerung, dass er schon seit dem Brief, der mit Lieber Sohn begonnen hatte, keine unzensierte Nachricht seiner Eltern bekommen hatte. Seitdem wusste er nicht mehr wirklich, wie es seinen Eltern ging und schon gar nicht, welche Sätze aus dem Brief sie jetzt wirklich geschrieben hatten und welche von diesem Dolohow und seinen anderen Verbündeten stammte.

Auch der weitere Inhalt des Textes berührte ihn sehr. Nicht weil er ein lyrisches Meisterwerk war, sondern weil er voller Emotionen steckte, die das Abfangen der Eulen aus den letzten Briefen absorbiert hatte. Seine Eltern fragten in diesem Brief so viel über ihn, sie wollten wissen ob die Lehrer freundlich waren, ob er Freunde gefunden hatte oder ob er schon gehänselt wurde. All das hatte er damals schrecklich nervig gefunden und er hatte sich gefragt, ob seine Eltern vergessen hatten, wie alt er war. Aber jetzt betrachtete er diese Schriften mit ganz anderen Augen. Jetzt sah er die Liebe und die Sorge, die hinter jedem Satz und jeder Frage steckte, und die in den letzten Briefen an vielen Stellen gefehlt hatte.

Was ihm auch in dem Brief auffiel war, dass seine Eltern nie irgendetwas in Frage stellten, was er erzählte. Zwar war die Formulierung Wir können uns kaum vorstellen auch an zwei Stellen zu finden, aber nie ein Wir können gar nicht glauben, wie es in den abgefangenen Briefen vermehrt geheißen hatte. Es waren kleine Unterschiede, die ihm vorher nie aufgefallen wären und die er in einem Monat vielleicht auch wieder als unwichtig oder Zufall abtun würde, aber was für ihn jetzt zählte, war der Moment. Und in diesem vermisste er gerade seine Eltern und ihre wirklichen Nachrichten an ihn. Wenn er darüber nachdachte, dann merkte er, wie kindisch das eigentlich war. Er konnte sich niemanden von seinen Freunden dabei vorstellen auf der Bettkante zu sitzen und beim Lesen von Briefen fast zu weinen. Aber vermutlich hatten seine Klassenkameraden auch ein anderes Verhältnis zu ihren Eltern. Für ihn waren sie immer die einzigen Ansprechpartner gewesen, für den Jungen ohne Freunde und Geschwister. Und jetzt war es, als hätte dieser Ansprechpartner eine Maske auf den Kopf gesetzt bekommen, durch die er nur noch einen Teil des Gesprächs verstand und dessen Worte Jan umgekehrt auch nur zu einem Teil verstehen konnte. Jan schüttelte betrübt den Kopf. Würde er jemals wieder einen echten Brief seiner Eltern erhalten? Sie jemals wiedersehen?

Er zuckte zusammen, als er hörte, wie sich die Tür öffnete und Levi eintrat. Vor Schreck ließ er den Brief fallen und sah zu, wie er zu Boden glitt. Levi hob ihn verwundert auf und reichte ihn Jan, nicht ohne einen neugierigen Blick auf den Inhalt zu werfen.
»Ein alter Brief von deinen Eltern?«, riet er.

Jan nickte bloß. Es war ihm unangenehm, erwischt worden zu sein. Noch unangenehmer war es ihm, als er merkte, wie ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Beschämt sah er zur Seite.
Dann merkte er, wie Levi sich neben ihn setzte und ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte.
»Meine Oma hat immer gesagt, alle Menschen sind wie Zauberstäbe«, sagte er zu Jans Verwunderung. »Sehen von außen hart aus, aber haben alle einen weichen Kern. In schlechten Zeiten kommt er besonders zum Vorschein. Uns geht es momentan allen so. Ich will nicht wissen, wie viele Schüler in den nächsten Tagen genau das machen werden wie du, mich schließe ich da gar nicht aus.«

Jan lächelte schwach. Doch Levi war noch nicht fertig mit Reden.
»Meine Oma hat dann aber auch immer hinzugefügt, dass es dieser weiche Kern ist, der uns ausmacht. Er unterscheidet den Zauberstab von einem gewöhnlichen Zeigestock und den Menschen von einer Statue. Wir schaffen das schon. Und ich glaube, es ist ganz normal, dass wir manchmal daran zweifeln.«

Sie blieben noch eine Weile da sitzen, dann stand Levi auf und griff nach dem dicken Zauberbuch, dass Filio sich ausgeliehen hatte.
»Ach du rotes Erinnermich, ist das schwer!«, schnaufte er und ließ seine Arme demonstrativ in Richtung Boden sinken. »Ich geh mal wieder zu Filio und Anna, du kannst ja nachkommen, wenn du willst.«
Dann machte er sich schwer schnaufend mit dem Buch in den Händen auf den Weg in den Gemeinschaftsraum.

Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, wollte Jan nach einem weiteren Brief greifen, hielt aber in der Bewegung inne und entschied sich schließlich dazu, die Schublade zu schließen. Er hatte jetzt genug getrauert. Es war nun an der Zeit, wieder in der Gegenwart zu leben und mit seinen Freunden das ambitionierte Projekt von Filio voranzutreiben. Ganz egal, ob es hinterher funktionieren würde oder nicht. Was zählte, war die gemeinsame Zeit, die in ihrer aussichtslosen Situation besonders wertvoll war.

Also verstaute er alle Briefe wieder an ihrem Platz und stellte sich vor den großen Wandspiegel. Er nahm sich ein Taschentusch und wischte sich noch einmal die Tränen aus dem Gesicht. Als sich die Stelle rötete, wünschte er sich, einfach mit einer Bewegung seines Zauberstabs die ungewöhnliche Färbung entfernen zu können, so wie Frau Braun es mit der Erde auf ihrem Umhang gemacht hatte. Da er dazu aber nicht einmal ansatzweise im Stande war, wartete er noch kurz und ging dann in den Gemeinschaftsraum.

Er entdeckte Filio, Levi und Anna an einem Tisch am Rande des großen Zimmers. Auch Lina und Marina waren mittlerweile von ihrem Sparziergang zurückgekehrt, nur Hannes war noch nicht wieder aufgetaucht. Als Jan zu ihnen trat, sah er, dass die fünf allesamt über Filios Bauplan gebeugt waren, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Gesichtsausdrücken. Während Levi gerade ein aufmunterndes Lob aussprach, Anna mit großer Aufmerksamkeit zuhörte und Marina erfolgslos versuchte, ein Schmunzeln zu unterdrücken, betrachtete Lina den Plan mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Jan!«, begrüßte Filio ihn fröhlich, als er von dem Plan aufsah. »Wir gehen gerade durch, an welchen Stellen wir besondere Materialien bräuchten.«
Jan vermutete zwar, dass Filio eher den anderen erzählte, wo er glaubte, dass man besondere Materialien bräuchte und die wiederum ihm einfach nur zuhörten und versuchten ein wenig davon zu verstehen, sagte aber lieber nichts.

»Hier zum Beispiel habe ich gewöhnliche Schrauben eingeplant«, erklärte der Junge mit der Igelfrisur, ohne weiter auf Jan einzugehen und fuhr mit dem Finger über ein paar gewellte Linien. »Vielleicht wäre es aber besser, hier auf ein wenig professionelleres Material zuzugreifen. Anna, kannst du mal schauen, welche magischen Alternativen es gibt?«
Das ruhige Mädchen nickte stumm lächelnd und schlug ein ebenfalls recht dickes Buch mit der Aufschrift Magischer Maschinenbau - Tricks für Einsteiger und Fortgeschrittene auf.

Während sie darin blätterte, machte Filio ein paar Kritzeleien auf dem Bauplan und erzählte etwas dazu.
»Schau mal hier«, meinte Anna und hielt Filio eine Seite mit verschiedenen Bildern von Schrauben hin, die zu Jans Überraschung als Hologramm in die Luft schossen, wenn man sie mit dem Zauberstab antippte. Filio betrachtete sie ausführlich, während Marina Levi etwas zuflüsterte, woraufhin dieser laut zu lachen begann. Lina war mittlerweile nicht mehr wirklich auf die Arbeit ihrer Hauskameraden konzentriert und studierte stattdessen eine Zeitschrift, deren Inhalt Jan nicht erkennen konnte. Hin und wieder strich sie sich dabei mit dem Zauberstab durch die Haare und murmelte ein paar Worte, wobei Jan das Gefühl hatte, dass ihre Frisur mit jedem Versuch schlimmer aussah.

»Lilienthalschrauben«, verkündete Filio schließlich begeistert, »die sind perfekt. Können zwei von euch vielleicht mal in den Hausmeisterschuppen von Herrn Jeffer gehen und nachfragen, ob er welche hat?«
Sein Blick richtete sich dabei besonders an Levi und Jan. Zu Jans Erstaunen verzog sein bester Freund allerdings kopfschüttelnd das Gesicht. »Ich würde ja gern, aber Herr Jeffer ist momentan nicht so gut auf mich zu sprechen«, antwortete er in einer verlegenen Art, wie Jan ihn sonst eigentlich nicht kannte, »es war ein Missverständnis, wegen dem er wütend geworden ist. Eigentlich kannte ich ihn nur als den freundlichen, singenden Hausmeister, aber er kann auch echt ärgerlich werden.«

»Ich kann das machen«, bot sich Marina an, woraufhin sie einen verwunderten Blick von Lina erntete. Die beiden flüsterten kurz, dann winkte Marina allerdings lachend ab.

»Ich geh zum Hausmeisterschuppen«, sagte sie dann entschlossener.
Lina zog die Augenbrauen hoch, murmelte irgendwas von »Jungs« und wandte sich dann wieder ihrer Zeitschrift zu.
Auch Anna bot sich an, mitzukommen, aber Filio wollte sie wegen ihrer »Buchkenntnis« lieber im Gemeinschaftsraum behalten.

Also machte sich Jan mit Marina auf den Weg zu Herrn Jeffer.
Zwar schmerzte sein Knie noch immer, aber außer Lina hatten alle bereits abgelehnt. Und da Lina viel zu konzentriert in ihrer Zeitschrift las und ohnehin für Filios Maschinenpläne nur skeptische Blicke übrig hatte, brauchte man nicht damit zu rechnen, dass sie mitkommen würde.

Außerdem freute er sich auf einen kurzen Weg zu zweit mit Marina. Wenn er genauer darüber nachdachte, hatten sie seitihrem gemeinsamen Rückweg zur Burg nach dem Quidditch-Spiel gegen Kesten nichtmehr alleine miteinander geredet. Nach wie vor war Marina die meiste Zeitgemeinsam mit Lina unterwegs.

Doch dementsprechend schwer fiel es ihm auch, ein Gesprächsthema für den Weg zu finden. Nachdem sie eine Weile in einem unangenehmen Schweigen durch einen Flur gelaufen waren, konnte er die Stille nicht mehr aushalten.
»Was war eigentlich mit Lina eben los?«, fragte er. »Sie hat sich ein bisschen merkwürdig verhalten, findest du nicht?«

Zu seiner Erleichterung begann Marina zu lachen.
»Lina ist ein wenig aufgeregt«, erklärte sie, »heute Abend haben sie einige Jungs aus dem dritten Jahrgang eingeladen. Sie will mit mir und zwei Mädchen aus Kesten zu ihnen gehen und macht sich schon sehr viele Gedanken darüber. Schließlich ist auch der hübsche Max Weller da.« Sie verdrehte die Augen.

»Aber sag ihr bitte nicht, dass ich dir das gesagt habe«, fügte sie schnell hinzu, »sie möchte gerne allen durch ihr unauffälliges Verhalten selbst zeigen, dass sie in ihn verliebt ist.«
Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Wo trefft ihr euch?«, fragte Jan, um das Gespräch nicht ersterben zu lassen, aber auch nicht zugeben zu müssen, dass er keine Ahnung hatte, wer dieser Max Weller war.
»Im Raum der vier Bäume«, antwortete das blonde Mädchen, »Collin wollte zuerst in den Teil von der Bibliothek, wo Lockharts Buch sich immer selbst vorliest. Bei Linas Freunden zweifelt man schon manchmal daran, wie alt sie sind.«

Sie lachte wieder, während sie um eine Ecke bogen, die in den Hauptkorridor führte, der wiederum am Eingangstor endete. Dort liefen sie fast gegen Hannes und seine Freunde aus Ehura.
Jan erkannte Julius und Henry, die beiden herausragenden Jäger vom Quidditchspiel. Auch Leif war dabei und begrüßte Marina wie üblich mit einer Umarmung. Jan mochte den blonden Jungen aus Ehura mit seiner lockeren Lebenseinstellung und seinem freundlichen und unvoreingenommenen Verhalten gegenüber allen Leuten. Aber in diesem Moment löste Leifs Verhalten einfach nur ein scherzhaftes Stechen in Jans Brust aus. Wie gerne hätte er so ein gutes Verhältnis zu Marina.

Nach einer kurzen Unterhaltung, verabschiedeten sich Jan und Marina wieder von den anderen und machten sich weiter auf den Weg zum Hausmeisterschuppen
Herr Jeffer war tatsächlich noch zu später Stunde dort am Werken. Als die beiden anklopften, öffnete er ihnen in schmutzigen Arbeitsklamotten und einer Axt in der Hand, auf der Jan klar und deutlich das Zeichen von MuggelMag erkennen konnte.

»Guten Abend ihr beiden«, grüßte er und musterte sie kritisch. »Was macht ihr denn noch hier?«
»Wir wollten fragen, ob Sie Lilienthalschrauben haben«, sagte Jan.
Herr Jeffer nickte.
»Ja hab ich«, antwortete er, immer noch etwas verwundert schauend, »warum fragt ihr?«

»Ein Freund von uns baut...«, begann Jan, wusste aber nicht mehr recht, was genau er sagen sollte, schließlich hatte er selbst nicht ganz verstanden, was Filio da eigentlich plante.
»Er baut eine Erfindung«, kam ihm Marina zur Hilfe.
Herr Jeffer verzog seinen Mund unter seinem zotteligen, braunen Bart zu einer merkwürdigen Grimasse.
»Na dann geb ich euch mal welche«, meinte er dann und verschwand in seinem Schuppen. »Brauchen werde ich sie eh nicht, wo meine Werken-AG geschlossen wurde.«

Er seufzte wehmütig. Dann ertönte ein lautes, metallisches Klappern. Der Hausmeister schien nach den gewünschten Schrauben zu suchen.
Nach kurzer Zeit kam er auch wieder, mit einer Hand voller merkwürdig aussehender Schrauben, die Jan mehr an eine Fehlproduktion als an ein professionelles Werkzeug erinnerten. Dennoch nahmen er und Marina jeweils sieben von den besonderen Schrauben mit.
»Vielen Dank Herr Jeffer!«, verabschiedeten sie sich noch, bevor sie sich wieder auf den Weg zur Burg machten.

»Hoffen wir mal, dass Filio auch wirklich die hier haben wollte«, lachte Jan auf dem Weg durch den Hautkorridor.
»So wirklich nützlich schauen die echt nicht aus«, stimmte Marina zu und betrachtete ihre Ausbeute kritisch.
Am Ende des Ganges trafen sie Lina, die aufgeregt auf Marina zulief. Ihre hellbraunen Haare waren mittlerweile zu einer komplizierten Flechtfrisur zusammengebunden oder -gezaubert, die Lina aufgeregt alle paar Sekunden geraderichtete, auch wenn Jan sie nie wirklich schief fand.

»Hier bist du«, stieß sie erleichtert aus, als sie Marina entdeckte, »ich dachte schon, du wärst in eine Porttür gelaufen.«
Marina lächelte schwach und sah auf ihre Armbanduhr.
»Ich bin ja echt bisschen spät«, stellte sie erschrocken fest und drehte sich zu Jan um.
»Tschüss«, verabschiedete sie sich noch und warf ihm ein Lächeln zu. Der Junge erwiderte die Verabschiedung und war sich für einen Moment unsicher ob er sich darüber freute oder ob er eifersüchtig auf Leif war, dem Marina zum Abschied bestimmt eine Umarmung geschenkt hätte. Doch als er sich bei diesem Gedanken ertappte, schob er ihn schnell bei Seite. Sein Leben war momentan so schwierig, Gefühle hatten da einfach keinen Platz. Er musste sich jetzt erst mal auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

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