Kapitel 43 - Kingsley Shacklebolt

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Jans erster Eindruck vom englischen Zaubereiminister war ein sehr guter gewesen. Der Junge hatte seine menschliche Ausstrahlung und seine Fähigkeit, wichtige Botschaften in seiner beruhigenden Stimme treffend darzustellen, vom ersten Augenblick an geschätzt. Doch er wusste auch, dass seine ersten Eindrücke nicht unbedingt richtig sein mussten. Was Herrn Jorski anging, hatte er schließlich auch völlig falsch gelegen.

Und so kamen Jan, während er am späten Abend in seinem Bett lag, immer wieder Gedanken zu dem Zaubereiminister in den Kopf. Am meisten fragte er sich, ob man dem Minister wirklich trauen konnte. Auch wenn er es eigentlich nicht wollte, ertappte er sich mehrmals bei dem Vergleich von Ray Grimmson und Kingsley Shacklebolt. Auch Grimmson, der englische Ministeriumsbeauftrage für Mitteleuropa, hatte den Schülern viel versprochen und sich letztendlich als Betrüger herausgestellt. Und doch weigerte sich Jan, daran zu glauben, dass Shacklebolt etwas Ähnliches mit ihnen vorhatte. Nur konnte er die Zweifel nicht vollständig eliminieren.

Warum war Shacklebolt nicht schon früher nach Winterfels gekommen und zeigte sich jetzt so, als wollte er nur das Beste für Deutschland? War er vielleicht eigentlich desinteressiert an Deutschland und wollte nur des Gewissens wegen vor seinem Rücktritt einen Amtsbesuch machen?
Jan schob auch diesen Gedanken bestmöglich beiseite. Der englische Zaubereiminister hatte zu emotional, zu menschlich gewirkt, um irgendwelche verwerflichen Absichten zu haben.

Dennoch ließen ihn die Fragen um den Gast aus England nicht los und kurz bevor er am nächsten Morgen aufwachte, träumte er doch tatsächlich, wie Kingsley Shacklebolt ihm ein Radio schenkte, dass allerdings nur ein merkwürdiges Klopfen von sich gab. Es dauerte eine Weile bis er herausfand, dass die Geräusche von Filios Spechtwecker sich in seine nächtliche Gedankenspinnerei eingemischt hatten.

Als sie einige Diskussionen über einen angenehmeren Wecker später am Tisch der Haistras zum Frühstück saßen, entdeckte Jan den englischen Zaubereiminister neben Herrn Jorski am Esstisch sitzen. Der Lehrertisch war um eine weitere Reihe ergänzt worden, vermutlich um den Begleitern von Herrn Shacklebolt auch einen Platz zu gewähren. Dass der Besuch aus dem Norden sich mehr Zeit für den Auslandsbesuch genommen hatte, als eigentlich geplant, ließ Jan erneut an seinem Misstrauen zweifeln.

Ganz verschwinden ließ es allerdings erst der Besuch des Ministers in einfache Zauberei. Zu Beginn der Doppelstunde betrat Herr Shacklebolt den Klassenraum und stellte sich zu Frau Schmidt an das Lehrerpult.

»Würden Sie erlauben, wenn ich mir kurz Ihre Schüler ausleihen würde?«, erkundigte er sich höflich. Zum ersten Mal in diesem Schuljahr sah Jan seine Lehrerin für einfache Zauberei verwundert. Störende Schüler, streikende Stäbe, all das konnte sie nicht aus der Fassung bringen. Aber, dass der englische Zaubereiminister in ihren Unterricht kam und sich ihre Schüler »ausleihen« wollte, das war auch für sie eine neue Situation.

»Sicher doch«, antwortete sie schließlich und trat vorsichtig einen Schritt zur Seite. Minister Shacklebolt nickte dankbar und stellte sich an ihren Platz. Neugierig warf er einen Blick in das aufgeschlagene Lehrbuch.

»Der erweiterte Schwebezauber«, erkannte er. »Nun, ich werde euch nicht lange davon abhalten, diesen wichtigen Spruch zu lernen. Ich möchte aber gerne mit euch reden. Wisst ihr, England ist nach dem Zaubererkrieg weiträumig reformiert worden und seit meinem Amtsantritt hat sich einiges verändert. Aber das liegt nicht an mir. Nach der Schlacht um Hogwarts habe ich die Schüler, die dort gekämpft haben, ins Ministerium geholt und mit ihnen geplant, was in Zukunft anders werden muss. Ihre jugendliche Kreativität und das direkte Erleben der Gefahr haben sie zu einer großartigen Hilfe gemacht. Jetzt seid ihr es, die unsere große Gefahr hautnah erlebt haben. Und deswegen seid ihr jetzt die Personen, mit denen ich die Zukunft Deutschlands und unserer Welt planen möchte.«

Danach holte Shacklebolt seinen Zauberstab aus der Tasche und begann an der Tafel verschiedenfarbige Zettel zu befestigen. Im Laufe der Stunde füllten sich diese mit immer mehr Gedanken und Ideen der Schüler, sodass ein buntes Tafelbild entstand.

Schließlich sammelte der Zaubereiminister die Zettel mit einem Schwung seines Zauberstabs wieder ein und verstaute sie sorgfältig.
»Ich danke euch für eure Hilfe«, sagte er lächelnd. »Jeder Mensch kann etwas bewegen, nur zählen die meisten in unserer Welt Kinder noch nicht als vollwertige Menschen. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie damit einen schweren Fehler begehen.«

Dann griff er in eine Tasche seines Umhangs.
»Abschließend möchte ich euch noch etwas geben.« Er zog einige kleine Papierkarten heraus, wobei er eine den Schülern entgegenhielt und magisch vergrößerte. Das nun gut erkennbare Papier erinnerte Jan an ein Zoo-Ticket, nur dass es deutlich kunstvoller und vornehmer gestaltet war.

»Jeder von euch erhält eine Eintrittskarte für die Internationale Zauberermesse InWEx, die diesen Sommer in London stattfindet. Das sind wir euch nach diesem schweren Jahr schuldig.«

Mit einer Bewegung seines Zauberstabs faltete er die Karten zu Papierfliegern und ließ sie auf die Tische der Schüler fliegen. Jan war fasziniert als sich die Karte direkt vor ihm auffaltete und ohne irgendwelche Knicklinien auf seinem Tisch liegenblieb. Und noch faszinierter war er, als er bemerkte, dass auf der Rückseite bereits sein Name stand. Vorfreude überkam ihm, als er den groben Messeplan daneben entdeckte. Das würde mit Sicherheit ein großartiges Ereignis werden. Darüber, ob seine Eltern ihm den Besuch erlauben würden, machte er sich lieber keine Gedanken.

Worüber er sich in den letzten Wochen zu wenig Gedanken gemacht hatte, waren die Arbeiten. Aber als am Donnerstag Kingsley Shacklebolt abreiste, verließ auch die Ruhe Burg Winterfels. Keine fünf Tage vergingen, in denen nicht ein Test oder eine Prüfung auf dem Plan stand. Direkt in der Woche nach der Befreiung standen eine Englischarbeit und eine praktische Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste an.

Daher saß Jan am Sonntagabend mit den Haistras aus seinem Jahrgang an einem Tisch in der Bibliothek und las sich die Mitschriften aus dem Unterricht durch. Selbst Hannes hatte es vorgezogen bei ihnen, statt mit seinen Freunden aus Ehura zu lernen.

»Aber das haben wir doch nie gehabt«, beschwerte sich Filio, der einen Zettel mit den Themen der Arbeit in der Hand hielt. »Past perfect, was soll das denn sein?«
Lächelnd reichte ihm Anna einen ihrer Lernzettel.
»Steht ganz unten«, erklärte sie freundlich.

»Das habe ich aber auch noch nie gehört«, stimmte Lina Filio zu. »Und das wird mir in meinem späteren Leben mit Sicherheit schrecklich viel schaden. Sowas wie Sprachphiolen gibt es ja gar nicht.«
Mit einem Seufzen schlug sie ihren Schnellhefter zu und legte ihn geräuschvoll vor sich auf den Tisch.

»Sprachphiolen?«, fragte Jan interessiert und fühlte sich bei dem Begriff an die Phiole, die in seiner Umhangtasche in seinem Schlafzimmer lag, erinnert.
»Es gibt Tränke, mit denen man für eine Weile eine andere Sprache sprechen kann«, erklärte Levi. »Deswegen finden viele Englisch unnötig, weil sie lieber 2,50 pro Phiole als so viel Zeit ausgeben würden.«
Jan war erneut begeistert von dem, was mit Zauberei alles möglich war. Seine Probleme mit since und for brauchten ihn also gar nicht länger zu beunruhigen. Aber...

»Warum hat Herr Jorski sowas nicht genommen?«, fiel ihm dann ein. Der Trank musste schon enorm schwach sein, wenn er so viele Aussprach und Grammatikfehler geschehen ließ. Jan konnte sich daher nicht vorstellen, dass Herrn Jorskis Deutsch Ergebnis eines Tranks war. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, dass der schlaue Auror auf so eine Möglichkeit verzichtete.

»Vielleicht gefällt ihm der Akzent«, mutmaße Lina. »Soll Leute geben, die sowas ansprechend finden.«
»Mein Bruder hat erzählt, dass Jorskis Schwester mal so eine Deutsch-Phiole getrunken hat. Seitdem kann sie nur noch Deutsch sprechen«, erzählte Levi. »Kann schon verstehen, dass Herr Jorski sowas dann nicht trinken will.«
Jan sah überrascht zu Levi. Natürlich konnte die Nachricht auch aus der Gerüchteküche stammen, aber wenn nicht, dann erweiterte sie noch einmal sein Verständnis für Herrn Jorski und seine Reue für sein Verhalten zu Beginn des Schuljahres. Unterbrochen wurden seine Gedanken von Herrn Lucus. Ihr Hauslehrer war plötzlich zwischen ihm und Levi aufgetaucht.

»Hier bist du ja, Jan«, stellte er erleichtert fest und reichte dem Jungen einen Briefumschlag. »Den habe ich an deiner Eule gefunden. Ich bin gerade eben nochmal in den Eulenturm gegangen, um nach Recht und Ordnung zu schauen und da habe ich gesehen, dass an dem Bein deiner Schleiereule noch dieser Umschlag hing. Ich war mir erst nicht sicher, ob es wirklich deine ist, aber der Brief ist an dich adressiert. Wirklich erklären kann ich mir noch nicht, warum sie ihn nicht zu dir gebracht hat, aber es scheint ganz so, als hätte sie über die lange Zeit hinweg vergessen, dass Briefe zu dir geflogen werden müssen. In den letzten Wochen sind ihr die Briefe ja schon beim Banntor abgenommen worden.« Er seufzte. »Klappriger Klabbert, wir werden noch Ewigkeiten unter den Folgen dieser dämlichen Belagerung leiden. Aber jetzt will ich euch nicht weiter von Lernen abhalten.«

Er warf einen Blick auf Marinas aufgeschlagenes Vokabelheft.
»Englisch«, erkannte er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wenn man Herrn Egger zuhört, weiß man, dass ihr das Lernen wohl nötig habt. Aber wenn man Herrn Egger kennt, weiß man, dass er das über alle seine Kurse sagt.«

Er lachte und winkte noch einmal zum Abschied.
Doch Jan hatte der Erzählung nur noch halbherzig zugehört. Seine Konzentration lag bereits vollständig auf dem Brief, den er erhalten hatte. Seine Eltern hatten ihm geantwortet.

Jan wusste, dass es seinen schulischen Leistungen besser getan hätte, wenn er sich noch einmal die Vokabeln durchgelesen hätte. Genauso gut wusste er aber auch, dass es ihm besser tat, wenn er den Brief seiner Eltern las. Und deshalb lag er nach dem gemeinsamen Lernen in seinem Bett und fuhr mit dem Licht seines Zauberstabs über die mit schwarzem Kugelschreiber geschriebenen Wörter.

Lieber Jan
Um ehrlich zu sein, wissen wir gar nicht wirklich, was wir schreiben sollen. Es ist so schrecklich, zu erfahren, dass wir die letzten Wochen nichts von dir mitbekommen haben. Es ist doch unsere Aufgabe, auf dich aufzupassen und wir haben nicht mal erkannt, dass deine Briefe nicht wirklich von dir kommen. Das tut uns ganz leid, Jan.
Wir freuen uns deshalb jetzt umso mehr, dass wir wieder von dir hören können, fühl dich einmal ganz fest von uns gedrückt. Und jetzt ist es ja auch nicht mehr allzu lange bis zu den Sommerferien, dann sehen wir uns ja wieder.
Aber vielleicht kannst du auch Herrn Hausmann fragen, ob wir dich mal in deiner Schule besuchen können. Es gibt so viel, was wir gerne von dir wissen würden und wir wollen dich auch einfach gerne mal wieder sehen. Klar, in deinem Alter ist das immer peinlich, aber du musst es ja niemandem erzählen.
Obwohl wir natürlich auch gerne mal deine Freunde kennenlernen würden. Verstehst du dich immer noch gut mit ihnen? Du musst uns alles erzählen, was in den letzten Wochen alles bei dir passiert ist. Wir wissen ja jetzt eigentlich gar nichts. Heißt das, du hast gar nicht wirklich bei den Quidditsch-Wochen gewonnen? Wir hatten uns schon so für dich gefreut.
Und erklären, warum die letzten Briefe nicht von dir kamen, müsstest du uns auch nochmal. So etwas Wichtiges kannst du doch nicht in so paar Sätzen formulieren. Wirklich etwas verstanden, haben wir nicht.
Ach Jan, wir hoffen, dass die nächsten Wochen jetzt ruhiger bei dir werden. Schreib uns fleißig und pass gut auf dich auf!
Und noch einmal: Wenn du uns brauchst, dann schreib uns, ja? Diese Zauberei kann stark sein, aber nichts ist stärker als die Liebe von Eltern zu ihrem Sohn. Wir werden alles tun, damit es dir gut geht.
Wir wünschen dir, dass du ab jetzt noch ein schönes Schuljahr hast und dass jetzt wirklich alles gut ist!

Deine Mama und dein Papa

Nachdem er den letzten Absatz gelesen hatte, löschte er hastig das Licht seines Zauberstabs. Auch wenn er wusste, dass seine Freunde ihn niemals dafür auslachen würden, wollte er nicht, dass sie sahen, wie sehr ihn der letzte Absatz bewegte. Zwar war er immer wieder in seinem Leben von ihrer teils übertriebenen Fürsorge genervt gewesen, aber jetzt konnte er seine Eltern zum ersten Mal wirklich verstehen. Sie hatten ihren einzigen Sohn an eine ihnen unbekannte Schule geschickt, an der er in der Kunst der Zauberei unterrichtet wurde und dann erfuhren sie gegen Ende des Schuljahres, dass diese Schule Opfer einer Belagerung geworden war. Jan konnte nur erahnen, wie sich das anfühlen musste und diese Ahnung reichte schon aus, um von großem Mitleid für seine Eltern ergriffen zu werden. Liebend gerne hätte er ihnen jetzt geantwortet, aber er wusste, dass sie gewollt hätten, dass er genug Schlaf bekam, um am nächsten Tag eine gute Arbeit zu schreiben. Und daher faltete er seinen Brief im Dunkeln zusammen und legte ihn dorthin, wo er seinen Nachttischschrank vermutete. Antworten würde er ihnen morgen Nachmittag.

Auch wenn Jan sich sehr über den Brief seiner Eltern gefreut hatte, fand das von ihnen gewünschte Treffen nicht statt. Herr Lurcus verwies auf gewisse Schutzzauber, die für Muggel ein Betreten von Winterfels schwierig machte. Aber Jan wollte sich auch nicht weiter darüber aufregen. Er war froh, dass er mit seinen Eltern wieder Briefe austauschen konnte und war ja jetzt auch kein kleines Kind mehr, dass unbedingt ein Treffen mit seinen Eltern brauchte.

Und mit jedem Brief, den er von seinen Eltern schrieb, spürte er, wie die Sorge aus den Buchstaben schwand und der Schriftverkehr sich immer mehr der Normalität näherte. Spätestens als sein Vater ihm von seinem neuesten Fall in der Kanzlei erzählte, merkte Jan, dass die Sorge so weit geschwunden war, dass sie sich wieder über ganz normale Themen austauschen konnten.

Generell spürte er, wie immer mehr Normalität in seinen Alltag einkehrte. Auf dem Weg zum Frühstück wurde der Blick auf die Tabelle der Deutschen Quidditch-Liga im Sportteil der Zeitung wieder zur Routine. Statt über mysteriöse Gestalten auf dem Schulgelände fürchtete man sich vor der nächsten Arbeit oder einem Wutausbruch von Herrn Egger. Und anstelle von schlechten Neuigkeiten, schwebten Eulen beim Frühstück in den Innenhof. Auch wenn Jan während seines ersten Schuljahres mehrmals daran gezweifelt hatte, fand es doch noch ein gutes Ende.

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