Kapitel Neun

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"Bist du bereit für unseren Ausflug?"

Blinzelnd öffnete ich meine Augen, die einen Moment benötigten, um sich an das Licht zu gewöhnen, und blickte Wanda, die sich mit einem warmen Lächeln über mein Bett lehnte, dann fragend an.

"Hast du schon wieder deine Erinnerungen verloren?", hakte sie neckend nach, während sie meine Bettdecke wegzog und mir ihre Hand anbot, um mich hochzuziehen, was ich mit einem müden, dankbaren Nicken annahm, "Wir wollten doch heute unseren Ausflug durch Novi Grad machen, schon vergessen?"

Als Antwort gab ich ein undefinierbares Grummeln von mir, das ihr wohl kaum mehr Auskunft darüber gab, ob ich wusste, wovon sie sprach, denn obwohl ich mich sonst stets ohne Murren wecken ließ, war ich gerade viel zu müde für gefühlt alles.

Dennoch schleppte ich mich ganz aus dem Bett, um Wanda nicht zu enttäuschen, und schlürfte mit meinen Wechselklamotten auf dem Arm ins Bad, um mich umzuziehen und meine Zähne zu putzen, wobei ich in den Spiegel starrte und mich zum tausendsten Mal fragte, ob ich jemals wissen würde, wer ich einmal war, wer ich sein wollte oder was mich ausmachte.

Sobald ich mich vorbereitet und meine trübseligen Gedanken abgeschüttelt hatte, trat ich zurück ins Zimmer.

"Wo ist Pietro?", erkundigte ich mich dabei, während ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen band.

"Er kann heute nicht mitkommen."

Sie betrachtete mich genau, als würde sie versuchen wollen, meine Reaktion abzuschätzen, weshalb ich sie leicht anlächelte. "Okay, wollen wir dann los?"

Obwohl ich es nicht zeigte, erstaunte es mich tatsächlich ein wenig, dass Pietro nicht mitkam, da diese Unternehmung eigentlich seine Idee gewesen war.  

Gestern Abend, nachdem wir von Maria unterbrochen wurden und aufgeräumt hatten, hatte Pietro vorgeschlagen, einen Ausflug durch Novi Grad zu unternehmen. Seine Begründung dafür war, dass ich in der Hydrabasis hier gefunden wurde und es deshalb trotz meiner fehlenden sokovischen Sprachkünste nicht unwahrscheinlich war, dass ich hier gewohnt oder mich zumindest einige Zeit hier in Novi Grad aufgehalten hatte und er hatte die Hoffnung, dass einer der Orte, die er mir zeigen könnte, Erinnerungen in mir wecken würde. 

Dass Wanda mitkam, war zwar geplant gewesen, allerdings hätten wir eigentlich zu dritt losziehen wollen, scheinbar hatte er sich dies jedoch im letzten Moment anders überlegt.

"Weißt du zufällig, wo Pietro hin ist? Macht er wieder seine Kontrolltour?", hakte ich schließlich doch nach, nachdem ich merkte, wie meine Neugier immer größer wurde.

"Nicht so wirklich." Kurz sah sie so aus, als würde sie mir lieber keine weitere Antwort geben wollen. Ich glaubte sogar zu sehen, wie sie ein kleines Seufzen unterdrückte, aber sie schien sich dennoch zu erbarmen. "Ich weiß nicht, wo er ist, aber er ist mit Maria unterwegs."

"Oh."

Ich wusste selbst nicht, warum ich so überrascht war, immerhin schienen sich die beiden schon eine Weile zu kennen und auch wenn ich sie so gut wie nie interagieren sah, hatte ich zu Beginn doch das Gefühl gehabt, als wären sie Freunde.

Dennoch, ein kleines bisschen schmerzte es irgendwo schon, dass er dieses spontane Treffen scheinbar unserer Verabredung vorzog, auch wenn ich eigentlich kein Recht hatte, mich dadurch schlecht zu fühlen. Immerhin war er nicht dazu verpflichtet, mir zu helfen.

"Das hier ist die Synagoge im Ort", durchbrach Wanda meine Gedanken schließlich, wobei sie stehen blieb, was ich ihr instinktiv gleichtat, "Pietro und ich sind hier früher samstagmorgens jede Woche mit unseren Eltern hingekommen, wie die meisten Leute hier im Ort."

Ich betrachtete das große, eindrucksvolle Gebäude vor mir und versuchte mich daran zu erinnern, ob ich es jemals betreten hatte, fand jedoch wie erwartet keine Erinnerungen dazu in meinem Gehirn, weshalb ich auf Wandas fragenden Blick hin enttäuscht meinen Kopf schüttelte.

"Denkst du, du würdest dich daran erinnern, wenn du mich einmal hier gesehen hättest?", erkundigte ich mich, auch wenn es eine komische Vorstellung war, die Beiden schon einmal gesehen zu haben und mich nicht daran zu erinnern.

Nachdenklich wog Wanda ihren Kopf hin und her, wobei ihre hellbraunen Haare leicht mitwippten.

"Ich bin nicht sicher. Als wir klein waren, kannte ich fast alle hier, die regelmäßig herkamen, aber nach dem Tod unserer Eltern sind wir kaum mehr hergekommen und wenn doch, habe ich kaum auf jemand anderen geachtet."

"Vermisst du sie noch sehr?", fragte ich sie sanft.

Im Grunde war dies eine dumme Frage, denn natürlich vermisste sie ihre Eltern, aber ich hatte einfach das Gefühl, sie würde sich vielleicht gerne mir gegenüber zu diesem Thema öffnen.

"Ja, ich denke immer noch jeden Abend an sie und wünsche mir, sie wären hier und würden auf uns aufpassen", gestand sie tatsächlich, wobei sie leicht nervös an ihrer Lippe herumzupfte und wirkte, als würde sie ihre Trauer wie eine tonnenschwere Nebelwand in sich zurückdrängen, um nicht davon überrollt zu werden.

Hatte sie sich wohl je richtig damit auseinandergesetzt und ihren Tod verarbeitet?

Sie war noch so jung, als es passiert war, und war die Jahre danach nur auf der Flucht und dann eingesperrt bei Hydra.

Hatte es da einen Moment gegeben, an dem sie ihre Trauer auf eine gesunde Weise ausleben konnte?

"Manchmal frage ich mich, ob dieses Gefühl wohl jemals ganz nachlassen wird", fügte sie noch hinzu, während sie ihre Augen auf die Synagoge richtete und einen Augenblick lang so wirkte, als wäre sie ganz weit weg in Gedanken oder Erinnerungen gefangen.

Ich ließ ihr diesen Moment und ihre Stille, während ich abwartete, ob sie noch etwas Weiteres sagen wollte, bevor ich ihr antwortete: "Möchtest du das denn?"

Auch sie ließ sich Zeit, starrte einfach in die Luft und schien die richtigen Worte zu suchen, weshalb ich keinen Versuch unternahm, sie zu hetzen.

"Früher wollte ich es so sehr. Ich habe einfach gehofft, dass ich nicht mehr daran denken muss, damit es aufhört, wehzutun.  Jetzt ist es nicht mehr so einfach, ich kann mir nicht einfach alle Erinnerungen wegdenken, denn dann würde ich auch das letzte Stück von ihnen verlieren, das mir noch bleibt."

Direkt, nachdem sie es ausgesprochen hatte, sah sie mich erschrocken an, während sie die Hand in meine Richtung ausstreckte, als würde sie mich umarmen oder meine Hand nehmen wollen. "Tut mir leid, das war schrecklich unsensibel."

Erst jetzt realisierte ich richtig, was sie meinte und obwohl die Worte mich noch nachdenklich machten, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. "Schon gut, du hast schließlich nur auf meine Frage geantwortet."

"Denkst du denn oft an deine Familie?", wollte sie vorsichtig wissen, "Oder wer und wo sie sind?"

Tat ich das?

Die erste Zeit lang hatte ich tatsächlich hauptsächlich an meine eigene Identität gedacht, doch als ich einmal auf den Gedanken gestoßen war, dass ich vielleicht noch Familie haben könnte, hatte mich dieser immer wieder heimgesucht und noch mehr Fragen mit sich gebracht.

Wo konnten sie sein?

Gab es eine Möglichkeit, sie zu finden?

Könnten sie mir mehr über mich selbst erzählen?

Würden sie sich freuen mich zu sehen?

Wieso waren sie nicht bei mir?

Warum hatten sie zugelassen, dass ich bei Hydra gelandet bin?

Hatten sie etwa etwas damit zu tun?

Oder hatten sie gar keine Ahnung, wo ich war und dass ich mich an nichts erinnerte?

Hatte ich wohl Geschwister?

Wo war ich aufgewachsen?

Da ich all das nicht in eine kurze Antwort packen konnte, beschränkte ich mich auf eine knappe Erwiderung: "Ich versuche es, aber es ist schwer, wenn man nichts von ihnen weiß."

Einen Moment lang sahen wir uns an, dann auf einmal spürte ich mit einer drängenden Klarheit, dass dies der richtige Moment war, um sie zu umarmen und breitete instinktiv die Arme aus. Obwohl sie ganz kurz überrascht aussah, schien sie denselben Gedanken gehabt zu haben, denn sie kam mir entgegen und legte die Arme um mich und für einen Moment teilten wir unseren Schmerz, statt sie alleine durchzustehen.

Dann, ganz plötzlich, setzte jedoch wieder dieses seltsame, ganz leichte Kribbeln ein, das sich dieses Mal über meinen ganzen Körper erstreckte und mich noch mehr verwirrte als beim ersten Mal.

Ich löste mich von Wanda und sah sie überprüfend an, doch sie wirkte von ihren Emotionen abgelenkt und schien nichts gemerkt zu haben, weshalb ich schon wieder daran zweifelte, ob ich mir diese Empfindung nicht nur eingebildet hatte, besonders da es mittlerweile wieder vollkommen verschwunden war und ich mich rundum unverändert fühlte.

Aus diesem Grund entschied ich mich dagegen, sie darauf anzusprechen, bekam jedoch stattdessen eine andere spontane Idee.

"Möchtest du hineingehen, um für deine Eltern zu beten?"

Um ihr zu verdeutlichen, wovon ich sprach, nickte ich in Richtung des Eingangs der Synagoge, weshalb sie kurz überlegte und dann langsam nickte.

"Ich glaube, das wäre schön."

Sie stockte kurz und sah mich unsicher an, bevor sie sich traute, ihr Anliegen vorzutragen. "Ich glaube, das würde ich gerne alleine machen. Wäre es okay, wenn du kurz hier draußen wartest?"

"Natürlich, lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich warte hier auf dich", versicherte ich ihr und lächelte sie beruhigend an, um ihr zu zeigen, dass es mir wirklich nichts ausmachte.

Nachdem sie nach drinnen verschwunden war, betrachtete ich die umstehenden Häuser, die einen Kreis in der Mitte bildeten, der früher vielleicht auch mal als Marktplatz gedient hatte. Nun fand der Markt stattdessen immer einige Straßen weiter vor dem Rathaus statt, was ich schon einige Male beobachtet hatte.

Als ich mich umwandte, um die Gebäude auf der anderen Seite in Augenschein zu nehmen, bemerkte ich eine Person, die aus den anderen vereinzelten Passanten herausstach, da sie direkt auf mich zuzulaufen schien und außerdem etwas altmodische Kleidung und eine grüne Kapuze trug.

Im ersten Moment fühlte ich mich einfach nur genervt.

Musste denn wirklich jedes Mal, wenn ich das Haus verlief, jemand ein Gespräch mit mir anfangen?

Dann erst setzte mein achtsamer Modus ein, während ich versuchte irgendwie aus der Ferne einzuschätzen, ob dies ein Agent von Hydra sein könnte.

Kurz überlegte ich, einfach jetzt umzudrehen und zu Wanda zu flüchten, aber falls es sich um ein Irrtum handelte, wollte ich ungern ihren Trauerprozess stören.

Andererseits könnte es doch jemand gefährliches sein und dann wäre sie sicher froh darüber, dass ich ihr rechtzeitig Bescheid gesagt hatte.

Aber wie hätte Hydra uns denn finden sollen?

Wir hatten immerhin genug Beweise dafür, dass sie dachten, dass wir tot wären und selbst wenn er heute etwas mit Maria unternahm, war ich mir sicher, dass Pietro davor seine Erkundungstour unternommen und somit die Lage überprüft hatte.

Aus diesem Grund blieb ich stehen, wobei ich mir für den Erstfall alle Verteidigungsmaßnahmen in den Kopf rief, die Pietro mir beigebracht hatte.

Als die Person tatsächlich vor mir zum Stehen kam, konnte ich etwas mehr von ihm erkennen. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters mit dunklen Haaren und dunkler Haut, der auf den ersten Blick ernst, aber nicht außergewöhnlich bedrohlich wirkte.

"Hallo", begrüßte ich ihn, um schon einmal die Oberhand in diesem Gespräch zu erlangen und da er in den ersten Sekunden keine Anstalten machte, sich vorzustellen oder sonst irgend etwas zu sagen. "Kann ich Ihnen helfen?"

"Alicia May." Bei der Erwähnung meines Namens bekam ich ein flaues Gefühl im Magen, während ich mich fragte, ob ich einen Fehler gemacht hatte, da ich nicht geflüchtet war, versuchte gleichzeitig mich jedoch daran zu erinnern, dass ich jederzeit nach Wanda rufen konnte, die sich in Hörweite befinden müsste. "Ich bin hier um eine Einladung von meiner Vorstehenden, der Ältesten, auszusprechen, die deine Anwesenheit fordert."

Falls dies ein Trick von Hydra war, um dich davon zu überzeugen, mit ihnen mitzukommen, dann war es ein wirklich schlechter.

Vielleicht war er aber auch einfach etwas durcheinander.

"Und wieso fordert diese Älteste meine Anwesenheit?", erkundigte ich mich, da mir dies am Sinnvollsten erschien, auch wenn ich schon jetzt keine große Lust mehr auf dieses Gespräch hatte und bezweifelte, dass mich seine Antwort davon überzeugen würde, besagter Person tatscähclich einen Besuch abzustatten.

"Diese Information wird sie dir im Rahmen des Treffens mitteilen", bekam ich prompt diese absolut nicht zufriedenstellende Antwort.

Normalerweise wäre ich jetzt gegangen, aber die Frage, woher er mich kannte, beschäftigte mich zu sehr.

"Woher kennen Sie meinen Namen?", hakte ich darum nach und hoffte inständig auf eine Antwort, die mir auch tatsächlich etwas bringen würde.

"Die Älteste weiß noch viel mehr über dich und darüber, wer du bist. Wenn du mit mir kommst, wird sie diese Informationen gerne mit dir teilen."

Am Liebsten hätte ich mich gekniffen, denn so eine Aussage hatte ich mir die ganze Zeit gewünscht.

Konnte er oder diese Person, von der er sprach, mir wirklich helfen, das Geheimnis um meine Identität zu lüften?

Meine Gedanken rasten, während ich überlegte, ob ich ihn besser jetzt mit all meinen Fragen überrollen oder lieber warten sollte, bis Wanda bei mir war.

Da ich sowieso alle Antworten nur von dieser Ältesten kriegen sollte, entschied ich mich für letztere Option.

"Meine Freundin Wanda ist gerade dahinten in der Synagoge, aber wenn Sie morgen noch einmal wiederkommen, könnte ich sie und einen weiteren Freund mitbringen, damit wir Ihrer Vorgesetzten einen Besuch abstatten können", schlug ich vor, wobei ich versuchte meine Aufregung und Freunde zu unterdrücken.

Machte ich mir zu viele Hoffnungen?

Oder war dies hier wahrhaftig meine Chance, auf die so lange gewartet hatte?

Würde ich schon morgen Antworten auf all die Fragen finden können, die mich seit Wochen zerrissen zu schienen?

"Auf gar keinen Fall."

Erstaunt hob ich meinen Kopf und sah den Mann an, der mich vollkommen ruhig ansah, als hätte er gerade nicht all meine Hoffnungen mit vier kleinen Wörtern zerstört.

"Wie bitte? Wieso denn nicht?"

Vielleicht passte ihm morgen ja einfach nur nicht?

Es war ein dummer Gedanke, der niemals der Grund für seine harsche Abweisung sein würde, doch ich versuchte mich daran festzuklammern.

"Pietro und Wanda Maximoff dürfen nichts von diesem Gespräch oder dem geplanten Treffen erfahren."

Aha.

Also wollte er mich in eine Falle locken, natürlich.

"Verstehe", bemerkte ich mit einem bitteren Unterton, "Ohne meine Freunde gehe ich nirgendwohin, also muss ich ihr Angebot leider ablehnen."

Mit diesen Worten hob ich die Hand, drehte mich jedoch nicht gleich um, da ich ihm ungern den Rücken zudrehen wollte.

"Also möchtest du nicht wissen, wer du bist?", wollte er mich hochgezogener Augenbraue wissen, weshalb ich meine Augen verdrehte.

"Nicht, wenn ich überhaupt keine Beweise dafür habe, dass ihr tatsächlich solche Informationen besitzt und man mich offensichtlich in eine Falle locken möchte."

Wieso sprach ich überhaupt noch mit ihm?

Prüfend sah ich zum Eingang der Synagoge, die gerade ein älteres Paar verließ, von Wanda jedoch keine Spur zu sehen blieb. 

Wie lang würde sie wohl noch brauchen?

Na ja, um fair zu sein hatte ich ihr immerhin selbst gesagt, sie solle sich Zeit lassen, was ich gerade dezent bereute.

"Dein Name ist Alicia May, du wurdest 21 August im Jahr 1990 geboren." Bevor ich ihn unterbrechen konnte, um ihm mitzuteilen, dass dies genau die Art von Informationen waren, über die Hydra verfügen würde, da sie mir scheinbar dieses Armband ausgestellt hatten, sprach er schon weiter: "Ich weiß außerdem, warum sich niemand deiner Familienangehörigen oder Freunde bei dir gemeldet oder auch nur nach dir gesucht haben, warum du nicht in einer Zelle, sondern auf dem Gang bei Hydra aufgewacht bist, was es Wandas Stimme damals auf sich hatte und wieso du ein seltsames Gefühl hast, wenn du sie berührst."

Während ich vorhin noch Hoffnung und freudige Aufregung und danach zwischenzeitlich Ärger und Unglaube verspürt hatte, fühlte ich ihm Moment nur noch Angst, während ich diesen fremden Menschen ansah, der scheinbar meine Erinnerungen und Gedanken kannte, die ich nie mit jemandem geteilt hatte.

Eigentlich hätte diese Information auch bewirken können, dass ich noch mehr an meiner Vermutung mit Hydra festhalten würde, doch trotz meiner Angst hatte ich das starke Gefühl, dass er nichts mit ihnen zu tun hatte.

Wieso sollte er sonst auch seelenruhig mit mir sprechen, statt mich einfach zu überwältigen und mitzuschleppen, besonders da er wusste, dass Wanda jeden Moment hier erscheinen könnte?

Ich hatte im Moment wirklich absolut keine Ahnung, was ich antworten, tun oder denken, was er zu bemerken schien, weshalb er seine Hand nach mir ausstreckte.

Kurz dachte ich, er würde mich packen, doch er berührte mich nicht, sondern stockte kurz vor meinem Handgelenk und als er seine Hand wieder hob, schwebte mein Arm automatisch mit, weshalb ich wie gefesselt darauf starrte und das Gefühl hatte, vor Überforderung gleich umzukippen.

Aus irgendeinem Grund, der mir auch sagte, das ich ihm bis zu einem gewissen Grad vertrauen konnte, dass er die Wahrheit sagte, wehrte ich mich jedoch nicht, sondern ließ es geschehen.

Auch dieses Mal kamen seine Fingern nicht mit mir in Berührung, während er mit der anderen Hand, an der ein goldener, breiter Ring steckte, eine Linie in die Luft über meinen Unterarm zeichnete, weshalb sich kurz ein starkes juckendes Gefühl an dieser Stelle ausbreitete. Als ich dorthin schielte, sah ich eine sehr dünne, weiße Linie, die man ohne genaues Betrachten nicht bemerkt hätte und die aussah, als hätte jemand leicht mit dem Fingernagel über meine Haut gekratzt.

"Was ist das?", erkundigte ich mich mit dünner Stimme, da ich immer noch voller Furcht war, noch viel mehr als damals, als die Hydra Agenten mich angegriffen hatten.

"Solltest du doch deine Meinung ändern, streiche einmal von oben nach unten über diese Linie und es wird jemand erscheinen, der dich zu der Ältesten bringt. Dies gilt jedoch nur, wenn du dies alleine tust. Erzähle solange niemand von unserem Treffen."

Er sagte das, als hätten wir gerade ein geheimes Rendezvous und kein absolut angsteinflößendes Treffen gehabt, bei denen er geheime Fakten über mich wie ein Kuchenrezept herunter gerattert hatte.

"Danke für die seltsame Markierung, aber das wird definitiv nicht passieren", versicherte ich ihm, als ich merkte, dass ich meinen Arm wieder bewegen konnte, weshalb ich ihn zurück riss und einige Schritte zurücktrat, wobei ich versuchte meinen Mut wiederzufinden.

Er nickte nur, wandte sich ab und besaß dann noch die Frechtheit mir dabei ein "Bis bald" zuzurufen.

Bevor ich etwas hätte erwidern können, zeichnete er mit seiner Hand ein Muster in die Luft, weshalb ein glühendes Loch vor uns erschien, durch das er hindurch trat, worauf es sich hinter ihm schloss.

Sobald er verschwunden war, fühlte ich mich einfach nur noch vollkommen ausgelaugt, während ich auf die Stelle starrte und versuchte alles, was gerade passiert war, irgendwie zu verarbeiten.

Am Liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt, mich eingerollt und gewartet, bis mich jemand umarmt, doch da dies nicht passieren würde, stand ich einfach nur da und versuchte ruhig zu atmen, bis Wanda zurückkehrte.

"Ist alles okay? Du siehst etwas blass aus", stellte sie fest, als sie neben mir zum Stehen kam und sah mich mit einem tiefbesorgten Blick an, den ich schon von Pietro kannte.

Ich wollte ihr alles erzählen, das wollte ich wirklich.

Stattdessen zwang ich mir ein Lächeln auf und nickte leicht.

"Ich bin nur ein wenig ermutigt, weil ich mich an nichts erinnerte", log ich, während ich den Blick leicht abwandte.

Und das Schlimmste: sie glaubte mir.


// Ich habe gemerkt, dass die Interaktionen bei den letzten beiden Kapiteln (also vor allem 6 und 8, da 7 ja eigentlich davor rauskam) deutlich weniger waren als davor.  Gibt es dafür einen Grund? Habt ihr irgendwelche Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge?

Falls nicht, freue ich mich wirklich über jede Interaktion, falls ihr Lust habt, zu liken oder zu kommentieren. 

Frage 1: Denkt ihr, Alicia sollte auf das Angebot eingehen?

Frage 2: Wie viele Kapitel fändet ihr bei einer Geschichte mit zwei, vielleicht drei, Teilen wie dieser hier angemessen? (Ich kann mich natürlich nicht genau danach richten, da ich ja eine gewisse Anzahl an Content habe, der in diese Geschichte reinmuss, aber mich interessieren einfach eure Meinungen dazu allgemein.)//


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