26. Kapitel: "Mein Herz brennt und ich lösche es mit Wodka."

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Im Sommer trat schließlich ein, wovon ich gehofft hatte, es würde mir erspart bleiben. Das Geld ging mir aus. Ich arbeitete jeden zweiten Abend in der Bar, was dazu führte, dass mir oft die Kraft fehlte, mich auf meine Klausuren in der Uni vorzubereiten. Wenn ich erst gegen zwei oder drei nach Hause kam, hatte ich wenig Lust, am nächsten Morgen direkt loszulegen. Die Tage schienen nur so an mir vorüberzuziehen und zu allem Überfluss behandelte meine beste Freundin mich noch immer wie Luft, falls wir uns denn mal zufällig in der WG über den Weg liefen. Das passierte auch selten genug, seit ich meinen Schichtplan umstrukturiert hatte. Iara schuftete aus Gewohnheit übermäßig und Freizeit war ihr ein Fremdwort, schon früher war das so gewesen. Aber seit unserem Streit flüchtete sie noch öfter zu Tua. Was nicht zuletzt daran liegen durfte, dass die Stimmung zwischen mir und Mika frostig war. Ich war schrecklich einsam, aber ich konnte mich nicht dauernd bei Dag verkriechen. Hatte ich zuletzt doch mal bei ihm vorbeigeschaut, stellte sich gleich auf dem Heimweg ein unstillbares Schuldgefühl ein, das mich von innen heraus auffraß.

Mit leerem Blick starrte ich auf die dreistellige Zahl auf der Website fürs Online-Banking. Mit diesem miesen Guthaben auf dem Konto würde ich nicht mal meine Miete begleichen können. „Scheiße", fluchte ich lasch und wischte mir über die Augen. Reste von Lidschatten klebten auf meinem Handrücken und ich seufzte.
Auf dem Weg zum Waschbecken lief ich in Kitty rein, die mich bloß mit einem abschätzigen Blick bedachte, bevor sie schneller schaltete als ich, sich an mir vorbeischob und die Tür des Badezimmers hinter sich schloss. In dem Ganzkörperspiegel betrachtet, der zu unserer Flurgarderobe gehörte, sah ich absurd fertig aus. Die bläulichen Schatten unter meinen Augen hatte ich heute Morgen nicht vollständig mit Schminke abdecken können und jetzt wurden sie von meiner verschmierten Wimperntusche auch noch extra betont. Unzufrieden zupfte ich an meinem Dutt, der auseinanderfiel. Wie mein Leben.

Das Geräusch von Schritten riss mich zurück in die Gegenwart. Mika sah weg, als ich ihn anschaute und marschierte in die Küche. Ich folgte ihm. „Mika", sprach ich ihn an.
„Was ist?", fragte er.
„Lass uns reden", bat ich ihn.
„Willst du was von den Nudeln?", überging er meinen Wunsch einfach und hievte sich die Tagliatelle mit Erdnuss-Basilikum-Soße auf den Teller, die Kitty und er vorhin zubereitet hatten.
„Bitte", erwiderte ich, bezog mich aber nicht auf die Pasta. „Ich kann wirklich jemanden zum Reden gebrauchen."

Mika ließ den Nudellöffel fallen, der mit einem metallischen Klonk im Topf aufschlug.
„Ich könnte jetzt behaupten, dass du mit mir reden kannst, wann immer du willst, aber das ist inzwischen auch gelogen und ich lüge niemanden an; nicht mal dich."
„Ich weiß." Ich sah ihn an, dann senkte ich die Lider. „Es tut mir so leid", entschuldigte ich mich. Wie oft hatte ich diesen Satz schon zu ihm gesagt?

„Das macht es nicht besser! Wieso kapierst du das nicht?" Mika schüttelte fassungslos den Kopf. „In einer Freundschaft bekommt man normalerweise das raus, was man reingesteckt hat. Aber bei dir kriegt man echt das Gefühl, alles umsonst gemacht zu haben. Weißt du, was du mir mal gesagt hast, nach der Geschichte mit deinem letzten Ex und was mich extremst wütend macht?" Ich schüttelte den Kopf. „Du hast gesagt, ich wäre der einzige Kerl, den du kennst, der kein Arschloch ist", klärte er mich auf. „Und es hat gut getan, dich das sagen zu hören. Es hat richtig gut getan, weil es einfach geil ist, wenn du der Held bist, von egal wem. Aber im Nachhinein hab ich darüber nachgedacht und erkannt, dass das, was du da zu mir gesagt hast, so ein Bullshit war. Ich hab's irgendwann verstanden, ich bin nämlich nicht hängengeblieben." Ihm war anzusehen, wie arg ihn meine Anklage verletzt hatte. „Natürlich bin ich genauso ein Arsch wie alle anderen – Aber du auch, und das Schlimmste ist, dass du nicht den leisesten Schimmer hast, was für 'ne dumme Kuh du eigentlich bist. Jeder ist dumm, das bin nicht nur ich. Wir machen alle Fehler, aber manche Leute stehen dazu und andere versuchen sie zu vertuschen. Du gehörst zur letzten Gruppe und leugnest, dass du eine von denen bist; und das ist noch viel schlimmer als alles, was ich je gesagt zu dir gesagt oder mit dir gemacht habe." Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist emotional total unreif und von solchen Menschen, lass ich mir nichts erzählen, verstehst du das?"

Ich schluckte.
„Du hast Recht", stimmte ich ihm zu und Mika hob überrascht die Augenbrauen.
„Wie, ich hab Recht?"
„Ich bin emotional unreif und ich bin mir im Klaren darüber, dass du viel in unsere Freundschaft investiert hast, bis zu diesem Super-GAU, kurz vor meinem Geburtstag. Viel mehr auf jeden Fall als du rausbekommen hast."

Mikas Kiefermuskulatur entspannte sich. Eine Minute schwiegen wir.
„Tut mir leid, dass wir deinen Geburtstag dadurch null gefeiert haben dieses Jahr." Ich war meinen besten Freunden schon lange nicht mehr böse. Auf die sanfte Tour drang niemand mehr zu mir durch. An meinem Geburtstag allein in meinem Zimmer zu hocken, ohne dass sich jemand nach mir erkundigt hätte, hatte mir gezeigt, dass nur die bittere Medizin mir noch half. „Hey, es gibt aber auch paar Gründe, wieso wir beide Freunde sind. Nicht nur wegen Iara." Seine Stimme klang sanfter und als ich aufblickte, sah ich, dass auch seine Gesichtszüge weicher geworden waren.
Ich folgte dem Impuls und umarmte ihn.

Er erwiderte die Umarmung tatsächlich und ich murmelte ein ersticktes Danke in sein T-Shirt. „Mir geht's scheußlich", fügte ich hinzu.
„Ja, weiß ich, ich bin nicht blind."
„Mika", begann ich zögerlich und wischte mir mit den Fischnetzärmeln meines schwarzen Kleids unter der Nase entlang. „Ich habe ein riesiges Problem: Mir fehlen hundert Euro Miete diesen Monat."
„Ach du Scheiße", rutschte es ihm raus. „Aber du gehst doch voll oft arbeiten jetzt, wie kann das denn sein?" Ich schämte mich fast dafür, trotzdem war ihn anzulügen eh keine Lösung.
„Ich bin unvorsichtig mit dem umgegangen, was ich hatte. Die letzten Monate war ich ziemlich gestresst. Wir waren oft essen, ich war ein paarmal shoppen und weil ich in der Uni wieder aufholen wollte, wollte ich nicht mehr als einmal pro Woche arbeiten, sodass ich jetzt fast jeden Tag arbeiten muss." Ich zwang mich, langsam und kontrolliert zu atmen.

„Sprich mit deinen Eltern", riet Mika mir. „Sie müssen Unterhalt zahlen, sowas ist Pflicht."
„Wenn ich zugebe, dass ich in finanziellen Schwierigkeiten stecke, fühlt meine Mutter sich nur bestätigt." Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
„Pari, ich würde dir gern helfen, glaub mir, aber das Gehalt von 'nem Tischler liegt nicht so weit oben wie das von deinem Vater zum Beispiel. Ich hab nichts, das ich dir leihen könnte."
„Ich will mir gar kein Geld leihen, weder von dir noch von Iara oder sonst irgendwem", meinte ich verzweifelt. „Ich musste das gerade bloß irgendwem erzählen."
„Ich glaube, dass es am einfachsten wäre, deine Eltern um die Kohle anzuhauen", beharrte Mika. „Versuch's wenigstens."

„Das hört sich wirklich fies an und das tut mir leid, Pari, aber ich kann dir keine Vorzugsbehandlung gewähren. Ist unfair den anderen gegenüber, das verstehst du doch, oder?" Jims Bürostuhl drehte sich langsam einmal um die eigene Achse, als er hinter sich in einen blauen Spind mit Aktenordnern griff. Ich ließ den Kopf hängen. Mein Chef war meine letzte Hoffnung gewesen. Ich hatte ihn soeben gefragt, ob er mir das Geld für die restlichen Schichten diesen Monat vorschießen könnte, doch ich wusste, dass Jim großen Wert darauf legte, dass die Bücher der Bar stimmten.
„Ja, ich verstehe das. Es war mir schon peinlich, dich überhaupt danach zu fragen, aber ich dachte, vielleicht geht es ja doch, nur dieses eine Mal ..." Zum Ende hin wurde meine Stimme zunehmend leiser.
„Tut mir leid", wiederholte er.
„Nein, nein. Schon okay." Ich rang mir ein Lächeln ab, stand auf und klopfte einen Fussel von meinem Kleid. „Dann mache ich mich mal an die Arbeit."
„Mach mal", nickte er und schenkte mir ebenfalls ein melancholisches Lächeln.

Auf dem Weg nach draußen musterte ich die Ecke am Nagel meines Zeigefingers, wo der schwarze Lack abgesplittert war.
„Huch!" Thea erschrak, als sie versehentlich mit einer leeren Eierpackung in der Hand in mich hineinlief. „Sorry, Pari", entschuldigte meine Kollegin sich bei mir. „Schließt du vorne bitte schon mal auf?", bat sie mich.
„Klar", rief ich ihr nach. Während ich die kleine Treppe hinabstieg, wog ich meine Möglichkeiten ab. Mir blieben drei Szenarien, die mich davor bewahren würden, meine Miete zu spät zu bezahlen: ein Lottogewinn, eine plötzliche Erbschaft oder die unwahrscheinlichste von allen – ein versöhnliches Gespräch mit meinen triumphierenden Eltern, das dafür sorgen würde, dass sie mir den Geldhahn wiederaufdrehten.

Wenige Stunden später brummte der Laden. Thea und ich hatten alle Hände voll zu tun, ich mixte, sie kassierte und kümmerte sich um den Rest.
„Zwei Pisco Sour!", erteilte sie mir neue Instruktionen. Ich reichte ihr die Bloody Mary und den Margarita von vor fünf Minuten. Die Mädelstruppe, die die beiden Getränke bestellt hatte, hielt mich zusammen mit der Geburtstagsrunde schon den ganzen Abend auf Trab. „Wo ist der Alabama Slammer von dem Typen?", fragte Thea mich und deutete auf einen kugeligen Hipster, der mich vom Aussehen her an einen Igel erinnerte.
„Hör mir doch zu", stöhnte ich. „Der Amaretto war schon alle, als er ihn bestellt hat, das habe ich dir gesagt", antwortete ich ihr. „Hi", wandte ich mich ohne Umschweife an den wartenden Gast. „Wenn du dich noch ein bisschen geduldest, kannst du den Slammer haben, aber wärst du eventuell sonst auch cool mit einem Sloe Negroni?" Trendy war genau sein Ding, dass sah ich ihm an der knubbeligen Nasenspitze an.
„Was ist das?", fragte er stupide. Ich erläuterte ihm das originelle Rezept eines Londoner Barkeepers, dem ich auf Instagram folgte. Gleichzeitig trennte ich ein Ei für die Pisco Sours, stockte allerdings, als die Jungs von SDP die Bar betraten.

„Sieh an, Dick und Doof sind da!" Ich grinste sie an, bevor ich mich wieder dem Kunden zuwandte. „Also, probierst du's mal? Kostet dich auch einen Euro weniger", zwinkerte ich ihm zu. Der Typ lief rot an und nickte.
„Zwerg Nase?", fragte Vincent sofort im Quengelton. „Gibst du mir ein Kindl aus dem Kühlschrank?"
„Vergiss es, stellt euch hinten an! – Bitteschön." Ich schob den Sloe Negroni über den Tresen und reichte Thea die Gläser mit den Piscos.

„Wer ist Dick und wer ist Doof?", fragte Dag, als er und Vincent in der Reihe vorgerückt waren. „Er ist dick –", antwortete ich, doch weiter kam ich gar nicht.
„Bin ich überhaupt nicht!", wehrte Vince empört ab.
„Bist du wohl, Alter", lachte Dag. „Guck mal, ich kneif dir in deine Speckröllchen."
„Ja, du kneifst irgendwelche Speckröllchen in deiner Fantasie zusammen, Diggi." Vincent zuckte vor Dags Hand weg und stieß dabei gegen ein Mädchen, das ihren Drink verschüttete. „Scheiße, 'tschuldige."
„Das kannst du schön allein sauber machen", rügte ich Vincent und bewarf ihn mit einem feuchten Lappen. Dag verdrehte die Augen, als sein bester Freund meine Aufforderung ignorierte und stattdessen anfing, die Blondine mit den Augen auszuziehen. Er wischte das Malheur für seinen Kumpel auf und lehnte sich zu mir vor. „Dankeschön", lächelte ich.

 „Ich muss mit dir reden."

Ich hatte einen unangenehmen Flashback zu Joseph und schüttelte mich kaum merklich.
„Du könntest mit mir darüber reden, was du trinken willst", schlug ich vor. Der Blick meines Gegenübers glitt nach unten. Mit dem Daumen streichelte ich seinen tätowierten Unterarm. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich damit angefangen hatte. Betreten stoppte ich mitten in der Bewegung. Nach meiner Panikattacke bei ihm, hatten wir auseinanderklamüsert, was zwischen uns lief. Er hatte es akzeptiert, als ich ihm erneut erklärt hatte, dass mehr als eine lockere Affäre ohne Verpflichtungen für mich nicht drin war. Anschließend hatte ich ihm ein paar feste Regeln präsentiert, vor allem was unseren Umgang miteinander in der Öffentlichkeit anbelangte, die offensichtliche Zuneigungsbekunden ausschlossen. Gerade überschritt ich demnach die von mir selbst gezogene Grenze. Kein Wunder, dass Dag perplex reagierte, er hatte all meinen Bedingungen zugestimmt. Ich war hier diejenige, die sich nicht an ihre Vorgaben halten konnte.

 Fragend sah er mich aus seinen blauen Augen an.
„Gibst du mir ein Bier vom Fass?"
„Mh-m", summte ich. Als ich das Glas vor ihm hinstellte, guckte er mich ernst an. „Du machst dich ganz schön rar seit ein paar Wochen", meinte er.
„Ich muss arbeiten", gab ich halbherzig zurück.
„Pari, einmal Dark'n Stormy!", schallte es von Thea zu uns herüber. Ich kehrte Dag den Rücken.
„Hast du dich mit Mika und Iara vertragen?", fragte er mich unbeirrt aus.
„Dag, ich kann gerade nicht, okay? Schnapp dir Vinnie, sucht euch einen Platz, die Raucherlounge ist ganz hinten." Ich deutete grob in die Richtung und zerteilte eine Limette einhändig mit einem scharfen Messer. „Ich bringe euch die Getränke an den Tisch. Thea?", quatschte ich meine gestresste Kollegin von der Seite an. „Wenn die Zwei was bestellen, sag es mir, ich kümmere mich um deren Zeugs."
Dag kräuselte kurz die Lippen, sagte aber nichts. Er schnappte sich sein Glas und zerrte Vincent mit sich, der sich mit Händen und Füßen gestikulierend von seinem Flirt verabschiedete.

„Wodka-O bei dir", flötete Thea kaum drei Minuten später in meine Richtung. Ich schüttete den Mix zusammen und schlängelte mich zwischen den Gästen hindurch.
„Wodka-O?", fragte ich. Dag reichte mir im Austausch sein leeres Bierglas.
„Also." Er musterte mich ernst. „Alles in Ordnung bei euch in der WG?"
„Mit Mika habe ich mich heute ausgesprochen, aber Iara ist nach wie vor schlecht auf mich zu sprechen", versorgte ich ihn mit der Kurzfassung.
„Die ist auch immer noch ziemlich beleidigt", mischte Vincent sich ein.
„Und sie ist leider auch ziemlich nachtragend", ergänzte ich und wischte den Tisch ab.
„Jetzt warte doch mal", forderte Dag, als ich mich umdrehte, um mich wieder davonzustehlen.
„Ich kann meine Kollegin nicht im Stich lassen, du siehst doch, was hier los ist", rechtfertigte ich mich über die Schulter hinweg und tauchte in der Menschenmenge ab ...

„Berliner Pilsner bei dir", wandte sich Thea schon wieder an mich, obwohl ich in der Zwischenzeit nur einen einzigen Cocktail hatte mixen können. Ich machte mich erneut auf zu den SDP-Jungs. Dag hatte sein Glas geleert.
„Gießt du die Pflanzen damit, oder was?", fragte ich ihn skeptisch und stellte die Bierflasche vor ihm auf dem Tischchen ab.
„Bist du in so 'ne Art Lernwahn verfallen und lässt dich deswegen nicht mehr bei mir blicken?", stellte er eine Gegenfrage.
„Nein, bin ich nicht", antwortete ich knapp und sammelte andere leere Gläser ein.
„Vincent nimmt 'ne Fritz-Kola", rief Dag, als ich bereits über die Türschwelle raus aus der Raucherlounge trat.
„Kommt sofort", murmelte ich zähneknirschend. Ich erfüllte Vincents Wunsch – ja, die Cola war ganz bestimmt seine Idee gewesen, zwinker-zwinker – und kniff die Augen zusammen als Dag sein geleertes Glas auf mein Tablett hob.
„Ist was mit deiner kleinen Schwester?"
„Was willst du trinken?", fragte ich ihn bemüht ruhig.
„Long Island Ice Tea."

So ging das noch eine Ewigkeit weiter. Anfangs hoffte ich, Dag würde die Drinks tatsächlich in die Pflanzen auf dem Fensterbrett kippen, aber nach dem Mai Tai waren die Anzeichen dafür, dass er langsam aber sicher sturzbesoffen wurde, immer deutlicher. Er lungerte schief auf der Couch rum und verlor die Kontrolle über die Lautstärke seiner Stimme. Manchmal hörte ich sein Lachen sogar vorn an der Bar.
„Ach, komm schon", schmollte er und ich quiekte, als er mich plötzlich auf seinen Schoß zog. „Ich vermiss dich", hauchte er mir ins Ohr. Einen Augenblick lang spülte das Bedürfnis in mir hoch, ihn zu küssen – bis ich seinen Alkoholatem roch. „Los, wir gehen zu mir", nuschelte er und versuchte mich am Hals zu küssen. Ich verkrampfte automatisch.
„Ey, Dag", schaltete Vincent sich ein. „Lass mal Pari los, du notgeiler Bock." Er streckte die Hand nach mir aus, ich ergriff sie dankbar und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Dag sank gegen die Sofalehne und sackte dort in sich zusammen.
„Schläfst du mit 'nem anderen?", fragte er düster und ich riss die Augen auf.

Vincent tippte mich vorsichtig an. Mit fassungsloser Miene drehte ich mich zu ihm um.
„Nimm's ihm nicht übel", bat er mich.
„Schaff ihn mir vom Leib", erwiderte ich finster.
„Was meinst du, was ich seit zwei Stunden versuche?", zischte er wütend zurück.
„Können wir 'ne Exkul- ... Exlusivtä-" Ich schaute kühl hinab auf Dag. Vincent kratzte sich ratlos am Kinn.
„Exklusivitätsregel", spuckte er das ellenlange Wort mühselig aus. „Können wir 'ne Exklusivitätsregel festlegen?", fragte er nochmal artikulierter.
„Eine Beziehung in spe?", hakte ich nach. Dag sah mich unschuldig an. „Nein", entgegnete ich trocken.

Dags bester Freund setzte dieses typische Grinsen auf, das sich immer in sein Gesicht schlich, sobald er wieder unmoralische Pläne ausheckte.
„Dann können wir ja –" Bevor er mir das scherzhafte Angebot unterbreiten konnte, Dags Platz in meinem Leben einzunehmen, unterbrach ich ihn.
„Fick dich ins Knie, Stein." Ich hatte die Schnauze so gestrichen voll von den beiden. Dags Pupillen rasten zwischen mir und seinem besten Freund hin und her.
„Mann, jetzt wird der gefühlsduselig", fluchte Vince. „Hast du super hinbekommen, Zwerg Nase."
„Ich?", echauffierte ich mich. „Ich bringe euch gleich einen Krug Leitungswasser und du sorgst dafür, dass er ihn austrinkt", knurrte ich. „Meine Schicht endet wahrscheinlich gegen zwei, dann helfe ich dir, ihn nach Hause zu bringen, aber du zahlst das Taxi."

Mein Herz brennt

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