37. Kapitel: "Wie schön das wär', so für immer."

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Ganz im Gegensatz zu dem sorgenumwölkten Morgen, den wir hinter uns hatten, wurde unser Spaziergang am Nachmittag nahezu himmlisch. Dag hielt meine Hand, während wir die Champs-Élysées entlang schassierten.
Die Normalität der Geste war entwaffnend. Ich fühlte mich nicht seltsam, oder fehl am Platz, oder unwohl. Zur Abwechslung war es mal okay für mich, dass ich ich war; weil ich es wirklich schlechter hätte treffen können. An Dags Seite durch Paris zu schlendern, machte mich glücklich.
Ich war nicht ekstatisch, mich erfüllte tiefe Zufriedenheit. Das war vielmehr ein Lebensstil, wie ich schnell feststellte – Es war sein Lebensstil.

Dag erzählte von Dingen, die er in Paris erlebt hatte. Rauchen auf einer Brücke, die über die Seine führte, bei Nacht; Songtexte schreiben in verqualmten Bars und Spaziergänge durch die Stadt, bis der Morgen graute.

„Bleib stehen", forderte er mich unvermittelt auf. Ich reagierte prompt und musterte ihn abwartend.
„Ich stand genau dort, wo du jetzt stehst, als ich realisiert habe, dass Onenightstands nichts für mich sind", meinte er. „Sie hieß Valerie und hat mich am Bahnhof angesprochen, weil sie gehört hat, wie auf Deutsch telefoniert habe. Völlig überfordert hat sie mir auf die Schulter getippt, ob ich ihr helfen könnte, ein Taxi zu organisieren. Sie konnte überhaupt kein Französisch." Er lächelte bei der Erinnerung an das Mädchen. „Es hat sich rausgestellt, dass wir eh im selben Hostel untergebracht waren und sie hat mich gebeten, ihr die Stadt zu zeigen. Ich fand sie erst nur nett, aber sie hat angefangen mit mir zu flirten und die Dinge nahmen ihren Lauf. Den Morgen danach stand sie hier mit mir und meinte O-Ton: ‚Nur dass keine Missverständnisse entstehen – Das gestern war eine einmalige Sache.' Normalerweise würde sie sowas nie machen. Ich habe nachgehakt, was sie mit ,sowas' meint und sie hat noch nicht mal das Wort Sex über die Lippen gebracht. Sie hat nur nochmal betont: ‚Na ja, Einmaliges.' Ich wüsste schon, was gemeint wäre."

„Aua", verzog ich das Gesicht. „War sie wenigstens gut im Bett?"
„Sie war ..." Er angelte nach dem richtigen Ausdruck. „Anständig. Nicht mein Fall." Ich notierte mental, dass ich für ihn anscheinend in die Kategorie unanständig fiel, die eher sein Fall war und kicherte darüber.„Aber wir hatten davor eine gute Bindung zueinander aufgebaut", fuhr er fort. „Sie hatte etwas an sich, das so vertrauenswürdig war, dass ich ihr eine Menge erzählt habe. Wenn du dich jemandem so öffnest und später fallen gelassen wirst, einfach so aus dem Nichts, schneidet es dir einmal diagonal durchs Herz. Zumindest meiner bescheidenen Erfahrung nach. Seitdem bin ich recht vorsichtig geworden."

„Verständlich", murmelte ich. „Für mich sind Onenightstands auch nichts. Ich bin – Kennst du den Begriff Serial Monogamist?" Er grinste.
„Ich kann's mir erschließen. Wie lang war der längste Zeitraum ohne festen Freund für dich?"
„Sechzehn Jahre", versuchte ich mich rauszureden.
„Kindheit zählt nicht. Außerdem wollte dich doch safe im Kindergarten einer heiraten", schmunzelte er.
„Ich hab sogar zwei Anträge bekommen", grinste ich triumphierend. „Aber ich fand die beiden Jungs doof, also habe ich beide abgelehnt. Einer wollte dann stattdessen Iara heiraten und die hat ihn so fest gehauen, dass ihre Mutter mit unserer Erzieherin sprechen musste." Dag lachte. „Klingt nicht nach ihr, sie ist heute so friedliebend."
„Ach, die tut nur so", schmunzelte ich.

Er stupste mich sanft mit dem Ellbogen in die Seite.
„Sag schon, wie lange hast du's ausgehalten als Single?" Ich ließ die Schultern kreisen und atmete tief ein. „Nach dem Ex, von dem ich dir erzählt habe –"
„Jap, das Arschloch, ich erinnere mich."
„Danach wollte ich mir Zeit nehmen. Ich habe ein paar Kerle gedatet. Mit einem, an den Mika mich vermittelt hat, wurde sogar was Festes draus. Aber ich habe schnell gemerkt, dass in dieser Beziehung etwas anders war, deswegen kann ich auch nicht wirklich sagen, ob wir zusammen waren. Wir haben uns nur regelmäßig gesehen und waren auf Dates, aber ich war ihm nicht wirklich treu. Zu der Zeit bin ich dauernd ausgegangen, mein Kleidungsstil hat sich verändert. Das war eine dieser Selbstfindungsphasen, in der die Dinge schrecklich schiefgelaufen sind. Also habe ich mich von ihm getrennt. Danach dachte ich, ich habe das vielleicht für immer verloren ... Die Fähigkeit, jemandem treu zu sein. Aber bei dir geht's, also bin ich wohl prinzipiell doch noch in der Lage dazu."

Er lächelte undefinierbar.
„Wie viele Beziehungen hattest du insgesamt?"
„Drei. In alle habe ich mich reingestürzt, als ginge es um – Na ja, irgendwie ging es für mich mit jedem Kerl um den Rest meines Lebens."
„Geht mir ähnlich. Ich brauche tendenziell länger, um mich auf was Festes einzulassen, aber ich entwickle überstürzt Gefühle. Ich habe drei Ex-Freundinnen im Übrigen. Waren nicht immer die besten Erfahrungen."
„Alexa ist aber schon das Härteste, was dir passiert ist."
„Auf jeden Fall."

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, dann traute ich mich doch zu fragen.
„Mit wie vielen Frauen hast du geschlafen?" Er guckte mich schräg an.
„Willst du mich verhören?"
„Ich sage dir, mit wie vielen Männern ich geschlafen habe. Auf drei?", schlug ich vor, ohne abzuwarten. „1 ... 2 ... Vier"
„Vier", sagte er zeitgleich.
„Ich habe dich mit dazu gezählt."
„Dann fünf", korrigierte er sich.
„Hattest du Valerie nicht mit einberechnet?" Dag zuckte die Achseln.
„Einmal ist keinmal. Na ja, das war ja kein freiwilliger Onenightstand. Sie hat entschieden, dass es einer war."

Er wirkte nachdenklich, weshalb ich ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Hätte das jemand mit mir gemacht, hätte mich das wirklich verletzt. Ich hätte den Fehler bei mir gesucht."
„Weil du den Fehler immer bei dir suchst", stellte er treffend fest.

Wir traten durch ein großes, prunkvolles Gittertor in die Jardins des Tuileries.
„Bevor ich jemanden beschuldige ...", erläuterte ich unsicher.
„Wenn du aktiv nach etwas suchst, wofür du dich selbst beschuldigen kannst, wirst du immer etwas finden und auf der anderen Seite gar nicht mehr suchen müssen", unterbrach er mich.

„Das ist mir ein paar Mal passiert, aber inzwischen ist es eher so, dass ich die Schwere meiner Taten als gravierender sehe. Wenn ich gegeneinander abwäge, was ich zur Situation beigetragen habe und was der andere beigetragen hat, muss ich mir eingestehen, dass ich mich reifer hätte verhalten müssen."
„Du machst dich so klein, das ist doch irre", murmelt er. „Und unnötig ist es sowieso. Jeder begeht Fehler, das ist menschlich."
„Ja, aber manche Leute lernen daraus und andere – wie ich zum Beispiel – sind unbelehrbar."
„Das glaube ich nicht."
„Dein Bild von mir ist zu positiv."
„Sollen wir mal darüber diskutieren, wer von uns beiden die Tatsachen überspitzt? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass du der gutherzigste Mensch bist, der mir je begegnet ist, aber ich weiß, dass du auf dem Grunde deiner Seele eine schrecklich nette und liebe Person bist. Auf Menschen wie dir, trampelt die Gesellschaft gern herum. Du hast Mauern errichtet, die dich schützen sollen, aber schützen sie dich wirklich, oder sperren sie dein wahres Ich ein?"

Ich schwieg erstaunt.
„Du hast viel über mich nachgedacht." Er setzte sich auf den Rand des Zierteichs, mit der Fontäne in der Mitte, ohne meine Hand dabei loszulassen. Mir blieb keine andere Wahl, ich sank neben ihn.
„Um ehrlich zu sein, hat es gar nicht lange gedauert, das herauszufinden. Du bist nicht so komplex wie du denkst." Er lächelte, aber es verfehlte seine scherzhafte Wirkung und ich wurde nachdenklich.
„Und du bist nicht ganz so durchschaubar", erwiderte ich.
„Für dich vielleicht nicht, aber das ist wahrscheinlich ohnehin besser so. Ich will dir ja nicht irgendwann langweilig werden."

Ich rutschte näher an ihn heran.
„Das wird nicht passieren."
„Versprich nichts, was du nicht halten kannst."

Für einen Moment waren da bloß die Stimmen derer um uns herum, das Zwitschern der Vögel, und das Rauschen des Wassers, bis ich die Worte wiederfand.
„Ich wäre gerne der Mensch, den du in mir siehst."
„Hör auf, es zu versuchen. Das kommt von selbst. Du musst vor niemandem Rechenschaft ablegen. Leb dein Leben für dich, nicht für deine Eltern, oder deine Professoren, oder sonst wen."
„Wenn die Stille über mich hereinbricht, fühle ich mich völlig deplatziert in dieser Welt. In diesen wenigen Sekunden, bevor ich einschlafe, ist es am schlimmsten."
„Wann ist es am besten?"
„Wenn ich mit Iara oder Mika zusammen bin, oder mit meiner Schwester. Menschen, von denen ich weiß, dass sie mich lieben und die ich zurücklieben kann, weil sie mir Sicherheit geben. Das ist alles, was ich brauche: Sicherheit." Dag nickte, aber sein Blick glitt ins Leere.

„Lass uns auf den Eiffelturm rauf, die Touristenscheiße wird dir gefallen", überspielte er ironisch die seltsame Stimmung wie eine alte Videokassette. Er schenkte mir sein Zahnpasta-Werbelächeln und sprang auf. „Kommst du?"

Auf der Aussichtsplattform des Eiffelturms tummelten sich die Leute. Obwohl Paris mich verzauberte, stellte ich wieder einmal fest, dass die Erfahrungen, die man machte, wenn man die größten Attraktionen für Touristen besichtigte, überall auf der Welt die gleichen waren. Immer stand man in einer Schlange an, in der alle schnatterten und wo man kaum jemanden verstand, immer waren die Tickets überteuert und immer war der Souvenirladen vollgestopft mit billigem Nippes, produziert in China.

Als ich oben durch die Massen huschte und mir einen Weg zum Geländer bahnte, bemühte ich mich, die Schönheit in all dem zu finden, aber das einzig Schöne war, dass ich nun allen in Berlin die Geschichte erzählen konnte, die sie hören wollten. Die Skyline ohne den Eiffelturm im Blick, hätte genauso gut die jeder anderen europäischen Hauptstadt sein können.

„Worüber denkst du nach?" Dag schlang beide Arme um meine Taille und mein Kopf fiel gegen seine Brust.
„Über mein verkacktes Leben", seufzte ich. „Die Gespräche mit dir holen eine Menge hoch. Redet man heutzutage sonst überhaupt noch so richtig miteinander? Keiner hat mir gesagt, dass mein Leben mal aus Arschlöchern und selbstverursachtem Leistungsdruck bestehen würde. Alle gehen davon aus, ich wüsste Dinge, die ich gar nicht weiß, verstehst du? Keiner sagt mir, wie ich etwas daran ändern kann."
„Und wieso willst du dir überhaupt von irgendwem was sagen lassen?"
„Weil man auf die hören sollte, die schlauer sind als man selbst." Was ich nicht tat.
„Ich bin nicht schlauer als du, aber auf mich hörst du ziemlich oft." Belustigt prustete ich los.
„Doch, du bist viel klüger als ich", widersprach ich. „Du kriegst dein Leben gebacken."
„Wenn mein Leben ein Kuchen wäre, hätte ich verloren." Ich lachte.
„Das stimmt."
„Los, lass uns abhauen, hier kann man nicht mal 'ne Runde drehen, so voll ist das", bemerkte er. „Ich habe auch schon eine Idee wohin. Wenn dir die Kreidezeichnung heute Morgen gefallen hat, wirst du Montmartre lieben."

Die Kopfsteinpflasterstraßen, die sich entlang des Montmartre hochschlängelten, nachdem das Pariser Künstlerviertel benannt war, waren zwar derart ungeeignet für Kreidezeichnungen, dass ich mich erst fragte, was er mit der Bemerkung vorhin gemeint haben mochte, doch schon als ich nur einen kurzen Blick auf die Häuser in den malerischen Gässchen, durch die wir liefen, geworfen hatte, wusste ich es genau.
In Berlin gibt es einige Kunststudenten, die das böse Klischee bedienen, aber eigentlich bloß die Art der Leute imitieren wollen, denen man in Montmartre begegnet. Sie trugen farblich aufeinander abgestimmte Sachen, sodass man nicht mehr von Outfits, sondern von kleidsamen Ensembles sprechen musste.
Auf den Treppenstufen der Hauseingänge saßen Zeichner. Sie verkauften ihre Paris-Impressionen an Touristen, manche hatten sich auch auf Karikaturen oder Porträts spezialisiert.
Überall rankten sich kräftig grüne Pflanzen an den Wänden hoch, die sich von den Pastelltönen des Mauerwerks darunter abhoben. Hier und dort blitzten helle Flecken zwischen den Blättern auf. Einige Schilder über den Cafés drohten zuzuwachsen. An einem gingen wir vorbei, als gerade ein junger Mann auf einer Leiter mit einer Heckenschere balancierte. Er schnitt ein paar Stiele ab und legte so den Namen des Cafés wieder frei.
Die Energie des Ortes sprühte vor Kreativität, fast jeder dritte schien sich ein Notizbuch unter den Arm geklemmt zu haben, in das er etwas kritzelte, während er eine Tasse Kaffee oder ein kleines Gebäckstück genoss.

Dag sollte Recht behalten. Montmartre gefiel mir. Mich packte die Inspiration. Ich hatte zigtausend Bilder im Kopf, die ich malen könnte. „Inspiriert dich ein Spaziergang in dieser Gegend eher zu Songs oder zu Büchern?", fragte ich ihn. Dag lächelte mich von der Seite kurz an und sah gleich wieder in die Straßenschlucht vor uns.
„Zu beidem, mal so, mal so. Manchmal wird hier aus einer Idee zu einem Buch ein Song oder umgekehrt. Ich lege mich nicht so gern direkt auf eine bestimmte Form fest. Du kannst Bücher oder Songs über die Liebe schreiben und beide können den gleichen Schmerz und die gleiche Freude ausdrücken. Manchmal passt das eine besser als das andere. Was ist mit dir? Mit deinem Manga?" Ich ließ die Schultern kreisen und überlegte, ob ich ihm davon erzählen sollte, schließlich wusste niemand etwas über die Geschichte, an der ich arbeiten wollte. Iara und Mika wussten, dass der Plan existierte, sie wussten aber auch, dass ich bloß lose in ein Skizzenbuch kritzelte und mir Notizen zur Handlung am Rand der kleinen Thumbnails machte.
„Ich ...", räusperte ich mich. „Ich will nicht darüber reden. Wenn ich es nie schaffe, kann mir wenigstens keiner die Idee klauen."
„Glaubst du, ich gehe mit dem hausieren, was du mir erzählst?", lachte er.
„Wer weiß?", grinste ich. „Du bist ein fremder Mann, wir sind in einer fremden Stadt. Hier könnte alles passieren."

Es passierte tatsächlich etwas, dass ich vor Paris nie für möglich gehalten hätte. Ich verliebte mich in Dag.

Wir saßen auf den Steinstufen vor der Kathedrale Sacré-Cœur und beobachteten den Sonnenuntergang, während wir uns einen Crêpe teilten. Da blühte das Gefühl in mir auf, als wäre es die schönste Blume von allen und diese verfluchte Nacht in Paris war ihr Sommer. Er sollte Recht behalten. Dag war genau das, was ich nicht in ihm sehen wollte, weil es zu verlockend war.
Der Abend zog an mir vorüber wie die Montage eines Romantik-Filmstreifens. Ein Abendessen in einem rot gestrichenen Retro-Chic-Lokal, das er allein bezahlte, und ich ließ es geschehen; eine Fahrt mit der Gondel über die Seine, um den angestrahlten Eiffelturm bei Nacht leuchten zu sehen wie seine blauen Augen, und ich nahm es hin.

Im Restaurant hatten wir uns eine Flasche Wein geteilt und ich wünschte mir im Nachhinein, ich hätte es darauf schieben können, aber ich erinnere mich an jedes Detail. Daran, wie wir auf unser Zimmer zurückkehrten und auf dem Sofa saßen, lachend. Ich hatte die Beine über seinen Schoß gelegt. Eis klirrte in meinem Wasserglas, als ich es an die Lippen setzte, austrank und auf dem Tisch abstellte. Ich hätte mich zusammenreißen müssen, aber ich konnte es nicht. Es zog mich zu ihm, unwiderstehlich, sanft und bittersüß, und genauso schmeckte der Kuss – wie der Anfang vom Ende.

Überhaupt war alles zwischen uns anders als sonst an diesem Abend. Jeder Moment war Geburt und Tod zugleich, diese winzigen Leben, von denen wir zehrten, reihten sich aneinander. Wie beim ersten Mal, als wir miteinander geschlafen hatten, war alles glasklar und die Gefühle für ihn verwirrten mich nicht, obwohl sie sehr viel intensiver als noch vor fünf Monaten waren. Ich konnte sie dennoch akzeptieren, konnte das tiefe Vertrauen zulassen, die Geborgenheit, Kraft und Sicherheit. Er hatte mich auf dem Bett abgelegt und wir lagen einander zugewandt. So war es schon oft gewesen, aber natürlich war es diesmal anders, weil ich mich verliebt hatte. Ich sah in ihm meine Zukunft, eine Möglichkeit, mich endlich dem Strudel zu entziehen, der mich in den bodenlosen Abgrund des Nirvanas zog.

Meine Hand wanderte in seinen Nacken. Nur mit den Fingerspitzen strich ich über seine Haut, warm, weich und vertraut. Ich kniff hinein, lehnte meine Stirn gegen seine und er zog mich zu sich. Sein Arm lag auf meiner Taille, seine Hand an meinem Rücken, so unschuldig.
Ich konnte mein Herz klopfen hören und die leise, immer wieder von Knacksen unterbrochene Stimme der Pariser Chanson-Sängerin, die vom Plattenspieler aus dem Haus gegenüber durch das offene Fenster drang. Sie sang von ‚l'amour', beschrieb das Gefühl ganz genau, und ich konnte kein Französisch, aber Musik ist ja bekanntlich die einzige Universalsprache, die die Welt kennt.

Was sich anbahnte, hatte nichts mit dem Sex gemeinsam, den wir davor dauernd gehabt hatten. Hier ging es nicht um die bloße Befriedigung eines körperlichen Bedürfnisses. Das hier war die Vereinigung unserer Seelen.

Ich weiß nicht, ob er vor mir begriff, was mit uns geschah, aber er war derjenige, der es in Worte fasste: „Ich liebe dich."

Ein paar Sekunden stand alles still. Ich hörte nur meinen Atem, der gleichmäßig ging.

„Ich liebe dich auch", erwiderte ich sein Geständnis.

Es war nicht gelogen. Es war auch keine passend zurechtgebogene Umschreibung meiner eigentlichen Gefühle, es war einfach das, was ich für ihn empfand. Derselbe Fehler, den ich schon unzählige Male begangen hatte; der mich zerstörte und durch den ich wiedergeboren wurde.

Eigentlich wollte er nie ein Liebeslied schreiben

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