🩻Kapitel 16

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Jungkook stellte den Motor erst ab, als er in die freie Parklücke arrangiert war.

Die Tankanzeige war im Lauf der Autofahrt von einem kritischen Blinken in ein konstantes Leuchten gewechselt als Warnung, dass der Sprit jeden Moment ausgehen würde. Gerade noch rechtzeitig hatte Jungkook von der Schnellstraße aus runterfahren und sich durch Zufall an diese Raststation verirren können. Das Schneegestöber umtänzelte die verlassene Gegend so arg, dass man trotz des Fernlichts der Scheinwerfer keine 5 Meter weit blicken konnte und absolut nicht imstande dazu war, vernünftig zu navigieren.

Jungkook besaß keinen Überblick, wo er sich befand.

Schnaufend fuhr er sich durch die Haare, die völlig zerzaust eine heiße Dusche nötig hatten, um den penetranten Geruch von Schweiß loszuwerden. Ahnungslos betrachtete Jungkook die von Löchern zersprengte Frontscheibe und die vielen Glassplitter auf dem Beifahrersitz, die in einem symetrischen Muster um das Gewehr gefallen waren, das Gewehr was er verdammt nochmal nicht geschafft hatte zu benutzen, und wie er den Blick über das Ausmaß dieser Misere schweifen ließ, blieb er unwillkürlich am Rückspiegel hängen. Dieser eine kurze Blick genügte völlig, um Jungkook mental zurück in die Miene zu befördern. In die Dunkelheit und das donnern der abgefeuerten Schüsse, die den Putz der Wände abbröckelten und auf ihm landeten. Wie er auf dem Boden kniete, vor dem Killer Whale dessen glibberige Hirnmasse wie Gelee aus einem Krapfen quoll und Keith, der sich die blutige Wunde drückte. Die tödliche Wunde. Jungkook's blasses Gesicht verzerrte sich unter der Reue, die ihm die Tränen in die Augen trieb und es kostete ihn all seine Kraft, um die Trauer zurückzudrängen. Es tut mir so leid. Über Jungkook's Wange und Stirn befanden sich rote Spritzer, das Blut des Killer Whales vor dem Keith ihn rettete und sich dafür selbst eine Kugel einfing.

Jungkook saß der Schluchzer so tief in der Kehle gefangen, dass er praktisch an diesem Kloß erstickt wäre. Ich bin ein Mörder, geisterte ihm wie von Sinnen durch den Kopf und sein umfangreicher Wissensschatz fand keine dem wiederlegende Argumente. Ich bin ein Mörder. Wegen mir sind Menschen gestorben. Er wollte nach etwas fassen, um sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, es löste einen ekelerregenden Reiz in seinem Magen aus und die Tränen halfen ihm nicht, die Fassung zu wahren. Es musste weg, bevor Jungkook seinen flatternden Nerven erlag und in einen Schockzustand fiel. Im Handschuhfach kramte er neben ein paar Geldscheinen eine Mütze hervor, die er sich hastig schnappte und zu seiner Wange führte. Dabei bemerkte er, dass ihm die Hände zitterten wie Blätter in einem Windstoß und er sich erst beruhigen musste, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können.

Der Parkplatz des billig aussehenden Motels war bis auf drei andere Wägen wie ausgestorben.

Von außen lockte eine halb erloschene Reklametafel Reisende in die beschauliche Unterkunft, die vermutlich ihre beste Zeiten nie gehabt hatte. Das zweistöckige Gebäude wurde an den Etagen von einem schwarzen Gitter umzäunt, an manchen Stellen hatten sich hartnäckige Löwenzähne den Weg durch den Beton gekämpft und das Terrain für sich beansprucht. Keines der Lichter hinter den Vorhängen brannte, Jungkook zählte während seinen Atemzügen 8 Unterkünfte.

Er beruhigte sich nach einer Weile und wischte sich mit leeren Augen das Blut von Keith aus dem Gesicht, betrachtete die Überreste dieses guten Menschen die wohl das letzte waren, was die Welt von dem Black Dragon sehen würde. Jungkook biss sich auf die Lippe bevor er erneut unter seinem schlechten Gewissen zu weinen begann, denn es war seine Schuld. Er war Arzt und rettete Menschen, stattdessen waren in dieser Nacht vier Menschen für ihn gestorben. Wegen ihm. Das Blut weckte schaurige Erinnerungen und er zuckte krampfhaft zusammen, warf die Mütze zurück ins Handschuhfach und entschloss sich dazu, es nie wieder zu öffnen. Nervlich am Ende nahm er einige tiefe Luftzüge und zählte gedanklich bis 10, ehe er sich einigermaßen in der Lage fühlte, um aus dem Wagen zu steigen. Etwas unsicher fingen die Knie sein Gewicht ab, doch gaben nicht nach. Die Kälte der Nacht empfing ihn mit einer schmerzhaften Umarmung, kroch binnen weniger Herzschläge unter seine dünne Kleidung und fraß sich in seine zittrigen Gliedmaßen, besetzte seine Knochen und füllte sie mit einem befremdlichen Gefühl der Taubheit.

Jungkook fuhr sich zum wiederholten Male durch die verschwitzten Haare, die sich wie ein nasses Handtuch auf seinem Kopf anfühlten und er biss die Zähne zusammen. Er würde schnellstmöglich aus der eisigen Luft rausmüssen, bevor er selbst krank wurde und nicht mehr fähig wäre, sich um Taehyung zu kümmern. Fest entschlossen zwang er sich weiterzumachen, er musste durchhalten und würde die Trauer um die vier Black Dragon entgegen seiner emotionalen Verfassung auf einen späteren Zeitpunkt schieben müssen. Taehyung braucht mich. Er umrundete den Wagen und öffnete die Hintertür, betrachtete Taehyung und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass er nicht von einer Kugel getroffen worden war. Gott sei Dank, schnaufte er auf und fühlte eine immense Last von den Schultern fallen, als würde sich Atlas seiner auferlegten Pflicht überdrüssig wiegen und sie einfach zur Seite fallen lassen, so unglaublich befreit fühlte es sich an auf einen unverletzten blondhaarigen Jungen zu blicken. Eingewickelt in Jungkook's schwarzen Mantel lag er da, völlig reglos und weggetreten trotz der rasanten Flucht, die Hände klammerten sich in den Stoff und Jungkook senkte die Stimme, als er zu ihm sprach, um ihm keine Angst zu machen. Er sollte nur wissen, dass er nicht auf sich allein gestellt überleben musste, denn jemand war da der sich um ihn sorgte.

„Ich bin gleich wieder da"

Taehyung regte sich nicht, zumindest zeigte er keine körperliche Reaktion auf diese Worte, oder etwas anderes was Jungkook ihm während der Fahrt versucht hatte zu fragen. Jungkook schluckte hart und schloss die Tür hinter sich ab, vergewisserte sich mit einem letzten Blick durch die Scheibe, dass Taehyung nicht doch etwas sagen wollte und deutete seine Stille als mentale Abschottung. Er steht unter Schock, dachte er beklemmt und wünschte sich, dass er im Studium einen weiteren Kurs der Psychologie absolviert hätte. Vielleicht wäre in einem vertieften Lehrgang der Inhalt vermittelt worden, wie man nebst Arzt auch als empathischer Mitmensch mit einem schwerst traumatisierten Patienten richtig umging. Bei den Black Dragon hatte er eigentlich nie die Gelegenheit gehabt, sein Theoriewissen arg ausarbeiten zu dürfen, denn die skrupellosen und zähen Männer hatten ihn beim Versuch eines angestrebten Vertrauensgespräches inbrünstig ausgelacht und ihm direkt ins Gesicht gehöhnt, dass richtige Männer keine feinen Teekränzchen abhielten und sich über Gefühle schon gar nicht erst den Kopf zerbrachen. Dafür hatten sie ihre Frauen daheim.

Hinter dem Tresen des zwielichtigen Motels brannten nur zwei kleine Lampen. Sie genügten mit ihren Lichtkegeln gerade, dass der schrullige Kerl mit dicker Nickelbrille sich bequem in seinem Stuhl zurücklehnen und sein Buch lesen konnte, das er bereits zur Hälfte verschlungen hatte. Die Atmosphäre in dem kleinen Zimmer versprühte gelinde ausgedrückt so viel Charme, wie ein Rinderzüchter auf eine hübsche Studentin einer Großstadt.

Als Jungkook durch die Eingangstür eintrat und wortlos ein paar Geldscheine auf den Tresen legte, beachtete der Typ ihn nicht einmal. Stattdessen rümpfte er die Nase, offensichtlich verärgert über die Störung während er in seinem Schmöker las, und tauschte die Geldscheine durch einen Zimmerschlüssel aus ohne überhaupt aufzublicken, wer vor ihm stand.

„Frühstück nicht inklusive. Wenn Sie eine zweite Nacht bleiben wollen, müssen Sie die im Voraus bezahlen", murrte er träge und Jungkook, dem diese nicht vorhandene Arbeitsmoral wortwörtlich die Sprache verschlug, hätte sich splitterfaser nackt ausziehen können, und der Typ würde es nicht bemerken. Wollen. So ein komischer Kauz, überlegte er mit gerunzelter Stirn, ach was soll's, vielleicht ist es ein Vorteil wenn er mein Gesicht nicht gesehen hat. Fokussiert auf diesen Aspekt unterdrückte der Schwarzhaarige sämtliche Kommentare die ihm auf der Zunge lagen und nahm den Schlüssel an sich, Zimmer 3, verließ den zwielichtigen Eingangsbereich und wurde mit einer Welle an Kälte zurück in die Nacht empfangen. Schlotternd blinzelte er gegen die neckischen Schneeflocken, die sich über ihn hermachten und vom Wind immerzu zu neuen Formationen zerstoben wurden. Die kringeligen Atemwolken erinnerten ihn an seine vermissten Zigaretten und er wünschte sich, dass er an eine Notfallpackung gedacht hätte. Macgyver am Arsch. Zittrig legte er sich die Arme um die Schultern und eilte im Laufschritt zurück zum Wagen.

Auf halbem Weg hielt er inne und seine Augen sprangen schlagartig auf.

Er hatte einen Fehler gemacht, einen dummen und furchtbar leichtsinnigen Fehler der schleunigst behoben gehörte. „Fuck", fluchte er verärgert und friemelte aus seiner Hosentasche das Handy. In seinem Verstand spulten sich dazu Hoseok's Informationen ab, die er aufschnappte während die zwei sich illegal einen Actionfilm gehackt hatten. Der Nerd eröffnete ihm damals, dass man das Handy anhand der Daten der Funkmäste aufspüren konnte, gleich ob man telefonierte oder nicht. Solange das Gerät funktionierte und eingeschaltet war, würde man den Besitzer jederzeit und überall nachverfolgen können.

„Wenn Hobi mich finden kann...", hauchte er mit einem Anflug an Paranoia und warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Der Parkplatz war so leer wie vor ein paar Minuten, und trotzdem konnte aus dem Schneegestöber jederzeit ein Killer Whale hervortreten und Aiden niederschießen, Taehyung ein zweites Mal entführen und dann...Jungkook schüttelte den Kopf und bemühte sich diese Trugbilder aus seinem Verstand zu verbannen, eilig holte er die SIM Karte aus dem Gerät und zerbrach sie, warf das Gerät in einem weiten Bogen von sich und hörte den klackernden Aufprall nicht. Er keuchte so heftig, dass ihm die Brust schmerzte. „...dann können die Killer Whales diese Ortung auch durchführen. Fuck!", raufte er sich die Haare und ihm wurde schnell klar, wie viel misslicher seine Lage soeben in Richtung Desaster abrutschte. Ohne die SIM Karte würde er fortan nicht mehr geortet werden können, die Killer Whales würden sich arg ins Zeug legen müssen um ihn hier an diesem verlassenen Motel aufzuspüren...allerdings gestaltete es sich nun ebenfalls für Hoseok als eine abenteuerliche Tüfftelei, ihn zu finden ohne einen digitalen Fußabdruck. Hoseok hatte zwar sein Mobilgerät absolut abhörsicher eingerichtet und eine Ortung für jeden technisch visierten Freak deaktiviert, allerdings war Jungkook nun nicht mehr dazu in der Lage, geschützten Kontakt zu seiner Gemeinschaft aufzunehmen. Das Gerät war weg.

Er war auf sich gestellt, auf sich allein und das, obwohl er absolut keine Ahnung davon hatte, was er jetzt tun sollte.

Taehyung braucht dich.

Erschüttert brauchte Jungkook einen Moment um diese Erkenntnis sacken zu lassen, er schluckte gegen den Kloß in seinem Hals und nickte klamm. Taehyung braucht dich. Der Schnee knirschte unter seinen Schritten als er zum Wagen ging und den Kofferraum öffnete. Eilig packte er einen Stapel Klamotten und stopfte sie für später in seine Tasche. Er warf sich seine Notfalltasche über die Schulter und straffte den Gurt über seiner Brust in einen sicheren Halt, fühlte sich automatisch stärker mit seiner Ausrüstung und verstand ein bisschen, warum sich Iron-Man in seinem technisierten Anzug wie ein überheblicher Gott aufführte. Man fühlte sich durchaus bestärkt und unverwundbar, wenn man in seinem Element war.

Vorsichtig legte er eine Hand an Taehyung's Schulter, flüsterte seinen Namen doch wieder regte sich der blondhaarige kein Stück und schien sich dieser Realität zu entsagen. Jungkook seufzte und hatte insgeheim damit gerechnet, vermutete, dass Taehyung auch unter der Augenbinde die Lider fest zusammenkniff um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu öffnen und festzustellen, dass er wieder auf diesem Bettgestell gefesselt lag. Verständnisvoll sah Jungkook davon ab, das Stoffband zu lösen und dem Jungen somit den winzigen Schutz zu rauben, in den er sich flüchtete. Jeder reagierte anders auf traumatische Erlebnisse und es war ihm nicht gänzlich unbekannt, dass manche Menschen sich zum Selbstschutz in ihren Kopf zurückziehen um die Erlebnisse zu verdrängen. Aber alles Nachsicht half nichts, denn es war eisig kalt und Taehyung musste raus aus diesem Wetter und rein ins Warme.

Behutsam hob Jungkook den Jungen aus dem Wagen, vergewisserte sich, dass er ihn ausschließlich dort hielt wo der Mantel ihn bedeckte und die Kälte das Risiko einer Lungenentzündung nicht noch zusätzlich intensivierte.

Zielstrebig ging er auf das Zimmer 3 zu und sperrte die Tür auf.

Sofort begrüßte ihn die angenehme Wärme in einer innigen Umarmung, sie umhüllte seinen zittrigen Leib und mit der warmen Luft in den Lungen ließen die Schmerzen tatsächlich bereits nach ein paar Momenten nach. Eilig schloss er die Tür hinter sich, um den Wintereinbruch auszusperren und damit auch ungebetene Augen, die sich vielleicht aus dem Schneegestöber heraus an ihre Fersen heften mochten. Er setzte Taehyung vorsichtig auf dem Bett ab und stellte die Notfalltasche neben die Kommode, ehe er sich in einer geschmeidigen Bewegung umdrehte und die Vorhänge zuzog. Nicht einmal dann traute er sich, das Licht anzuknipsen. Sie könnten uns finden, fürchtete er mit angehaltenem Atem und fuhr sich durch die Haare. Dafür werden sie bei diesem Wetter allerdings eine Zeit lang brauchen.

Sein Hemd hing mittlerweile nasskalt an seinem Rücken, der Schnee war geschmolzen und der harte Wechsel aus kalt und warm erweckte einen bitteren Schauer auf Jungkook's Rücken, der ihn bis in die Fingerspitzen rüttelte. Er unterdrückte das Frösteln, denn gerade jetzt musste er sich in seiner Berufung beweisen und durfte nicht vergessen, warum er hier war. Warum Namjoon ihn hierfür beförderte. Langsam wandte er sich an Taehyung und kniete sich vor ihn auf den Boden, traute sich nicht die Hand für eine sanfte Berührung zu erheben weil er die Videos im Hinterkopf durchspielte. Weil Jungkook nur zu gut Bescheid wusste über die Dinge, die das Häufchen Elend durchgemacht hatte und die es lernte, zu fürchten. Würde Jungkook ihm nun die Hand sanft auf den Arm legen um ihn anzusprechen, würde Taehyung in Panik davor zurückschrecken und erwarten, dass man ihm den Arm auf den Rücken renkte und hochdrückte, bis der Knochen mit einem schaurigen Knacken zerbrach.

Fuck, dachte Jungkook entmutigt und schüttelte den Kopf. Ich will dir helfen, aber wie ohne dich zurück an dieses Gefängnis zu erinnern?

Taehyung's Hände hielten sich noch immer am Mantel fest als hinge sein Leben daran, die Ärmel verrutschten an seiner dünnen Statur und offenbarten die blutigen Relikte der Freiheitsberaubung, an denen die Killer Whales ihm die Fesseln angelegt hatten. Er schwieg mit gesenktem Kopf und stellte keine einzige der Fragen, die Jungkook erwartete und wofür er sich auf der Autofahrt Antworten überlegte. Wo sind wir? Wer bist du? Wie hast du mich gefunden? Wirst du mir auch weh tun?

Ein positiver Aspekt wurde gefunden und auf den konzentrierte sich der Arzt verstärkt, denn es bedeutete einen Anfang für eine lange Reise. Taehyung zitterte nicht mehr ganz so stark wie zuvor, es musste an der Wärme des Zimmers liegen, die ihm allmählich in die Gliedmaßen einsickerte und ihn müde machte. Die ihn spüren ließ, wie erschöpft er tatsächlich war und, dass der Kampf gegen die Kälte ein Ende fand, er durfte sich wärmen und ausruhen und das in Sicherheit. Langsam, denn um die Organe im Körperinneren zu schützen zirkuliert weniger Blut in den Gliedmaßen und eine zu rapide Erwärmung könnte im schlimmsten Fall zu gefährlichen Herzrhytmusstörungen führen. Also übte sich der Arzt ganz seiner Ausbildung nach in Geduld und wartete eine kleine Ewigkeit, es mochten vielleicht 30 Minuten sein, bis er in Taehyung's Gesicht wieder etwas Farbe feststellte.

Jungkook drängte ihn nicht.

Zu gar nichts, weder zum Sprechen noch zum Aufstehen, er kniete schlichtweg vor ihm um unterbewusst zu vermitteln, dass er sich nicht über ihm erhob und Taehyung sich nicht in der Position der Unterwürfigkeit befand. Hier herrschten keine unausgeglichenen Kräfteverhältnisse, Taehyung und Aiden waren gleichberechtigte Menschen, Jungkook stellte sich ohne zu zögern hinten an um den Jungen priorisiert zu helfen. Dass er derjenige war, dem die Kontrolle oblag. Stattdessen war Jungkook es, der den klappernden Zähnen lauschte und sich in seiner Vermutung bestätigt fühlte, denn das schaurige Klappern ebbte langsam ab je tiefer die Wärme in die ertaubten Knochen drang und schließlich war er es auch, der die Stille unterbrach und leise versuchte, eine Vertrauensbindung aufzubauen: „Hey Taehyung. Ich bin's Jungkook. Erinnerst du dich an mich? Kannst du mich hören?"

Er bemühte sich Vertrauen herzustellen, zu vermitteln, dass er keine Bedrohung darstellte und ihm nichts ferner lag, als ihn mutwillig zu verletzen. Jungkook vertrat als Arzt die Ansicht, dass in egal welcher Situation die Kommunikation das wichtigste Bindeglied zwischen Fehler und Lösung darstellte. Ohne Kommunikation entstanden halbe Wahrheiten und die galt es zu vermeiden, insbesondere jetzt musste Jungkook sich voll und ganz auf Taehyung einlassen und verstehen, wie er ihm am besten zur Unterstützung da sein konnte. Kommunikation. Würde sich Taehyung erstmal in seinem Kopf verschanzen und den Körper von der Psyche lösen in einem Akt des Selbstschutzes, würde Jungkook an die Grenzen seines Wissens stoßen und ihn nicht mehr von den Zweifeln lossprechen können.

Mit dem Patient sprechen und ihn beruhigen, erinnerte er sich an eine wichtige Lektion seiner Studien.

Taehyung gab keinen Ton von sich, sein Mund öffnete sich aber kein einziger Laut verließ ihn. Er traute sich nicht, bangte um die Glaubwürdigkeit der letzten Stunden und grauste sich davor, dass es sich als trügerischer Traum entpuppte. Er wollte nicht zurück in diese Hölle. Stumm liefen ihm heiße Tränen aus den Augenwinkeln und unter der Augenbinde hervor, doch er hatte viel zu viel Angst vor dem Aufwachen aus dem Traum und zitterte. Stumm kauerte er da, mit zusammengekniffenen Augen die nach Hilfe schrien und einem Mund der sich öffnete aber nichts preisgab von dem, was ihm auf der Seele lastete. Taehyung schien wie paralysiert, während er am ganzen Leib stark zitterte und sich in seinen Kopf zurückzog. Seine dunklen Lippen bebbten und öffneten sich ein weiteres Mal, doch kein Ton drang aus ihnen hervor. Stattdessen brach er in einer Mischung aus Schluchzen und Keuchen zusammen, sank vornüber und hätte Jungkook nicht scharf aufgepasst, wäre er auf den Boden gefallen.

„Ich hab dich", versicherte Jungkook mit ausgebreiteten Armen. Taehyung prallte nicht auf den Boden. Niemals. Stattdessen fingen ihn zwei Arme auf, die nicht mehr als das taten. Ihn auffangen und stützen. Kein Fummeln und keine harschen Beleidigungen wälzten ihn noch ärger nieder oder machten sich über seine Unbeholfenheit lustig. Seine Hilflosigkeit. Kraftlos hing er Jungkook an der Brust und atmete hektisch, aufgebracht weil er so müde war aber zu viel Angst spürte, um sich dieser trügerischen Wärme hinzugeben.

Jungkook hoffte, dass Taehyung es nicht hörte.

Wie es sein Herz brach, ihn so mitgenommen und...kaputt zu sehen.

Jungkook schluckte hart. Dieses Unterfangen stellte sich immer weniger als Rettungsaktion, als mehr einer gewaltigen Belastungsprobe für den Arzt heraus. Er praktizierte um Menschen zu helfen sogar illegal, dieser persönliche Wunsch hatte ihn immerzu angetrieben und angespornt, doch mit dem Häufchen Elend in den Armen, wofür er nun die Verantwortung trug, zerrte diese Motivation an seinen Kräften. Aiden empfand zum ersten Mal in vielen Jahren Zweifel an seiner Person, ob er dafür die Energie besaß.

„Ich lasse dir ein warmes Bad ein, deine Blutgefäße haben sich in angemessener Aufwärmung dem Normalzustand angepasst und das Risiko einer Herzkreislaufstörung ist-", stockte Jungkook seine medizinische Analyse und schluckte, riss sich zusammen und beschönigte die harte Wahrheit.

„Du bist noch ein bisschen unterkühlt und verletzt", flüsterte Jungkook sanft und geduldig, bezog Taehyung trotz seiner teilnahmslosen Schweigsamkeit in sein Vorgehen ein um ihm die Angst vor dem Ungewissen zu nehmen, hier lauerte keine Gefahr für ihn und das galt es, ihm zu vermitteln. Glaubhaft. Jungkook wartete einen Moment und half Taehyung auf, als dieser keinen Widerspruch verbal oder nonverbal erhob, seine beiden Knie knickten trotz des sichtbaren Zitterns nicht ein und es war ein mutmachender Anblick.

Zaghaft löste sich eine Hand von dem Mantel, Taehyung traute sich und tastete nach Jungkook, nach der Person die ihn auffing und nicht fallen ließ, als es so einfach gewesen wäre ihm wehzutun. Es wäre so einfach gewesen, ihn auf dem Boden liegend dem Mantel zu entreißen und mit den Fäusten in die Besinnungslosigkeit zu prügeln. Das taten sie nicht. Die Hände fingen ihn auf. Taehyung fühlte zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit etwas, was sich wie Sicherheit anfühlte.

Jungkook bemerkte die Geste und ließ es zu, ließ es mit einem lautlosen Schmunzeln zu, dass Taehyung seine eiskalten Finger an seinen Arm legte um sich abzustützen. Er vertraut mir. Gemeinsam gingen sie langsam ins angrenzende Badezimmer, Taehyung ließ es kommentarlos zu, dass sich ein Arm um seinen Rücken legte damit er im Fall eines Kräfteschwunds rechtzeitig aufgefangen würde. Die Hände fingen ihn einmal, sie würden ihn ein zweites Mal fangen.

Das kleine Licht an der Decke kam der Bedeutung eines gewöhnlichen Lichtes nicht gleich, es tunkte das Zimmer in eine etwas zu gelbe, toxische Atmosphäre und erinnerte den Älteren an einen schlechten Horrorfilm, wo sich jeden Moment der Axtmörder über sie hermachte. Es war klein und nur mit dem nötigsten ausgestattet, doch es reichte allemal. Ein Waschbecken, Toilette und Badewanne waren vorhanden und trotz der vernachlässigten Instandhaltungsmaßnahmen funktionstüchtig. Jungkook, der seine Erwartungen bei dem schrulligen Portier schon deutlich runtergeschraubt hatte, führte Taehyung zur Toilette wo er ihn auf den runtergeklappten Deckel bugsierte, während er sich der Badewanne zuwandte und das Wasser in eine angenehme Temperatur drehte. Es rauschte und gluckerte ein paar Mal verdächtig, doch anschließend sprudelte das Wasser rein und ohne Dreckklumpen aus der Leitung.

Taehyung sprach kein einziges Wort. Mit gesenktem Kopf wartete er und schien in dieser Umgebung wie ein verlorener Welpe, der zu verängstigt war um sich allein auf den Heimweg zu machen.

„Ich werde dir in die Wanne helfen", informierte Jungkook und führte beide Hände an Taehyung's Schultern, übte glimpflich Druck aus um ihm zu bedeuten, aufzustehen. Wenn er sich der Abnahme der Augenbinde immer noch strikt verweigerte, würde der Mediziner ihm solange die Augen sein, die er brauchte. Die Luft hing warm und etwas schwül in dem Badezimmer fest, sodass der Spiegel beschlug und sich Jungkook durch die verschwitzten Haare streichen musste, um sie zu bändigen. Taehyung's blonde Strähnen hingen wirr und zerzaust um sein blasses Gesicht, sie hatten aufgehört zu zittern und bewiesen Jungkook, dass die Kälte durch das langsame Aufwärmen ohne schadhafte Nachwirkungen verschwunden war. Der Junge fühlte die Wärme, die von dem Wasser ausging und fing plötzlich an heftige körperliche Gegenreaktionen zu zeigen, ein Wimmern drang ihm über die Lippen und er verkrampfte sich unter Jungkook's lockerer Berührung.

Seine Vorahnung bestätigte sich und er schüttelte kräftig den Kopf, löste den Griff und sprach eingehend auf den Jungen ein: „Nein, nein das ist in Ordnung. Lass den Mantel an. Wirklich, ist in Ordnung", beruhigte er. „Lass den Mantel an. Dem tut ein Bad wahrscheinlich so gut wie dir"

Es klappte. Taehyung vertraute ihm, verfestigte seinen Griff und holte rasselnd Luft in seine Lungen, empfand Dankbarkeit sich nicht ausziehen zu müssen, denn keine Kleidung bedeutete ungeschützte Angriffsfläche für die Dinge, die ihm die Männer in schwarz pausenlos angetan hatten. Taehyung schniefte eine Träne hinfort und sein Kinn senkte sich kaum merklich, doch Jungkook's geschärfte Sinne zusammen mit seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt nahmen die Regung wahr und lasen daraus eine zustimmende Geste, die Erlaubnis, dass er ihm die Hand reichen durfte um ihm zu helfen. Jungkook stahl sich ein Lächeln auf das ausgelaugte Gesicht, er fühlte dieselbe Müdigkeit Besitz über ihn ergreifen mit der Taehyung über sein Bewusstsein rangelte, doch da war ebenso viel Erleichterung in seiner Brust. Er drückte dem Jungen die Hand, half ihm anschließend mit so wenig Berührungsfläche wie möglich in die Badewanne. Das Wasser kroch in den Mantel und sog ihn voll wie eine zweite Haut, zog Taehyung's erschöpften Körper zu sich und ließ ihn nicht mehr gehen, denn das arme Ding rangelte am absoluten Limit der Belastbarkeit und das Wasser war so herrlich angenehm, versprach wohltuende Linderung der Taehyung beim besten Willen nicht imstande war, zu widerstehen.

Taehyung hielt den Kopf gesenkt, während er in Ruhe dasaß und es zuließ, dass das Wasser ihn von der Kälte befreite.

Die Wanne färbte sich von dem Schmutz, der sich aus dem Mantel löste, in eine dunkle Lache. Wie ein Teppich legte er sich auf die Oberfläche und Jungkook ignorierte das dumpfe Rumoren in seinem Magen, denn er hatte bislang keine Ahnung gehabt, wie viel Dreck sich an einem gewöhnlichen Mantel befand. Ein reumütiges Seufzen wich ihm über die Lippen, denn Taehyung saß darin.

„Ist die Temperatur angenehm?", fragte Jungkook's Stimme geduldig. „Ich kann dir warmes Wasser nachlassen, wenn du magst"

Taehyung rang sich zu einem schwachen Nicken durch, ja es war angenehm und der schützende Mantel half ihm dabei, diese Wärme zu genießen, denn er umhüllte seinen geschundenen Körper. Musste nicht in der Demütigung hier kauern und sich begaffen lassen, musste keine Augen über seinen nackten Körper gieren fühlen und er musste keine Angst ertragen, was sein Peiniger wohl mit ihm anstellen mochte. Der Mantel beschützte ihn. Er durfte ihn behalten, durfte geschützt sein.

Eine Hand löste sich von dem schwarzen Stoff und tauchte zaghaft in die Wanne, umgeben von Wärme hätte Taehyung am liebsten vor Freude geweint, denn er saß in kristallklarem Wasser. Kein Salz darin fügte ihm Schmerzen zu und keine seiner Verletzungen brannte, keine Faser seines Körpers krümmte sich unter Wehklagen und er durfte in sauberem Wasser baden, die Spuren der vergangenen Tage von sich abwaschen und sie vergessen. Verdrängen. Wie einen bösen Albtraum. Mit einem herrlichen Gefühl der Sauberkeit wackelte er mit den Zehen im Wasser, spürte wie es zwischen den Zehen floss und ihnen die Taubheit auskurierte, tat sein Bestes um sich einen Moment zu entspannen und seufzte. Er war ja so müde, so entsetzlich müde und so erschöpft, wollte sich zurücklehnen und ein wenig schlafen doch da lauerte immer noch die böse Angst, dass sich dies als Traum herausstellte und er in Wirklichkeit jeden Moment wieder zurück in diesem dunklen Ort erwachen würde. Dass er nicht in Sicherheit war, sondern immer noch dort unten wo ihn niemand um Hilfe schreien hörte und niemand sich zwischen ihn und diese Männer stellte, die ihm den Leib blutig peitschten und sich an seinem Elend erregten. Taehyung hatte dort grausame Dinge erlebt, unmenschliche und furchtbar grausame Dinge, in eine Wanne wurde er nicht zum Zweck eines Bades gesetzt, sondern man hatte ihn in eiskaltes Salzwasser geworfen und ihm solange den Kopf unter Wasser gedrückt, bis ihm schwarz vor Augen wurde und er mehr Wasser als Luft in die Lungen geschluckt hatte.

„Taehyung, was ist los?"

Ein Schauer rüttelte an seiner Statur und das Wasser begann Wellen zu werfen, während die erlebten Horrorszenarien ihn heimsuchten im stetigen Strom, in dem sich die Wanne mit warmen Wasser füllte. Taehyung zog die aufgeschlagenen Knie eng an seine Brust und senkte den Kopf, Tränen prickelten in seinen Augen und drohten über ihn einzubrechen zusammen mit den Dämonen aus den Schatten, vor denen er lernte sich zu fürchten.

„Taehyung? Was-"

„Bitte nicht!", wimmerte er und schüttelte heftig den Kopf, rückte instinktiv weg von der Person die ihm vorgaukelte nett zu sein und nur darauf wartete ihm diese Hoffnung zu zerstören. Ich werde sterben. Keiner war je nett gewesen, nicht ohne einen abscheulichen Hintergedanken. Taehyung drückte sich an den Rand der Wanne und strampelte gegen die Person, verzweifelt kämpfte er und zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte. Er erstarrte entsetzt. Ich werde sterben. Taehyung begann zu weinen und verkrampfte sich, denn die Hand würde ihn jeden Moment unter Wasser drücken und ihn beim Ertrinken zusehen, ihn hochziehen bevor er bewusstlos wurde und ihn anschließend umso länger zurück in die Wanne drücken, bis er unter ihren Pranken erschlaffte. Wie die Männer mit den schwarzen Masken.

„B-bitte n-nicht...nein", schlotterte er und ein herzzerreißendes Schluchzen brach aus seiner Kehle hervor. „I-ich will nicht s-sterben...b-bi-bitte ni-nicht..."

„Tae sh, sh ich werde dir nichts tun", beruhigte Jungkook ihn mindestens so entsetzt wie der Junge, und nahm seine Hand weg als habe er sich verbrannt, bereute es nicht besser nachgedacht zu haben. Bewusst über die Ängste, die er versehentlich mit seiner Berührung in Taehyung triggerte, schluckte er und brachte es nicht über sich, den geplagten Jungen mit der grausigen Angst allein zu lassen. Er war nicht allein, nicht mehr, Jungkook war bei ihm und würde auf ihn aufpassen. Bedächtig nahm er Taehyung an den Händen und schluckte den drückenden Kloß runter, der ihm den Hals zudrückte als er auf die roten Striemen blickte, die die dünnen Handgelenke brandmarkten. Diese Wichser, dachte er mit wässrigen Augen. Wie kann man so herzlos sein und ein Leben derartig kaputt machen?

Jungkook hielt das schluchzende Häufchen Elend behutsam an den Händen. Sie zitterten und waren eiskalt. Die warmen Finger umschlossen sie sanft, aber bestimmt, und verboten es dem Blondhaarigen, sich selbst Schmerzen zuzufügen indem er orientierungslos um sich schlug. Traurig bedachte ihn Jungkook mit einem kummervollen Blick, denn genau das wollte er vermeiden. Dass sich Taehyung vor ihm, oder wegen ihm, fürchtete. Weil er so dumm war und für einen Moment nicht aufpasste und glatt vergaß, dass man einem Entführungsopfer keine Berührungen aufzwang. Jungkook hasste sich für seine vernachlässigte Achtsamkeit und es schmerzte ihn zu sehen, wie es Taehyung beeinflusste. Das war meine Hand, die würde dir nie das antun, was du durch deren Hände erfahren hast. Also, weil er keine Ruhe fände solange das nicht geklärt war, bemühte er sich, das fragile Vertrauen zu Taehyung anzusprechen, von dem er hoffte, dass es sich bei der Nachhilfestunde damals nicht um eine Täuschung handelte.

„Kannst du dich an unsere Eselsbrücke erinnern?", fragte er leise und zog die Augenbrauen zusammen, um sich gegen die Tränen zu wehren, die in seinen Augen drohten zu fallen. „Wenn man Mais umwandelt, kommt dir das im Kino zugute...", sagte er vor und ihm quetschte es die Brust zusammen wie eine leere Coladose, als er endlich die dünne Stimme leise antworten hörte: „...P-Popcorn..."

„Ja", nickte er mit einem breiten Lächeln, doch seine Augen weinten unberührt von der Freude in seiner Stimme und die Tropfen hinterließen schimmernde Bahnen auf der blassen Haut. Was haben sie dir angetan? Sanft drückte er Taehyung's Hände und bewegte die Daumen über seine Handrücken, hoffte dadurch ein bisschen Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln um ihm die Furcht zu nehmen. Die brauchte er jetzt nicht mehr länger.

„Du bist in Sicherheit, Taehyubg. Hier kann dir nichts passieren. Ist dir schon wärmer?"

Taehyung zitterte und er schniefte kummervoll. Er nickte. Jungkook ließ seine Hände los und wischte sich hektisch über die Wange, er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren und musste einen kühlen Kopf bewahren. Taehyung braucht mich. Bestärkt dadurch, dass er zumindest ein wenig ansprechbar schien und Jungkook anhand dieser Erinnerung erkannte, ihm Glauben schenken mochte dass er in Sicherheit war, machte sich Jungkook bedächtig daran, Taehyung's Haare zu säubern. Vorsichtig. Das verkrustete Blut daran gefiel ihm gar nicht, er biss sich auf die Lippe und erwartete jeden Moment auf eine dunkle Platzwunde zu stoßen, doch dieser Fund blieb dem Arzt erspart. Scheinbar handelte es sich um einen anderen Ursprung und weil dieser nicht unmittelbar an Taehyung's Stirn oder Hinterkopf zu ertasten war, wollte Jungkook im Moment keine weiteren Überlegungen anstellen. Langsam tastete er nach dem Knoten der Augenbinde und wollte ihn öffnen, um die Haare zu waschen und vom verbliebenen Schmutz zu befreien, doch dabei geriet Taehyung's Atmung in einen hektischen Rhythmus und er weigerte sich vehement, das Stofftuch abzunehmen.

Schluchzend schüttelte er den Kopf und zuckte am ganzen Leib auf, als es sich langsam löste. „Nein", weinte er und im Takt seines Brustkorbes warf der Mantel kleine Wellen auf der Wasseroberfläche. „Nein!"

„Ist okay, Tae. Ich bin's, Jungkook. Du bist in Sicherheit. Die bösen Männer sind weg, die tun dir nicht mehr weh", beruhigte er sofort und hielt seine Hand. Taehyung klammerte sich an ihr fest, packte panisch an dieser sicheren Reißleine zu und weil der Ältere sich auf die Zunge biss, verliefen die stechenden Schmerzen in seinen Fingern in stilles Nichts. „Nie wieder", versprach er.

Taehyung verstummte und die Panik ließ nach, langsam, und wieder verfiel er in teilnahmslose Resignation, rührte sich nicht und schien sich aus seinem Körper zu lösen. Niedergeschlagen ließ er sich die Binde abnehmen, hielt jedoch den Kopf weiterhin gesenkt und die Augenlider geschlossen. Jungkook akzeptierte es und wusch ihm mit immenser Nachsicht die Haare rein von Dreck und verkrustetem Blut, strich ihm behutsam die nun wieder blonden Strähnen hinters Ohr und mithilfe eines Handtuchzipfels tupfte er die verdreckten Wangen sauber. Taehyung will die Augen nicht öffnen, weil er sich fürchtet, dass er wieder dort aufwacht, deutete er die Reaktion. In der Finsternis. In dem Raum mit den Männern in schwarz, die ihm weh taten und die nicht aufhörten, wenn Taehyung sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen konnte. Für diese Vermutung brauchte es keine Begründung, man musste sich den Jungen nur anschauen um zu erkennen, dass diese Verletzungen und die psychische Reizbarkeit immenser Gewalteinwirkung zugrunde lagen. Jungkook sprach kein Wort, Taehyung stand eindeutig neben sich und zeigte kein Interesse daran, sich in naher Zukunft über die erlebten Grausamkeiten mitzuteilen. Zu öffnen. Die Wunden waren noch viel zu frisch und er würde selbst die vernarbten Relikte niemehr aus seinem Bewusstsein drängen können, denn sie würden ihn für den Rest seines Lebens begleiten. Traumatisiert und unter Schock ließ er Jungkook machen, rührte sich nicht als er sauber in dem verdreckten Wasser kauerte und deswegen half der Schwarzhaarige ihm aus der Wanne und bat ihn, den Mantel auszuziehen. Bevor Taehyung jedoch die nächste Angstattacke erlitt ohne schützende Kleidung am Leib, wickelte Jungkook ihn rasch in ein großes Handtuch und bedeutete ihm, sich abzutrocknen. Halbherzig tat er es, Handgriffe wie die eines Roboters und unerfahren als habe er jahrelang kein Bad genommen. Taehyung sank auf den Toilettendeckel und gewährte Jungkook durch eisernes Schweigen, ihm die blonden Haare zu trocknen.

Dann folgte der unangenehme Teil, der Jungkook wie ein Stein im Magen lag. Er wollte Taehyung das nicht zumuten, bei Gott nein es war zu früh, doch lieber führte er die Untersuchung durch als ein völlig Fremder, vor dem sich Taehyung sicherlich panisch fürchtete und die Schäden an seiner jungen Psyche noch verschlimmerte. Mit einem Mal verstand er, warum Namjoon ihn ohne Widerworte Teil dieser Mission machte. Taehyung kennt mich, begriff er. Er weiß, dass ich keine bösen Absichten ihm gegenüber hege. Namjoon, du schlauer Fuchs.

Jungkook führte Taehyung zurück ins Schlafzimmer, mit der Hand auf seinem Arm als Führungshilfe, wo er die kleine Lampe auf der Kommode anknippste und sich die Notfalltasche herholte. „Bitte leg dich auf's Bett", sprach er sanft und bereitete eine Packung Pflaster und Wundsalbe vor, die er sicherlich dringend benötigen würde. Daneben richtete er die Schmerztabletten mit einem Glas Wasser an, die Taehyung nicht nehmen musste aber es verlieh Jungkook ein Gefühl der Absicherung, es zumindest anbieten zu dürfen im Bedarfsfall. „Ich möchte mir die Verletzungen ansehen und sie verarzten, damit sie sich nicht entzünden. Wenn es dir zu viel wird, höre ich auf. Gib mir einfach ein Zeichen, irgendetwas, und wir hören auf. Ist das in Ordnung?"

Taehyung stand reglos wie eine Statue an der Stelle, an der Jungkook ihm die führende Hand nahm. Die Augenlider kniff er immer noch fest aufeinander, und weil er zum Bett gehen sollte, es aber nicht tat, begann seine Unterlippe zu beben. Er weigerte sich, die Augen zu öffnen. Jungkook holte aus seiner Socke das Etui mit dem Chirurgen-Set und wiederholte geduldig, verständnisvoll und mit unendlicher Geduld weil es nichts nützte, wenn er ihn anmotzen oder herumkommandieren würde. Langsam stellte er sich neben das Bett, ließ seine Ausstattung einen Moment beiseite um Taehyung so glaubhaft wie menschenmöglich zu versichern: „Du bist hier sicher, Taehyung, die bösen Männer sind weg. Du darfst die Augen öffnen...du bist nicht mehr in diesem Raum"

Taehyung's Schultern begannen verdächtig zu zucken und er wickelte sich das Handtuch enger um die Statur. Er tat keinen Schritt und verweigerte sich vehement Jungkook's Bitten, wimmerte kläglich und die blonden Haare zitterten um sein Gesicht. „Nein"

Jungkook bekam wieder das ungute Magengefühl und wünschte sich, dass er sich täuschte. Er wollte nicht Recht haben, nicht in dieser Situation, und dennoch verriet ihm sein Instinkt die unschöne Wahrheit. Er witterte böses. Sehr böses und sehr viel schlimmer, als er in der Lage war mit seiner notdürftigen Ausstattung zu kurieren. Langsam umrundet er das Bett und näherte sich Taehyung, stellte sich vor ihn und noch bevor er seine nächsten Worte flüsterte, schickte er ein Stoßgebet an jede allmächtige Präsenz, die ihm gerade zuhören mochte. Er betete darum, dass sich seine Vermutung nicht bewahrheitete. Er flehte.

„Taehyung", flüsterte er mit engem Hals. „Mach die Augen auf"

Jungkook lief es eiskalt den Rücken runter. Er sog scharf die Luft ein und schlug sich die Hand auf den Mund, um seine Laute abzudämpfen und seine Bestürzung vor Taehyung zu verbergen. Damit der arme Junge nicht noch größere Schäden nahm, wenn er von einem fachkundigen Mediziner diese niederschmetternde Reaktion erlebte. Zuerst die Entführung, dann die Folter und nun das...Jungkook spürte die Tränen, die ihm die Sicht verschleierten. Das hat er nicht verdient. Im Studium hatte er davon gehört und zwei Kurse darüber besucht, er wusste sofort um was es sich hierbei handelte und er hasste sich dafür, dass sein Instinkt richtig lag. Schon wieder.

Das grün. Es war verschwunden. Anstelle der herrlich grünen Haribo-Augen starrte Jungkook geschockt auf zwei milchig trübe Augenkörper, die halb an Aiden vorbei schauten. Diese abartigen Monster, traute er sich keinen Laut zu geben. Eine Träne kullerte über Jungkook's Wange und er starrte fassungslos in das wahre Ausmaß dieser Grausamkeiten, die einfach kein Ende fanden. Sie haben ihm die Augen chemisch verätzt.

Ein Schluchzer rüttelte an Taehyung's Statur und dicke Tränen flossen aus seinen kaputten Augen, er schämte sich so entsetzlich und bereute es die Lider überhaupt erst geöffnet zu haben. Es war so dunkel wie in dem Gefängnis, egal ob er die Augen aufmachte oder geschlossen hielt und vor der Welt verbarg. Diese Finsternis begleitete ihn von nun an und das zerbrach ihn. „I-ich kann d-dich hören", schniefte er untröstlich und schob vorsichtig eine Hand aus dem schützenden Handtuch, die blind und orientierungslos nach Jungkook suchte und ihn nicht finden konnte. „W-wo bist du? B-bist du noch d-da?", hauchte er leise und weinte verloren, denn die Hand glitt durch die Luft und fand niemanden der bei ihm war. „B-bitte l-lass mich nicht a-allein...bitte k-komm zurück..."

Jungkook stiegen Tränen in die Augen und für eine kurze Schrecksekunde wuchs ihm alles über den Kopf. Darauf, auf derartig schlimme Situationen, war er nicht vorbereitet, weder aus dem Studium noch von den Black Dragon. Bei den Black Dragon war er imstande zu helfen, doch hier? Er konnte überhaupt nichts tun und wurde mit seiner Nutzlosigkeit konfrontiert. Taehyung war blind. Und weil Jungkook den Lehrkurs über die diversen Augenverletzungen mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, wusste er, dass selbst sein Professor an Taehyung's Stadium der Verätzung kein Wunder vollbringen könnte. Es war zu spät um die Sehkraft medizinisch oder chirurgisch zu retten.

Kim Taehyung würde nie wieder die Welt mit seinen grünen Augen erblicken.

Sein gesamtes Leben veränderte sich mit seinen 17 Jahren auf eine Weise, die man dem schlimmsten Feind nicht wünschte.

„Ich bin bei dir", versicherte der Arzt als ihn ein weiterer wehmütiger Laut aus seinen Gedanken riss, und er streckte seine Hand aus, Taehyung ertastete sie und klammerte sich weinend daran fest. Offenbar prasselte die lang verdrängte Erkenntnis nun über ihn ein wie ein Hagelgewitter, so herzzerreißend ihm die Tränen über die Wangen flossen und kein Ende fanden. Jungkook näherte sich ihm und führte ihn hin zum Bett, um wie besprochen die oberflächlichen Wunden zu versorgen bevor sie sich entzündeten. Behutsam zeigte er dem Jungen die Umrisse der Matratze auf, damit er sich nicht an der Holzkante anstieß und wehtat. Unbeholfen krabbelte Taehyung darauf und holte scharf Luft, als er sich auf den kühlen Bezug legte.

Der Schwarzhaarige holte aus seinem Mantel die versteckten Handschuhe, ohne die er sich den offenen Wunden aus Sorge um übertragbare Bakterien nicht nähern wollte. Das Schnalzen der Latexhandschuhe füllte seine Ohren mit einem bekannten, vertrauten Klang aber so sehr er sich einreden mochte, dass es eine weitere Behandlung war wie die vielen anderen, die er routinemäßig durchführte, umso härter stand dazu im Kontrast die Tatsache, die er nicht verleugnen konnte. Der Patient war Taehyung, der Sohn seines Bosses der fast zwei Wochen in Gefangenschaft gefoltert worden war. Es galt nun absolute Konzentration und Jungkook wagte es nicht, sich einen Fehler zu erlauben. Er durfte nicht versagen, nicht jetzt und nicht wenn es Taehyung war, der sich auf ihn verließ.

„W-wo bist du?", flüsterte Taehyung da und weil es Aiden das Herz brach, den einst fröhlichen Jungen nun so kaputt und gebrochen zu sehen, blinzelte er harsch die Tränen zurück. Er umrundete das Bett und setzte sich rücksichtsvoll, mit ausreichend Abstand zueinander um kein Gefühl der Bedrängung auszulösen, auf die Bettkante, in die Taehyung's Gesicht zeigte. Tonlos verfolgte er wie sich die Matratze absenkte und atmete beherzt aus. Jungkook nahm ihn an der Hand und führte sie zu seinem Knie, erlaubte es Taehyung sich daran festzuhalten weil er mit den Händen die Untersuchung vornehmen zu beabsichtigte und dafür keine entbehren konnte.

„Ich bin hier. Versprochen"

„Indianer-Ehrenwort?"

„Indianer-Ehrenwort", versicherte Jungkook mit einem schwachen Schmunzeln, er fasste es als positives Merkmal auf, dass Taehyung aktiven input gab und die Kommunikation nicht bei eintönigen Silben beließ. „Ich werde nun damit beginnen, die Verletzungen von groben Rückständen zu säubern. Es könnte ein bisschen pieksen, aber ich werde vorsichtig sein. Gib mir ein Zeichen wenn du eine Pause brauchst, und ich höre auf, ja?"

Eine verbale Antwort bekam er nicht und das nahm er Taehyung nicht übel. Er erhielt eine körperliche Reaktion, die ihn dazu aufforderte, anzufangen. Taehyung's Hand festigte sich an dem Hosenstoff, umfasste sein Knie und drückte es sanft, wie ihm Aiden vorhin die Hand drückte um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung war. Der Arzt verstand diese lautlose Sprache und zog daraus Zuversicht, der Junge in seiner Obhut würde keinen weiteren Schaden nehmen. Denn er war nicht mehr allein und es war Jungkook, der bei ihm war. Er kannte Jungkook, und er vertraute ihm.

Der Arzt nahm sich das Etui von der Kommode und seine Arzttasche und begann, mithilfe von sterilen Pinzetten und Skalpellen die groben Steinchen und Rückstände der Gefangenschaften zu entfernen, die sich im Badewasser weigerten sich abzulösen. Das Handtuch hatte er gerade soweit vom Rücken gezogen, wie er Arbeitsfläche benötigte. Nachdem die oberflächlichen Krusten abgesäubert waren, tunkte er einen Wattebausch an die Kappe des kleinen Desinfektionsfläschchens und tupfte es über die geröteten Hautpartien. Taehyung zischte schmerzhaft auf und klammerte sich an das Hosenbein, schwieg sonst weitesgehend und ertrug die Verarztung tapfer. Die Behandlung setzte Jungkook am Rücken fort bis ihm Wundsalbe und Pflaster ausgingen und er die schützende Decke über ihn zog, damit er sich darunter den mitgebrachten Pullover anziehen konnte.

Für die nächste Frage musste er tief Luft holen um sie auszusprechen, es fiel ihm unsagbar schwer, denn es war kein Fremder den er behandelte sondern Taehyung. Taehyung, der Stolz eines Vaters der bislang noch kein Lebenszeichen von ihm oder Jungkook gehört hatte und sich bestimmt wahnsinnige Sorgen um seinen Jungen machte. Jungkook räusperte sich und verschränkte die Finger ineinander, damit sie aus Nervosität nicht etwas Dummes anstellten oder begannen an seinem Hemdsaum zu zupfen.

„Wurdest du..."

...missbraucht?

Nicht nur er hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. Der Junge schluckte und verfestigte den Griff an seinem Hosenbein, als wolle er sich daran festklammern um nicht zurück in diesen Raum gezerrt zu werden. „...i-ich weiß es nicht...", flüsterte Taehyung fürchterlich zermürbt und weinte stumme Tränen, dick perlten sie ihm über die Wangen und mit jeder weiteren entfloh ihm ein Teil seiner Kraft. „...nachdem s-sie meine Augen...d-da wurde a-alles schwarz...so entsetzlich dunkel", schluchzte er und es zerrte so arg an Jungkook's Fassung, dass ihm selbst die Tränen kamen. Schon wieder. Wortlos wusste er sich keine andere Möglichkeit um Taehyung zu trösten, als ihn an der Schulter zu tätscheln und dazu aufzufordern, sich aufzurichten. Mit den blonden Strähnen im Gesicht mied er sämtlichen Blickkontakt und zuckte nicht davor zurück, als er zwei Arme um sich spürte und eine Brust, an die er sich lehnen durfte.

Taehyung legte erst zögerlich, dann immer fester die Arme um Jungkook und erwiderte die Umarmung, drückte sich an den einzigen Menschen dem er gerade vertraute und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Hier fühlte er sich sicher, hier fügte man ihm keine Schmerzen zu. Herzzerreißend zerfloss er in Tränen und mit jedem Schluchzer zuckte sein Körper, Jungkook konnte nicht viel mehr tun als ihn festzuhalten und behutsam durch die Haare zu streicheln und zu hoffen, dass es für den Anfang ausreichte, einfach da zu sein.

„Ich beschütze dich", wisperte er und meinte es so, diese drei Wörter bezeugten ein Versprechen und mit jeder Faser seines Körpers schwor der Arzt, alles notwendige zu unternehmen, um Taehyung weg aus dieser misslichen Lage zu bringen.

„Ich will nach Hause", bat Taehyung und zog geräuschvoll die Nase hoch.

„Wir machen uns morgen auf den Weg", versprach Jungkook obwohl er nach wie vor keinen Schimmer hatte, wo sie sich befanden und wie sie ohne Orientierung zurückfinden sollten. „Erst musst du dich ausruhen, in Ordnung? Es schneit zu stark, um heute noch aufzubrechen"

„Bleibst du hier?", flüsterte der Junge an Jungkook's Ohr, zu kraftlos um seine Stimme zu mehr als diese Flüsterung zu überreden. Jungkook nickte, um nichts in der Welt würde er aus diesem Zimmer treten und riskieren, dass Taehyung erneut in Gefahr geriet, also verharrte er als lebensgroßes Kissen und wiegte Taehyung sanft in einen Ruhezustand. Es fühlte sich angenehm an, dachte Taehyung ehrlich, wie er ohne Hintergedanken wahrlich an Jungkook's gute Absichten glauben durfte. Darauf vertrauen. Die Arme hielte ihn weiterhin fest in ihrer Obhut und Taehyung bemerkte, wie unglaublich müde er tatsächlich war. Ein Gähnen verließ ihn und mit den sanften Streichelungen durch seine Haare bemerkte er nicht, dass er tatsächlich in einen traumlosen Schlaf abdriftete. Matt sank er an Jungkook gelehnt zusammen und dieser legte ihn behutsam auf die Matratze, zog ihm die Decke bis zur Nasenspitze und vergewisserte sich, dass das Kissen in einem angenehmen Winkel seinen Kopf stützte. Die Decke hob sich im Rhythmus der gleichmäßigen Atemzüge und die jungen Gesichtszüge schienen befreit von ihrer Misere noch jünger auszusehen. Sorgloser.

Jungkook faltete gegenwärtig die Hände und bedachte den blondhaarigen Jungen mit sorgvoller Miene.

„Fuck", murmelte er und fuhr sich durch die Haare. Das wuchs ihm alles über den Kopf und um sich abzulenken bevor er der nächste Anwärter einer Panikattacke war, schnappte er sich leise seine Instrumente und machte sich im Badezimmer daran, sie zu säubern. Mit dem warmen Wasser im Waschbecken wischte er das Blut ab und kratzte es sich von unter den Fingernägeln hervor. Die Erschöpfung zog über ihn ein, je länger in dem gelblichen Licht stand und monoton dieselben Reinigungsarbeiten durchführte. Er gähnte und hob den Kopf, kreiste mit ihm und hörte ein Knacken in seinem Nacken. Seufzend öffnete er die Augenlider und hätte das Spiegelbild vor ihm beinahe nicht erkannt. Die dunklen Augenringe und die zerzausten Haare erweckten einen ungepflegten Eindruck, nur das mit Blut bespritzte Hemd auf Brusthöhe verriet, dass sich mehr dahinter verbarg als eine vernachlässigte Instandhaltungsmaßnahme.

„Fuck", wiederholte er ein zweites Mal und stützte sich an dem Waschbecken ab, schenkte seiner Reflektion ein emotionsloses Schmunzeln und brummte: „Was ist das nur für eine abgefuckte Scheiße, in die ich da geraten bin? Ich will gar nicht wissen, wie eine dritte Beförderung von Namjoon aussieht"

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