Kapitel 10.3

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„Nenn ihn nicht verrückt", fauchte Lucius wütend zu Leons Verteidigung. „Er ist nur verwirrt. Du kannst nicht leugnen, dass seine Worte manchmal wahr werden."

Ich horchte auf. Hatten sie es etwa getestet? Das war interessant, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Das machte die Dinge noch einmal komplizierter.

„Sie werden wahr?", fragte ich, in der Hoffnung, mehr Informationen zu bekommen. Dabei blickte ich zu Jace. So langsam ging es mir auf die Nerven, dass ich alles so aus ihnen herausziehen musste, doch das sorgte auch dafür, dass wir ein Gesprächsthema hatten und die Reise hoffentlich nicht mehr so lange dauern würde.

Jace wirkte nicht begeistert und vielleicht ertappt. Zumindest war er unruhig. „Einfache Zufälle, Mylord", sagte er und schien nicht zugeben zu wollen, dass da mehr war. „Die Wissenschaft hat keine Beweise für Voraussichten oder Vorahnungen."

Er klang von sich überzeugt und um ihn nicht zu verärgern, nickte ich leicht, seufzte aber: „Wir werden sehen."

Erst einmal würde ich das so stehenlassen, würde aber Lucius Worte im Hinterkopf behalten.

Eine Frau also.

Im Gegensatz zu Jace wusste ich, dass Leon nicht verrückt war. Ich glaubte seinen Worten, auch wenn sie nicht immer sehr eindeutig waren.

Soweit ich das beurteilen konnte, war Leon eine Art Hellseher, dessen Vorahnungen des Untergangs sich oft bewahrheiteten.

Schon in seinem Dorf war er deshalb ausgestoßen wurden, da er eine Hungersnot vorhergesagt hatte, die danach auch eingetreten war.

Man hatte ihn als Hexer aus der Gemeinschaft geworfen, da jeder glaubte, er wäre dafür verantwortlich. Vermutlich hatte das sein Leben gerettet, denn so war er beim Überfall auf das Dorf nicht unmittelbar in der Schusslinie gewesen.

Allerdings waren Hellseher nicht gerade leicht zu erklären. Vor allem nicht, wenn jemand wie Jace, der nur an die Wissenschaft glaubte, überzeugt werden sollte. Daher tat er es auch als verrücktes Geschwätz ab. Es war sowieso ein Wunder, dass er bisher nie an meiner Fähigkeit gezweifelt hatte. Vielleicht dachte er aber auch, dass es sich dabei um etwas handelte, das nur innerhalb der Königsfamilie weitergegeben wurde. Wenn dem so war, dann müsste er Leon als eine Art Teil meiner Blutlinie sehen und vielleicht wollte er genau das nicht. Es war schwer zu sagen, da Jace nicht darüber sprach.

Allerdings war das im Moment nicht wichtig. Mehr interessierte mich, was Leon glauben ließ, dass eine Frau in mein Leben treten würde. Oder hatte ich ihn gar falsch verstanden?

Mein ganzes Leben lang hatte ich darauf geachtet, mich von Frauen fernzuhalten. Das war auch der Grund, warum Lionel diese Gerüchte in die Welt setzen konnte und mir den Thron entreißen. Allerdings war der Grund, warum ich mich von Frauen fernhielt, viel komplexer. Meine Fähigkeiten Emotionen zu manipulieren, waren für sie besonders gefährlich. Auf dem Höhepunkt starker Emotionen war eine Verwandlung für viele unumgänglich. Besonders, wenn sie die Essenz der Drachen in sich trugen.

Als ich jünger gewesen war, hatte ich eine Freundin. Sie hatte sich auf mich eingelassen und starb dank mir einen grauenvollen Tod.

Ich hatte es nicht absichtlich getan, doch ich hatte ihre Gefühle manipuliert und so den Umwandlungsprozess in Gang gesetzt. Ihre Schmerzensschreie verfolgten mich noch heute. Sie hatten sich in meine Erinnerungen eingebrannt.

Ihr verstümmelter, lebloser Körper, der kalt in meinen Armen lag, bescherte mir noch heute Albträume.

An diesem Punkt hatte ich mir geschworen, mich von Frauen fernzuhalten, um ihnen nie wieder etwas Derartiges anzutun. Ich behandelte sie wie Plagen, damit sie mir nicht zu nahekamen.

Leon musste sich irren. Ich würde es auf keinen Fall zulassen, dass eine Frau in meine Nähe kam.

„Mylord?" Jace Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Wir sind angekommen", verkündete er und öffnete die Kutschentür. „Wir brauchen Euch, um den Schleier zu lüften."

Nickend verließ ich die Kutsche, um mich umzusehen. Dabei war mein Blick noch immer von den Gedanken an die Frau getrübt, die ich getötet hatte. Daher versuchte ich, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Vor mir breitete sich allerdings nur das Meer aus. Nichts hier deutete daraufhin, dass hier eine Insel war. Außer vielleicht der kleine Steg, der wirkte, als wäre er abgeschnitten.

Hodor war ein großartiger Mann gewesen. Er hatte gewusst, was er tat, als er diesen magischen Schleier erschuf.

Weil sich die Drachen von der Menschheit verstecken mussten, hatte er einen Zauber um die Insel gelegt, die dafür sorgte, dass niemand sie erblicken konnte. Um das bewerkstelligen zu können, hatte er jedoch sehr große Kraft gebraucht. Darum hatte er sich mit dem mächtigsten aller Drachen verbunden. Drogo. Bis dahin galt es als unmöglich, sich mit einem Drachen zu verbinden. Hodor und Drogo hatten, in ihrem Bestreben alle zu retten jedoch das Gegenteil bewiesen.

Dadurch war Drogo zu einer Energiequelle geworden, die Hodor erlaubt hatte, mächtige Zauber zu wirken. So mächtig, dass es sich heute kaum noch jemand vorstellen konnte. Zudem hatte er überall die Möglichkeit auf Drogos Magie zuzugreifen.

Je mächtiger der Drache, mit dem man sich verband, desto mächtiger wurde man selbst.

Hodor hatte sich mit dem mächtigsten Drachen verbunden, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Damit war er zum mächtigsten Mann im Universum geworden.

Viele hatten Hodor nachgeeifert, doch sie alle waren gescheitert und unheilsamen, schrecklichen Wahnsinn erlegen. Der menschliche Verstand musste stark sein, um diese Belastung auszuhalten.

Hodor hatte in seinem Leben viele großartige Dinge vollbracht, doch Avalon war das interessanteste von ihnen. Leider war der Name heute fast vergessen.

Hier hatten die Drachen, von der Außenwelt versteckt, leben können. Er hatte einfach die gesamte Insel unsichtbar gemacht, weshalb sich vor uns auch nur Meer aufbaute. Niemand, der es nicht wusste, würde hier suchen. Zum Glück war diese Information nur in der Königsfamilie und deren engsten Vertrauten weitergegeben.

Die Insel war auf keiner Karte mehr notiert und auch aus den Geschichtsbüchern verschwunden. Nur wenige Menschen hatten Kenntnis darüber, wo genau sie lag. Das menschliche Auge würde sie niemals finden. Nur ein direkter Nachkomme konnte den Schleier lüften. Danach dauerte es etwa eine Stunde, bevor sich der Zauber von selbst erneuerte und die Insel wieder verschwand.

Ich atmete tief durch und wandte mich dann nach innen, um mich in die Tiefe meiner Macht zu begeben. Dort unten schlummerte noch immer ein winziger Teil von Hodors Kraft. Der Teil, der mit meinem Blut weitergegeben wurde.

Es war ein warmes, sanftes Gefühl, das Kraft und Reinheit ausstrahlte.

Ich verweilte einen Moment in diesen Gefühlen, bis es mich vollständig umhüllte. Erst jetzt streckte ich meine Hände ins Nichts aus.

Ich konnte es spüren. Avalon. Es lag außerhalb jeglichen, physischen Begebenheiten. Weg von Zeit und Raum.

Tief luftholend drückte ich das wärmende Gefühl nach außen in meine Hände und verankerte es an der Insel, um sie ins Reich der Menschen zu ziehen. Nur für einen Moment.

Ich konnte hören, dass die Leute um uns herum staunende Geräusche von sich gaben. Vermutlich hatten sie noch nie etwas Derartiges gesehen. Was ich verstehen konnte. Magie an sich war nichts mehr Alltägliches und das hier war selbst in der Zeit der Magier nicht normal gewesen.

Als ich meine Augen öffnete, konnte ich sehen, wie der Schleier langsam verblasste und dahinter ein Steg zum Vorschein kam, der uns auf eine große Insel führte. Diese wurde immer klarer, doch der Schleier öffnete sich nicht komplett. Es blieb ein Loch, das lediglich den Steg befreite, sodass wir eintreten konnten.

„Wir haben eine Stunde", verkündete ich und ließ meinen Blick über mein Gefolge wandern. „Sorgt dafür, dass keine Zeit verschwendet wird."

„Jawohl, Mylord", erklangen ihre Stimmen im Chor, während ich zu meinem Wagen zurücklief. Es hatte mich erschöpft, weshalb ich mich kurz ausruhen wollte. Es war lange her, dass ich derartige Zauber genutzt hatte. Vermutlich war ich aus der Übung.

„Leute", wandte ich mich an Lucius und Jace. „Wir werden innerhalb einer Stunde auf Avalon sein. Was ist euer Plan, um die Insel zu stabilisieren und für Disziplin zu sorgen?", fragte ich, denn ab jetzt zählte jede Sekunde und wir mussten uns gut absprechen.

„Wir müssen brutal und energisch vorgehen, Mylord", stellte Lucius klar, auch wenn er wusste, dass mir dieses Vorgehen nicht lag. Ich verstand jedoch, warum er der Meinung war. „Ich habe fünf Fraktionen identifiziert. Sie kontrollieren jeweils einen Teil der Insel. Wir müssen diese Fraktionen vollständig vernichten und dafür sorgen, dass sie als Mahnung für diejenigen gelten, die ihren Platz einnehmen wollen. Sobald dies erledigt ist, können wir Ordnung auf der Insel schaffen und langsam unsere Armee aufbauen", führte er genauer aus, was mich nachdenklich machte.

Es würde nicht einfach werden, das war klar. Unsere Kampfkraft war nicht so groß, dass wir es mit allen gleichzeitig würden aufnehmen können. Nach und nach sollte es aber machbar sein. „Möge Hodor mit uns sein", murmelte ich als Zeichen, dass ich für alles vorbereitet war.

„Möge Hodor mit uns sein", riefen meine Gefolgsleute im Chor und dann rollte der erste Karren los.

In unsere neue Heimat. Avalon, die Insel der Gefangenen und das größte Geheimnis der Drachen.

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