TWENTY - Er muss verschwinden

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»It's weird how you can dislike a person,
and still care about them so much
at the same time«
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Mateo POV

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Lustlos sitze ich auf dem Dach unseres Apartmentkomplexes, und starre in die Dämmerung hinaus. Den ganzen Tag habe ich nach meinem Besuch bei Kiara nichts Anderes mehr gemacht, als Recherchen anzustellen. Diese bestanden daraus, meine Familie mit Fragen zu löchern, die nicht zu nahe an das Geschehen damals rangehen würden, jedoch trotzdem einiges an Informationen liefern könnten. Und das haben sie.

Jedoch bin ich mir innerlich bewusst, dass ich alles, was vor ein paar Wochen passiert ist, aufwühlen muss, um all die Informationen zu erhalten, die ich brauche. Und dazu bin ich noch nicht bereit. Keiner von uns ist das, der Schock sitzt noch zu tief. Alles sitzt noch zu tief. Ich greife nach einem kleinen Kiesel, von denen es auf diesem Dach nur so wimmelt, und schmeiße ihn runter auf die Straße. Natürlich bin ich viel zu weit oben, um den Kieselstein länger als eine halbe Sekunde zu sehen, doch das war auch nicht meine Absicht. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was genau meine Absicht war. Ich wollte einfach etwas vom Dach werfen.

Mit einem lauten Seufzen kündigt Gian sich aus dem Nichts an, und lässt sich kurz darauf neben mich auf den Hosenboden fallen. Eine Weile schweigen wir nur, ehe ich meinen Blick vom Horizont abwende, und ihn fragend auf meinen kleinen Bruder richte. Dieser starrt wie ich fast hypnotisiert auf den Himmel. „Du weißt, dass dir die Infos nicht reichen werden, oder?" Ich wende den Blick wieder ab, und nicke langsam. „Ich weiß", erwidere ich nur, und schließe kurz die Augen. „Wieso denkst du, dass er es gewesen sein könnte? Er ist garantiert nicht der einzige Kriminelle hier."

Diesmal lasse ich mir etwas mehr Zeit mit meiner Antwort, und werfe erneut ein Kieselsteinchen vom Dach. Dann zucke ich mit den Schultern, und strecke mich kurz. „Es ist ein Gefühl", erkläre ich dann, und schaue zu meinen Turnschuhen. „Außerdem hat Kiara seinen Geruch beschrieben. Ich erinnere mich an seinen Geruch." Diesmal horcht Gian auf, und sieht zu mir. „Du kennst seinen Geruch?" Ich nicke. „Ja. Vergiss nicht - ich war von euch allen der einzige, der den Typen aus nächster Nähe erlebt hat. Da bleibt schon was hängen."

„Ich war direkt neben dir, Mateo."

„Ja, und hast geschlummert wie ein Baby."

Gian sagt nichts mehr, vor allem nicht, nach dem etwas harschen Unterton in meiner Stimme. „Ich habe nicht freiwillig geschlafen", murmelt Gian dann bloss verletzt, und will sich erheben, woraufhin ich schnell aufstehe und mich ihm in den Weg stelle. „Warte, ich meinte das nicht so. Ich weiss, dass du nichts dafür kannst. Aber ich war nun mal der einzige, der wach war und seinen Geruch noch immer in der Nase hat." Mein Bruder sieht mich eine Weile an, ehe er sich wieder hinsetzt. „Also. Was willst du machen?" Ich setze mich ebenfalls wieder hin, und winkle die Beine an. Dann zucke ich ratlos mit den Schultern.

„Ich weiss es nicht", gebe ich dann zu, und fahre mir durch die Haare. Ich habe absolut keine Ahnung, was ich tun soll, um diesen Typen ausfindig zu machen. Ich weiss nicht mal, ob es wirklich derselbe ist, der Kiara versucht hat zu entführen. Wollte er sie überhaupt entführen? Diese Frage schießt so plötzlich in meinen Kopf, dass ich sie ausspreche, woraufhin Gian mich verwirrt ansieht. „Was?", fragt er dann, und ich räuspere mich. „Sorry, ich habe nicht darauf geachtet, was ich sagte. Aber da ich's sowieso schon ausgesprochen habe – denkst du, dass der Typ Kiara überhaupt entführen wollte?"

Jetzt sieht Gian mich noch verwirrter an, und lehnt sich etwas zurück. „Du meinst, er hat vielleicht andere Absichten gehabt?" Ich zucke mit den Schultern und nicke. „Ja, ich meine – er hat nie explizit gesagt, was er von ihr will. Weder ihr gegenüber noch mir. Was, wenn er andere Pläne hatte?" Eine Weile ist es still, ehe Gian sich wieder kerzengerade aufrichtet, und die Stirn in Falten legt. „Zum Beispiel?"

„Naja, vielleicht wollte er sich an ihr vergehen. Als Rache für irgendwas. Immerhin wissen wir ja schon, dass er sie gezielt ausgesucht hat, die beiden Typen sind schon mit ihr als Ziel zur Party erschienen. Normalerweise werden Opfer solcher Vergehen zwar schon vorher ausgesucht, jedoch nicht mit so einem Karacho geschnappt. Was auch immer sein Ziel war – der Grund ist persönlich. Kiara ist direkt oder indirekt darin verwickelt."

„Dann haben wir noch ein weiteres Problem."

Ich schaue Gian verwirrt an. „Und das wäre?" Mein Bruder erhebt sich, und läuft auf dem Dach hin und her. „Na, nehmen wir mal an, du hast den Typen nicht gemurkst. Dann erholt er sich irgendwann wieder, und dann wird er dort weitermachen, wo er aufgehört hat. Er wird Kiara nicht einfach in Ruhe lassen, wenn er sie für seinen Rachezug gegen wen auch immer braucht. Und das schon bekannte Problem wäre, dass er dich nun auch auf dem Radar hat." Ruckartig hebe ich den Kopf. „Er wird Kiara wieder aufspüren", sage ich dann leise, und Gian nickt. „Bingo."

Ich schliesse die Augen, und presse den Kiefer zusammen. „Ich hasse dieses Mädchen", murre ich dann, und Gian lacht leise. „Woher kommt das denn jetzt?" Ich seufze, und erhebe mich ebenfalls. „Probleme. Sie bereitet mir Probleme, mit denen ich nichts zu tun haben möchte, und sie ist so unglaublich arrogant, dass ihre Nase bald den Himmel berührt. Sie weiss wer sie ist und das pisst mich an." Mein Bruder grinst nur doof, während ich ihm gegen die Schulter boxe.

„Was grinst du so?", murre ich dann, und Gian zuckt bloss mit den Schultern. „Es gab bisher nur ein Mädchen, das dich so aufgeregt hat. Normalerweise sind Mädchen dir ja egal." Ich verdrehe bloss die Augen, und laufe langsam auf den kleinen Block zu, in dem sich hinter der Türe nach außen eine Treppe befindet. Dort angelangt drehe ich mich fragend zu Gian um, der immer noch auf dem Dach steht. „Worauf wartest du?", frage ich ihn, und sein Gesichtsausdruck wechselt von amüsiert zu verwirrt. „Wohin willst du?", stellt er dann als Gegenfrage, und ich hebe eine Augenbraue.

„Na, zu Kiara? Wenn ich ihr schon einmal den Arsch gerettet habe, kann ich das auch ein zweites Mal. Außerdem werde ich so vielleicht endlich den Typen kennenlernen, der mein Leben zerstört hat." Gian hebt ebenfalls eine Augenbraue, und kommt zu mir. „Und du tust das natürlich nur, weil du den Typen kennenlernen willst, richtig?" Ich zeige ihm nur den Mittelfinger, und verschwinde dann im Treppenhaus. 

Natürlich tue ich das nur, damit ich den Drecksack endlich kennenlerne. Ich kann es kaum erwarten, ihm diesmal richtig die Fresse zu polieren.

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Mittlerweile ist es dunkel, und ich verlasse gerade den Parkplatz von Kiaras Haus. Natürlich ist sie nicht zu Hause. Schon sichtlich genervt von meiner grandiosen Idee, sie jetzt aufzuspüren, wähle ich die Nummer meines Bruders, welcher auch direkt rangeht. „Lass mich raten – sie ist nicht zu Hause?" Ich seufze, und verdrehe die Augen. „Nein, natürlich nicht."

„Ich hab's dir gesagt."

„Halt die Klappe oder ich sage dir gleich mal was."

Gians Lachen ertönt am anderen Ende der Verbindung, und ich schüttle bloss den Kopf. Unreifes Kind.

„Wie läuft's bei dir? Erfolgreich?" Gian ist währenddessen zu Sheila und Mila gefahren, da diese meines Wissens Kiaras beste Freundinnen sind. Sollte sie also nicht zu Hause sein, wird sie wohl bei einer von den beiden sein. Immerhin machen Mädchen das doch so. „Mila weiss nicht, wo Kiara ist. Ich bin gerade unterwegs zu Sheila." Ich höre Gian daraufhin leise fluchen, und noch etwas weiter weg ertönt ein Hupen. „Arschloch", murrt mein Bruder dann, und jetzt schmunzle ich ein wenig. „Na, Probleme auf der Straße?"

„Halt die Klappe. Was machst du jetzt?"

Ich überlege kurz, und starte den Motor meines Wagens. „Ich komme zu Sheila. Wir treffen uns dort." Mit diesen Worten lege ich auf, und fahre viel zu schnell vom Parkplatz. Es wäre natürlich viel einfacher gewesen, Kiaras Handy zu orten, doch ich habe ihre Nummer nicht. Und Gian auch nicht. Also müssen wir es auf die altbekannte Methode machen, in dem wir sie überall suchen. Wie verdammte Detektive. Das FBI wäre sowas von eifersüchtig. 

Bei dem Gedanken an das FBI schüttle ich mich aus Reflex, und verziehe das Gesicht. Ich verabscheue jeden, der dort arbeitet, und das aus gutem Grund. Nicht nur deshalb, weil mein Vater uns das so eingeprägt hat.

Ich hasse sie wirklich, allesamt.

Mein Handy klingelt erneut, und ohne auf die Nummer zu schauen, nehme ich den Anruf genervt an. „Gian, was ist denn jetzt noch?" Eine Weile ist es still, und ich kann einen etwas schnellen Atem vernehmen. „Gian?", frage ich nach, doch als ein Räuspern ertönt, klingt dies zu weiblich für meinen Bruder. „Ich bin's", meldet sich dann eine dünne Stimme, und ich bremse vor Schreck fast mitten auf dem Highway ab.

„Kiara?", frage ich etwas ungläubig, und ein leises „Ja" ertönt als Antwort. „Woher hast du meine Nummer?", frage ich sofort weiter, und kann ein leises Schmunzeln vernehmen. „Gian hat mir im Club eine Nummer gegeben. Ich wusste nicht, ob es seine oder deine war. Jetzt weiss ich es." Ich hebe eine Augenbraue, und schüttle dann bloss den Kopf. Natürlich steckt Gian ihr meine Nummer, und nicht seine. „Aha", erwidere ich deshalb nur, und verlasse den Highway.

„Und wieso machst du erst jetzt Gebrauch dieser Nummer? Soweit ich das hier beurteilen kann, sind wir schon lange nicht mehr im Club." Diesmal erhalte ich ein genervtes Seufzen als Antwort, was mir ein triumphierendes Grinsen auf die Lippen zaubert. „Ich habe ein Problem", erklärt Kiara mir dann hörbar widerwillig, und ich horche auf. „Und zwar?"

„Ich werde beobachtet. Ich meine verfolgt-beobachtet."

„Du meinst gestalkt?" Meine Frage schwebt eine Weile im Raum, ehe Kiara antwortet. „Ja, nein... so halbwegs. Ich war eben mit Sheila am Strand, gegen den Willen meines Vaters, und dann war da ein Mann, der uns beobachtet hat. Danach sind wir gegangen, und jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause und habe immer wieder das Gefühl, dass der Typ hinter mir nicht zufällig hinter mir ist." Diesmal bremse ich wirklich, und ziehe das Lenkrad nach rechts. Ruckartig komme ich neben der Straße zum Stehen, und schalte das Licht im Auto ein.

„Wo bist du?", frage ich ernst, und Kiara nennt mir ihren Standort. Ich nicke, notiere ihn mir, und wende dann. „Gian oder ich werden gleich bei dir sein. Ich weiss nicht, ob er näher an dir dran ist. Bleib wo du bist, okay?" „Okay." Ich lege auf, und wähle direkt wieder die Nummer von Gian. „Wo ist sie?", fragt dieser sofort, und scheint dementsprechend von Sheila dieselbe Information erhalten zu haben, wie ich von Kiara. „Ich schick dir ihren Standort. Wer schneller da ist schickt dem anderen ein Zeichen. Wir treffen uns dann-"

„-beim Treffpunkt. Alles klar." Gian legt auf, noch bevor ich etwas sagen kann, und ich lege mein Handy auch wieder weg, ehe ich in die Richtung davonbrause, in der Kiara sich befindet.

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Gut zwei Stunden später verlasse ich das Gästezimmer, in dem Kiara endlich friedlich schläft. Gian hat sie zuerst gefunden, und das total verängstigte Mädchen zuerst zu unserem seit Jahren ausgemachten Treffpunkt gebracht, ehe wir uns dazu entschieden haben, sie für heute zu uns nach Hause zu nehmen. Unsere Eltern sind nicht da, und werden auch die nächsten Tage voraussichtlich abwesend sein. Zwar hat Mirco, ein sehr enger Freund meines Vaters, die Aufgabe, ein Auge auf uns zu werfen. Doch wir kennen Mirco gut genug, um zu wissen, dass er dieses Auge auch gerne mal zudrückt.

Im Wohnzimmer angekommen, sitzt Gian nachdenklich auf dem Sofa, und hebt den Blick, als er meine Schritte hört. „Schläft sie?" Ich nicke, und lasse mich in das weiche Polster unseres Sofas sinken. Eine Weile schweigen wir, ehe ich laut seufze. „Konntest du was herausfinden?" Gian nickt stumm, und schon anhand seines Blickes kann ich erkennen, dass die Nachrichten nicht gut sind. „Ich habe unsere schnellsten Kontakte spielen lassen... und herausgefunden, dass der Typ lebt. Er wird übermorgen aus dem Krankenhaus entlassen, ist aber lange noch nicht fit."

Ich schlucke trocken, und nicke dann. „Er muss verschwinden", presse ich dann wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und schliesse die Augen. „Und bis dahin müssen wir verschwinden."

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Wie denkt ihr, dass Mateo das mit dem Verschwinden meint?

Und was glaubt ihr, dass "damals" passiert ist, da es Mateo und seine Familie so aufgewühlt hat/ immer noch aufwühlt?

- Xo, Zebisthoughts

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