Einsam - so wie jedes Jahr

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Kennst du dieses Gefühl von Einsamkeit. Dieses Gefühl, wenn du weißt, dass du wahrhaftig alleine bist. Ich sitze hier inmitten einer dieser unzähligen Einkaufsstraßen auf einer dieser Bänke, die hier bestimmt schon unzählige Jahre steht.

Um mich herum sind nur Menschen. Junge und alte Menschen. Frauen und Männer, Mädchen und Jungen. Fröhliche und traurige Menschen. Trotzdem fühle ich mich allein.

Es gibt niemanden in diesem Moment, der neben mir auf der Bank sitzt. Niemand dem ich von meinem Tag erzählen kann und der mit mir über die verrücktesten Geschichten lacht. Niemand, der mit mir durch diese vielen Kaufhäuser geht und mit dem ich mich über die Preise aufregen kann. Niemand.

Langsam stehe ich auf, darauf bedacht, nur auf den Boden zu blicken. Noch ein lächelndes Gesicht und ich weiß nicht, wie ich reagiere. Eine Stunde habe ich auf diese Bank gesessen und ich weiß, dass ich es morgen wieder tun werde.

Diese Bank ist der einzige Ort, wo ich nachdenken kann und meine Ruhe habe. Der einzige Ort, wo ich mein Leben vergessen kann. Doch dann tue ich den Fehler und hebe meinen Blick. Er fällt auf drei Mädchen, die zusammen an den Läden vorbeispazieren und immer wieder auf die Schaufensterpuppen mit der neusten Mode zeigen.

Ich spüre einen Stich in meinem Herzen und wende meinen Blick schnell ab. Ich weiß nicht, wann ich so etwas mit meiner besten Freundin mal gemacht habe. Ich weiß nicht, wann ich überhaupt das letzte Mal mit ihr, was gemacht habe. Meistens sehen wir uns in der Schule oder chatten über das Handy. Kann ich sie überhaupt noch als beste Freundin bezeichnen?

Auf jeden Fall ist si meine älteste Freundin. Wir haben uns schon im Kindergarten kennen gelernt und sind seit dem, Freundinnen. Aber ich habe gemerkt, wie sie sich verändert hat. Sie legte auf einmal Wert auf Klamotten und Make-Up.

Die Zeit, wo wir uns draußen vorstellten, dass wir Prinzessinnen oder Elfen sind, war auf einmal vorbei. Stattdessen redete sie nur noch über die neusten und beliebtesten Stars. Der gutaussehende Schauspieler hier und der coole Sänger da. Ich tat es ihr einfach gleich. Schließlich war sie meine beste Freundin. Und ab und an auch meine Einzige.

Jetzt fällt mein Blick auf eine Mutter, die ihre kleine Tochter an die Hand nimmt und durch das Einkaufszentrum zieht. Die Tochter aber bleibt immer wieder bei den Schaufenstern stehen und deutet auf die neusten Spielzeuge, die gerade im Angebot sind.

Doch immer wieder schüttelt die Mutter den Kopf und redet auf ihre Tochter ein, bis diese nachgibt und sich weiter mitziehen lässt.

Selbst aus dieser Entfernung kann ich sehen, dass es der Mutter manchmal das Herz bricht, ihrer Tochter den Wunsch nicht erfüllen zu können. Ob es an Geldmangel liegt oder an einem anderen Grund kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Angestrengt versuche ich mich, daran zu erinnern, wann mir das letzte Mal etwas abgeschlagen worden ist. Das neuste Handy auf dem Markt hat mein Vater mir sofort gekauft und auch auf das Konzert von meinem Lieblingssänger konnte ich mit meiner besten Freundin gehen. Für die neue Geige sind meine Mutter und ich mal eben zu einem dieser hochmodernen Geigenläden gefahren und auch den neuen Laptop habe ich mal eben bekommen.

Doch manchmal wünsche ich mir schon, dass ich nicht alles bekomme. Dass ich mich für ein paar Sachen auch ab und zu mal anstrengen muss und nicht alles vor die Füße gelegt bekomme, wie eine Prinzessin. 

Nach der Mutter mit dem Kind erregt ein junges Paar meine Aufmerksamkeit. Verliebt sehen sie sich an, während sie Händchen halten. Ihre Umgebung nehmen sie gar nicht richtig wahr, da sie nur Augen für den anderen haben.

Werde ich jemals so verliebt sein? Ich hatte schon drei-vier Beziehungen, aber nie konnte man es als solches bezeichnen. Alle von ihnen waren irgendwelche Sportler, die genauso hohl in der Birne waren wie beliebt an der Schule. Also sehr.

Für meinen Vater zählte nur ihre Fähigkeiten im Sport, ihr Aussehen und natürlich der Kontostand ihres Vaters. Sobald jeder dieser Punkte von meiner Mutter auf einer Skala mit einer zehn bewertet worden war, galt er als für mich akzeptabel. Also genau das, was mich in keinem Fall interessierte.

Mit schnellen Schritten verlasse ich die Fußgängerzone und gehe die Straßen entlang. Nach einem kurzen Fußmarsch erhebt sich vor mir eine imposante Villa, in der früher ein Herzog hätte leben können. Selbstsicher gehe ich die Stufen hinauf und schließe die Tür auf.

Drinnen bemerke ich sofort eine neue Nachricht auf meinem Handy. „Happy Birthday", lese ich die Nachricht meiner besten Freundin. Genau wie jedes Jahr. Ich weiß jetzt schon, dass ich sie wie jeden Tag heute nicht sehen werde, selbst wenn wir nur wenige Straßen voneinander entfernt wohnen.

Wieso sollte sie auch das Haus verlassen und einen Fußweg von fünf Minuten auf sich nehmen, um mir zu gratulieren? Seltsame Vorstellung, was? Auf dem Esszimmertisch fällt mein Blick sofort auf ein kleines Päckchen mit einem kleinen Zettel dran.

„Dein Vater und ich müssen noch etwas in der Firma erledigen. Es könnte später werden", lautet die Nachricht. Sie bedeutet so viel wie: „Wir müssen noch arbeiten, da wir nie genug Geld haben können. Rechne vor elf Uhr nicht mit uns." So wie jedes Jahr.

Mein Blick schweift zu dem Päckchen, in dem wahrscheinlich etwas sehr Teures ist. Vorsichtig öffne ich dieses und tatsächlich kommt eine Kette mit irgendeinem großen Edelstein zum Vorschein.

Ich persönlich warte noch auf den Moment, wo sie mir eine antike Vase schenken oder etwas ähnliches in der Art. Denn mit beidem kann ich gleich viel anfangen. Mein Zimmer mit ihnen dekorieren und vor anderen Leuten damit angeben.

Die Kette berühre ich nicht mal. Stattdessen lasse ich sie dort, wo sie ist, und setze mich auf die Couch und gucke meinen Lieblingsfilm.

So wie jedes Jahr.

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