Kapitel 2 - Paris

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Eine Auswahl an Masken? Vor mir lagen drei verschiedene Masken. DREI.
Eine sah aus, als wär sie aus dem Star Wars Universum persönlich entsprungen, die andere erinnerte mich an einen Panther und die letzte – sie lag in der Mitte – war eine Abbildung von Salvador Dalí, einem spanischen Maler.
Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter, da ich mich tatsächlich noch an sein Gesicht mit dem auffälligen, markanten Schnurrbart erinnerte. Das letzte Mal hatte ich wahrscheinlich im Kunstunterricht von ihm gehört.
Da der Professor extra betont hatte, wir wollen ein Statement setzen und keine Angst verbreiten – und die Darth Vader Maske sowie der Panther auf mich eher unheimlich wirkten – entschied ich mich für Dalí. Zudem war er der Einzige, der die Weltgeschichte prägte und in seinem Tun als Künstler tatsächlich ein Statement gesetzt hatte. So wie wir es tun wollten.
Denn ich bezweifelte, dass Darth Vader jemals eine Bildungseinrichtung besucht oder ein Heilmittel für Krebs erfunden hatte, noch ein absehbares Bild gemalt hatte...

Ich stapelte die zwei übrig gebliebenen Masken übereinander und legte die Maske mit dem auffälligen Schnurrbart und den weit aufgerissenen Augen in die Mitte des Tisches, um meine Auswahl erkennbar zu machen.
Ich schnappte mir wieder meine Taschenlampe vom Tisch und verließ den modrig riechenden Raum. Jeder meiner Schritte hallte im Raum wieder und ich hätte schwören können, dass es hier drinnen spuckt, so leise war es. Unheimlich.
Ich quietschte erschrocken auf und sprang einen Schritt nach hinten. Vor mir stand Tokio. Sie kam aus dem Nichts und stand plötzlich vor mir. Überrascht keuchte ich und sah sie tadelnd an. Sie konnte mich doch nicht so erschrecken.

„Ach, die Prinzessin“, ich sah sie atemlos an. Wie hatte sie mich genannt? Prinzessin?
„Wie bitte?“, verständnislos sah ich sie an. Wie kam sie darauf, mich so zu nennen?
„Du hast mich schon verstanden Prinzessin.“, sie baute sich vor mir auf und reckte ihr Kinn. Sie trotzte vor Selbstbewusstheit und plötzlich bekam ich Mitleid mit Rio. Er war ihr definitiv nicht gewachsen und vielleicht sollte ich ihm gleich heute noch davon abraten, etwas mit ihr anzufangen. Den Blicken nach zu urteilen, könnten die beiden sich nämlich auch nur mit ihren Augen ausziehen.
„Was machst du hier unten?“, ihr Blick war streng, ihre Stimme ebenfalls.
„Dasselbe könnte ich dich auch fragen“, mit einem kleinen stolzen Grinsen sah ich sie an. Sie riss sich zusammen, um nicht etwas Unüberlegtes zusagen.

Sie deutete stattdessen auf das schwarze Sturmgewehr in ihrer Hand. Eine MG3. Wenn ich eines von einem kriminellen Vater gelernt hatte, dann das.
„Ich muss Munition nachholen“, ich nickte verstehend. Für sie war die Konversation anscheinend beendet, denn sie war bereit zu gehen.
Doch ich hielt sie mit meinen Worten auf „Warum Prinzessin?“
„Warum nicht?“, ihre Schultern zuckten, doch ich sah sie nur eindringlich an. Sie hatte einen Grund dafür.
Tokio seufzte genervt.
„Du siehst nicht aus, wie jemand, der Kriminelles macht. Du passt nicht zu unserem Haufen und ich frage mich deshalb, was du hier machst. Wir alle haben nichts zu verlieren, du hingegen siehst aus, als würde zu Hause dein süßer Nerd Freund mit Rosen und Abendessen auf dich warten. Also aus welchem Grund auch immer du hier bist, ich finde es heraus.“
Am liebsten hätte ich ihr gesagt, weshalb ich wirklich hier war. Doch das konnte und durfte ich nicht. Der Professor hatte ausdrücklich gesagt, dass wir keine persönlichen Informationen preisgeben sollten und er hatte mich vorhin auch noch einmal zur Seite genommen. Um mir ein zweites Mal zu verstehen, zu geben, dass wir in den nächsten Wochen fremde Leute waren. Keiner sollte wissen, dass er mein Onkel und Berlin mein Dad war. Zur Sicherheit. Also hielt ich mich daran.

....

Ich stand auf der Veranda und sah meinen Vater in der Ferne auf einem hölzernen Stuhl sitzen. Er saß nicht weit vom Schießstand entfernt, wahrscheinlich um die Schusstechniken der anderen zu bemängeln. Doch wenn ich genauer hinsah, starrte er nicht Tokio, Oslo, Helsinki, Nairobi, Denver und Moskau an, sondern konzentriert in die Ferne. Außer unserer Villa war nicht viel um uns herum. Hauptsächlich Hügel, Wiesen und Felder. Eine leichte Brise ließ die Blätter auf den Bäumen zum Rauschen bringen und ich spürte, wie mich dieses Geräusch entspannte. Meine Schultern sanken nach unten und ich atmete tief die angenehme Mittagsluft ein. Ich werde mich definitiv mit diesem Ort anfreunden können in den nächsten Monaten. Ich schloss meine Augen und legte meine Unterarme auf dem morschen Geländer ab. Unter anderen Umständen wäre das hier der Ort zum Abschalten. Wäre da nicht nur das ständige laute Knallen der Waffen wenn ein Schuss abgefeuert wurde.
„Müsstest du nicht eigentlich beim Schießtraining sein wie die anderen?“, erschrocken zuckte ich zusammen und hielt die Luft an, als eine raue Stimme hinter mir ertönte.

Ich fuhr herum, um zusehen, wer mich so erschrocken hatte und atmete, erleichtert auf, als ich wahrnahm, dass es nur Diego war. Ich schüttelte auf seine Frage hin den Kopf und sah ihm genauestens dabei zu, wie er lässig angelehnt am Türrahmen lehnte und mich fragend musterte.
„Ich habe es nicht so mit Waffen“, ich lehnte mich vorsichtig mit dem Rücken an das Geländer und betete dafür, dass es stabil genug war, um nicht jetzt auseinanderzubrechen und sollte es soweit kommen, dass Diego eine ausreichend schnelle Reaktionszeit hatte, um mich rechtzeitig festzuhalten. Diego fing an, amüsiert zu lachen. Ich sah ihn mit hochgezogener Braue an. Was war plötzlich so lustig?
„Sag nicht, du bist eine von denjenigen, die denken, dass die Welt ohne Waffen ein besserer Ort wäre und überall Frieden herrschen würde!“, ich biss mir ertappt auf die Unterlippe. Diego schmunzelte nur und kommentierte die Situation mit einem „Süß“ Sofort sah ich auf. „Bitte?“, empört sah ich ihn an. Hatte er mich gerade süß genannt? Zuerst Prinzessin und dann süß? Nahm mich denn hier eigentlich irgendjemand ernst oder war ich nur die süße Prinzessin in Nöten?

Diego hob abwehrend die Hände. „Ich mein nur, du denkst, dass die Menschen von Natur aus gut sind, aber hängst mit Schwerverbrechern herum? Etwas ironisch, nicht wahr?“, er hatte recht. Ich wollte eine bessere Welt. Doch ich hing mit genau diesen Menschen herum, die Teil des Problems waren. Nein, noch schlimmer, ich würde selbst bald einer von ihnen werden. Eine Bank überfallen und Menschen erschrecken. Ich werde Teil des Problems. Teil einer Gemeinschaft, die unsere Welt zu einem schlechteren Ort machte.
„Ich finde deinen Optimismus süß, du denkst noch an das Gute in den Menschen. Das tun nicht mehr viele. Vor allem nicht, wenn sie uns mal getroffen haben.“
Diego stieß sich vom Türrahmen ab und kam langsam auf mich zu und stellte sich neben mich. Sein Blick war nach vorn in Richtung meines Vaters gerichtet. Ich tat es ihm gleich und genoss die kurze Stille. Ich nahm seinen regelmäßigen Atem wahr und mein Herz schlug ein paar Takte schneller.
„Er ist dein Vater, nicht wahr?“, durchschnitt er die Stille und ich schluckte unauffällig. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, mir eine Ausrede auf diese Frage einfallen zu lassen.
„Was meinst du?“, stellte ich mich blöd, kaufte es mir jedoch selbst nicht ab.
„Komm schon, du willst nichts mit Waffen zu tun haben und siehst anständiger aus wie die meisten Menschen, die ich je getroffen habe. Und du machst auch nicht den Anschein, als bräuchtest du das Geld. Also was machst du hier wenn nicht aus den Gründen wie wir anderen?“ Er sprach ruhig und langsam, nicht so als würde er mich verurteilen. Und aus irgendeinem äußerst komischen und widersprüchlichen Grund strahlte er Vertrauenswürdigkeit aus. Ja tatsächlich, ein Verbrecher wirkte auf mich als könnte man ihm vertrauen...

„Also habe ich mich gefragt, was deine Mission stattdessen sein könnte. Und die einzige Möglichkeit, die Sinn ergab, war die, dass du Andrés Tochter bist. Ich habe schon öfter mit ihm zusammen gearbeitet und er hatte immer ein Foto eines kleinen Mädchens in seiner Geldtasche. Das warst dann wohl du, als du klein warst. Und bitte lüg mich jetzt nicht an, indem du nein sagst“ Ich sah sein Seitenprofil an. Er sah gut aus. Das wusste er wahrscheinlich auch. Doch ich kannte ihn nicht. Sah ihn heute zum ersten Mal und nur weil er zuvor mit meinem Vater zusammen gearbeitet hatte, machte ihn das für mich nicht gleich zu einem Freund. Und alleine der Fakt, dass mein Vater ihm anscheinend nicht gesagt hatte, dass ich seine Tochter war, wollte mir doch genug sagen. Doch wie vorhin schon gesagt, hatte ich bei ihm ein gutes Gefühl. Ich konnte es mir wirklich nicht erklären. Er war eigentlich alles andere als jemanden, dem ich solch ein Geheimnis verraten sollte. Er könnte es den anderen erzählen oder es gegen meinen Vater und mich und auch den Professor verwenden. Er könnte sonst was mit dieser Information anstellen. Und doch verspürte ich keine Angst, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch das machte mir wiederum Angst. Ich hatte Angst vor meinem unerklärlichen Vertrauen in ihn.
„Wenn du glaubst, die Antwort doch schon zu kennen, warum fragst du dann überhaupt?“, er zuckte mit der Schulter und sah mich nun zum ersten Mal, seitdem er neben mir stand, wieder an.

„Ich wollte wissen, wie du reagierst, schätze ich.“ Ich nickte nur, nicht wissend, was ich darauf antworten sollte. Wie dachte er denn, wie ich reagieren würde? Dass ich ihn anschreien oder wegrennen würde? Ich war keine zehn Jahre alt mehr. Eine unangenehme Stille entstand. Ich spürte, dass er noch etwas sagen wollte. Doch er hielt sich zurück. Es wäre so viel gewesen, das gesagt hätte werden können. Doch keiner von uns wusste so recht, was. Und genau das machte es so furchtbar peinlich. Diego räusperte sich und kratze sich verlegen am Hinterkopf, ehe er ohne weitere Worte im Haus verschwand, um der äußerst merkwürdigen Situation aus dem Weg zu gehen. Ich schüttelte nur verwirrt den Kopf und verließ eilig die Veranda. Ich wollte nicht länger dort in Stille stehen und die Peinlichkeit fühlen. Als ich zu meinem Vater sah, bemerkte ich, dass er in meine Richtung sah. Er hatte uns gesehen. Noch peinlicher. Und Gott weiß, wer es noch gesehen hat...

Als ich näher auf Berlin zuging, sah ich zwei Bourbon-Flaschen neben ihm auf dem Holztisch stehen. Eine war vollständig leer, die andere war ungefähr noch bis zur Hälfte gefüllt. Daneben lagen mehrere Zigarren. Ich schnaubte leise und verkniff mir einen spottenden Kommentar. Wir hatten es gerade mal nach Mittag und er trank schon zwei Flaschen? „Ich wusste ja du trinkst gerne mal ein Glas, aber direkt eineinhalb Flaschen? Ich bin überrascht, Papa“, ich ließ mich neben ihm auf der Bank nieder und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Was ist passiert, dass du jetzt schon trinkst? Wir haben gerade mal Mittag vorbei“, misstrauisch sah ihn an. Etwas verzögert antwortete er.
„Dieser Haufen hier ist passiert. Hast du dir ein paar von denen mal angesehen?“
Sein Atem roch nach Alkohol und sofort kam ein ungutes Gefühl in mir auf. Ich hasse es, wenn jemand betrunken war. Menschen konnten dann so mies sein. Nicht dass mein Vater in meiner Gegenwart oft betrunken war, doch trotzdem fühlte ich mich unwohl dabei, da ich es einfach nicht mochte, wenn jemand zu viel getrunken hatte.

„Du hast sie ausgesucht, etwas musst du ja in ihnen gesehen haben“, ich verspannte mich automatisch und ich war mir sicher, eine leichte Unsicherheit in meiner Stimme gehört zu haben. Er hätte es im nüchternen Zustand bestimmt, auch bemerkt und mir dann eingeprägt, dass ich eine starke junge Frau war, mit seinen Genen und es nicht meine Bestimmung war, unsicher und ängstlich zu sein.
„Mhmm wahrscheinlich“ nuschelte er fast kaum verständlich in sein Glas. Wenigstens hatte er den Anstand, nicht direkt aus der Flasche zu trinken, sondern ein Glas zu nehmen. Dafür hatte er zu viel Klasse.
„Du hast oft mit ein paar Idioten zu tun und da trinkst du auch nicht gleich eineinhalb Flaschen Bourbon auf einmal. Also was ist los?“, sonst war er derjenige von uns, der die Ruhe bewahrte. Oder zumindest den Anschein machte, als hätte er alles unter Kontrolle, obwohl es nicht immer so war. Doch wenn ich eines gelernt hatte, dann das Andrés de Fonollosa nie seinen Schein verlor. Er ging mit Klasse und Selbstbewusstsein durch das Leben. Und das verlor er nie. Niemals.
„Ach weißt du, mija … die Liebe ist etwas so Schönes … bis sie mit einem Knall einschlägt und explodiert“, er untermalte seine Aussage mit einem zischenden Geräusch, das eine hochgehende Bombe imitieren sollte. Ich schluckte. Ja, das war sie. Eine tickende Zeitbombe, die früher oder später hochging und alles zerstörte …

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