Nichts bleibt

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Ich sah nichts.
Ich hörte nichts.
Ich spürte nichts.
Nichts. Da war nichts. Nur Dunkelheit.
Aber ich kannst diese Dunkelheit. Sie war mir vertraut. Jede Nacht trug sie mich sanft in den Schlaf und ließ mich am nächsten Morgen wieder gehen. Nicht zu vergleichen mit der Dunkelheit die mich auf die Erde geschickt hatte, um mich irgendwann wieder nach Hause zu bringen. Doch dieser Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Noch nicht. Ich hatte noch Zeit.

Ein schrilles Piepen in meinem Kopf und langsam kroch der Schmerz zurück in meine Knochen, um mich zu lähmen. Ich wollte mich bewegen. Wollte die Augen öffnen. Wollte tief atmen. Schreien, dass ich überlebt hatte. Weinen. Alles auf einmal.
Ich blinzelte gegen das grelle Licht an, bis sich meine Augen wieder daran gewöhnt hatten. Panik ergriff mich. Was ist mit Leon geschehen? Ist er verletzt? Bin ich verletzt?
Langsam drehte mich mich auf den Rücken und blickte zu dem blauen Himmel hinauf. Vögel zwitscherten unbeschwert. Als ich versuchte mich aufzurichten, musste ich jedoch sogleich wieder schmerzerfüllt aufstöhnen und ließ mich zurück zu Boden sinken.
,,Leon?" hauchte ich und schaffte es endlich mich etwas aufzurichten. Auf den ersten Blick schien ich keine sichtbare schlimme Verletzungen zu haben. Aber mein Arm fühlte sich ziemlich gebrochen an.
Leon lag links neben mir auf der Seite, die Augen geschlossen, das Gesicht dreckverschmiert, wahrscheinlich genauso wie meines. Seine Klamotten waren an ein paar Stellen aufgerissen und er blutete aus mehreren Kratzern und einer Wunde am Kopf.
,,Leon?" fragte ich noch einmal mit rauer Stimme und rüttelte an ihm. Er bewegte sich nicht, was mir noch mehr Angst machte. ,,Bitte lass mich jetzt nicht allein!" schluchzte ich und Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich wiederholte meine Worte verzweifelt, bis meine Stimme brach. Was sollte ich nun tun? War ich wirklich komplett auf mich alleine gestellt? Ich konnte ohne Leon nicht weitermachen. Ja, ich hatte ihn ins Herz geschlossen. Er war einer meiner besten Freunde. Ihn nun zurück zu lassen brachte ich nicht  übers Herz! 
Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Woher auch, ich hatte schließlich mein halbes Leben in einem Waisenhaus verbracht. Ich wusste nicht, ob ich ihm noch helfen konnte. Ich wusste nichts. Nichts über diese Welt. Absolut... plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich erinnerte mich zurück an den Moment, als Meggie mir das Sanakraut gezeigt hatte. 
Gut, aber wir brauchen etwas, um ihren Flügel zu verbinden. Warte, dort hinten wächst Sanakraut! Das hilft gegen Knochenbrüche und lindert Schmerz. Hatte sie gesagt und mir ein grün-lila schimmerndes Kraut gezeigt. Von einem Moment auf den anderen verspürte ich Hoffnung. Vielleicht war es noch nicht zu spät für Leon! Vielleicht konnte ich ihm noch helfen. Ich wusste, dass meine Hoffnung so klein war und ich wahrscheinlich gerade den Verstand verlor. Ich hatte Angst, dass es nicht funktionieren würde und Leon wirklich Tod war, aber ich wollte nicht aufgeben. Selbst wenn ich im Nachhinein die größte Enttäuschung meines Lebens erleben würde und nur noch mehr am Boden zerstört sein würde. 

Meine eigenen Verletzungen machten mir bei der Suche nach dem Heilmittel gehörig zu schaffen und ich brauchte sehr oft Pausen, um mich etwas auszuruhen. Melody versuchte mich immer wieder aufzumuntern und flatterte um mich herum oder setzte sich auf meine Schulter und rieb ihren Kopf an meinem. Ich hatte Melody wirklich gerne und ich hatte das Gefühl, dass ich es ohne sie wohl niemals so weit geschafft hätte. 
Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als Melody plötzlich auf mich zugeflogen kam und aufgeregt um mich herumflatterte. Sie wollte mir klar machen, dass ich ihr folgen sollte und das tat ich auch. Ich kämpfte mich durch ein dichtes Gestrüpp und als ich einen weiteren Zweig zur Seite schob, sah ich es. Dort wuchs ein riesiger Vorrat an Sanakraut. Ich wollte heulen vor Freude und konnte es kaum glauben. 

Gegen Sonnenuntergang erreichten Melody und ich die Steilwand wieder. Leon lag noch immer bewusstlos an Ort und Stelle, was kein so gutes Zeichen war. 
Zuvor hatte ich mir die Blätter der Pflanze auf meine Verletzungen gelegt und hatte sofort eine Wirkung bemerkt. Doch mir ist auch etwas klar geworden. Ich musste weiter. Wenn ich nicht auch noch Dax und Maci verlieren wollte, musste ich mich beeilen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit. 
Auch Leon verarztete ich so gut ich konnte.
Dann setzte ich mich neben ihn und beschloss noch zu warten, um am nächsten Morgen loszuziehen.  

Ich wusste nicht genau wie lange ich einfach nur da saß und vor mich her starrte. Die Sonne verschwand vom Himmel und die Nacht brach herein. Es hätte ein schöner und unglaublicher Anblick sein können, denn die Wiese und selbst die sonst graue Felswand waren von grün, blau bis lilafarbenen Tönen erleuchtet. Diese waren von feinen leuchtenden Gewächsen überwuchert, die nun die Dunkelheit vertrieben.
Aber ich saß weiterhin da und weinte still und leise vor mich hin. Ich fröstelte, doch es war mir vollkommen egal. Am Nachmittag hatte ich geglaubt es mit Melody vielleicht doch alleine zu schaffen. Doch nun am Abend vermisste ich eine menschliche Stimme. 
Irgendwann legte ich mich vorsichtig neben Leon und nahm ihn in den Arm. Immer noch wollte und konnte ich nicht glauben, dass er fort war und ich ihn nie wieder sehen würde. Ich würde ihn nie wieder lachen sehen können. Nie wieder leben sehen können. Nie wieder. Ich dachte an jeden Moment zurück. Jeden noch so dummen Spruch von ihm. Ich hatte ihn nicht sehr gut gekannt, aber ich war mir sicher, dass wir gute Freunde geworden wären.
,,Bitte wach auf Leon. Bitte, bitte geh nicht weg." flehte ich weiter und weinte mich irgendwann in einen sehr unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne mit ihrer Wärme und ihrem Licht. Ich wusste, dass es Zeit war, weiter zu gehen. Aber meine Hoffnung, mein Mut und mein Licht waren hier mit Leon gestorben.
,,Machs gut. Ich werde dich nie vergessen. Egal was kommt. Das verspreche ich dir." flüsterte ich zum Abschied und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Dann stand ich auf und ging in Richtung des verschneiten Waldes zurück in das Gebiet der Eiskrieger. Leon konnte ich nicht beschützen, aber für Maci und Dax war es noch nicht zu spät.
Ich musste rechtzeitig da sein und so lief ich trotz des brennenden Schmerzes in meinem Kopf und meines gebrochenen Armes durch den dichten Schnee. Lucia wollte mich. Ich musste wieder an die Gestalt in den Bergen zurück denken und das Bedürfnis nach Rache breitete sich in mir aus. Die Gestalt war mit Sicherheit einer von Lucias Leuten. Erst hatten sie Meggie und nun Leon ausgeschaltet, um mich zu schwächen. Aber solange ich noch meine Waffe gegen sie erheben konnte, würde ich nicht aufgeben.
Es war nicht mehr weit bis zum Dorf und dort würde ich Lucia ein für alle mal vertreiben!

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1127 Wörter

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