20. kapitel

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Die Wände schienen in den letzten dreißig Minuten näher gekommen zu sein. Ob es genau dreißig Minuten waren, die ich hier drinnen schon ausgeharrt hatte, wusste ich nicht genau, aber für gewöhnlich hatte ich ein gutes Zeitgefühl.

Der Raum hatte eine Wirkung auf mich, ob ich es wahr haben wollte oder nicht. Ich fühlte mich schläfrig und wollte mich nur noch in eine Ecke kauern. Aber ich musste wachsam bleiben und durfte nicht den Eindruck erwecken, dass ich schon bei der geringsten Belastung einknickte. Ganz im Gegenteil, ich musste meine Brust rausstrecken und den wachsamen Blick beibehalten. Ich musste ihnen zeigen, dass ich für die Aufgaben eines Denbel bereit und geeignet war.

Während meiner unfreiwilligen Wartezeit geisterte mir einige Male der Gedanke durch den Kopf, dass Li all das schon überstanden hatte. Und im nächsten Moment könnte ich mir selber vor den Kopf schlagen, denn es wäre mir ein leichtes gewesen ein paar Informationen aus ihm heraus zu bekommen und nicht ganz so unvorbereitet hier zu stehen.

Dabei dachte ich, ich wäre so gut trainiert, ich dachte, ich würde jeden Schritt der Tests kennen, jede kleine Frage, jede einzelne Aufgabe. Aber anscheinend hatte sich einiges geändert seitdem Yellow dieses Gebäude heil verlassen hatte.

Ich atmete tief durch, allerdings nicht zu auffällig, sie beobachteten mich! Ich dachte an das Training zurück. Die Stunden mit Yellow in denen sie mir wieder und wieder den Grundriss der Testlabore erklärt hat, die Tage und Nächte in denen ich auf den Lügendetektor vorbereitet wurde, die unendlichen Stunden in denen mir verschiedene Tricks zur Manipulation der Tester beigebracht wurden. Und das alles nur um mein Leben zu retten und eine Veränderung zu schaffen.

Doch mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher... Hatte ich genug geübt, würden die kleinen Tricks unbemerkt bleiben, hatte auch niemand das Glasfläschchen entdeck und würde man die Hormone auch ja nicht in meinem Blut nachweisen können?

Ich war noch nicht soweit. Ich konnte das noch nicht! Ich musste mit Li reden. Ich musste erfahren, wer oder was hier gleich durch die Tür spaziert kam. Oder ob überhaupt jemand kam. Ich musste wissen, ob sich all die Arbeit, die Tränen und der Schweis auch wirklich gelohnt hatten. Aber so und hier wollte ich es nicht herausfinden.

Ich bekam Panik. Langsam aber sicher bildete ich mir ein, dass die Wände wirklich näher kamen. Mein Körper gab mir zu verstehen, dass er hier raus musste. Und all meine Gedanken an den Hormondrink, der mich beruhigen würde, brachten rein gar nichts mehr. 

Diese Menschen hier hatte mich über meine Grenze getrieben und würden gleich erfahren, was passiert, wenn ich mir eingestand, dass sie überschritten wurde.

Doch es kam nicht dazu. Die Tür, durch die mich das Glasauge geschoben hatte, öffnete sich mit Schwung und ein Mann Mitte dreißig mit wehendem, weißen Kittel betrat meine Gefängnis.

"Ah, du musst Cara sein! Schön dich hier bei uns in Tragt 15eLH begrüßen zu dürfen!" Er streckte mir seine große Hand hin. Sie war kalt und fühlte sich fast eisern an, als ich meine Finger um sie schloss. "Danke, dass ich hier sein darf, Sir!" Ich behielt eine ernste Mine, gab mich aber gelassen und entspannt.

"Tut uns leid, dass du so lange warten musstest, es gab leider Verzögerungen im Zeitplan, sehr unangenehm..." Er machte eine abwertende Handbewegung. Wer's glaubt...

"Kein Problem, Sir. Nur eine Sitzgelegenheit in einem Warteraum wäre beim nächsten Mal nicht schlecht." Ich lachte gekünstelt auf.

Der Tester schien meinen Witz im ersten Moment zu ernst zu nehmen, um sofort in mein Lachen mit einzusteigen. 

"Bitte folge mir Cara. Ich werde dich jetzt zum ersten Testraum bringen." Er eilte voran, durch die Tür. Ich hatte Mühe ihm und seinen kurzen Beinen zu folgen. Draußen auf dem Gang erwartete mich ein ganzes Empfangskomitee. Mindestens zwei dutzend Tester in ihren weißen Kitteln standen im Flur und starrten mich an. Ich nickte einmal in die Runde und eilte hinter dem ersten Tester hinterher.

Niemand hier hatte einen Namen. Von Yellow wusste ich, dass das aus Diskretion geschah. Diese Menschen trugen nur den Titel 'Tester', wenn sie in ihren Kitteln steckten. Ihr Amt war zwar eine Ehre, aber sie entschieden immerhin über das Schicksal vieler Menschen und das war eine Belastung, die mit Gefahren verbunden war.

Der erste Tester verschwand hinter einer Kurve. Als ich ebenfalls um diese bog, war er verschwunden. Mein Blick scannte zweimal den Gang bis ich eine geöffnte Tür entdeckte. Der Tester wartete schon in dem Raum dahinter auf mich.

"In diesem Raum wird deine körperliche Belastbarkeit geprüft. Bitte steige auf das Laufband und laufe so lange du kannst oder bis das Laufband aufhör sich zu bewegen. Danke für deinen Einsatz!"

Ehe ich etwas erwidern konnte, war er aus dem Raum getreten und die weiße Tür schloss sich mit einem leisen Klicken. Was der Tester nicht erwähnt hatte war, dass ich diesen körperlichen Belastungstest unter dem Einfluss von extremen Temperaturschwankungen absolvieren musste.

Aber ich wusste es bereits. Dank Yellow und den anderen.

Ich ging auf das Laufband zu und klebte mir die Haftelektroden unter mein Shirt.

"Na dann mal los.", sagte ich, um mir ein bisschen Mut zu zureden. Und schon begann sich das Band unter mir zu bewegen.


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Lana Del Rey - 13 Beaches

Würdet ihr so einen Test überstehen?

All my Love, Lisa xoxo

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