Am 28. Januar sollte die Exkursion sein, hatte Near gesagt.
Dann, wenn das dritte Trimester nahezu zuende ist. Aber wieso genau dann? Etwa, um Herr Ikesaki eine Überraschung zu bereiten? Dann hätte Near ihn wohl nicht gefragt oder in die Planung mit einbezogen.
Er muss damit ein höheres Ziel im Auge haben.

"Was ist an diesem Datum so besonders?", fragte ich Light, während ich mich auf mein frisch bezogenes Bett schmiss.
"Hm?", gab er von sich und sah zu mir. Er warf einen Apfel in die Luft und fing ihn wieder.
"Der 28. Januar", meinte ich und seufzte. "Schon klar, die Geschichtsbücher sagen, Kira sei an diesem Tag aufgehalten worden, aber..."
Ich rappelte mich auf und sah den Shinigami neugierig an.
"Ist da noch etwas wichtiges passiert?"

"Außer dass er mich besiegt hat und ich starb... Nicht dass ich wüsste."
Ich überlegte weiter. Scheinbar wollte Near, am selben Tag Kira besiegen. Ja, das musste es sein.
Ich seufzte und sprang auf die Beine.
"Ich werde ihm den Sieg nicht gönnen", murmelte ich und schlug das Death Note auf. "Was denkst du wäre eine gute Todesursache?", fragte ich Light und setzte den Bleistift an. "Wir könnten ihn wie L an Herzversagen sterben lassen", schlug Light knurrend vor. Seit dem Zusammentreffen der beiden spürte ich eine gewisse Spannung zwischen ihnen. Es wirkte, als wäre es nach wie vor ein Kampf zwischen L und Light, und ich sowie Near waren nur deren Werkzeuge. Mir war das egal, auch wenn ich nur Lights Ideale präsentiere, ich war dann der 'Gott der neuen Welt', wie Light sich selber gesehen hatte. Ein Teil seines Zieles hat er ja schon erreicht, er war zum Gott geworden. Wenn auch ein Todesgott.

"Ryoko, kommst du bitte Mal?", rief Vater von unten.
Seufzend versteckte ich das Death Note und stakste die Treppe hinunter. Lächelnd sah er mich an.
"Was gibt's?"
"Ich wollte mit dir über 'nen Studienplatz reden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dir da noch keine Gedanken gemacht hast."
Verdammt.
Das kann er nur von Near haben, und damit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das ein Test ist.
"Jetzt darfst du nichts sagen, was auf Kira hindeutet. Und auch nichts, was auf die Abwendung des Verdachts deutet", zischte Light und musterte Vater ganz genau.

"Ich bin mir nicht mehr so sicher", erklärte ich. Ich setzte mich und nahm mir einen Apfel aus der Obstschale. "Eigentlich wollte ich in die Richtung Steuerberater", meint ich und atmete tief ein.
Was würde jetzt unauffällig wirken?
"Aber jetzt habe ich keine Ahnung mehr."
"Du bist ja einfallsreich", kicherte Light und verdrehte die Augen.
Vater runzelte die Stirn. "Das hätte ich jetzt nicht erwartet", murmelte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist das 'n Test von Near, weil er immer noch daran festhält, dass ich Kira bin?"

Vater senkte den Kopf.
Dachte ich mir.
"Hör zu, ich will nicht dran glauben, dass du Kira bist, aber mich hat schon jemand enttäuscht", erklärte er mir.
Light begann zu lachen, es war ein verrücktes, unmenschliches Lachen.
"Matsuda, du hast nicht aus der Sache gelernt. Aber jetzt wurde dir eine zweite Chance gewährt, vom Gott höchstpersönlich", sagte der Shinigami grinsend. Ich hoffte, dass er sich noch so beherrschen konnte, dass er Vater nicht das Death Note berühren lässt.
Irgendwie tat mir Vater leid, aber es gab kein zurück mehr.

Im Notfall würde ich ihn töten müssen.
"Wie dem auch sei, hast du eine bestimmte Uni im Auge?", fragte mich Vater und riss mich aus meinen Gedanken. Nachdenklich schüttelte ich den Kopf.
Vater nickte verstehend und klappte seinen Laptop auf.
"Wenn du denselben Weg wie ich gehen willst, geh an die To-Oh Universität", schlug Light vor.

Dem konnte ich nicht zustimmen. Ich muss aus Lights Fehlern eigene Lehren ziehen, und vorallem sollte ich nicht denselben Weg wie er gehen. Zumindest nicht so offensichtlich.