Der Stichtag rückte immer näher, alles lief nach Plan.
Ich musste nur einmal in die Nachrichten schauen, und konnte feststellen, dass Herr Ikesaki so viel mordete, dass Nears Verdacht auf einen zweiten Kira sich erhärten sollte.

"Ryoko, was hast du vor, wenn du Near beseitigt hast?", fragte Light, der hinaus zum Fenster starrte.
"Das, was Kira nunmal tut", grinste ich und beendete meine Skizze.
Ich habe mich schon lange mit dem Gedanken abgefunden, sämtliche Zeugen beseitigen zu müssen, und wenn es meine beste Freundin ist.

Mein Handy vibrierte, es war eine Nachricht von Vater.
"Bin gleich Zuhause, hab Essen bei", hat er geschrieben.
Ich stand auf und trottete zum Kleiderschrank. Ich taumelte erschrocken rückwärts, als ich das gruselige Gesicht Ryuks sah.
"Na, hast du mich vermisst?", kicherte der Shinigami und biss genüsslich in seinen Apfel.
"Was führt dich denn wieder hierher?", fragte ich ihn und rückte mein T-Shirt zurecht.
"Ist das nicht offensichtlich?", entgegnete Ryuk und deutete auf seinem angebissenen Apfel.
"Außerdem wollte ich schauen, wie sich mein Shinigami Light schlägt."

Light warf Ryuk einem flüchtigen Blick zu. "Ich bin nicht dein Shinigami", zischte er und starrte wieder aus dem Fenster.
Ryuk kicherte wieder. "Du gehörst jemand anderen, heheheh."
"Ich hätte dich töten sollen, als ich noch die Chance dazu hatte."
"Warte, einen Shinigami kann man töten?", warf ich in die Diskussion ein. Zwar hatte ich kein Interesse daran, Light oder irgendeinen anderen Shinigami zu töten, mein Interesse wurde trotzdem geweckt.

"Wenn ein Shinigami sich in einen Menschen verliebt und für ihn tötet, dann stirbt dieser Shinigami", erklärte Light und sah Ryuk herausfordernd an.
"Rem hat dies getan."
"Rem tat mir leid", meinte Ryuk schmatzend.
"Heh, Ryoko, wann legst du Near eigentlich um?", fragte er und lenkte die Unterhaltung in eine völlig andere Richtung.
"In zwei Tagen. Yellow Box", entgegnete ich knapp und sah wieder auf mein Handy.
Wieder eind Nachricht von Vater, ich solle die Nachrichten einschalten.

So wie es von mir verlangt wurde, tat ich es und ich konnte meinen Augen nicht trauen.
"Noburo Ikesaki, ein Lehrer im Fach Geschichte einer renommierten Oberschule, wurde als Kira identifiziert und verhaftet", sprach ein Journalist.
"Nach eigenen Angaben habe er einzelne Zettel benutzt, die aus einem schwarzen Notizbuch stammten."
Ich schmiss die Fernbedienung zur Seite.
"Er ist ein verdammter Vollidiot, wieso habe ich ihm ver-"
Ich drehte ich in meinem Stuhl um und begann zu lachen.
"Nein, kein Vollidiot", murmelte ich und klatschte in die Hände. Die Shinigamis sahen mich verwirrt an, Light schien es langsam zu erahnen.

"Dass er aufgeflogen ist, spielt mir gerade in die Karte ", kicherte ich.
"Wenn jetzt die Morde aufhören, sollte ich nicht länger verdächtigt werden. Und wenn keiner damit rechnet..."
Ich schlug mit der Hand auf meinen Schreibtisch.
"Dann verschwinden Near und sämtliche Ermittler von der Bildfläche."
Ich hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
"Ryuk, verschwinde bitte, sonst ist der Plan für 'n Arsch."
Mit gespielt trauriger Miene trottete ich die Treppen hinunter.
"Ich hätte nicht erwartet, dass Herr Ikesaki Kira ist", meinte ich und setzte mich an den Esstisch, Vater gegenüber.
"Near meinte, der Ausflug wird stattfinden, und Herr Aizawa und ich werden Ersatzlehrer", sprach Vater. Die ganze letzte Woche war er schon niedergeschlagen.
Wusste er von Nears Vorhaben?

"Bedeutet das, wir fahren gemeinsam?", hakte ich nach. Vater nickte und lächelte mich an.
"Die Zeit bis dahin wird schnell vergehen", meinte er.

Vater hatte Recht. Die Zeit ging meiner Meinung nach zu schnell vorbei, nun saß ich im Auto in Richtung Yellow Box, ein Notizblock befand sich in meiner Tasche, natürlich mit Seiten aus dem Death Note.
Light folgte mir außerhalb des Autos, noch immer konnte niemand anderes ihn sehen. Ich lehnte meinen Kopf ans Autofenster, das Ziel konnte ich in der Ferne schon erkennen.
Heute war der große Tag.