Die Person möchte anonym bleiben

Was versteht man unter Aichmophobie?
-Aichmophobie ist die Angst vor spitzen oder scharfen Gegenständen, wie zum Beispiel Nadeln oder Messern, vor allem Sachen, die scharf genug sind, um die Haut zu durchdringen.
Je nachdem wie stark die Phobie ausgeprägt ist, haben manche sogar Angst vor gespitzten Bleistiften oder allein vor scharfen Kanten.
Manchmal reicht auch schon ein ausgestreckter Finger oder Ähnliches, das habe ich persönlich zum Glück noch nie erlebt.
Im Grunde kommt die Phobie davon, dass die Betroffenen Angst davor haben, dass sie selbst oder andere durch die jeweiligen Dinge verletzt werden können.
Wie viele Menschen davon betroffen sind, weiß ich leider nicht, aber ich denke eher, dass es eine nicht so häufig vorkommende und eher unbekannte Phobie ist, ich kann mich aber natürlich auch täuschen.

Seit wann hast du diese Phobie?
-Das weiß ich gar nicht genau, aber ich denke eigentlich, schon seit immer oder zumindest schob seit ziemlich lange.
Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, dass ich früher auch schon ziemlich vorsichtig mit allem war, woran man sich verletzen kann und es vermieden habe, scharfe Messer oder sowas zu benutzen.
Auch hatte ich immer extreme Panik vor Impfungen an (also den Spritzen an sich) und hatte davor auch ein paar Mal Panikattacken und wurde einmal sogar ohnmächtig.
Vor etwa einem Jahr bin ich dann zum ersten Mal auf den Begriff "Aichmophobie" gestoßen und hab festgestellt, dass das ziemlich gut auf mich zutrifft.

Siehst du deine Phobie als Nachteil an?
-Definitiv, ja. Vor allem, wie schon gesagt, bei Impfungen. Aber auch im Alltag, wenn ich einfach nur irgendwas mit einem Messer machen muss, auch, wenn es nicht mehr ist als zum Beispiel mein Essen zu schneiden oder so.
Mit Messern habe ich zum Glück nicht so große Probleme wie mit Nadeln o.ä., aber sobald sie einigermaßen scharf sind, kostet mich das auch schon ziemlich viel Überwindung, sie zu benutzen.
Irgendwann in der Schule hatte eine Freundin mal eine Sicherheitsnadel dabei (man muss dazu sagen, sie weiß von meiner Phobie, nimmt sie aber nicht wirklich ernst) und hat die Nadel dann offen auf dem Tisch liegengelassen, einfach nur, um mich damit zu ärgern.
Das klingt jetzt wahrscheinlich nicht so schlimm, aber mit der Phobie ist es das schon irgendwie.
Ich saß dann halt so im Unterricht und hab versucht, nicht in Panik auszubrechen und konnte ja auch schlecht einfach irgendwo anders hingehen, das wahr ganz ehrlich der pure Horror.
Ich hab dann zwar versucht, mit ihr zu reden und sie hat die Nadel dann letztendlich auch weggetan, aber trotzdem ist sie immer noch der Meinung, dass das doch keine richtige Phobie sei und ich mir das einfach nur einbilden würde.
Es passiert leider oft, dass jemand sowas sagt. Zugegeben, die Phobie hat auch ein paar Vorteile...

Welche Vorteile meinst du denn?
-Erstens, dass ich generell vorsichtiger bin, wenn ich doch mal dazu gezwungen bin, Nadeln, Messer, etc. zu benutzen und somit das Risiko, dass ich mich wirklich verletzen könnte, wesentlich geringen ist als bei anderen Menschen.
Und zweitens: Vor ca. einem Jahr ging es mir nicht so gut und ich habe daran gedacht, mich selbst zu verletzen. Da ich aber einfach zu große Angst vor allem, mit dem ich das machen wollte hatte, hab ich es dann doch nicht gemacht.
Ich hatte einfach jedesmal Panik wegen dem Zeug und hab es dann doch gelassen. Mittlerweile bin ich da ganz froh drüber, ohne die Phobie hätte ich es dann vielleicht doch gemacht...

Wie gehst du mit der Phobie um?
-Ich kann das schlecht beurteilen, aber ich denke ganz gut. Ich versuche, es einfach zu vermeiden, in die Nähe von scharfen oder spitzen Dingen zu kommen oder sie sogar benutzen zu müssen und wenn ich das doch muss, habe ich mich bei den meisten Dingen ganz gut im Griff.
Ich habe zwar schon etwas Respekt davor, aber ich schaffe es meistens, nicht in Panik zu verfallen.

Wie reagieren andere Menschen im Genrellen auf deine Phobie?
-Meistens nehmen andere die Phobie nicht wirklich ernst, zum Beispiel musste ich mir schon oft anhören, dass es doch nicht schlimm wäre, beispielsweise etwas mit dem Messer durchzuschneiden.
Mittlerweile erzähle ich eigentlich kaum noch jemandem davon, es sei denn, ich werde darauf angesprochen. Ich hab einfach nicht wirklich Lust darauf, dass sich wieder jemand drüber lustig macht oder der Meinung ist, extra Nögel, Scheren, etc. irgendwo rumliegen zu lassen, damit ich irgendwie Panik kriege.

Hast du Tipps für andere mit dieser Phobie?
-Och würde sagen, man soll positiv bleiben und wenn andere die Phobie nicht ernstnehmen sollten oder so, einfach ignorieren.
Ich denke, jeder hat vor irgendetwas Angst, auch wenn er/sie das nicht zugibt.

Möchtest du noch irgendwelche abschließende Worte an die Leser richten?
-Ich wollte nur kurz loswerden, dass Aichmophobie eine ernstzunehmende Phobie ist, egal wie lächerlich es oft für andere klingt, dass man Angst vor bestimmten Gegenständen hat.
Falls ihr jemanden kennt, der das auch hat, dann macht euch darüber nicht lustig o.ä., auch wenn man es sich selbst oft nicht vorstellen kann wie es ist, diese Phobie zu haben.