56.Wie ist das als...Mensch mit AvPD?

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Die Person möchte anonym bleiben

Was ist eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?
-Zu allererst gibt es verschiedene Namen für diese Störung. Manchmal wird sie auch als unsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung bezeichnet, früher gab es den Begriff "hochsensible Persönlichkeitsstörung", diesen verwendet man heute allerdings nicht mehr.
Oft wird sie als AvPD abgekürzt, das steht für die englische Bezeichnung: avoident personality disorder.
Grundsätzlich bringt sie wie jede Persönlichkeitsstörung massive Probleme, Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen.
Menschen mit AvPD wünschen sich nichts sehnlicher, als geliebt zu werden und Beziehungen zu führen, haben aber gleichzeitig extreme Angst, zurückgewiesen, negativ kritisiert und verspottet zu werden.
Das führt dazu, dass sich Betroffenene oft schwertun, auf andere Menschen zuzugehen oder haben in sozialen Situationen Schwierigkeiten, weil sie ständig Angst haben, nicht akzeptiert oder gemocht zu werden.
Das führt in extremen Fällen zu Rückzug und Vermeidung von (sozialen) Ängsten, in denen ihre Ängste hochkommen könnten.
Abgesehen davon, haben Betroffene starke Selbstzweifel, bis hin zu Selbsthass. In ihren Augen sind sie minderwertig, schlecht und es eigentlich gar nicht wert, geliebt zu werden.

Seit wann hast du diese Störung schon?
-Diagnostiziert wurde es mir vor etwa zwei Jahren, vermutlich habe ich sie aber schon länger. Was der genaue Auslöser war, ist eigentlich eine gute Frage.
Wie bei vielen anderen psychischen Problemen ist der Auslöser bei anderen oft ein dramatisches Erlebnis in der Kindheit, wie Missbrauch oder Vernachlässigung.
Ich wurde aber missbraucht, noch vernachlässigt. Allerdings hatte meine Mutter eine Zeit lang selber psychische Probleme und konnte daher nicht oft für mich dasein.
Ich denke, dass dieses Ereignis, zusammen mit der Tatsache, dass ich als Kind selten Freunde hatte und sogar auf eine Weise gemobbt wurde, eine Art Auslöser war.
Der Meinung ist meine Therapeutin auch gewesen.

Wie zeigt sich diese Störung bei dir?
-Ich bin eigentlich ein sehr extrovertierter Mensch, der es total liebt, neue Menschen kennenzulernen, aber immer wenn ich jemand Neues treffe, werde ich total panisch, weil sie mich ja nicht mögen könnten.
Dann bekomme ich körperliche Symptome und Schweißausbrüche (wegen denen ich mir noch mehr Sorgen mache, weil ich dann ja stinke), ich tu mich schwer zu sprechen (deswegen glaube ich, dass andere denken, ich wäre blöd), usw.
Wenn zum Beispiel ein Date oder ein Treffen mit Freunden nicht gut läuft, mache ich mir selbst extrem Vorwürfe, bin niedergeschlagen und panisch.
Ich gehe dann durch, was alles während dem Date/Treffen passiert ist und finde lauter Dinge, die ich, meiner Meinung nach, falsch gemacht habe und analysiere alles bis ins kleinste Detail.
Im Endeffekt mache ich das so lange, bis ich davon überzeugt bin, ekelhaft, hässlich und wertlos zu sein. Ich habe teilweise Spiegel verhängt, weil ich den Anblick meines Gesichts nicht ertragen konnte.
Im Grunde bin ich einfach überzeugt, nichts richtig zu machen und es nicht würdig zu sein, geliebt zu werden.
Das überkompensiere ich dann damit, ständig neue Leute zu treffen, in der Hoffnung, sie mögen mich.
Ich wünsche mir auch wirklich einen Partner/eine Partnerin, die mich liebt, breche aber oft den Kontakt ab, weil ich mich nicht traue, ihnen zu schreiben oder mich mit ihnen zu treffen, aus Angst, sie könnten mich plötzlich nicht mehr mögen.
Deweiteren denken wahrscheinlich Viele, dass ich eitel bin, da ich ständig drauf achte, wie ich aussehe, dass ich gepflegt bin, usw.
Ich habe richtig Angst, nicht hut genug zu sein, nicht passabel auszusehen oder schlecht zu riechen. Ich schäme mich ständig dafür, hässlich zu sein, obwohl ich vermutlich ziemlich normal aussehe.

Was bereitet dir im Alltag Probleme?
-Solange ich nicht aus dem Haus muss, habe ich relativ wenig Probleme, problematisch wird es erst, wenn es zwischenmenschlich wird.
Ich kann nie nein sagen, muss ständig aufpassen, ja nichts Falsches zu sagen. Ich reagiere richtig sensibel auf Kritik, oder, wenn ich dass Gefühl habe, "jemand mag mich nicht mehr".
Ich kann oft nicht schlafen, weil ich mir zu viele Gedanken mache.
Früher hatte ich auch Probleme mit der Hygiene, soll heißen, ich war zu unergründlich, bis zu dem Punkt, dass ich von dem ganzen Waschen wunde und trockene Stellen auf der Haut hatte.
Ich habe zeitweise zehn Minuten lang die Zähne geputzt, bis ich Zahnfleischbluten bekommen und eine spezielle Zahnbürste gekauft habe.

Hat sich schon etwas gebessert/verschlechtert?
-Eher gebessert. Ich habe eine Therapie gemacht, in der ich gelernt habe, Gedanken, die mich die Störung sozusagen denken lässt, zu erkennen und auch einen Weg, mit ihenen gut umzugehen.
Ich finde auch, dass mein Körpergefühl durch Sport usw. besser geworden ist.
Früher hatte ich manchmal das Gefühl, dass mein Körper nicht zu mir gehört oder gegen mich arbeitet.
Ich verletze mich auch nicht mehr selbst, das ist eigentlich der größte meiner Erfolge.

Hast du Tipps für andere, die ein Problem mit sich haben?
-Geht unbedingt in eine Therapie, falls ihr euch hier irgendwie wiedererkennt.
Persönlichkeitsstörungen verschwinden ohne eine Therapie nicht, sie werden nur schlimmer, insbesondere, wenn ihr an Selbstverletzung oder Selbstmord denkt.
Generell darüber reden, mit Freunden oder der Familie, wenn diese euch unterstützen würde, ist auf jeden Fall wichtig.
Für manche Betroffene ist es auch hilfreich, eine Sportart zu betreiben, mit der sie sich wohlfühlen, insbesondere, wenn man seinen Körper nicht mag, bzw. sich in seiner Haut nicht wohlfühlt.
Das muss auch gar nichts super Anstrengendes sein.
Und narürlich, dass ihr, egal, was ihr euch gewissermaßen einredet, weder ekelhaft, noch unwürdig, geliebt zu werden seid.

Gehen andere normal mit dir um?
-Die meisten wissen nichts von meinen Problemen, deswegen ja. Die, die davon wissen, in der Öffentlichkeit schon.
Meine Freunde fragen mich öfter, ob es mir gut geht usw., aber im Großen und Ganzen behandeln sie mich wie einen gesunden Menschen, aber ich bin auch ganz froh darüber.

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