Kennt ihr das, wenn ihr beginnt, euch für etwas zu interessieren, euch dann aber daran hindern müsst, zu sehr in dieses neue Ding einzutauchen, weil ihr bereits zu viel loshabt? 

Das bin momentan ich mit Alt History. Alt History oder Alternate History/Alternative History ist einfach erklärt, wenn man "Was wäre wenn..."-Szenarios bezüglich historischen Themen macht. Zum Beispiel "Was wäre wenn Deutschland die Schlacht von Stalingrad gewonnen hätte" (Spoiler, sie verlieren den Krieg trotzdem, because they were never going to win this fucking war.)

Wie ihr vermutlich wisst, ich bin ein riesiger Geschichts-Nerd. Und lange habe ich mich nicht wirklich mit Alt History auseinandergesetzt. Aber dann bin ich auf eine Alt History Geschichte über die Attacke im Indischen Ozean 1942 gestossen. (falls ihr mehr darüber lesen wollt, lest doch mein Pazifikkrieg 1942 Buch (shameless promotion ha ha)) Dies war ein Alt History Szenario, für dass ich mich bereits ein wenig interessiert hatte und sah es mir deshalb an. Und nicht nur war es etwas unerwartetes, es war ausserdem verdammt gut geschrieben. 

Es gibt eine ganze Internetseite, auf der man alle möglichen Alt History-Szenarios findet. alternatehistory.com
Die Seite ist mehr oder weniger eine Sammelstelle für Geschichtsnerds. Die Personen, die auf dieser Seite sind und schreiben, wissen, wovon sie sprechen. Meistens jedenfalls und falls jemand einen Fehler macht, wird er häufig nett darauf hingewiesen. 

Wie genau funktioniert das Konzept von Alt History dort? Nun, man braucht zum Schreiben als erstes einen Account und dann kann man eigentlich schon loslegen. Dann schreibt man das "Was wäre wenn..."-Szenario. Vielleicht erklärt man am Anfang noch grob, worum es gehen wird. Die Schlacht von Savo Island, aber Admiral Crutchley fällt vor Operation Watchtower aus und wird durch John Collins ersetzt. Operation C im Indischen Ozean, aber Admiral Somerville erhält korrekte Informationen durch entschlüsselte Funksprüche und weiss deshalb, dass er einem überlegenen Feind gegenübersteht und agiert deshalb anders. 

Meistens hat man vermutlich bereits einen Plan, was man schreiben will, aber da ein grosser Teil der Leser sich mit dem Thema auskennen, können sie ihr eigenes Wissen beitragen und den Autor bei einigen Dingen zum Beispiel korrigieren oder ihm eine neue Idee geben, was er tun könnte. Man versucht, möglichst realistisch zu bleiben und Dinge so zu ändern, dass es Sinn ergibt. Ich lese momentan gerade ein "Malaya-What-if", also die japanische Invasion von Malaya und Singapur 1941/1942 und der Autor selbst hat bereits gesagt, dass er sich noch nicht sicher ist, ob die Änderungen überhaupt bewirken werden, dass die Briten die Kampagne gewinnen werden. Vielleicht verlieren sie trotzdem, haben aber höhere Feindverluste verursacht und verlieren selbst weniger Truppen. 

Ich mag die Seite wirklich, die Geschichten, die ich dort lese, sind toll und die Fanbase ist toll, weil sie Geschichtsnerds wie ich bin. 
Es gibt lediglich den Knackpunkt, dass ich deswegen angefangen habe, mir selbst Alt-History-Szenarien auszudenken. Dass ist das Problem, dass ich am Anfang angesprochen habe. Ich will nun eigene Szenarien schreiben, aber ich habe bereits genug zu tun. Ich bin momentan dabei, sämtliche Seeschlachten des Pazifikkrieges bis zum Ende in 1945 chronologisch und jeweils am 80. jährigen Jubiläum (falls ich pünktlich bin) durchzugehen, was also bedeutet, dass ich bis 2025 damit beschäftigt sein werde. (Ja, das ist ein sehr langes Projekt und ja, ich bin mir nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war, aber im Moment will ich es noch durchziehen.) Dazu kommt dann noch mein geplanter Heroen des Feindes rewrite und natürlich mein echtes Buch. (Bin dort mit der ersten Version fast fertig, will aber keine Prognosen mehr machen, wann ich fertig werde, weil sie nie stimmen und dann folgt auch dort die Überarbeitung.) 

Momentan beschränke ich mich deshalb darauf, mir einige Szenarien im Kopf auszudenken und Notizen dazu zu machen. Ausserdem muss ich mich noch mehr mit der Internetseite vertraut machen und einen Account erschaffen. 
Sobald ich mit meinem Pazifikkrieg-Projekt fertig bin, kann ich mir vorstellen, dass ich zu Alt-History wechseln werde, aber vorher muss ich mich noch davor stoppen, schon damit anzufangen.

Hier einige Ideen, die ich bereits habe: (Interessiert euch vielleicht nicht so, aber hey, mir doch egal.)

Schlacht bei den Ost-Salomonen, aber die japanischen Flottenträger werden gesichtet und können angegriffen werden. (My boy Fletcher verdient hier einen grösseren Sieg!)

Eine daraus resultierende Fortsetzung bei der Schlacht bei den Santa-Cruz-Inseln, aber die Flottenauslegung ist wegen den Änderungen der vorherigen Schlacht anders und mit eventuell anderen Befehlshabern. 

Eventuell eine weitere Fortsetzung daraus folgend im Golf von Leyte zwei Jahre später, aber mit Fletcher als Befehlshaber der 7. Flotte statt Kinkaid. 

Der Schlachtkreuzer HMS Tiger aus dem Ersten Weltkrieg überlebt das Londoner Flottenabkommen und bleibt aktiv in der Royal Navy, wird modernisiert und kämpft im Zweiten Weltkrieg. Ich habe eine Schwäche für das letzte Mitglied der Splendid Cats. Sie verdient den Titel "Schönstes Schiff der Welt" und auch wenn sie komplett unfähig ist, etwas zu treffen, so ist ihre Fähigkeit, alle möglichen Schäden zu überleben, doch sehr cool und ich will sie im Zweiten Weltkrieg in Action sehen, damit sie dort endlich etwas treffen und hoffentlich versenken kann. 

Eine Trägerschlacht zwischen der Eastern Fleet und japanischen Flugzeugträgern (vermutlich anstelle Operation Cockpit April 1944), weil ich britische Träger in einer Trägerschlacht sehen will und weil Somerville eine Chance für einen grösseren Sieg verdient. 

Die Schlacht im Korallenmeer, aber Admiral Crace's Kreuzer konfrontieren die japanische Invasionsflotte bei der Jomard-Passage, weil sie hier, anstelle zur echten Schlacht, den Invasionsversuch fortsetzen, anstelle ihn abzubrechen. Die japanische Eskorte und Task Force 44 sind sich ziemlich ähnlich, aber mit genug Unterschieden, dass eine Konfrontation zwischen den beiden Streitkräften extrem interessant wäre. 

Eine weitere Idee wäre, dass die geplante Invasion der Kurilen im Norden des Pazifiks früher stattfindet als geplant. OTL/Original Timeline, also in der Realität hat diese Invasion wegen der Kapitulation nie stattgefunden. Wieso will ich, dass sie hier passiert? Nun, weil dies Fletchers Aufgabe gewesen wäre und er somit ein letztes Mal zeigen kann, was er tun und all seinen Kritikern in den Arsch treten kann. (Ist euch vielleicht dezent aufgefallen, aber ich mag Frank Jack Fletcher. Bester amerikanischer Admiral des Zweiten Weltkrieges meiner Meinung nach und völlig underrated.) 

Meine momentan neueste Idee wäre, dass das österreich-ungarische Schlachtschiff Szent István unterwegs zur Otranto-Sperre (Erster Weltkrieg 1918) nicht entdeckt und versenkt wird. Somit wird die österreichisch-ungarische Flotte den Angriff durchführen und in eine grössere Schlacht mit Entente-Streitkräften verwickelt. 

Wie ihr sehen könnt, ich habe eine Menge Ideen. Und alle davon sind Seeschlachten, because that's my thing. Bei einigen davon müsste ich noch ein bisschen Nachforschungen anstellen, damit ich genug dazu weiss. Denn auch wenn es Alt-History ist, so muss man trotzdem genug zum Original wissen, um es glaubhaft ändern zu können. 

Beim letzten Szenario müsste ich zum Beispiel wissen, was für Entente-Schiffe überhaupt in der Nähe waren, um eingreifen zu können und wie wahrscheinlich es ist, dass sie dies auch tun können. Ich habe gehört, dass die Briten und Franzosen anscheinend vom Angriff wussten und eine Falle vorbereiteten, aber ich habe anderswo nichts davon gelesen und muss deshalb noch eine andere Quelle finden, die das bestätigt. Ohne Feindschiffe kann schliesslich keine Schlacht stattfinden. 

Ein wohl eher ungewohntes Thema hier, aber eines, dass mir gefällt und zu dem ich etwas schreiben wollte. Falls ihr Geschichte mögt, was habt ihr so für Alt-History-Szenarien? Schreibts doch in die Kommentare

27.10.22