Kapitel 1: Flugstunden

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(erzählt von Luisa)


Die Mathehasser unter euch werden sich jetzt wahrscheinlich drüber freuen, dass der zweite Band nicht mit einer Mathestunde anfängt. Also ich bin immer noch Luisa Burger, die mittlerweile weiß, dass sie adoptiert worden ist. Ich war auch bekannt unter dem Namen Göttin der Gerechtigkeit und des Wachstums. Also war ich eine doppelte Göttin. Die Königin Fantasytias ist meine Mum, das hieß, ich würde höchstwahrscheinlich die Thronfolgerin werden. Der Gedanke daran, machte mich total wirr im Kopf. Meine Freunde- die sensible Jasmin Ösko (genannt Jas-Jas), die immer fröhliche Alexandra Sofia Bernhardt (genannt Al), Nicole Unterhauser (genannt Cola, da sie das Getränk hasst) und Nina Aberlinger- waren, genau wie ich, ebenfalls Götter: Jasmin, dreizehn Jahre alt, war die Göttin der Toleranz und ihr Prinz, Felix Stein, der noch in mich verliebt war, war dann also der Prinz der Toleranz. Ihr Götterelemente waren Schallwellen und Gesang, während Felix Karate als Götterelement hatte, da er privat ebenfalls Karate machte und sogar im selben Verein war, wie meine Cousine.

Alexandra Sofia Bernhardt, vierzehn Jahre alt, war die Göttin der Hoffnung und ihre Hoffnung starb wirklich nie. Mein Exfreund Fabian war noch ganz zufällig ihr älterer Bruder und ich konnte euch nur empfehlen: Verliebt euch nicht in den Bruder oder in die Schwester eurer Freundin oder eures Freundes! Ist nur total verwirrend und kompliziert. Ihr Götterelement waren Süßigkeiten und ihr Prinz war der Einzige unter den drei Prinzen, der noch ein Gott war. Nämlich der Gott der Lebensfreude oder wie er auf der Erde hieß: Michael Holzner. Und der Titel passte perfekt zu ihm. Immer gut drauf. Während ihrer gemeinsamen Prüfung, die wir alle machen mussten, damit wir in die fünf anderen Fantasiewelten durften, verliebten sich die Beiden ineinander und wurden ziemlich schnell ein Paar.

Nicole Unterhauser, auch vierzehn Jahre alt, war die Göttin des Friedens, obwohl wir uns alle ein bisschen fragten, warum sie ausgerechnet die Göttin des Friedens war, wo sie doch manchmal ziemlich aufbrausend sein konnte. Sie war Alexandras beste Freundin und so erinnerten mich die Beiden immer irgendwie an Erin und Shaunee aus House of Night, die sich ja die Zwillinge nannten. Nicoles Prinz war Lorenz Pächtner, der mit Alexandra und mir im Bus fuhr und von dem ich immer dachte, dass er genau so ein Arschloch war, wie seine Kumpels (besonders wie Max), aber da war ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher. Ihr Götterelement war alles Positive und sie war die Erste, die schon herausgefunden hatte, wie man per Gedanken seine Kräfte vervielfachen konnte. Was eigentlich schon beeindruckend war. Lorenz' Götterelement oder eher Gegenstand war die Armbrust. Ein Ding, das mich immer irgendwie an Mord und Todschlag erinnerte, was sicher an dieser einen Detektiv Conan-Folge lag, in der die Leiche im Winter mitten im Garten lag und keine Fußabdrücke um die Leiche waren und mit Hilfe der Armbrust hatte der Täter die Leiche irgendwie in den Garten gebracht, ohne Fußabdrücke zu hinterlassen. Ja, genau. So war das. Er und Michael hätten nie gedacht, dass sie wirklich mit Armbrust und Pfeil und Bogen umgehen konnten. Cola und ihr Prinz gingen sich auch öfter verbal an die Gurgel wie Nina und ich, so hatten sie es uns erzählt. Nur mit dem Unterschied, dass ihre Streitereien immer von kurzer Dauer waren und die Beiden trotzdem zur Tagesordnung schreiten und so ihrer Arbeit nachgehen konnten.

Und da waren wir auch schon bei der Letzten: Nina Aberlinger, über die ich locker ein eigenes Buch schreiben könnte, wenn ich wollte, denn für ihre vierzehn Jahre, tat sie immer ziemlich erwachsen, war es aber gar nicht, wie ich fand. Sie trug aus komischen Gründen in Fantasytia den Namen Göttin der Talente. Obwohl ich der Meinung war, dass sie so viele Talente hatte, wie jeder normale Mensch auch. Sie war im Allgemeinen nichts Besonderes. Na ja, ein Gutes hatte meine Freundschaft mit ihr ja: Bei ihr konnte ich meine übermäßige Ehrlichkeit loswerden. Ja, viele Jugendliche hatten übermäßige Aggressivität. Ich aber hatte eben die überflüssige Ehrlichkeit, die mich immer wieder in peinliche und unnötige Situationen brachte.

Neulich hatte Nicole es mit diesen krassen Gedanken, die ihre Kräfte vervielfachen konnten, Musica, die erste Fantasiewelt von den Fünf, die wir retten mussten, geholfen und zwar in dem sie an alles Positive dieser Welt dachte. Damit hatte sie dafür gesorgt, dass die Bewohner in Musica endlich wieder etwas hören konnten, was ich mir gar nicht vorstellen konnte. Keine Musik? Kein Ton? Eieiei!

Tja, und gerade eben saß ich auf meinem Bett auf der Erde und las. Ich las ziemlich viel. Das beruhigte mich- genauso wie Musik hören. Doch weil ich mir immer große Mühe geben musste, nicht zu schnell mit den Büchern fertig zu werden, hörte ich auf.

Was sollte ich jetzt machen?

Doch da ertönte plötzlich Machinery von The Naked and Famous und riss mich aus meinen Überlegungen. Das Lied war mein SMS-Ton und ich freute mich immer total, wenn ich eine SMS bekam. Fragt mich nicht, wieso.

Oh, eine SMS von Jasmin!

„Hey, Lui, was treibst du grad so? Ich komm mir total nutzlos vor. Ist das bei dir auch so?"

Oh ja, leider und deswegen antwortete ich ihr: „ Ja, leider .Ich les grad. Am liebsten würde ich nach Fantasytia reisen und mir den restlichen Teil des Schlosses ansehen."

„Ja, mach das. Äh, wann haben wir die Flugstunden noch mal?", fragte sie mich.

„Tz tz tz. Jas-Jas! Da hast du Glück. Morgen nach der Schule treffen wir uns im Thronsaal"

„Waaas? Wir sollen fliegen üben im Thronsaal?"

„Keine Ahnung. Ich denk wir treffen uns da einfach nur"

„Ach so", bekam ich binnen Sekunden als Antwort.

„Jo"

„Tja, dann noch viel Spaß beim Lesen J"

„Ja ja, danke J"

„Love u"

Ich schmunzelte. Dann schrieb ich ihr: „I love u 2"

Ja, kitschig, ich weiß. Aber manchmal durfte man das ruhig sein, finde ich.

Doch nach einer Stunde, kam schon wieder eine SMS von Jasmin: Mir is so faaaad. Lass uns n bisschen hin und her schreiben."

„Okay. Sag mir was ich essen soll." Wobei meine Adoptivmum würde in ein paar Minuten kommen, das hieß, ich musste gar nicht überlegen, was ich essen sollte.

„KA. Was willst du denn essen?", fragte sie mich.

Genau, was wollte ich überhaupt essen? Ich dachte kurz nach und antwortete schließlich: Mir is grad eingefallen, dass meine Mum bald heimkommt. Von daher ist es egal."

„Du nennst sie immer noch Mum?"

„Darf ich nicht, oder wie? L"

„Sicher. Ich wunder mich nur. Aber lass das bloß nicht die Königin mitkriegen"

„Sie wird sich schon nicht drüber aufregen. Meinste nicht?"

„Ja, stimmt" Dann schrieb sie gar nichts mehr.

Okay. War vielleicht auch gut so, denn ich wollte ja nicht, dass meine Adoptivmum mitbekam, dass ich bereits wusste, dass sie nicht meine leibliche Mum war. Eigentlich war das schon komisch, dass ich ihnen das verschweigen musste, weil, woher sollte ich denn plötzlich wissen, dass ich nicht ihr Kind war? Eben. Und deswegen musste ich auf normal tun.

Plötzlich hörte ich die Haustür ins Schloss fallen und ich wusste: Aha, meine Adoptivmum war da! Ich flitzte aus meinem Zimmer (immer noch mit meinem Handy in der Hand) und begrüßte sie. Na ja, also wenn ich meine Mum gewesen wäre, würde mir das sehr spanisch vorkommen.

„Hi Mum"

„Hallo Luisa" Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und sah mich ein bisschen traurig an. „Findest du das nicht ein bisschen seltsam mich Mum zu nennen?"

„Vielleicht", antwortete ich ihr. „Aber wie sollte ich dich denn sonst nennen? Und außerdem hat dich das sonst auch nicht gestört"

„Doch. Bei all deinen Begrüßungen"

„Echt?" Ich konnte es nicht glauben. Warum hatte ich das nie mitgekriegt? Straaange. „Also, wie sollte ich dich sonst nennen?", wiederholte ich ehrgeizig. Das wollte ich einfach wissen.

„Wie wärs mit Mama?" Sie betonte das Wort so extrem, dass ich befürchtete, sie ahnte schon, dass ich mittlerweile mehr über mein Leben wusste, als vor zirka drei Wochen. Krass, schon wieder drei Wochen!

„Aaach", sagte ich und wandte mich ab, so dass sie mir in die Küche folgen musste. „Das ist unkreativ"

Sie seufzte. „Na dann"

Ich lachte, doch dann wurde ich schneller wieder ernst, als ich es eigentlich wollte. Ich kam näher an sie heran, um sie beäugen zu können. „Sag mal", begann ich. „irgendwas ist doch heute mit dir"

„Ich bin nur müde von der Arbeit"

„Soll ich dich in Ruhe lassen?", fragte ich sie vorsichtig.

Sie seufzte erneut. „Nein, das brauchst du nicht"

Eigentlich wollte ich wieder in mein Zimmer gehen, doch dann hatte ich noch eine wichtige Frage an sie zu stellen. Allerdings war mir vollkommen klar, dass ich mich bei dieser Frage total verraten würde. Ach egal.

„Woher weiß man eigentlich, dass man verliebt ist?" Eine typische Frage, die immer dieselbe Reaktion mit sich bringt.

Sie hielt inne, ihren Rucksack, den sie immer mit in die Arbeit nahm, auszupacken und sah mich zuerst verdutzt an, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Na, in dem du ständig an ihn denkst. Aber Luisa, du warst doch schon mal verliebt, oder nicht?"

„Ja, schon" Und wie ich in Fabian verliebt war! Schon seltsam, dass mir unsere Trennung überhaupt nicht an die Nieren ging. Ich meine, wenn man jemanden liebt, hört man doch nicht einfach auf ihn zu lieben, oder? Okay, vielleicht war das in jungen Jahren noch normal, so ein Hin und Her der Gefühle. Aber dann fügte ich noch unsicher hinzu: „Aber es ist nicht automatisch ein Zeichen, dass man verliebt ist, wenn man sich Sorgen um den Jungen macht und ihn helfen will?"

Ich wusste nicht, ob ich es als Frage formulieren sollte oder nicht, doch letzten endlich tat ich es so.

„Tja, in deinem Fall nicht"

In meinem Fall? Was sollte das denn bitte heißen? „Wie meinst du das?", fragte ich sie ein bisschen aufgebracht, obwohl ich genau das vermeiden wollte.

„Du hilfst auch ohne Verliebtheit gern Menschen" Ich atmete erleichtert aus, doch Mütter haben ja grundsätzlich diesen beängstigenden Adleraugen-Blick. „Was hättest DU denn jetzt gedacht?" Sie kam näher. Oh je. „Na? Hast du ein schlechtes Gewissen, oder wie? Hm? Sollte ich irgendwas Wichtiges wissen?"

Tja, kommt drauf an, ob Fantasytia für dich wichtig ist.

Ich ruderte mit den Händen herum. „Nein, nein, gar nichts"

„Aha", murmelte meine Adoptivmum und fuhr fort, ihren Arbeitsrucksack auszupacken.

Dann wollte ich schon wieder in mein Zimmer gehen, als mir noch eine Tatsache einfiel, die ich ihr sagen musste: „Du, ich komm morgen später von der Schule, okay?"

Gott, hasste ich es, ihr was verschweigen zu müssen!

„Ach so. Wo bist du denn?"

„Äh" Ja, jetzt musste ich wohl oder übel lügen. Shit. „Tja, ich bin bei..." Namen. Ich brauchte ganz schnell einen glaubhaften Namen! „...Jasmin"

„Oh, ach so"

Dieses Mal atmete ich wesentlich leiser erleichtert aus. Und sie bemerkte es nicht. Gut, vielleicht lag es auch daran, dass sie mit ihrem Rucksack beschäftigt war.

Ich fasste es nicht. Ich nahm tatsächlich Jas-Jas als Lüge her! GottohGott! Ich ging mega flink wieder in mein Zimmer, wo ich Jasmin erneut eine SMS schrieb. Sie musste ja schließlich wissen, dass ich morgen angeblich bei ihr sein würde. Gott, ich hasste es wirklich, total lügen zu müssen. Seufz.

Also schrieb ich: „Hey Jas-Jas. Ich bins noch mal. Grad ist meine Mum heim gekommen. Ich hab ihr erzählt, dass ich morgen bei dir bin. Du weißt schon wegen den Flugstunden. Da musste ich leider Gottes rumlügen"

Nach einer viertel Stunde kam schon die Antwort: „Oh je. Und hat sie's geschluckt?"

„Ja, ich denk schon. Sie hat nur 'Oh, ach so' gesagt"

„Danke, für die Aufklärung, dass du mich als Lüge benützt J"

„Na ja, Nina konnte ich ja schlecht nehmen"

„Stimmt. Da hätte sie sicher nachgefragt", gab Jasmin zu.

Ich nickte. Dann legte ich mein Handy schließlich weg und überlegte wieder mal, was ich machen sollte, bis es Abendessen gab. Lesen? Ach, egal. Dann würde ich eben (wie immer) zu schnell mit dem Buch fertig werden.

Nur so damit ihrs wisst: Heute war Montag. Das heißt, heute hatten wir wieder Schule. Und Mathe. Und das wiederrum bedeutete, dass Frau Simon und ich uns eigentlich wieder anzicken hätten müssen, doch das ging ja schlecht, wenn man eine Stegreifaufgabe schrieb. Das Dumme war ja immer, dass ich mich selbst nie einschätzen konnte. Wenn ich sagte, dass es bestimmt ne 3 werden würde, bekam ich ne 4 oder schlechter. Wenn ich allerdings behauptete, dass würde sicher ne schlechte Note werden, bekam sonderbarer Weise eine 3 und einmal bekam ich sogar ne 2. Fazit: ich konnte mich überhaupt nicht einschätzen, was total bescheuert war.

Frau Simon und ich hatten also keine Gelegenheit, uns verbal an die Gurgel zu gehen. Und so hatte ich mir vorgenommen, an diesem Tag nicht ein einziges Mal mit irgendjemand zu streiten, nur leider bezweifelte ich selbst, dass mir das gelingen sollte. Vor allem da ich an diesem Tag auf Nina treffen sollte. Doch ich wollte mir fest vornehmen, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Denn unsere Diskussionen kamen ja immer nur zu Stande, wenn ich auf Ninas Anspielungen einging. Und das wollte ich heute eben nicht tun.

Ich war ausnahmsweise (wie mir schien) die Erste, die eintraf. Die Königin umarmte mich als Begrüßung und erkundigte sich bei mir, wie es mir ging.

„Alles ist gut", sagte ich locker. „Ich hab mir heute fest vorgenommen, nicht ein einiges Mal zu streiten"

„Schön"

Sie wollte sich gerade auf ihren Thron setzen, als Alexandra in den Thronsaal gestolpert kam und Nicole wieder einen ihrer Lachflash hatte und Michael besorgt zu seiner Freundin ging.

„Oh, die Götter von Hoffnung, Lebensfreude und Friede" Sie ging zu ihnen hin und begrüßte sie. „Schön, dass ihr hier seid. Wie geht es euch?"

Doch Cola lachte immer noch wie eine Verrückte und Al schließlich auch. Ja, in Sachen „Wie lache ich über mich selbst?" war sie Expertin.

Unter einem erneuten Lachanfall, brachte Cola heraus: „Also, auch wenn es grad nicht so aussieht, bei mir ist alles klar"

„Bei mir auch", kicherte Alexandra.

„Jaa..." Michael sah besorgt und verwirrt zwischen seiner Freundin und ihrer ABF hin und her.

Endlich hatte die Königin Gelegenheit, sich majestätisch, auf ihren Thron zu setzen. Musste man das eigentlich als Königin können? Immer schön elegant aussehen? Oh je, oh je...

Cola und Al setzten sich neben mich, während sich Michael selbstverständlich neben Al setzte. Doch dann war die Ruhe wieder mal fort, in dem Lorenz völlig außer Atem in den Thronsaal kam. Aber irgendwie vergaßen alle heute zu klopfen. Na ja, der Königin schien das nicht aufzufallen. Wenige Augenblicke später kam schon Felix in die Runde.

„Hallo, Königin. Hallo, Leute", begrüßte er uns.

„Echt seltsamer Tag heute", bemerkte ich.

Doch dann fragte ich mich, ob Jasmin vergessen hatte, dass wir heute Flugstunden hatten. Ne, das konnte nicht sein. Ich hatte es ihr doch noch geschrieben!

Nicole sah ihren Prinzen besorgt an und fragte: „Ist alles in Ordnung mit dir?"

Lorenz hatte dennoch keine Chance ihr richtig zu antworten. „Klar... ich wollte... dich eigentlich einholen. Aber du... du hast mich nicht..." Dann war sein Atem wieder da. „...nicht rufen gehört"

„Nein, das hab ich echt nicht"

„Und ich bin Lorenz nachgerannt", erzählte Felix.

Ja, heute war echt ein komischer Tag!

„Wo ist denn Jasmin?", fragte mich Felix schließlich.

„Tja, das frag ich mich auch. Ich hab ihr gestern noch geschrieben, dass wir uns heute hier treffen..."

„Hi Leute. Tschuldigung, dass ich so spät bin. Bin ich überhaupt zu spät? Na ja, meine Eltern haben mich noch so lange aufgehalten...", stürmte Jasmin ebenfalls atemlos in den Raum, ohne eine Pause zwischen ihren Sätzen zu lassen.

„Schön", wiederholte die Königin.

„Hast du Nina gesehen?", fragte ich. Man! Ich machte mir schon wieder leichte Sorgen um sie!

„Ja, sie musste noch aufs Klo", erklärte mir meine BF und wenige Sekunden später, traf Nina (wieder mal) als Letzte ebenfalls in den Thronsaal ein.

„Hallo" war ihre Begrüßung. „Ist Atanasia gar nicht hier?"

„Siehst du sie hier irgendwo?", fragte ich sie schnippisch zurück.

Doch Nina streckte mir nur die Zunge raus und setzte sich auf den einzig freien Stuhl.

„Gut, jetzt wo wir alle anwesend sind, können wir ja beginnen", sagte die Königin voller Vorfreude.

„Aber, wollen Sie das wirklich hier machen, Königin?", wandte Jasmin ein.

„Nein, selbstverständlich nicht. Im Thronsaal ist viel zu wenig Platz dafür"

„Das hab ich mir auch schon gedacht"

Die Königin klatschte in die Hände. „Dann lasst uns gehen" Doch dann zwinkerte sie uns zu, als sie schon zur Hälfte an uns vorbei war. „Oder eher: Fliegen wir hin"

Jasmin und Michael schluckten neben mir und ich auch- allerdings innerlich. Das würde nicht sehr göttlich aussehen.

Sie gab uns ein Zeichen, dass wir mitkommen sollten und obwohl wir alle nicht sehr begeistert waren, gingen wir mit. Mussten wir ja fast. Die Wachen grinsten uns schon so dämlich zu. Ja, wir würden uns so was von lächerlich machen!

„Denkt an eure Flügel", befahl die Königin. Wir nickten und alle hatten plötzlich Flügel am Rücken. „Sehr schön. Ich glaube, ihr seid schon mal geflogen, oder?"

„Ja, aber nur kurz zu Zarina", erklärte ich ihr.

„Und das sah bestimmt nicht gut aus", ergänzte Nina. Da musste ich ihr mal Recht geben.

„Dann springt einfach vom Boden ab", befahl die Königin weiter.

„Aber was ist, wenn wir runterfallen?", wandte Alexandra unsicher ein.

„Dann werd ich dich auffangen", sagte Michael, noch bevor die Königin etwas sagen konnte und gab seiner Freundin einen Kuss. Hm, das hätte locker ein Spruch von Heath aus House of Night sein können. Nur, er hätte noch ein Baby hinzugefügt.

„Das wird nicht passieren, Göttin der Hoffnung. Die Flügel werden dich tragen und außerdem bist du doch, wenn ich mich noch richtig erinnere, gar nicht so schlecht geflogen. Du hast lediglich zu viel gelacht"

Zu viel gelacht? Wow, DEN Spruch hatte ich ja noch nie gehört!

„Wenn Sie das sagen...", murmelte Alexandra.

Und so sprangen wir ab und die Königin breitete ihre hellblau-grünlichen Flügel aus, und ich musste sagen, dass das Grünliche in ihren Flügeln zu ihren Augen passte. Die Augen... Die hatte ich nicht von ihr geerbt. Hach, dabei fand ich grüne Augen so cool. Vielleicht mochte ich grüne Augen deswegen so gern, weil sie mein Unterbewusstsein an meine leibliche Mutter erinnerten? Wäre möglich.

Sie zeigte uns das richtige Fliegen und Al lachte zwar immer noch, doch wenigstens flog sie gerade aus und nicht in eine Wand. Ich fand es übrigens wunderschön zu fliegen und ich fragte mich, was wohl Moritz Flügel für eine Farbe hatten. Ich dachte schon wieder an ihn. So ein Mist!

Doch plötzlich stand da eine braun-golden-haarige Frau mit komischer Frisur am Schloss und klatschte begeistert. Es war Atanasia!

„Wuhuu! Ihr macht das wirklich gut!"

„Hallo Ata...", sagte Nina und durch die Ablenkung flog sie total ins Gras. „Autsch!"

Atanasia kam lachend zu ihr hin gerannt und half Nina auf. Die Königin kam besorgt dazu. „Ist alles in Ordnung mit dir, Göttin?", fragte sie.

„Ja ja, hallo Atanasia"

„Du hättest dir was brechen können wegen mir", stellte Atanasia fest und fasste sich wie in einem Horrorfilm mit beiden Händen an die Wangen. „GottohGott, das wäre ja schrecklich gewesen"

„Du sollst sie ja auch nicht ablenken, Schwester", sagte die Königin streng.

Doch Atanasia lachte. „Ja, ich weiß. Ich war nur so neugierig. Wisst ihr was? Ich flieg einfach mit euch!"

„Ja", freute sich Nina und die Königin schüttelte seufzend den Kopf und murmelte vor sich hin.

Meine Tante machte definitiv was sie wollte. Sie zauberte ihre goldenen Flügel herbei und war sofort in der Luft. Erstaunlich, wie gut sie fliegen konnte. Aber das war wahrscheinlich voll normal in Fantasytia, so gut fliegen zu können.

„Das ist sooo cool!", jubelte Atanasia und drehte Lupings.

„Macht das bitte nicht nach, Götter und Prinzen", warnte uns die Königin.

Noch nicht, aber irgendwann werd ich das auch können, schwor ich mir. Was wäre ich denn für ne schlechte Thronfolgerin, wenn ich keine Lupings könnte?

Aber wie hätte es anders sein können? Alexandra wollte es ausprobieren, doch als sie den strengen Blick der Königin sah, ließ sie es lieber bleiben. Tja, nur blöd, dass Nina da nicht ganz so vernünftig war, wie Alexandra, denn Nina versuchte ebenfalls Lupings zu drehen, doch bei ihr gingen sie natürlich von hinten los. Und so kam es, dass Nina vor lauter Lupings drehen total die Orientierung verloren hatte und ziemlich schnell zu Boden flog und gar nicht mehr wusste, wie sie es aufhalten sollte.

„Königin, Königin! Nina! Sie stürzt ab!", rief Jasmin und fuchtelte dabei wild dazu.

Meine leibliche Mum reagierte sofort und flog senkrecht zum Boden. Eieiei, das wird hier noch böse enden, dachte ich mir und sah voller Panik zu, wie die Königin wie ein Eisvogel (oder wie die Viecher heißen, die senkrecht auf das Wasser fliegen) immer weiter in Richtung Boden kam. Endlich hatte sie Nina eingeholt, die nur noch umher schrie. Ganz kurz, bevor sie den Boden berührt hätten und es hier ein Blutbad gegeben hätte, schnappte sich die Königin Nina und flog ein Stück nach oben und blieb dort auf der Stelle stehen. Dann ließ sie Nina los und sah sie streng an, strenger als sie vorhin Alexandra angesehen hatte.

„Das war der Grund, warum ich nicht wollte, dass ihr das nach macht"

„Entschuldigung", sagte Nina kleinlaut.

Wahrscheinlich würde sie sich in nächster Zeit nicht mehr so schnell trauen, zu fliegen. Geschweige denn, Lupings zu drehen.

Die Königin stöhnte entnervt und flog wieder zu uns Anderen, die wir lieber auf dem Boden standen. Die Beiden (sprich: Retterin und Gerettete) kamen zu Boden und wir alle starrten sie an.

„Nun, Götter und Prinzen, dass was die Göttin der Talente gerade getan hat und das was danach passiert ist, sollte euch eine Lehre sein", sagte die Königin streng.

„Oh ja, das ist es, Königin", meinte Lorenz und zog die Augenbrauen beeindruckt hoch.

„Nina, ist alles in Ordnung?", fragte Jasmin besorgt und kam zu Nina und stützte sie.

„Also, ich würd ja sagen, in ihrem Kopf ist nichts mehr in Ordnung", mischte ich mich sarkastisch ein und fügte hinzu: „Aber das war es ja noch nie" Jasmin sah mich böse an. „Sorry, der Kommentar musste jetzt sein"

Nun stöhnten Jasmin und Nicole gleichzeitig.

„Also gut, habt ihr alle das Gefühl, gut fliegen zu können?", fragte die Königin in die Runde.

Einige von uns nickten überzeugt, während die Anderen noch zögerlich nickten. Aber das war ja eigentlich auch nebensächlich, denn Nina war plötzlich total blass, würgte seltsam, drehte sich weg von uns und verlor ihr Essen anderweitig (nämlich nach oben, statt nach unten, wenn ihr wisst was ich meine). Toll, ganz toll.

„Oh, Göttin der Talente", murmelte die Königin und stand neben Nina und strich ihr mütterlich über die Schulter, um ihr beizustehen.

Ich sah, dass es Nicole selbst würgte und sich lieber von Ninas Anblick wandte. War vielleicht besser, denn ich wusste ja, dass meine weißblonde Freundin ein Problem damit hatte, wenn jemand in ihrer Nähe kotzte. Lorenz verstand das sofort und konzentrierte sich lieber auf seine Göttin. Seine Göttin? Wow, klang das süß.

Als Nina fertig war, reichte ihr die Königin ein Taschentuch und sofort sah Nina wieder einigermaßen menschlich aus. Ich hatte wirklich eine coole Mum, die keine Schwierigkeiten damit hatte, anderen beim Kotzen zu zusehen.

„Geht's dir jetzt besser?", fragte Alexandra und gab Cola ein Zeichen, dass sie sicher wieder umdrehen konnte. „Die Luft ist rein", sagte sie noch an Cola gewandt.

„Gut", murmelte Nicole.

„Sorry, Leute, war wohl der Schock", entschuldigte sich Nina erneut.

„Ich glaub, mir würds auch nicht anders gehen", entgegnete Lorenz und sah Nina mit einer dezenten Grimasse an.

„Hmmm", gaben Michael und Felix Lorenz murmelnd Recht.

„Vielleicht wäre es besser, wenn du dich nach hause beamst", unterbrach die Königin weiterhin mütterlich.

„Nein, nein. Mir geht's schon wieder viel besser", festigte Nina. Stimmt. Man musste nur sein Essen anderweitig verlieren und schon ging es einen, in den meisten Fällen, wieder besser. Komisch, aber wahr. Na, zum Glück kam das nicht oft vor, dass mir das passierte. „Aber ich glaub, das Fliegen lass ich heute lieber"

„Oh ja, gute Idee", bestätigte die Königin. Dann wandte sie sich zu uns: „Soll ich euch noch weitere Tipps geben?"

„Ich würde sagen, je nachdem wie spät es ist", sagte Michael.

„Warum hast du es nur immer so eilig?", überlegte Alexandra belustigt und lehnte sich an ihn.

„Ich will einfach nicht, dass sich meine Mutter Sorgen um mich macht"

Warum sollte sich nur seine Mum Sorgen um ihn machen? Jetzt wo ich so näher drüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich Michaels Vater noch nie gesehen hatte und dass, wo ich Michael schon seit Jahren kannte. Meine Adoptiveltern hatten mir mal erzählt, Michaels Vater sei ein (wartet, ich zitiere meinen Dad) Komischer Kauz, der sich einen Scheißdreck um seine Familie kümmert. Keine Ahnung. Da konnte ich nicht mitreden.

„Tja" Lorenz seufzte. „es heißt ja immer: Übung macht den Meister und deswegen würde ich sagen, üben wir einfach auf eigene Faust mal"

„Aber nicht auf der Erde!", wandte die Königin sofort ein.

„Ja, das meinte ich auch nicht"

„Ach Leonie, auf der Erde können sie sich doch nicht mal ihre Flügel herzaubern. Das können ja nicht mal wir, die richtigen Feen", pflichtete Atanasia Lorenz bei.

Die Königin sah ihre Schwester wütend an. „DU bist mal ganz still. Wegen dir hat sich dich Göttin der Talente übergeben"

Atanasia winkte lässig ab. „Sie hat doch gesagt, es sei alles Bestens. Mein Gott. Mach doch nicht son Drama draus"

Eigentlich fand ich es ja recht lustig, dass Atanasia ihre Schwester immer noch so behandelte, als wäre diese keine Königin, vor der man Respekt haben musste. Aber ich glaubte schon, dass Atanasia Respekt vor ihr hatte, nur keine Erfurcht oder so würde ich sagen. Na ja.

Die Königin wandte sich von ihrer Schwester ab und seufzte. „Wie auch immer. Ihr könnt noch weiter üben und ich werde euch zu sehen. Und du, Atanasia, verschwindest besser"

„Ach, du kannst so charmant sein", kicherte meine Tante, doch dann wollte sie gerade gehen, als sie noch sagte: „Tut mir wirklich leid, dass du dich wegen mir übergeben hast, Göttin der Talente. Du solltest dir kein Beispiel an mir nehmen. Auf Wiedersehen, Götter und Prinzen"

Wir verabschiedeten uns auch noch von ihr. Und langsam wurden wir weniger. Zuerst verließ uns Michael, anschließend Felix, dann Nicole und zum Schluss Jasmin und so kam es, dass nur noch Al, Nina, Lorenz und ich übrig blieben.

Wir Mädels waren noch in der Luft (auch Nina), als Lorenz zu Boden flog und uns mitteilte, dass er langsam müde wurde. Ich würde jetzt mal ganz arrogant sagen, dass wir Frauen einfach mehr aushielten als die Männer. Was meint ihr?

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