Kapitel 3: Japanitia

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(erzählt von Luisa)

Plötzlich sprang Zarina auf, so weit das eben mit Flosse ging und verkündete: „Oh mein Gott! Ihr sollt doch heute ins Schloss kommen! Das hab ich total vergessen, ich Trottel!" Sie schlug sich ein- zweimal auf den Kopf.

„Was? Wer?", fragte Nami sofort.

Zarina starrte sie an. „Na, die Götter und Prinzen"

Wir sahen sie verdutzt an und Nina fragte: „Ach so? Bist du jetzt unsere Managerin, oder wie?"

Zarina wirbelte seltsam herum und starrte nun Nina an. „Keine Ahnung. Kommt jetzt" Dann wandte sie sich an Nami. „Du, ich würde furchtbar gerne mal wieder deine Lianensuppe essen, aber es geht jetzt echt nicht"

„Alles klar. Komm einfach irgendwann wieder", meinte Nami.

„Du bist uns immer willkommen!", rief Chrissi.

„Genau wie die Götter", fügte Finchen hinzu.

Ich nickte freundlich. „Danke"

Dann winkten uns die Elementarfeen noch nach und wir verließen eilig die Küche und anschließend das Haus. Ich drehte mich noch zu dem komischen Haus um. Ja, hier wollte ich noch öfter herkommen! Wenn mir das Leben auf der Erde zu stressig wurde und mir über den Kopf wuchs.

Gott, wie ich es hasste, wenn ich mich beeilen musste!

„Sag mal, Zarina, müssen wir wirklich heute und jetzt ins Schloss?", fragte Lorenz. Ja, das würde ich auch gerne wissen! Vielleicht hatte sie ja nur die Tage vertauscht, denn eigentlich wollte ich nach Hause.

Sie blieb stehen, sah ihn gereizt an, stöhnte und sagte: „Ja, doch! Ich hätte sie euch wann anderes Mal auch vorstellen können"

Als es drohte, dass sie sich wieder selbst schlagen würde, hielt ich sie auf. „Kein Stress. Wir schaffen es schon noch. Wir müssen ja nicht überpünktlich sein"

„Aber zu spät solltet ihr auch nicht kommen", wandte sie sofort ein.

Ich seufzte und sie zog mich weiter.

Im Thronsaal keuchend angekommen, sah uns Atanasia mit hochgezogenen Augenbrauen an und die Königin kam uns zur Hilfe und fragte uns: „Ist alles in Ordnung?" Dann sah sie Zarina an, die nicht ganz so viel keuchte wie wir, da sie ja fliegen konnte (oder eher musste). Jetzt wo ich so näher drüber nachdenke, fällt mir auf, dass wir auch hätte fliegen können. Oh man. Aber wahrscheinlich waren wir es einfach noch nicht gewohnt gewesen, fliegen zu können. Nur schade, dass es auf der Erde erstens nicht erlaubt war und zweitens es erst gar nicht ging.

Lorenz hatte seinen Atem wieder als Erster und sah zur Königin auf. „Ja ja, alles klar" Und Michael, der als Zweiter wieder zu Atem gekommen war, fügte hinzu: „Zarina hat uns nur ziemlich gehetzt"

„Ich wusste, dass ihr sie heute besuchen würdet, aber ihr hättet euch nicht so beeilen müssen", meinte die Königin seelenruhig. Na toll.

Wir sahen Zarina böse an und sie lachte immer mal wieder künstlich auf. „Tja wisst ihr? Das wusste ich nicht"

„Das hättest du aber wissen müssen, Zarina", versetzte Atanasia verständnislos.

Die Königin winkte ab, gab uns ein Zeichen, dass wir uns setzen sollten, setzte sich selbst auf ihren Thron und sagte zu uns: „Nun gut, wir wollen nicht mehr länger auf Zarina herum hacken. Willst du hier bleiben oder willst du gehen?" Sie sah Zarina an.

„Ich glaube, ich muss wieder zurück ins Wasser"

„Warum?", fragte ich sie. „So lange waren wir doch auch wieder nicht bei den Elementarfeen"

„Doch", wandte Felix ein und sah zuerst auf seine Armbanduhr und dann

auf mich. „Wenn ich mich nicht verrechnet habe, müssten wir um die zwei Stunden bei ihnen gewesen sein"

„Wirklich?" Doch als mein Verehrer nickte, seufzte ich: „Oh mein Gott"

„Puh- da haben wir ganz schön die Zeit übersehen", fasste Nicole zusammen und Alexandra nickte.

Anschließend verabschiedeten wir uns von Zarina, indem wir sie noch alle umarmten (auch die Jungs!) und dann war sie auch schon weg. Kurz nach dem sie die Tür geschlossen hatte, sah ich ihr noch schmunzelnd nach. Zarina. Meine ehemalige beste Freundin. Und schon wieder bedauerte ich zu tiefst, dass unsere Freundschaft ganze fünfzehn Jahre unterbrochen wurde. Dann schenkte ich meiner leiblichen Mutter wieder meine siebzigprozentige Aufmerksamkeit (die anderen dreißig galten dem Fernseher und Moritz) und irgendwie fragte ich mich schon wieder, warum ich nur ständig an ihn dachte.

„Nun denn", räusperte sich die Königin und hatte mittlerweile neunzig Prozent meiner Aufmerksamkeit, doch die anderen Zehn würde sie nicht so schnell bekommen, so befürchtete ich. „Es wird Zeit, dass ihr nach Japanitia reist und diese ewigen Selbstmorde zu einem Ende bringt"

Bei dem Wort Japanitia hatte sie nun doch die anderen Zehn bekommen. Moritz war jetzt egal. Er würde bestimmt nicht so schnell Selbstmord begehen. Dass ich eigentlich müde war und nach Hause wollte, hatte ich auch fast vergessen.

„Super! Wann können wir los?", freute ich mich.

Lorenz sah mich von der Seite skeptisch an. „Komisch. Vorhin hast du noch weniger begeistert ausgesehen"

„Da wusste ich ja auch noch nicht, was die Königin mit uns vorhat"

Nina kicherte. Klar. Sie musste mal wieder so was denken!

„Hat denn schon wieder jemand Selbstmord begangen?", wechselte Jasmin in ihrem Ich-bin-besorgt-Unterton sensibel (also nicht so wie Lorenz es immer tat) das Thema.

„Ja, zwei" Die Königin seufzte.

Jasmin sah zuerst mich, dann Felix, ihren Prinzen, schockiert an.

Ich stand entschlossen auf und ballte die Hände theatralisch zu Fäusten. „Leute, das könnte doch unsere neue Motivation sein. Wisst ihr noch? Für Musica war doch dieser kleine Junge, der mit dem Mädchen spielen wollte, unsere Motivation"

Alle nickten mir zu.

„Ja, schon", bestätigte Jasmin.

„Wir wollen doch nicht, dass noch mehr Selbstmorde passieren, oder? Und genau das sollte unsere Inspiration sein!"

Alexandra stand ebenfalls auf. „Oh ja! Du hast Recht. Kommt schon, Leute, lasst uns Japanitia retten!"

Die Königin und Atanasia lächelten sich glücklich zu und die Königin zwinkerte mir anschließend zu. Wer weiß, vielleicht hatte ich ja das Talent, andere für etwas begeistern zu können. Es gab Leute, die so was konnten.

Jasmin strahlte. Alle strahlten sie- um genau zu sein und das freute mich total.

So voller Elan und Enthusiasmus flogen wir zu Zarina, die, so wie es schien, nicht recht begeistert davon war, dass wir ihre Ruhe störten, doch sie war durch und durch professionell und redete wieder in J-fantasytisch. Und dann stand da auf einmal der Tokio Tower vor uns. Zwar ein bisschen kleiner, als das Original, aber durchaus akzeptabel.

„Oh mein Gott!", rief ich aufgeregt.

Lorenz sah mich verständnislos an. „Sag bloß, du hast noch nie in deinem Leben den Eifelturm gesehen? Ich war schon mal dort"

Ich sah ihn finster an. „Ich auch! Nur, das ist nicht der Eifelturm. Wenn du wirklich schon mal am Eifelturm gewesen wärst, würdest du sehen, dass der Eifelturm nicht rot ist!"

Er blickte den Tokio Tower an und dann wieder mich. „Okay, okay. Aber was ist es dann?"

„Es muss irgendwas mit Japan zu tun haben", gab ihm Zarina einen Tipp.

„Es ist der Tokio Tower, du Trottel!", sagte ich wütend ohne ihn die Chance zum Überlegen zu geben. Es nervte mich einfach, dass der Tokio Tower grundsätzlich mit dem Eifelturm verwechselt wurde. Hallo??! Der Tokio Tower war rot, so weit ich wusste, und der Eifelturm sah am Tag nicht sehr interessant aus und nachts wechselte er, auch so weit ich wusste, die Farbe. Also ging das ja nicht! Argh!

„Und außerdem: Was hat der Eifelturm bitte mit Japan zu tun?", fragte ich ihn zickiger als ich wollte.

„Ja ja, beruhig dich. Ich sehs ja ein"

„Ganz ruhig, Lui. Alles ist bestens", beruhigte mich Jasmin und legte einen Arm um mich.

„Lorenz ist halt nicht so gebildet wie du", bemerkte Nicole. „Oder sagen wirs mal so: Er kennt sich mit Japan nicht so gut aus wie du, Lui. Keiner von uns tut das- außer Zarina vielleicht"

„Mit dem echten Japan kenn ich mich, ehrlich gesagt, nicht so gut aus", gab Zarina zu. „Ich weiß schon einiges, aber auch nur das, dass ich als Wächterin zu anderen Welten wissen muss. Aber Emiliara kennt sich echt gut damit aus. Sie weiß im Allgemeinen recht viel..."

Irgendwie blieb ihr Blick an Felix hängen. Wollte sie ihm etwa damit was sagen? Wenn ja, wegen was? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Felix zu der Art Jungs gehörte, die sich jede Woche in ne Andere „verlieben" und die ihre Freundinnen öfters wechseln, als Unterhosen (was ja bei Männern durchaus vorkommen konnte).

Felix wunderte sich auch ein bisschen drüber und räusperte sich, so brachte er Zarina total aus ihren Gedanken.

„Äh ja, genau. Ihr wollt ja nach Japanitia", fiel ihr plötzlich wieder ein.

„So ist es", bestätigte Felix steif.

Zarina deutete auf den Tokio Tower. „Schön. Dann geht mal rein. Das müsst ihr schon selbst tun" Sie kicherte kurz.

Ich nickte und ging los. „Alles klar. Danke Zarina"

Die Anderen folgten mir, doch ich blieb noch ganz kurz vor dem Tor stehen und bestaunte es. Wann bekam man schon mal den Tokio Tower zu sehen? Okay, das war zwar nicht das Original, aber egal. Dann ging ich durch das Tor und dieses Mal bekamen wir typische japanische Musik zu hören. J-Pop, glaube ich, nannte man das.

„Gott, was ist das denn?", hörte ich Lorenz fragen.

Ich drehte mich um. „Das ist japanische Musik"

In Japanitia angekommen, musste Lorenz erst mal seufzen. Die Person seines Schutzes sah ihn entnervt an. „So schlimm war doch die Musik auf wieder nicht. Du übertreibst total!"

Doch ihre erneute Diskussion wurde sofort unterbrochen, als Moritz durch das Tor kam. Ich sah ihn verdutzt an und Lorenz plusterte sich augenblicklich auf. Oh man. Jungs!

„Moritz. Wo warst du denn?", fragte ich ihn und kam näher zu ihm.

„Ich..." Er wusste schon wieder nicht, was er sagen sollte. „Ich musste noch wohin"

„Das ist die wohl schlechteste Ausrede, die man verwenden kann" Lorenz ging bedrohlich zu Moritz hin und ich stellte mich zwischen die Beiden.

„Lorenz, ganz ruhig. Moriz ist doch grad erst gekommen"

„Ja, und?" Dann sah er wieder Moritz an. „Der Typ hat doch was vor und du vertraust ihm auch noch!"

Nicole kam auch dazu und zog ihren Prinzen von Moritz weg. „Man! Krieg mal dein Testosteron in Griff! Moritz wird uns nichts tun oder sieht er für dich so aus?" Lorenz verschränkte die Arme und Nicole seufzte. „Okay. Für dich sieht er wohl so aus, aber wenn Lui ihm vertraut, wird er schon kein Unrechter sein"

„Luisa ist auch nur ein Mensch, der Fehler machen kann"

Jasmin kam dazu und schüttelte den Kopf. „Nein. Sie ist streng genommen eine Fee"

„Okay, okay. Aber Feen können auch Fehler machen", wandte Lorenz ein.

Cola ließ ihren Prinz genervt los.

„Stimmt. Ich bin eigentlich eine Fee, bin aber wie ein Mensch aufgewachsen. Also zählt das Argument wohl nicht, Jas-Jas", sagte ich.

„Bitte streitet euch doch nicht wegen mir", mischte sich Moritz ein.

Ich sah ihn an. Hach, Moritz. Wenn du wüsstest, wie süß du bist.

„Gut", unterbrach Michael. „Was machen wir jetzt? Ich meine, wie sollen wir die Leute davon abhalten, Selbstmord zu begehen?"

„Das ist die Frage...", überlegte ich.

„Sehen wir uns doch erstmal in Japanitia um!", schlug Alexandra vor. „Das haben wir in Musica doch auch gemacht"

„Stimmt", gab ich zu.

Michael gab Alexandra einen Kuss auf die Wange und die Anderen nickten.

Als wir eine Weile gegangen waren, kamen wir anscheinend in eine kleine Stadt. Oder Dorf oder was auch immer. Es war eine wunderschöne Stadt, obwohl uns einige Leute begegneten, die so deprimiert aussahen, dass wir bei denen schon befürchteten, die würden sich auch bald umbringen. Wer weiß? Vielleicht hatten sie es wirklich getan. Ich drehte mich dann immer nach den Leuten um und machte mir Sorgen um sie (ist das nicht verrückt? Ich mach mir Sorgen um fremde Leute). Ja, ich fühlte mich Japanitia verbunden und vielleicht litt ich deswegen so mit den selbstmordgefährdeten Leuten, denen wir begegneten, mit.

„Dieses Dorf erinnert mich irgendwie an Tokio", murmelte ich vor mich hin.

„Aber Tokio ist eine Stadt", wandte Lorenz verwundert ein. „Nämlich die Hauptstadt. Das weiß sogar ich, wo ich doch angeblich nicht so viel über Japan weiß wie du"

Ich sah ihn an. „Ich weiß. Aber irgendwie erinnert es mich einfach an Tokio"

„Warst du schon mal in Tokio?", fragte mich Felix.

„Nein. Leider noch nicht, aber ich will dort mal hin- auch wenn ich jeder Zeit nach Japanitia könnte"

Plötzlich blieb Moritz stehen und aus irgendwelchen Gründen, tat ich es ihm gleich, ohne dass ich das wollte.

„Ist was, Moritz?", fragte ich ihn.

Die Anderen blieben ebenfalls stehen und ich konnte genau sehen, dass Lorenz genervt die Hände in die Hüften stemmte und seufzte. Doch ich ignorierte das und blickte weiter Moritz an und dann den Laden vor dem wir standen und sofort verstand ich, warum er stehen blieb. „Ein Go-Laden"

„Ein Was?", fragte Lorenz.

Jetzt musste ich ihn doch wieder beachten, drehte mich zu ihm um und antwortete: „Entweder ein Laden, in dem man Go spielt oder ein Laden, in dem man Go-Bretter und Go-Steine und all so ein Zeug kaufen kann"

„Und was ist Go?", fragte nun auch Jasmin.

„Ein japanisches Brettspiel", gab Moritz für mich zur Antwort.

Ich nickte zustimmend. „Cool. Würde es euch stören, wenn wir da kurz reingehen?"

„Hört sich interessant an", meinte Jasmin.

„Ja, okay"

„Logisch"

„Geh ruhig"

„Danke", murmelte ich und ging sofort in den Laden und Moritz folgte mir wie ein Hündchen. Witzig, Moritz mit einem Hündchen zu vergleichen. Ich bemerkte nicht mal, dass Felix uns skeptisch hinterher sah. Okay, es wäre ja möglich, dass er Moritz auch nicht traute, weil ich (seine Angebetete) sich gut mit ihm verstand. Was wusste ich, was in dem Köpfen von Jungs so vor sich ging?

Im Laden angekommen, blieb mir erstmal der Atem stehen, denn in diesem Laden gab es wohl Go-Bretter in allen Formen und Farben- sozusagen- und das beeindruckte mich total. Auf der Erde würde man so ein Laden, auf dem wahrscheinlich sogar die Japaner eifersüchtig wären, nicht so schnell finden. Zumindest nicht in Deutschland. Da war es ja schon verdammt schwer, Mangas zu finden (was ziemlich scheiße ist). Ich bekam wirklich gar keinen Ton heraus und zuerst bemerkte ich es nicht einmal, dass Moritz mich schmunzelnd beobachtete.

Doch als ich es schließlich bemerkte, fragte ich ihn: „Hm? Ist was?"

„Nein, nein. Ich wunder mich nur über deinen Blick"

„Ich hab noch nie in meinem Leben so viele Go-Bretter gesehen. Eigentlich hab ich noch nie ein Go-Brett gesehen"

„Und trotzdem weißt du wie sie aussehen?"

„Na ja, ich kann mir halt vorstellen wie die so aussehen"

„Hm. Auf der Erde hab ich noch nie jemanden Go spielen gesehen"

„Ich auch nicht. Man findet nicht mal Mangaläden"

„Eigentlich schade" Moritz seufzte. „Doch in Fantasytia gibt es kaum jemanden, der nicht Go spielen kann. Dort sind solche Go-Läden nichts Besonderes"

„Wäre sicher ein Erfolg, so ein Laden auf der Erde", fiel mir ein.

Er sah mich eindringlich an und hauchte: „Ja, das wäre es bestimmt. Eröffne doch einen"

Sofort sah ich ihn schockiert an. „Eine Go-Ladenbesitzerin, die nicht mal selbst Go spielen kann? Was für ein Quatsch"

„Dann wirst dus eben lernen"

„Was?" Er verlor den Verstand. Definitiv. „Aber die Anderen warten doch auf uns"

„Ich geb ihnen Bescheid"

Und schon war er weg. Tja, manchmal bestimmte ich NICHT über mein Leben. Das war mir früher schon öfter aufgefallen, dass ständig mir jemand eine Entscheidung abnahm. Faule Leute (wie Nina) würden so was wahrscheinlich toll und praktisch finden, aber ich finde, es gehört einfach dazu, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und eigene Entscheidungen zu treffen.

Dann war er wieder da. „Die Anderen sehen sich ne Weile lang im Dorf um", teilte mir Moritz mit.

„Aha. Okay. Und wie lange braucht man, um Go zu lernen?"

„Ich hab nicht mal ne Stunde gebraucht", erzählte mir Moritz und ich stöhnte. „Aber du bist intelligent und die Leute in Fantasytia sind die besten Go-Lehrer"

„Wenn du meinst..."

Oh je, das würde hier noch böse enden, so fürchtete ich. Wie kam Moritz da drauf, dass ich so intelligent war, dass ich nur eine Stunde für Go-Lernen brauchte? Klar war ich intelligent, aber SO intelligent nun auch wieder nicht. So mittelmäßig halt. Das reichte mir vollkommen.



(erzählt von Jasmin)

Moritz und Luisa allein in einem Go-Laden? Die Vorstellung schien meinem Prinzen auch nicht recht zu gefallen, da er noch ein paar Sekunden am Eingang des Ladens stehen blieb und vor sich hin starrte. Die Anderen bemerkten das nicht und so ging ich zu meinem Prinzen hin und holte ihn aus seinen Fantasien.

„Hey Felix. Was machst du denn?" Er schreckte hoch. „Keine Angst. Ich bins nur" Er seufzte. „Also, was machst du hier?"

„Äh... nichts"

Er wollte den Anderen schon nach laufen, doch ich hielt ihn fest. „Halt mal. Ich kann mir vorstellen, dass du Moritz nicht traust, aber was auch immer du denkst, was Moritz Luisa antun könnte, er wird's schon nicht machen und außerdem kann sich Luisa verteidigen. Sie ist schließlich eine Göttin. Meinst du nicht?"

„Ja, schon. Aber..."

„...du liebst sie und willst einfach nicht, dass ihr was passiert", unterbrach ich.

„Ja", sagte mein Prinz kleinlaut.

„Glaubst du wirklich, Moritz ist ein Vergewaltiger oder so was? Vor allem..." Ich zeigte hinter mir zu der Tür des Ladens. „in einem Go-Laden, wo jede Menge Leute sind? Felix! Das ist doch nicht dein Ernst!" Er senkte den Kopf. Ich zog ihn mit mir und meinte noch: „Okay. Dann werd ich dich eben auf andere Gedanken bringen müssen"

Felix seufzte nur und trottete hinter mir her.



(erzählt von Luisa)

Ich sah mich immer noch total beeindruckt im Laden, Abteilung Go-Spielen, um, obwohl Moritz und ich auf einer Couch vor einem riesigen Go-Brett saßen und auf irgendjemanden warteten. Moritz war allerdings so gemein und wollte mir nicht verraten, auf wem wir eigentlich warteten. Na ja, aber dann kam ein Mann mit dunklen Haaren her und gab zuerst Moritz und dann mir die Hand.

„Hallo, Moritz. Schön, dass du mal wieder hier bist. Ist ja schon wieder ewig her", meinte der Typ.

„Ja, schon Monate, wenn ich mich nicht irre"

„Sagtest du nicht, du warst erst einmal in Japanitia?", fragte ich ihn.

„So ist es aber auch", antwortete mir Moritz. „Und in dieser Zeit hab ich Go gelernt. Es ist aber schon wieder lange her. Meister Yoshida, ich glaube, Sie müssen es mir noch mal beibringen"

„Ach", brummte der Mann. „Go spielen ist wie Radfahren. Das verlernt man auch nicht"

Was? Ne, das konnte ich mir nicht vorstellen. Wartet, Yoshida?

„Äh...", brachte ich verwirrt heraus. Der Mann und Moritz sahen mich an. „Wie sagten Sie, ist Ihr Name?"

„Yoshida"

Mir stockte der Atem. „Wirklich? Yoshida?"

„Kennst du etwa jemanden, der so heißt, Luisa?"

„Na ja, nicht persönlich" Moritz sah mich verständnislos an. „Es gibt eine Animefigur, die mit Nachnamen Yoshida heißt"

„Echt?", fragte Moritz verwundert.

„Ja, Ayumi Yoshida"

Meister Yoshida seufzte und sah verträumt an die Decke seines Ladens. „Ja ja, Ayumi. Ein wunderschöner Name. Es gab vor zirka zehn Jahren eine erdische Göttin in Fantasytia, deren Name Ayumi war"

Hörte sich ja verdammt so an, als wäre er mit ihr verheiratet gewesen oder zusammen oder so was. Wow, in Fantasytia hingen die Verbindungen echt krass zusammen. Jeder hatte irgendwie mit jedem zu tun. Erstaunlich.

„Es gibt also auch Götter in Fantasytia, die nicht von der Erde stammen, richtig?", fragte ich. Oh man. Und dabei dachte ich, ich wüsste schon so gut wie alles.

„Ja, dennoch nennt man sie erdische Götter, weil sie im Universum leben und nicht im Himmel", erklärte mir Meister Yoshida.

Ich fasste mir an den Kopf. „Eieiei, ob ich das irgendwann mal alles weiß?"

Moritz strich mir über die Schulter und verwirrte mich damit total. Ich sah zu ihm auf. „Du wirst es bestimmt noch lernen", meinte er ruhig. „Alles kann man nicht wissen. Ich weiß auch nicht alles über Fantasytia und ich lebe doch schon länger hier, als du"

Ich nickte stumm und beeindruckt.



(erzählt von Nicole)

„Echt mal, wie kann Luisa diesem Trottel nur vertrauen?", murmelte mein Prinz vor sich hin. Ich stöhnte.

„Wer weiß? Vielleicht ist er ja netter als du denkst, Lorenz", wagte ich mich zu sagen.

Er sah mich verdutzt an. „Quatsch! Heißt das, du vertraust ihm auch?"

„Ich sag ja nur, dass er eventuell total nett sein kann. Nur, du siehst das nicht, weil du dir wünschen würdest, dass er voll das Arschloch ist, nur damit du weißt, dass du die ganze Zeit Recht hattest. Hab ich Recht?" Wow, seid wann war ich nur so gut im Leutedurchschauen?

„Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht", antwortete Lorenz mürrisch.

„Wo gehen wir jetzt eigentlich hin?", unterbrach Alexandra verwirrt.

Sofort blieben wir alle stehen.

Felix drehte sich zu meiner besten Freundin um und ich flüsterte Lorenz zu: „Und außerdem scheint Felix das auch nicht zu gefallen, dass Luisa ständig mit Moritz alleine ist. Also bist du nicht allein mit deinen Fantasien. Oder hast du etwa Gefühle für Luisa?"

Was redete ich denn da? Das würde mir, ehrlich gesagt, das Herz brechen, wenn ich damit auch noch Recht hätte! Nein, nein, nein. Lorenz durfte nicht in Luisa verliebt sein!

Lorenz zog die Augenbrauen hoch. „Was? Ich kenn sie doch nicht mal richtig. Ich finds nur cool, dass sie Max voll die Abfuhr gegeben hat. Mehr auch nicht, okay?"

Und wie okay das war!

„Wir wollten uns doch in Japanitia umsehen, oder nicht, Alexandra?", fragte Felix zurück.

„Ja, schon. Aber trotzdem wäre es sehr schön zu wissen, wo wir überhaupt hingehen", wandte Alexandra ein.

„Leute, wie wärs wenn wir uns aufteilen und jeder auf eigene Faust Japanitia erkundet?", schlug Jasmin vor.

„Oh ja, genau", gab ich ihr Recht. Und die Anderen nickten.

„Wir treffen uns einfach in ner Stunde vor dem Go-Laden und holen Luisa und Moritz ab", erklärte Jasmin weiter.

„Dann sehen wir uns in ner Stunde", verabschiedete sich Michael fröhlich und ging mit meiner besten Freundin in Richtung Osten, wenn ich mich jetzt nicht total täusche.

„Tschau, tschau", sagte Alexandra.

„Okay", überlegte Jasmin. „Wo könnte ich hingehen? Oh, du wirst mich wahrscheinlich begleiten, oder, Felix?"

„Sicher", antwortete dieser. „Was wäre ich denn für ein schlechter Prinz, wenn ich dich an einem fremden Ort allein lassen würde"

„Schon überzeugt", lachte Jasmin.

„Wie wärs wenn wir dort hin gehen?" Er zeigte in Richtung Westen.

„Okay"

„Darf ich mich euch anschließen? Ich will hier nicht alleine rumlaufen. Ist echt blöd, wenn man keinen Prinz hat", sagte Nina schüchtern.

„Klar, komm", meinte Jasmin. Und während dem Gehen fügte sie hinzu: „Aber Nina, du hast doch sowieso einen Freund. Dann brauchst du doch keinen Prinz mehr"

„Doch, in Fantasytia schon"

Und mehr konnte ich nicht mehr verstehen, weil die Entfernung zu groß wurde. Ich seufzte und überlegte. Süden oder Norden?

„Wo willst du hingehen, Cola?", riss mich Lorenz aus meinen Gedanken.

„Was? Äh, ich würde sagen nach Süden. Also dorthin" Ich zeigte ebenfalls in eine Richtung. „Ach, du willst mich begleiten?"

„Ich wäre auch ein schlechter Prinz, wenn ich es nicht tun würde"

Ich kicherte. Das war jetzt irgendwie süß gesagt von Lorenz. Er war ja im Allgemeinen recht süß.... Gott, was denke ich denn da?



(erzählt von Luisa)

Ganz langsam und vorsichtig legte ich einen schwarzen Go-Stein auf einen der Schnittpunkte. Eigentlich sah ja ein Go-Brett nicht recht anders aus, wie ein Schachbrett. Eben nur ohne schwarz-weiße Felder und man spielte nicht in den Feldern, sondern dort wo sich die sich schnitten. Also, in den Eckpunkten.

„Was? Was schaust du so? Du verunsicherst mich!", teilte ich Moritz aufgeregt mit, als ich festgestellte, dass er jeden meiner Spielschritte genau beobachtete.

„Tut mir Leid"

Dann legte ich endlich den schwarzen Stein auf einen der Schnittpunke.

„Sehr schöner Schritt, doppelte Göttin", lobte mich Meister Yoshida. „Und das sag ich nicht, weil du eine Göttin bist, sondern weil es ein guter Schritt ist"

„Danke"

Klar, die Wahrscheinlichkeit, dass ich diese Partie (so nennt man übrigens ein Spiel) gegen Meister Yoshida gewann, war so was von gering. Aber das war egal. Gegen irgendjemanden musste ich ja spielen. Und Meister Yoshida meinte, dass ich bei einem blutigen Anfänger als Gegner wahrscheinlich nicht so viel lernen würde. Und selbst wenn ich gegen Moritz spielen würde, würde ich bestimmt trotzdem verlieren. Ich war halt noch ne Anfängerin. Da durfte man verlieren. Allerdings, so sagte mir Meister Yoshida, wäre es vollkommen egal, ob du als erfahrener Spieler auch ständig verlierst, weil es die Japaner total niederträchtig finden, wenn man seinen Gegner, der gerade verloren hat, auch noch auslacht. Also Stil hatten sie ja, die Japaner. Ein Grund mehr, warum ich unbedingt mal nach Japan musste!

„Können Sie sich das überhaupt leisten, mir Go beibringen zu können?"

„Luisa", antwortete Moritz für mich. Ich sah ihn verdutzt an. „Meister Yoshida ist auch ein Go-Lehrer. Das ist sein Job"

„Aber ich hab kein Geld dabei. Ich weiß ja nicht mal, mit was man in Japanitia zahlt", gestand ich. „Und sag mir jetzt nicht, dass ihr mit Euro zahlt!"

Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht! Musste ich jetzt immer zum Geldwechsler (oder wie heißen die noch gleich?) gehen, nur damit ich in Fantasytia einkaufen konnte? Aber, es gab kaum Menschen auf der Erde, die von Fantasytia wussten. Also ging das auch wieder nicht.

„Nein, das tun wir nicht. In Japanitia zahlt man natürlich mit Yen", erklärte mir Moritz.

„Echt? Wie cool!"

„Sicher. In Historytia zahlt man mit Mark"

„Aber man hat vor über zehn Jahren in Deutschland mit Mark gezahlt. Wie kann das sein?"

„Weil sich das Land der Fantasie mit Deutschland ebenfalls verbunden fühlt"

„Ach so?" Das fand ich jetzt wirklich komisch!

„Und in Musica, Kreatitia und Futuresitia zahlt man mit Fanta-Yen. Nur, in Kreatitia spielt Geld nicht so eine große Rolle, da es da sehr wenige Bewohner gibt. Die meisten sind Fabelwesen und die brauchen nicht zu zahlen"

„Soll das heißen, Baby könnte hier kostenlos Go-Lernen?" Nicht sehr intelligente Frage. Aber ich wolle es einfach wissen.

„Ja. Er ist ein Tier. Aber mit Pfoten ist es auch sehr schwer, Go zu spielen" Er lachte kurz auf.

„Okay. Baby war ein schlechtes Beispiel. Aber du weißt, was ich meine"

„Ja"

„Du bist dran, Göttin", teilte mir Meister Yoshida mit.

„Oh mein Gott! Tut mir leid, dass ich Sie warten gelassen habe"

„Kein Problem. Es freut mich ja, dass du so viel über Fantasytia wissen willst"

„Ich bin hier geboren", erzählte ich ihm.

„Ich weiß. Wir wissen es alle"

„Aha. Ich finde, ich sollte es wissen. Nicht nur als Göttin"

Dann betrachtete ich wieder das Go-Brett. Oh je, ich glaube, es sah sehr schlecht für mich aus.



(erzählt von Jasmin)

Felix, Nina und ich stiefelten durch ein Dorf in Japanitia. Manche Leute mögen das vielleicht romantisch finden, aber das war es eigentlich gar nicht. Nicht, wenn einen ständig deprimierte Leute begegneten und auch nicht, wenn Felix ein finsteres Gesicht machte und immer wieder in die Richtung sah, in der er den Go-Laden vermutete. Vielleicht konnte ich mich deswegen nicht in Felix verlieben, da ich genau wusste, wie sehr er in Luisa verliebt war. Oder er war nicht mein Typ. Aber was war überhaupt mein Typ? Ich stand eher auf dunklere Typen. Mit dunklen Haaren und dunkler Haut. Und da passte Felix optisch nicht so rein. Aber das könnte ich über Bord werfen, denn ich gehörte ja zu den letzten nicht oberflächlichen Leuten (wie Luisa manchmal sagt). Und damit hatte sie ja auch Recht. Charakterlich würde Felix schon in meinen Typ passen. Aber ich wusste, dass ich keine Chance bei ihm hätte, so lange er in Luisa verliebt war. Da! Er drehte sich schon wieder um. Oh je. Doch ich wusste ja, dass es Luisa selbst total wehtat, Felix' Herz so brechen zu müssen. Aber immerhin verschwieg sie ihm nicht, dass sie nichts für ihn entfand und hielt ihn sich auch nicht „warm". Eigentlich trottete Felix nur die ganze Zeit hinter mir her und dennoch sah ich es genau, wenn er sich umdrehte. Aber ich war mir sicher, irgendwo da draußen war Felix' Traumfrau, die auch in ihn verliebt war. Luisa vermutete ja, dass Emiliara diese Traumfrau sein könnte. Hm. Ich war mir da nicht ganz so sicher. Klar, war sie hübsch und intelligent (was sicher auch in Felix' Interesse wäre), aber irgendwie schien er sie noch nicht so richtig... na ja, wie sollte ich sagen? Begehrenswert zu finden. Sehr schade. Vielleicht lag das alles an Luisa. Vielleicht aber auch nicht.

Japanitia...

Eigentlich ein recht schöner Ort. Ich blieb stehen und drehte mich zu Felix um. Er blieb ebenfalls stehen und sah mich an. Aber sein Blick hatte irgendwie was total Trauriges. Ein brach mir das Herz ihn so sehen zu müssen. Ich räusperte mich und ging weiter. Felix fragte erst gar nicht, warum ich stehen geblieben war. Das war irgendwie so ein Ding zwischen uns. Wir konnten sozusagen mit unseren Augen miteinander sprechen. Wir wussten anhand des Blickes was der Andere so ungefähr dachte. Vielleicht sollte das ja auch zwischen Beschützenden und Objekt des Schutzes sein.

Ach Luisa, warum konntest du Felix nicht lieben? Wenn er mich so traurig ansah, wusste ich nie was ich sagen sollte. Und „Kopf hoch. Irgendwann wird sie dich sicher toll finden" war mittlerweile auch schon total ausgelutscht. Sie findet ihn ja auch süß, aber eben nur süß und nicht zum Niederknien süß.

Ich hoffte nur, er würde irgendwann eine Andere finden. Aber Jungs hatten da ja so eine Angewohnheit immer das haben zu wollen, dass sie nicht kriegen konnten. Aber ob Felix auch zu Denen gehörte? Ich drehte kurz meinen Kopf zu ihm nach hinten. Wäre möglich, aber irgendwie glaubte ich das selbst nicht.

Doch plötzlich wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich mit einer blonden Frau mit leicht gräulichem Haar zusammen stieß.

Die Frau ging mit bösem Blick an mir vorbei. Ich sah ihr nach. War das nicht Illona? Oh man. Warum musste immer ICH auf Illona treffen? Wenn sie das überhaupt war. Aber was machte sie hier? Sie war doch Moritz' Mutter. Dann hatte sie wahrscheinlich Moritz ausspioniert. Aber warum sollte sie das tun? Na ja, sie ist Illona. Oder wie Luisa sie nennt: Die schlechteste Mum, seit es Mütter gibt. Und die gibt es ja schon so lange, seit es Tiere und Menschen gibt. Ja, es war Illona. Zumindest sah sie ihr ziemlich ähnlich und hatte auch ihren tödlichen Blick. Aha, anscheinend hatte Illona Berührungsängste. Ach Quatsch. Die doch nicht!

Obwohl Illona schon seit einigen Sekunden außer Sichtweite war, sah ich ihr immer noch gedankenverloren nach. Seltsam eigentlich, weil, ich wusste ja wie Illona aussah. Leider. Ich könnte gerne drauf verzichten. Und ich glaube, Luisa auch.

„Jasmin?"

Ich zuckte zusammen. Dann sah ich in Felix' grün-graue Augen, die mich verwirrt anblinzelten.

„Äh, ja, was ist?"

„An was denkst du grad? Hast du die Frau gekannt?" Er zeigte mit dem Kopf in die Richtung, in die Illona verschwunden war.

„Ja, ich glaube das war Illona", sagte ich leise und Nina blies ihre Wangen auf. „Und ich überleg gerade, was sie hier macht" Doch dann ging ich weiter und Felix folgte mir. „Wahrscheinlich übertreibe ich nur. Vielleicht musste sie nach Japanitia"

„Aber das würde ja bedeuten, dass sie auch die Prüfung bei Zarina mal gemacht haben muss", dachte Felix nach.

„Ja, schon. Warum?"

„Oder sie hat betrogen..."

Ich schüttelte den Kopf. „Ist doch jetzt auch egal. Ich hab einen interessanten Laden gesehen. Da können wir doch reingehen"

Ohne ein weiteres Wort und ohne noch weiter an Illona zu denken, ging ich in die Richtung und Felix und Nina folgten mir schon wieder mal gehorsam. Also, ich wusste echt nicht, wie ich das finden sollte. Er war schließlich nicht mein Sklave.



(erzählt von Michael)

Alexandra und ich bummelten im Dorf Händchen haltend und eng umschlungen umher und beobachteten die Leute und die neue Umgebung. Es war schön mit ihr mal alleine im Land der Fantasie zu sein. Und dann auch noch so eng umschlungen. Wenn meine Kumpels mich so sehen könnten. Michael, der sich irgendwie nie in eine verliebt hatte, hatte endlich eine Freundin und auch noch eine, die ihn so akzeptierte wie er war! Wer weiß, vielleicht waren sie ja auch ein bisschen eifersüchtig auf seine wunderschöne Freundin. Nur schade, dass ich ihnen nichts von der Prüfung erzählen durfte. Als sie mich mal gefragt hatten, wie wir uns überhaupt getroffen haben, sagte ich nur: „Oh, als ich für meine Mutter einkaufen war, hab ich sie ausersehen über den Haufen gerannt".

Klar, es gibt bessere Geschichten, aber irgendwann, wenn alle Aufgaben erledigt waren und wir ein paar Leuten etwas über Fantasytia erzählen durften, würde ich ihnen die Wahrheit sagen wie Michael Holzner und Alexandra Sofia Bernhardt zueinander fanden.

Plötzlich seufzte Alexandra. Ich glaube zwar, es war ein zufriedenes Seufzen, aber ich fragte lieber nach: „Geht's dir nicht gut?" Ich blieb stehen.

Sie löste sich aus unsrer Art Umarmung und sah mich mit großen Augen an. „Nein, wieso? Nur weil ich geseufzt hab?"

„Ja" Irgendwie kam ich mir in dem Moment dämlich vor.

Alexandra kuschelte sich wieder an mich und sagte: „Ach Michael, ich liebe dich"

„Ich dich auch"



(erzählt von Nicole)

„Oh mein Gott! Jede Menge japanischer Souvenirs!" Ich rannte wie eine Geistesgestörte in einem Souvenirladen umher und mein Prinz Lorenz beobachtete mich stöhnend dabei. Manchmal hatte ich schon einen an der Klatsche. „Darüber würde sich Luisa sicher freuen" Dann wandte ich mich an Lorenz. „Vielleicht sollten wir ihr den Laden empfehlen. Oder ihr ein Souvenir mitbringen"

„Für was gibt es in einem Land, wo sowieso nie Menschen vorbeikommen, bitte einen Souvenirladen?", brummte Lorenz.

„Erstens: Wir sind Menschen, du Trottel. Zweitens: Gibt es diesen Laden höchstwahrscheinlich für die Leute, die Souvenirs aus Japan sammeln und drittens: Meine Güte, du musst aber auch alles schlecht bewerten, oder? Du bist ja schon so schlimm wie Nina"

„Wurde ich nicht schon bereits mit ihr verglichen?"

„Gut möglich. So wie du dich manchmal aufführst" Dann wandte ich mich lieber wieder den Souvenirs zu, die ja zum Glück nicht rumnörgeln konnten. Hey, das wärs doch mal: sprechende Souvenirs! Gottohgott, ich wurde echt noch verrückt.

Ich fühlte mich auf einmal beobachtet und drehte mich (seltsamerweise) zu Lorenz um. Und tatsächlich! Lorenz beobachtete mich.

„Ist was?", fragte ich ihn. Anscheinend träumte er gerade vor sich hin, denn er antwortete nicht. „Also, mich würde ja jetzt brennend interessieren, was du gerade so schönes träumst"

„Was? Oh, redest du mit mir?"

„Nein", sagte ich mega sarkastisch. „ich rede mit der Luft. Die ist nämlich ein besserer Zuhörer als du. Sag mal. An was denkst du denn bitte? Du starrst mich an und antwortest nicht, wenn ich mit dir rede, weil du mich lieber weiter anstarrst. Was soll ich denn da denken?" Lorenz wurde rot. „Und was soll ich bitte davon halten, dass du jetzt auch noch rot wirst?"

Er fasste sich reflexartig an die Wangen. „Quatsch!" Dann drehte er sich um.

Ich stöhnte und wirbelte herum. Der Junge war echt kompliziert. Und da hieß es immer, Frauen waren kompliziert!



(erzählt von Luisa)

So ein Mist! Jetzt hatte ich tatsächlich verloren. Okay. Meister Yoshida war ein Meister und ich eine blutige Anfängerin und diese Partie war meine allererste. Es war klar, dass ich verlieren würde. Denn das Gegenteil wäre dann doch etwas deprimierend und demütigend für Meister Yoshida gewesen und unwahrscheinlich auch noch.

Teils schockiert, teils traurig, starrte ich das Go-Brett an und seufzte resigniert.

„Na ja", versuchte Moritz mich aufzumuntern. „so schlecht war das noch gar nicht. Was meinen Sie, Meister Yoshida?"

„Das war deine erste Partie, doppelte Göttin. Du solltest nicht so streng mit dir sein", sagte der Meister ebenfalls aufmunternd.

„Ich weiß", gab ich zu und zeigte auf das Brett. „aber sehen sie mal. Ich habe haushoch verloren"

„Das war deine erste Partie", wiederholte Moritz.

Ich ließ den Kopf hängen. „Ich hätte es besser machen müssen! Das ist nur eine Ausrede! Ich will in Go genau so gut sein, wie eine Fee, die schon seit ihrer Geburt in Fantasytia lebt, aber irgendwie glaube ich, werde ich das nie schaffen", sagte ich traurig, aber auch ehrgeizig.

„Das ist ja auch schön, aber du darfst dich selbst nicht verlieren", meinte Yoshida.

Wovon sprach er? Ich wusste sehr wohl, wer ich war. Und was hatte das mit Go-Spielen zu tun?

„Wie bitte?", versuchte ich höflich zu bleiben.

„Ja ja, er hat schon Recht", gab Moritz dem Meister Recht.

„Was?"

„Wenn du oft genug übst, wirst du dich im Go-Spielen nicht mehr von den Anderen unterscheiden. Du bist gerade wütend auf dich selbst, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du genau gewusst hast, dass du verlierst. Also, warum regst du dich so auf?", erklärte Meister Yoshida.

„Eieiei, bin ich wirklich so durchschaubar?" Ich wusste nicht, wie ich das finden sollte. „Es ist schon wahr, was sie sagen, aber es ärgert mich trotzdem"

„Ein bisschen", lächelte der Meister. „Du bist doch sonst auch so vernünftig und hörst auf deinen Verstand und auf dein Herz. Hör damit nicht auf. Das meine ich damit"

„Alles klar", murmelte ich vor mich hin.

Tiefgründig und aufrichtig waren die Bewohner Fantasytias ja schon. Und sie interessierten sich sehr für Andere. Irgendwann würde ich mal hier herziehen und das nicht nur, weil ich höchstwahrscheinlich mal die Königin sein würde- nein- sondern auch, weil mir Fantasytia gut tat. Es beweiste mir, dass die Welt und ihre Bewohner doch nicht so schlecht war, wie es oft schien. Ich wollte ja an das Gute glauben, nur manchmal war es echt schwer, wenn die Menschen so bösartig und sadistisch waren.



(erzählt von Jasmin)

„Gruselig", kommentierte Nina die Masken, vor denen wir gerade äußerst fasziniert standen.

„Wow", meinte Felix dazu.

„Das ist richtig cool"

„Seid wann stehst du denn auf so crazy Sachen, Jas-Jas?", fragte mich Nina.

„Sie sehen einfach so echt aus. Diese Masken", gab ich ihr immer noch fasziniert als Antwort. „Am liebsten würde ich eine kaufen"

„Dann mach doch", mischte sich Felix ein.

„Genau. Keiner hält dich auf", pflichtete Nina ihm bei.

Ich lächelte über meine Schulter hinweg. „Nein. Wie sollte ich meinen Eltern erklären, wo ich sie her hab?"

„Da fällt uns schon was ein", grinste Nina und zwinkerte mir zu. „Sag mal. Was war das eigentlich vorhin für eine Frau, der du so lange nachgestarrt hast?"

„Ich hab ihr nicht nachgestarrt!", protestierte ich.

„Doch, hast du"

„Schön. Okay. Ich glaube, das war Illona"

„Was hat sie hier zu suchen, wenn sie das wirklich war? Moritz ausspionieren?"

„Vielleicht", sagte ich.

„Wow, das ist bescheuert", sagte Nina mit sarkastischem Unterton und wandte sich einer anderen Maske zu.

Felix seufzte und sah auf seine Uhr. „Leute, wir haben nur noch eine halbe Stunde"

„Okay", murmelte Nina geistesabwesend vor sich hin und ich gab nicht erst eine Antwort von mir.



(erzählt von Luisa)

Ich hatte meine linke Hand an mein Kinn gefasst und in die typische Denkerpose gebracht, während die Finger meiner anderen Hand nervös umher tanzten. Noch eine Partie? Wollte ich mich wirklich noch mehr schämen? Aber wegen was eigentlich? Das war meine erste Partie gewesen. Es gab wohl keinen, der bei seiner allerersten Partie gleich gewonnen hatte. Und wenn, war es ein Naturtalent.

Moritz schlug mich sanft, kumpelhaft und aufmunternd auf meine Schulter. „Ach komm. Übung macht den Meister. Das sagt man doch auf der Erde so"

Ich sah ihn schüchtern an. „Ja, schon. Ich weiß nicht, ob ich noch ne zweite..." Weiter kam ich nicht mehr, da mir Moritz' Blick irgendwie Mut gab. Ich verstand selbst nicht, wie das sein konnte. Na ja, so war das halt, wenn man verliebt war. „Okay. Spielen wir noch eine zweite Partie. Moritz, willst du nicht auch mal?"

„Ach, ne. Ich hab ja nicht so einen strengen Terminplan wie du"

Ich musste schmunzeln. Terminplan brachte es wohl auf den Punkt. Und so spielten Meister Yoshida und ich eine zweite Partie, die schon etwas besser lief. Ich fragte ihn zwar immer noch jede Menge, aber ich glaube, das lag in meinen Genen, so viel zu fragen.

Eine halbe Stunde später, war ich fix und fertig. Ich hätte nie gedacht, dass zwei Partien Go so anstrengend sein konnten! Oder es lag an etwas anderem. Zum Beispiel an meiner Untalentiertheit. Allerdings während dieser Partie, hatte mich Meister Yoshida viel öfter gelobt, als bei der Ersten. Das musste doch was bedeuten!

„Du bist besser, als du denkst, Luisa", sagte der Meister zum Schluss, als ich bereits aufgestanden war, um ihn die Hand zu geben.

„Echt?"

„Ich lüge nicht", meinte Meister Yoshida. „Und eine Göttin anzulügen ist ja wohl das Dämlichste, was man tun kann. Findest du nicht?"

„Ja, auch wenn ich nur" Ich setzte das Wort in Anführungszeichen. „eine erdische Göttin bin"

„Aber auch eine Doppelte. Das darfst du nie vergessen"

„Werd ich bestimmt nicht, weil Jasmin, meine beste Freundin, mir das ständig unter die Nase reibt" Ich musste lächeln. Hach, Jasmin. Schade, dass sie nicht auch hier geblieben war, um Go zu lernen. Das hätte ihr sicher gefallen.

Der Meister lachte auch kurz auf und strahlte mich dann an. „Es würde mich sehr freuen, wenn du noch öfter zu mir kommst"

„Ich werde mal schauen, ob das mein strenger Terminplan das zulässt" Ich musste total anfangen zu lachen, als das Wort aussprach und dabei Moritz ansah, der sich auch sehr bemühen musste, nicht auch loszuprusten. Aber was wäre daran schon so schlimm gewesen? Ich finde sein Lachen wunderschön.

„Schön. Und nun geht. Eure Freunde warten schon auf euch"

„Oh ja" Das hatte ich total vergessen! Ich wollte schon das Geschäft verlassen, als mir auffiel, dass ich noch gar nicht gezahlt hatte. Aber weder Moritz noch Meister Yoshida hatten Anstalten gemacht, mir das zu sagen. Also drehte ich mich noch mal um und fragte: „Äh, sollte ich Ihnen nicht noch Geld zahlen?"

Meister Yoshida seufzte. „Man merkt, dass du von der Erde kommst. Du denkst viel zu viel über Geld nach"

„Aber ich bin nicht geizig. Ich kaufe mir das, was wichtig ist und dass auf das ich nicht verzichten will oder kann"

„Das meine ich auch nicht", sagte er. „Du willst alles bezahlen. Sogar, dass du Go spielen darfst. Das ist traurig"

„Oh", machte ich. Was sollte ich schon dazu sagen? Irgendwie hatte er ja Recht. Leider. Ich würde mir auch wünschen, dass die Menschen auf der Erde weniger geldgeil wären, aber so waren sie nun mal. Mit irgendwas mussten wir ja zahlen.

„In Meister Yoshidas Go-Laden muss man nur für Go-Spielutensilien zahlen. Das ist aber auch klar", erklärte mir Moritz.

„Dann geh ich jetzt mal davon aus, dass hier wenig geklaut wird, oder?"

„In Fantasytia wird ganz selten etwas gestohlen", bestätigte Moritz.

Ich seufzte. Oh man. Jetzt wusste ich, warum ich so vernünftig war und warum ich immer schön darauf achtete, dass niemand behaupten konnte, ich hätte etwas gestohlen. Ich war immer hin in Fantasytia geboren, wo man eigentlich nichts klauen musste, weil hier sowieso fast niemand großen Wert auf Geld legte. Und ich war streng genommen eine Fee. Das hieß auch, dass ich gar nicht erst an Klauen dachte. In Fantasytia war das einfach unnormal (was es auf der Erde mittlerweile nicht mehr ganz so war, wie ich finde). Meister Yoshida hatte ja so Recht: Es war traurig, so leben zu müssen auf der Erde und immer schön auf das verdammte Geld achten zu müssen. Und etwas jämmerlich fand ich es auch, jetzt wo ich so näher drüber nach dachte. Es gab doch wichtigeres im Leben, oder nicht? Zum Beispiel: Freunde, Familie, Liebe, Zusammenhalt...

Wenn ich erstmal meinen Abschluss gemacht habe, werde ich nach Fantasytia ins Schloss oder so ziehen. Hier fühle ich mich nicht anders, weil hier die Leute einfach so waren wie ich, dachte ich mir und musste unweigerlich wieder seufzen.


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Tut mir total leid, dass jetzt einige Tage nichts kam. Ich hab mich nicht so gut gefühlt und hatte dann auch keine Lust, was zu veröffentlichen.
Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie cool es war, dieses Kapitel zu schreiben :) es ist bis heute eines meiner Lieblingskapitel :) Und kleine funfacts: Nr. 1: Meister Yoshida habe ich nach Ayumi Yoshida von Detektiv Conan benannt :D Kuckt das irgendwer von euch? Nr. 2: Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade, mit meiner Schwester zusammen, angefangen, das Go spielen zu lernen. Also, ich kann das Brettspiel wirklich, auch wenn ich es zuletzt auf der AnimagiC vorletztes Jahr gespielt habe. Oder letztes Jahr? Keine Ahnung :D

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