Kapitel 9: Letzte Geheimnisse

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(erzählt von Luisa)


Puh, das war echt bescheuert. Jetzt standen da neun Jugendliche, die eigentlich gehofft hätten, dass ihnen die Tante der einen von ihnen, hilft. Aber nein, anscheinend war es unmöglich hier raus zukommen. Das war mies. Und traurig war es auch. Sie hatte ihr bestes gegeben, klar. Alexandra sah wieder gesund, munter und ganz sie selbst aus und schaffte es sogar, auf zu stehen. Doch enttäuscht war selbst sie, das bemerkte man schon. Auch wenn sie versuchte uns Mut zu machen: „Ach, kommt schon, Leute. Ist doch nicht so schlimm. Irgendwann werden wir hier schon rauskommen. Und wenn nicht, wird uns Atanasia immer mal wieder Sonne spenden, bis wir irgendwann..." Dann fiel ihr auf, dass ihre Worte ein negatives Ende hatten und stockte.

„... bis wir irgendwann verhungern werden. Koooorrekt, Alexandra", kommentierte Lorenz weiterhin düster und pfiff.

Wir quetschten uns auf die beiden Decken, die unten am Boden schon ziemlich eiskalt waren. Und jedes Mal, wenn ich den Boden berührte, wurde es mir kalt. Also ließ ich es. Nicht, dass Atanasia wegen mir schon wieder kommen musste (haha, das wärs ja).

Nach einer bedrückenden Weile intensiven Anschweigens und Vorstellens, wie der Tod so sein wird, flüsterte mir Moritz zu: „Luisa, ich muss mit dir reden"

Ich sah ihn an. Er sah so verdammt traurig aus, dass ich wieder befürchten musste, dass er vergessen hatte, dass noch jemand von meiner Familie von Illona umgebracht wurde. Aber das war nicht der Fall. Zum Glück.

Ich ging mit ihm vor die Höhle, wo rein gar kein Schneesturm oder so was tobte. Es war extrem still. Ein bisschen zu still.

„Okay, was ist los? Hat Illona noch jemanden umgebracht?"

„Nein", murmelte er und sah auf den Schnee, der richtig schön weihnachtlich aussah, wenn man vom Tod, der uns heute stalkte, absah. „Ich muss mit dir über etwas... na ja, eigentlich erfreulicheres und privates sprechen" Ich zog eine Grimasse und er dachte kurz nach. „Nun, ich weiß schon wieder nicht wie ich anfangen soll" Er lachte auf. „Auch wenn das hier, was ich jetzt tun werde, womöglich viel schlimmere Konsequenzen für mich haben wird, als das von vorhin, aber ich werde es trotzdem tun"

„Okay" Er sah mich an. „Was auch immer, du mir sagen willst, sags einfach. Ich versprech dir, dass ich nicht noch mal heute weinen werde"

„Das ist gut" Ich schmunzelte ihm zu. „Okay. Du weißt doch, dass ich dich ausspionieren musste?"

„Ja"

„Anfangs tat ich das überhaupt nicht gern. Ich fand das total bescheuert" Na toll! Danke! „Aber irgendwann fand ich dich total interessant. Wie du jemanden einen Platz freigehalten hast, jeden Tag und wie du verträumt aus dem Fenster gesehen hast..." Jetzt sah aber er verträumt aus, als er in den Wolken bedeckten Himmel sah. Dann sah er mich wieder an. „Irgendwann hab ich angefangen, näher über dich nachzudenken und wollte mehr über dich erfahren. Doch ich wusste, dass es gefährlich war, meiner Mutter davon zu erzählen. Deswegen begann ich irgendwann, dich gern auszuspionieren"

Ich zog die Augenbrauen leicht hoch und verkniff mir ein Lachen. „Echt? Unglaublich. Dabei bin ich doch gar nicht so interessant"

„Doch bist du, Luisa" Sofort stockte mein Lachen und ich hörte ihm wieder zu. „Am liebsten hätte ich mit dir geredet, aber meine Mutter hat mir verboten, es zu tun. Außerdem wusste ich nicht, wie ich dich ansprechen sollte"

Verwirrt! Ich war jetzt offiziell verwirrt! Das, was Moritz mir da offenbarte, zeigte sein tiefstes Ich. Außerdem... sollte das heißen, dass er...?

„Wie wärs mit" Ich verdunkelte meine Stimme. „Hey, du bist mir schon öfter aufgefallen. Wie geht's dir?" Moritz schien darüber nachzudenken. Dann redete ich wieder normal weiter. „Ist nur ein Vorschlag. Vielleicht ist das auch ein Standartspruch" Aber immer noch besser, als der, mit dem mich Max, der Kumpel von Lorenz, mal angebaggert hatte, hätte ich am liebsten noch hinzugefügt. „Na ja, für Anmachsprüche solltest du vielleicht eher Nina fragen"

Moritz schmunzelte. „Ja, vielleicht. Ich weiß auch nicht. Bei dir bin ich total unsicher und... und..."

„Emotional?", half ich ihm zögerlich. Ich wusste ja nicht, was er genau meinte.

„Richtig. Danke. Emotional. Ich versteh es selbst nicht, wie du mich so verändern konntest, ohne, dass du es selbst mitkriegst"

Ich schluckte. „Das war doch bei Lorenz und Nicole, so weit ich weiß, auch so ähnlich. Lorenz ist mit seinen Kumpels nicht wirklich glücklich und anscheinend hat Cola ihn dazu gebracht, sich neue, richtige Freunde zu suchen"

„Freunde", presste Moritz lachend hervor. „Ich glaub, du bist für mich eine Freundin geworden"

„Das freut mich echt total"

„Aber... findest du es wirklich so unwahrscheinlich jemals mit mir zusammen zu sein?"

Ich schluckte erneut. „Ehrlich gesagt, schon. Aber jetzt nicht mehr, da du mir ja mehr oder weniger das Herz ausgeschüttet hast"

„Also, könntest dus dir jetzt besser vorstellen?"

Ich zögerte nur kurz. „Ja, schon. Aber was macht das schon?"

„Viel, Luisa, viel"

„Ach so?"

Er sah mich ernst und schüchtern an. „Ich weiß zwar nicht, was Liebe ist, aber ich glaube, das, was ich für dich empfinde, ist Liebe" Ich hustete wie verrückt. Die Kälte machte meiner Lunge zu schaffen. „Ist alles in Ordnung mit dir?"

Ich sah wieder auf zu ihm. „Ja ja, klar. Was? Echt? Das ist ja unglaublich"

„Warum denn?"

„Dass... einer wie du sich in mich verlieben könnte, fand ich so was von unmöglich!"

„Du bist eine doppelte Göttin. Also, bist eher du für mich unerreichbar"

„Aber nicht auf der Erde. Da bin ich einfach nur Luisa Burger, die viel zu viel liest und sich gern mit ihrer Freundin Nina und ihrer sadistischen Mathelehrerin streitet. Trotzdem wäre es undenkbar"

„Ich bin nicht unerreichbar für dich" Schon wieder überkam mich ein Hustanfall, der nur dafür sorgte, dass Moritz nicht mehr den Himmel, sondern wieder mich ansah. „Ich bin nur ein junger Feenmann, der gehofft hat, dass irgendjemand seine Schutzmauer umreißt"

Mir stiegen Tränen in die Augen. „Hast du die Person schon gefunden?", fragte ich zögerlich.

Er kam näher an mich heran und sah mir so tief in die Augen, dass ich befürchten musste, ich würde gleich in Ohnmacht fallen. Wow, das wäre ja unemanzipiert gewesen! Eieiei! „Ja, sie steht vor mir und wird rot"

Was? Ich wurde rot? Aaaah, mist!

Ich fasste mir reflexartig ans Gesicht. „Mist, mist, mist. Wie ungünstig"

Ich wollte mich von ihm wegdrehen, doch er hielt mich am Arm fest und so musste ich ihn wieder ansehen. „Du weinst doch"

„Ne, ich hab was ihm Auge" Ich war echt schlecht im Lügen!

„Ich seh nichts. Nur eine Träne" Er wischte sie weg. „So. Jetzt nicht mehr"

Ich musste lächeln. „Das sind Freudentränen und keinen Tränen, die man verschüttet, wenn man mega traurig ist"

Jetzt lächelte er mich auch an und berührte mich an der Schulter. Wir standen ziemlich eng voreinander. Fast wie ein Paar.

„Du hast mich gerettet und die Mauer, die ich mir aufgebaut habe, eingestürzt. Du hast mich berührt- in mir drin und du inspirierst mich dazu, endlich das zu tun, was ich für das richtige halte" Ich sah ihn verdutzt an und er senkte seine Stimme. „Ich... werde mich gegen Illona stellen. Ich hab keine Lust mehr, so zu tun, als würde ich das, was sie tut, gut finden. Ich bin zwar ihr Sohn, aber nicht ihr Sklave. Ich bin es leid, nur weil ich ihr Sohn bin, schlecht behandelt zu werden. Es gibt schon einige, die das nicht tun, wie Meister Yoshida, aber das sind leider wenige" Er sah zum Eingang der Höhle. „Du und die Anderen gehört aber auch dazu"

„Auch Lorenz?"

„Na ja, jetzt schon"

Ich lächelte erneut. „Das freut mich auch total"

„Und die Tatsache, dass es dich freut, wenn ich dich Luisa und nicht Göttin nenne, gehört zu den Dingen, die ich an dir so faszinierend finde"

Ich kicherte kurz. „Echt? Ernsthaft?"

„Ja. Meine Mutter würde sich über so was nicht mehr freuen"

„Nicht mehr...", wiederholte ich.

„Ja" Er entfernte sich von mir. „Das ist jetzt wirklich alles, was du wissen musst. Mehr gibt es im Moment nicht"

„Heißt das", begann ich. „du stellst dich extra wegen mir gegen Illona?" Er nickte. „Oh Gott, dann wird sie mich noch mehr hassen"

Er zog mich an sich heran und sah mir schon wieder in die Augen. „Auch wenn ich offiziell nicht der Prinz der Loyalität bin, ich würde es aber gern inoffiziell sein"

„Okay. Das lässt sich einrichten" Dann wandte ich meinen Blick von ihm. „Heißt das, dass wir zusammen sind?"

„Wenn du willst..."

„Wenn du auch willst..."

„Und wie!"

Ich lachte. „Okay. Du offenbarst mir gerade total dein eigentliches Ich. Ich will auch"

Dann passierte etwas, von dem ich nur immer geträumt hatte, aber es nie für möglich gehalten hätte: Er küsste mich. Und wie er mich küsste! Es war so viel leidenschaftlicher, als bei Fabian. Ich konnte seine Liebe, seine Melancholie und seine Traurigkeit förmlich spüren. Es war einfach wundervoll.

Als wir uns voneinander lösten, sahen wir uns einfach nur an.

„Die Anderen machen sich sicher schon Sorgen, was wir so lange machen", sagte ich nach einer Weile.

„Wahrscheinlich", meinte er nur geistesabwesend dazu.

„Ich bin grad total happy, weißt du das?"

„Man siehts dir an"

„Ich bin ein offenes Buch" Ich lachte, nahm Moritz' Hand und zog in so zurück in die Höhle.

Doch dann blieb er wieder stehen. „Aber findest du es wirklich gut, so einfach da reinzugehen?"

Ich gab ihm sanft einen Kuss auf die Wange. „Klar. Warum sollten wir uns verstecken?"

„Stimmt"

Und so zog ich in endlich in die Höhle, wo uns lauter interessierte, aber teils auch fragende Blicke entgegen kamen. Selbst wenn wir heute sterben sollten, sterbe ich glücklich. Auch wenn erfrieren noch so ein grausamer Tod ist. Klar, würde ich Moritz noch gerne hundertmal in meinen Leben küssen können, doch immerhin wusste ich jetzt alles, wirklich alles, was ich wissen musste. Wenn das nicht toll war!

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