06 | No Long Way Home

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Langsam ging die Sonne unter und wir bestellten noch ein Bier.
Bei unserem Gespräch erfuhr ich, dass Steffen im Berlin Politik studierte und mit zwei Studienkollegen in einer Wohngemeinschaft in Kreuzberg wohnte. Er erzählte von den Studenten-Partys, den bekifften Nächten und denen voller Paukerei, vor den Klausuren.

Entschuldige, dass ich hier unterbreche, aber wusstest du, dass dieser Steffen, der uns erzählt hat, dass Corn Dogs die beste Erfindung seit der Erfindung des Rades sind, jetzt Lehrer für Sport und Physik geworden ist?? 

Neugierig wandte ich mich an Micha. „Willst du auch studieren, Micha?" Er hatte sofort eine Antwort parat. „Ich würde gerne Arzt werden. Oder Musik studieren. Vielleicht mache ich auch beides", antwortete er. „Dann musst du ziemlich klug sein", meinte ich bewundernd über so viel Ehrgeiz. „Ja, kann sein", entgegnete er entspannt, als wäre das etwas, was sich halt so ergibt.

„Spielst du denn auch ein Musikinstrument?", wollte ich wissen und Micha machte eine wegwerfende Handbewegung als wollte er sagen: ‚Eins? Dutzende!'
„Ich habe meine Gitarre dabei", sagte er stattdessen. „Und du, Jamie? Schon was geplant?" Grübelnd legte ich den Kopf schief.„Ich weiß noch nicht so genau, was ich mit meinem Leben anfangen soll", gab ich zu. „Mal sehen, was sich so ergibt", sagte ich locker, aber die Frage, was ich nach diesem Sommer beruflich machen sollte, wurmte mich schon seit einiger Zeit. Aber ich wollte mir durch diese Unsicherheit nicht den Sommer verderben lassen.

Nach dem dritten Bier frischte der Wind auf und es wurde langsam kälter. Außer uns waren nur noch eine Handvoll weiterer Gäste auf der Terrasse, die sich langsam aufmachten, als die Kellner anfingen, die Tische nach drinnen zu tragen. Auch wir bezahlten und verließen das Lokal.

Auf dem Weg nach draußen entdeckte ich den süßen Kellner und sah ihn mir nun doch etwas genauer von vorne an. Er wünschte uns noch einen schönen Abend und ich lächelte ihm unwillkürlich zu. Als er zurücklächelte, spürte ich Michas Hand an meinem Arm, der mich sanft hinter sich herzog. „Trödel doch nicht so", sagte er etwas verärgert und ließ mich erst wieder los, als wir uns ein paar Meter vom Restaurant entfernt hatten.

Wir verabschiedeten uns von Steffen, der bei seiner Oma auf dem Campingplatz schlief und Micha erklärte mir, dass wir am Wasser zurück zum Camp laufen konnten.

„Sag, mal Micha, kann ich dich was fragen?", bat ich, denn ich hatte einen Verdacht, den ich unbedingt bestätigt haben wollte.
„Klar, raus damit", grinste Micha. Er war vorangegangen, da er den Weg kannte und ich folgte ihm den steinigen Fußpfad entlang der Steilküste.
„Warum hast du mich von der Kneipe weggezogen?" Und von dem süßen Kellner?
„Weil ich heute noch ins Bett möchte und du getrödelt hast", antwortete er streng.
„Aha", sagte ich und ließ es im Raum stehen.
„Wieso fragst du danach?", wollte er wissen.
„Ach, nur so", sagte ich scheinbar wieder desinteressiert und lief Micha weiter nach.

In deinem letzten Brief stand folgender Satz: „Ich wusste, dass ich dich wollte, als du nicht aufhören konntest, mit dem Keller aus dem „Ostseeblick" zu flirten. Da war mein Jagdtrieb geweckt "

Oh, Micha...

Der Weg wurde immer steiniger und steiler und ich konnte kaum noch etwas sehen.
„Können wir ein bisschen langsamer laufen, bitte", bat ich und Micha drehte sich um. „Ich kann nichts sehen", grinste ich, obwohl mir wirklich mulmig zumute wurde, bei dieser Finsternis.
„Aber es ist doch taghell. Der Mond scheint", wunderte sich Micha. „Bei mir ist das anders", erklärte ich und tastete mit den Fingern am Zaun entlang. „Sobald es dunkel wird, kann ich fast gar nichts mehr sehen." Ich spüre, wie Micha mich interessiert ansah. „Ich leide unter Vitamin-A Mangel, deshalb haben meine Augen Schwierigkeiten, sich der Dunkelheit anzupassen", erklärte ich schon leicht panisch, aus Angst, gleich über die Klippe zu stürzen.

„Hemeralopie", nickte Micha und kam auf mich zu. Fast schon vertraut nahm er meine Hand, um mich zu führen. „Was?", fragte ich erstaunt und verwirrt über die akkurate Bezeichnung und seine plötzliche Berührung.
„Nachtblindheit!", sagte Micha. „Deine Sehschwäche." Ich hielt seine Hand fest umklammert und wir bewegten uns langsam vorwärts.
„Woher weißt du sowas?", fragte ich neugierig.
„Ich möchte Arzt werden, schon vergessen? Und solche verrückten Dinge interessieren mich einfach. Also schlage ich sowas nach und merke es mir." Amüsiert schüttelte ich den Kopf. „Du bist ja verrückt", grinste ich und war doch froh, dass er mich nicht für bescheuert hielt.

Endlich wurde der Weg wieder breiter und wir kamen auf eine beleuchtete Landstraße.
„Jetzt wird es wieder besser", sagte ich und erwartete, dass Micha meine Hand loslassen würde. Doch er tat es nicht. Seine Hand lag warm in meiner und ich fragte mich, ob es reine Fürsorge war, dass Micha meine Hand noch festhielt oder, ob er es genauso genoss wie ich.
Schweigend gingen wir nebeneinanderher, bis wir die Lichter des Waschhauses erkennen konnten. Erst als wir leise Stimmen hörten, ließ Micha meine Hand los und ich begleitete ihn zu seinem Zelt.

„Das nächste Mal, nehmen wir aber eine Taschenlampe mit", grinste er mich an. Ich schmunzelte zurück und wir standen uns ein paar Sekunden einfach nur grinsend gegenüber. Eine leise Anziehung überfiel mich, doch ich war mir nicht sicher, wie Micha sich fühlte. Wir kannten uns immerhin erst seit heute Morgen und mir war auch nicht klar, was Micha eigentlich wollte.

„Gute Nacht, Micha", sagte ich schließlich und wartete auf eine Reaktion.
„Gute Nacht, Jamie", antwortete er und ich beschloss, dass es vielleicht besser war, wenn wir erst mal Freunde werden würden.
„Danke, dass du mich heute mitgenommen hast. Das hat echt Spaß gemacht", bedankte ich mich und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
„Kein Problem, Kumpel. Viel Spaß morgen, bei deiner ersten Surfstunde", wünschte er.

Ich wand mich um und ging zu meinem Zelt. Gespannt dachte ich an den nächsten Tag. Vor allem konnte ich es kaum erwarten, den mysteriösen Sascha kennen zu lernen.

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