20 | Harte Worte

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Auf dem Weg zu meinem Platz, kam ich auch an Michas Zelt vorbei. Es brannte kein Licht und ich beschloss, ihm die Decke morgen früh zu geben. Ich kroch in mein Zelt und zog mir eine Jacke über. Dann schnappte ich mir meine Kulturtasche und mein Handtuch und schlenderte zum Waschhaus.

Während ich meine Zähne putzte, zog ich meine Jeans aus und schüttelte den Sand aus meiner Badehose. Um diese Uhrzeit war das Waschhaus völlig leer, dachte ich zumindest.

Als ich grade meine Badehose wieder angezogen hatte und meine Jeans hochzog, konnte ich im Spiegel erkennen, dass jemand aus einer der Duschkabinen hinter mir kam. Er hatte eine Jeans an und einen grauen Pullover und rubbelte sich grade die Haare trocken.

Ich spuckte die Zahnpasta ins Becken und wischte mir den Mund ab. Neben mir erkannte ich Micha, der sich ebenfalls Zahnpasta auf seine Zahnbürste schmierte und zu putzen begann. Er sah zu mir herüber, als ich mir den Sand aus den Haaren schüttelte und betrachtete den kleinen Strand, der sich zu meinen Füßen angesammelt hatte. Etwas verlegen schaute ich ihn an. Es war nicht spurlos an mir vorbei gegangen, wie wir früher am Abend auseinander gegangen waren.

„Ich dachte, du wärst schon im Bett", sagte ich versöhnlich, während ich meine Sachen wieder zusammensammelte. „Und ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, was Sascha angeht", antwortete er mir mit Blick auf die Sandlache zu meinen Füßen. Ich verstand nicht, woher er wissen konnte, dass der Sand von der Rangelei mit Sascha kam.

„Nur weil du bei ihm nicht landen konntest, heißt das ja nicht, dass ich es nicht versuchen darf", sagte ich etwas beleidigt, weil ich diese Info von Sascha und nicht von ihm bekommen hatte und kassierte dafür einen bösen Blick. Ohne zu antworten, packte Micha seine Sachen zusammen und steuerte auf die Tür zu.

Jamie, du bist ein Arsch', durchfuhr es mich und ich lief schnell hinter Micha her und verstellte ihm breitbeinig die Tür.

„Hey Micha, tut mir so leid", entschuldigte ich mich aufrichtig, während ich verhinderte, dass er den Waschraum verließ. „Das war dumm von mir. Es war nicht so gemeint", sagte ich und setzte meinen Hundeblick auf, der mich schon aus so mancher Situation gerettet hatte. Micha blieb tatsächlich stehen und sah mich mit schiefliegendem Kopf an.

„Es geht mich ja gar nichts an, Jamie", antwortete er fast gleichgültig. „Vergiss es!"

Micha drückte sich an mir vorbei und ich folgte ihm, über den Zeltplatz. An seinem Zelt drehte er sich noch einmal um und wünschte mir eine gute Nacht. Aber ich war noch viel zu aufgewühlt um zu Schlafen. Ich wollte endlich wissen, was zwischen Micha und Sascha vorgefallen war!

Also brachte ich meine Kultursachen in mein Zelt und suchte nach der Flasche Whiskey, die ich extra auf dem Weg hierher noch gekauft hatte. Dann nahm ich die Decke von Micha und meinen Zahnputzbecher und lief zu Michas Zelt zurück.

Es war inzwischen stockdunkel und die Wolken ließen keine Lichtstrahlen den Weg erhellen. Fast wäre ich über die Spannleine eines Zeltes gestolpert. An Michas Zelt ging ich in die Hocke und flüsterte. „Mi-cha. Micha, bist du noch wach?" Nach ein paar Sekunden erschien Michas Kopf im Zelteingang.

„Jamie, ich wollte grade schlafen gehen. Was willst du noch", fragte er etwas unwirsch.

„Dir deine Decke bringen. Und das hier!", grinste ich und hielt den teuren Whiskey hoch. Micha begutachtete die Flasche, die ich ihm entgegenhielt, mit seiner Taschenlampe. Ich sah sein unterdrücktes Lächeln, dann hielt er mir den Zelteingang auf, als hätte ich Eintritt bezahlt. Erleichtert folgte ich ihm und schloss den Reißverschluss hinter mir.

Das Zelt war ein wenig größer als meines. Zumindest kam es mir so vor, denn hier war es viel aufgeräumter. In meinem Zelt lagen alle Klamotten durcheinander, wie es grade passte. Der disziplinierte Micha hatte seinen Koffer aufgeklappt neben seiner Schlafmatte stehen und seine Wäsche sauber gefaltet darin sortiert.

„Du alter Streber", grinste ich bei dem Anblick.

Ich hab's halt gerne ordentlich", sagte Micha, wobei er das Wort ‚Ich' besonders betonte. Umständlich fingerte er in seiner Kulturtasche nach einem Becher. Er war schon halb ausgezogen und hatte nur noch seine Boxershorts und ein Shirt an, so dass ich nicht umhinkam, einen Blick auf seine durchaus definierten Beine zu werfen. Ihn schienen meine Blicke nicht zu stören. Er hielt mir stumm den Becher hin und zog sich dann den Schlafsack über die Beine.

„Also Jamie, was willst du hier?", fragte er neugierig, als ich den Verschluss der Whiskeyflasche aufdrehte und je einen guten Schluck 12 Jahre alten Highland Park in unsere Becher füllte.

„Ich wollte mich entschuldigen. Was ich vorhin gesagt habe, tut mir wirklich leid." Er nahm den Becher und antwortete. „Aber du hast dich doch schon entschuldigt. Und außerdem ist es mir egal, ob du dich an Sascha ran machst. Ich sag dir nur, dass es nichts bringt." Er hob seinen Zahnputzbecher und stieß mit mir an. Der Whiskey brannte angenehm auf meiner Zunge und in meinem Hals.

‚Er hatte tatsächlich ran machen gesagt', fiel mir auf. Nicht Freunde werden oder Interesse haben, sondern ran machen. Es schien für Micha schon klar zu sein, dass ich auf Sascha stand und dass ich romantische Gefühle für ihn hegte. Ich entnahm dem aber auch, dass er ansonsten kein Problem mit meiner Homosexualität zu haben schien.

„Ich bin ein wenig neugierig, Micha", begann ich. „Mich würde brennend interessieren, was da eigentlich zwischen euch beiden gelaufen ist." Gespannt wartete ich auf eine Reaktion.

Micha griff nach der Whiskeyflasche und schenkte uns noch einen Schluck ein. „Der ist echt lecker. Single Malt?", fragte er, ohne mir auf meine Frage zu antworten. Ich beschloss, ihn aus der Reserve zu locken. „Ich möchte ehrlich mit dir sein. Sascha hat mir erzählt, dass ihr letzten Sommer befreundet ward."
„Ja, das stimmt so in etwa", gab er zu.
„Und er hat mir erzählt, dass er glaubt, dass du ihn küssen wolltest", fuhr ich fort. Nun musste Micha grinsen, doch es war ein böses Grinsen.
„Ach ja, hat er das erzählt?", fragte er bissig. „Nun denn. Dann hast du auch verdient, endlich meine Seite der Geschichte zu hören", sagte er und leerte den inzwischen dritten Becher in einem Zug.

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