Die adnerstorianischen Wurzeln der Auserwählten

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"Ich verstehe nicht, warum ich mitkommen muss", kam es leicht genervt von Marlina, die auf dem Rücksitz des Autos saß, kurz nachdem sie losgefahren sind.

"Das könnte doch lustig werden", meinte Antania fröhlich und ließ sich den Fahrtwind durch ihre langen, schwarzen Haare wehen.

"Das hast du heute Mittag auch gesagt und kurz danach hast du dich bei mir beschwert, dass ich dir die Schulter geprellt habe", erwiderte sie und holte ihre Kopfhörer aus ihrem dunkelblauen Rucksack.

"Zu Marlinas Verteidigung", erhob Maurice seine Stimme, während er fuhr, "deine Schulter ist nicht geprellt, Antania. Du hast nur ein Talent dazu, es zu dramatisieren."

"Trotzdem musste ich mir ihre Beschwerden anhören", grummelte Marlina und lehnte sich in den Sitz zurück, wobei sie ihre Augen über die vorbeiziehende Landschaft streifen ließ.

"Außerdem freut Laila sich, wenn du mitkommst", fügte Antania hinzu, wobei sie die Anschuldigung, sie hätte überdramatisiert, einfach ignorierte, doch Marlina hörte sowieso schon nicht mehr zu.

Die Sonne stand noch hoch am Himmel, in Adnerstoria so wie in Tahiti, während der Fahrtwind ihnen als angenehme Kühlung diente. Sie, Maurice und Marlina waren auf dem Weg zu ihrem Vater, nachdem sie das Telefonat beendet hatten.

Der Gedanke, dass ihr Vater ihr siebzehn Jahre lang ihre eigentliche Herkunft verheimlicht hatte, ließ sie nicht los. Obwohl sie ihm auf der anderen Seite auch nicht die Schuld geben konnte. Er war auf der paradiesischen Insel für seine märchenhaften Geschichten bekannt, mit seiner Tochter als allergrößten Fan.

Als Kind hatte sie ihm das alles einfach geglaubt, je älter sie wurde, desto mehr schien sie zu realisieren, dass das alles nur erfunden sein konnte und dann war sie dort und hatte es mit ihren eigenen Augen gesehen.

Das Land der Sterne war echt und die jahrelange Wahrheit hinter einer Täuschung versteckt. Nur warum hatte ihr Vater es niemals erwähnt, dass er aus dem Land der Sterne kam?

Sie seufzte kurz und drehte sich zu Maurice um, der sich auf das Fahren konzentrierte und ihren Blick knapp erwiderte. Ihr Vater wollte, dass Maurice mitkam. Die beiden kannten sich also von früher, doch bis zu jenem Zeitpunkt, hatte ihr noch niemand der beiden gesagt warum oder wieso.

Jedenfalls würde sie Leila wiedersehen und ihr dann alles erklären können. Sie würde vermutlich in Adnerstoria bleiben und trainieren. Sie wollte bei Maurice und Marlina bleiben und helfen, ihre zerbrochene Beziehung wiederzusammen zubauen.

Allerdings hatte sie Iaagen mit Marlina über sie reden hören und auch dieser Butler von Eija schien sie eher als Lachnummer zusehen und sie nicht ernst zu nehmen. Diese seltsamen Wesen mögen sich vielleicht über sie lustig machen, doch leider hatten sie damit auch Recht.

Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie eigentlich erwartete. Sie kannte die Geschichten von den Kriegen, den Imperien und den Auserwählten seit sie ein kleines Mädchen war und nun war sie selbst eine Auserwählte.

Bei dem Gedanken lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie hatte die Auserwählte vom Skorpion zwar nur zweimal gesehen, doch ihr Auftreten hatte sie beide mal zum staunen gebracht.

Entschlossenheit, Mut, Ehrgeiz und zugleich eine mitfühlende Persönlichkeit. Sie staunte selbst noch darüber, wenn sie nur an sie dachte. Außerdem erschien sie ihr gegenüber bei der Bucht der dreiheiligen Lanze so besorgt zu sein.

"Pass auf dich auf", hatte sie zu ihr gesagt, bevor sie gegangen war und ihr Blick zeugte weder von Spott oder Hohn. Aufrichtige Besorgnis war es, die sich dort spiegelte.

Stand sie als zweite Auserwählte im Schatten der ersten? Hatte die auch solche Probleme, als sie gerade davon erfahren hatte? Marlina berichtete ihr erst vor einigen Tagen von dem Kampf mit dieser seltsamen Hexe, den Custos Auserwählte und einige Krieger geführt hatten. Es war der Kampf, der dieser Kristalliärin das Leben kostete.

Ihr Blick glitt von Maurice auf die Landschaft um sie herum. Neben ihnen zog sich der lange Strand und das endlos erscheinende Meer. Der Fisch war das nördlichste aller Imperien und würde man dem Meer nur lange genug folgen, dann würde man irgendwann das Tor nach Wajaaka, zum Paradies finden ohne sterben zu müssen.

Das hatte Eija ihr erzählt. Sie fand die Geschichte faszinierend, während Maurice sie nur als unmöglich abgestempelt hatte. Das Meer würde irgendwann ins Eismeer über gehen und wenn man da wäre, könnte man sich selbst beim langsamen, qualvollen Sterben zusehen.

Der Fahrtwind wehte ihr weiterhin durchs Haar, während sie in ihren Gedanken hing und die Landschaft an sich vorüberziehen ließ.
~
"Antania! Da bist du ja wieder!" Laila empfing sie mit offenen Armen und einem Lächeln im Gesicht. Die beiden Freundinnen schlossen sich lachend in die Arme.

"Und du hast Marlina mitgebracht. Wie schön dich wieder zusehen", sagte sie und zog die Generalstochter zu sich, deren Augen sich etwas vor Schreck weiteten, als sie die Frau mit einem Lachen auf dem Lippen zu sich kommen sah. "Soll ich dir wieder einen einen Secret Cherry Kiss machen?", fragte sie und Marlina grinste sie leicht an.

"Na, sieh einer an, meine Tochter ist wieder da", scherzte ihr Vater, als er sich neben Laila stellte und seine Tochter ihm vor Freude um den Hals fiel.

Hinter ihnen bruzelte das Fleisch auf dem Grill und schickte seinen wunderbar duftenden Rauch in den von der Abendsonne geschmückten Himmel.

"Schön, dass ihr gekommen seid", meinte ihr Vater, nachdem er sich nur nach einigen Versuchen von seiner anhänglichen Tochter lösen konnte und seinen Blick zu den Adekten-Geschwistern schweifen ließ.

"Maurice Adekten. Es ist auch schon eine ganze Weile her, nicht?" Er reichte Maurice lächelnd die Hand, welche er nur ebenso lächelnd erwiderte.

"Es freut mich sie wiederzusehen, Herr Lorenzo", begrüßte Maurice ihn, doch ihr Vater winkte ab. "Lassen wir die Förmlichkeiten. Wir kennen uns doch schon lange."

Er wandte sich zu Marlina um, die neben ihrem Bruder stand und das Gespräch der beiden Männer mitgehört hatte.

"Du musst Marlina Adekten sein. Es ist mir eine Freude dich kennen
zulernen", erwiderte Antanias Vater und reichte ihr ebenfalls die Hand, die sie etwas zögerlich annahm.

"Die Freude ist ganz meinerseits", meinte sie schnell, nickte knapp zur Begrüßung und setzte ein kleines Lächeln auf.

"So, da ihr nun alle da seid, können wir ja eigentlich essen, oder spricht etwas dagegen?", fragte ihr Vater und auf Lalilas Lippen erschien ein freudiges Lächeln.

"Du weißt, dass du noch was mit deiner Tochter besprechen wolltest, Harald", erinnerte ihn die Mittezwanzigjährige, als sie an ihm vorbei ging und die verschiedensten Getränkeflaschen aus einer der Kühlboxen herrausholte.

"Ja, aber kann das nicht bis nach dem Essen warten? Laila, das gute Fleisch wird doch kalt", beklagte er sich ubd Antania nickte hastig und zustimmend.

"Er hat Recht! Die Besprechung läuft uns nicht weg, aber wenn das Fleisch kalt wird, dann wäre das echt blöd." Man hätte vermutlich lauthals gelacht, wenn man nicht gewusst hätte, dass Vater und Tochter es todernst meinen.

"In Sachen Essen gleicht ihr beiden euch wirklich bis auf die Knochen", seufzte Lalila kopfschüttelnd, doch ließ es bleiben ihnen dabei irgendwie ins Gewissen zu reden.
~
Die Sonne begann im dunkelblauen Meer zu versinken und tauchte den Strand und die Bar in einen schimmernden Orangton. Ihre Bar war heute geschlossen, sodass sie den bunt geschmückten und gemütlich eingereichten Platz für sich hatten.

"Du hast vermutlich ein paar Fragen, denke ich", fing Harald zögerlich an, wobei niemand von ihnen so wirklich wusste, wie er beginen sollte.

"'Ein paar' ist vielleicht etwas untertrieben", erwiderte sie leise, während sie sich neben ihrem Vater an die Theke setzte und nach dem Wasserglas griff, welches sie sich gerade eingeschenkt hatte. Ihr Vater seufzte kaum hörbar und erhob wieder die Stimme.

"Ich nehme es dir auch nicht übel, wenn du einfach nur stinksauer auf mich bist, Antania", fügte er noch hinzu, ohne dass ihre Blicke sich trafen.

"Ich bin nicht sauer auf dich. Glaub ich."

"Du glaubst es?", hackte er verwirrt nach und wendete seinen Blick auf seine siebzehnjährige Tochter, die dort neben ihm saß und sich irgendwie versuchte, die ganze momentane Situation zu erklären.

"Ich bin mir nicht sicher, Papa", antwortete sie leise und sah zu Boden. "Du hast mir ja genau genommen immer die Wahrheit gesagt, nur das ich sie nicht realisieren wollte. Ich dachte als ich klein war tatsächlich, dass das Land der Sterne exestiert. Als ich älter wurde, habe ich alles für Märchen gehalten und jetzt, jetzt steh ich hier und sage: Hey! Ich war im Land der Sterne."

Ihr Vater seufzte und sah sie an. Ihr Blick war von reiner Verwirrung geziert und wurde teilweise von Nervosität durchstochen. Sie erwiderte langsam seinen Blick und sah ihm in seine blauen Augen, die sie von ihm geerbt hatte.

"Vielleicht hätte ich es dir schon vor vielen Jahren irgendwie beweisen sollen, dass wir aus dem Land der Sterne kommen", sagte er, doch sie schüttelte nur lachend den Kopf.

"Das wäre vielleicht etwas komfortabler gewesen, als morgens mit einem Kater im Zimmer des Generalmajors aufzuwachen", erwiderte sie, woraufhin ihr Vater erstaunt aufhorchte.

"Du bist in Maurice Zimmer aufgewacht? Wie bist du da denn hin gekommen?", fragte er verwirrt und Antania lachte leise. Ihr Vater hatte im allgemeinen nichts gegen Jungs, doch die Tatsache, dass sie ausgerechnet im Zimmer von Maurice aufgewacht war, war anscheinend etwas besonderes.

"Die Leute von den Adekten haben es irgendwie geschafft, mich an dem einen Abend zu entführen und zu ihrem Hauptquartier zu bringen", erzählte sie und bemerkte dabei, wie ihr Vater es nicht verhindern konnte zu grinsen.

"Und dann bist du in Maurice Zimmer aufgewacht?", fragte er und seine Tochter nickte. "Und dann bin ich in seinem Zimmer aufgewacht und wurde von irgendeiner unfreundlichen Frau begrüßt, die mir Frühstück gebracht hat."

Harald lachte kurz auf und sah sie weiterhin belustigt an. "Ich hoffe er war jedenfalls nett zu dir", meinte er, während er gegen die Sonne blinzelte, die zwar langsam unterging, aber zum Schluss noch ihre letzten, hellsten Sonnenstrahlen über den Strand schickte.

"Ja, das war er. Er hat mir den Platz der Felista gezeigt, die Nebenmärkte und hat mich zum Essen eingeladen", meinte sie und versank in ihren Gedanken an den wunderschönen Abend, an dem sie gemeinsam im Sonnenuntergang am Strand spaziert sind und sich das erste Mal geküsst haben.

Es ging alles so schnell, wenn sie nocheinmal über die vergangenen Tage nachdachte. Sie kannte Maurice noch nicht lange und trozdem schien es so, als sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Genauso wie in den ganzen Liebesfilmen, die sie sich mit Laila angeschaut hatte, in denen es auch immer nur ein oder zwei Tage brauchte, bis die Hauptperson mit jemandem zusammen und alles perfekt war.

Laila hatte ihr mit ihren Lebensweisheiten dann immer versucht ihr bewusst zu machen, dass es im echten Leben nicht so schnell ging. Doch bei ihr und Maurice hatte es geklappt. Aus unerklärlichen Gründen.

"In welchem Restaurant ward ihr?", fragte ihr Vater plötzlich und riss sie aus ihren Gedanken an Maurice.

"In so einem, wo die Gerichte alle aus unbekannten Wörtern bestanden, weil das mit diesem Felista zu tun hat und wie er versucht hat, verschiedene Zutaten nach Adnerstoria zu transportieren", antwortete sie. "Der Wein war zwar mega teuer, aber dafür waren er und das Essen unfassbar gut."

Auf den Lippen ihres Vaters erschien ein Grinsen. "Wein, aus jenen Beeren, die nur in den Bergen des Schützen wachsen, hat schon seinen Preis. Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass dieser Wein noch immer dort verkauft wird."

"Warst du dort denn auch häufiger Essen und kennst daher auch Maurice?", fragte Antania den Mann, dessen dunkle Haare allmählich weniger zu werden begannen.

"Nicht ganz", erwiderte er und sah seiner Tochter direkt in die Augen. "Mir gehört dieses Restaurant." Antania öffnete ihren Mund, wollte etwas sagen, schloss ihn aber gleich wieder, öffnete ihn erneut und schloss ihn wieder.

"Dir gehört das Restaurant?", fragte sie schließlich ungläubig und blinzelte ihn fragend an. Er nickte und grinste bei dem Anblick ihres verwirrten Gesichtsausdrucks.

"Nicht nur das. Eine ganze Restaurantkette. Es gibt im Fisch sieben dieser Restaurant und eines sogar beim Löwen, wobei sich das an einer der Schnitstellen von der Menschenwelt und dem Land der Sterne befindet."

Sie starrte ihn immer noch ungläubig an. Du hast eine ganze Restaurantkette und hast mir nie etwas davon gesagt?", fragte sie und er seufzte leise.

"Wenn ich es dir gesagt hätte und wir dorthin gefahren wären, dann wärst du vermutliche schon viel länger im Land der Sterne, als du es jetzt bist und hättest einen großen Teil deines Lebens dort verbracht", sagte er ernst.

"Außerdem liebe ich die kleine Bar hier, die wir auf Tahiti haben. Ja, ich liebe auch meine Restaurants und die Leute, die dort in Adnerstoria ein- und ausgehen, doch mir war von dem Moment, in welchem du als die Auserwählte betitelt worden bist, klar, dass es für dich in der Menschenwelt besser ist. Ich habe also nach einem Platz gesucht, der unserem eigentlichen Zuhause sehr ähnelt, aber sicherer ist."

Antania hörte ihrem Vater gespannt zu, während er sie über ihre adnerstorianischen Wurzeln aufklärte. Sie wusste, dass ihr Vater gut kochen konnte, aber dass er solch eine Restaurantkette betrieb, war ihr mehr als nur neu. Es kam so überraschend und irgendwie unerwartet.

"Heißt das, du wusstest damals schon, dass ich die Auserwählte und bist deshalb in die Menschenwelt gegangen?", fragte sie vorsichtig nach und er nickte

"Ich wusste, wenn dich die Adekten oder andere machtgierige Personen in die Finger bekommen würden, dann würde ich dich vermutlich nie mehr wirklich wiedersehen und du würdest dein Leben ohne Spaß, nur mit Training und in Einöde verbringen", meinte er und seufzte leise, als fiele es ihm heute immer noch schwer, daran zu denken.

"Woher wusstest du überhaupt, dass ich die Auserwählte bin und nicht ein normaler Mensch? Ich meine, du hast deine ganze Karriere für meine Sicherheit aufgegeben. Da kann es doch nicht nur ein einfaches Gerücht gewesen sein."

Ihr Vater schüttelte den Kopf. "So war es auch nicht", erwiderte er. "Es waren die Visionen der Geistlichen und Gesegneten. 'Ein kleines Mädchen würde geboren werden, mit einem Lächeln im Gesicht und schwarzen Haaren.' Das haben sie gesagt und wenige Tage später wurdest du geboren. Mit einem Lächeln im Gesicht und schwarzen Haaren."

Er lächelte sie an und seinem Blick lag so viel Stolz und Vertrauen, doch zugleich auch etwas Angst. "Tja und dann habe ich mich entschieden, in die Menschenwelt zu gehen und dort ein neues Leben anzufangen, bis du es von selbst herrausfindest."

Sie schwieg eine Weile und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie war essen, in einem der Restaurant, das ihrem Vater gehörte und in einem Land, das ihr eigentliches Heimatland war, ohne, dass sie es wusste.

Und was war nun mit der Geschichte, wie ihr Vater ihre Mutter kenne gelernt hatte? War die komplett erfunden und ihre Mutter stammte aus dem Land der Sterne?

"Hast du Adnerstoria denn nicht vermisst?", fragte sie und ihre Stimme wurde ein wenig leiser. Auch wenn sie glücklich darüber war, dass ihr Vater eine so gute Karriere mit seinen Restaurants geführt hatte, konnte sie ihre Schuldgefühle nicht unterdrücken.

"Doch schon", antwortete ihr Harald nach einer Weile des Schweigens. "Es ist ganz selbstverständlich, dass man Heimweh hat, aber Tahiti hat mir das geboten, was ich mir nach einem schon erfolgreichen Leben gewünscht hatte. Ich habe mich einfach darauf gefreut, ein sicheres und ruhiges Leben mit meiner Tochter zu führen."

Von wegen "ruiges Leben". Es gab fast keinen Abend in der Woche, wo die Bar nicht noch bis spät in die Nacht mit Gästen gefüllt war. Doch sie beide mochten dieses Leben sehr gerne und so genossen sie die ausgelassene Stimmung eines jeden Abends.

"Hast du deshalb die Geschichten über das Land der Sterne erzählt? Weil du Heimweh hattest?" Harald warf ihr ein leichtes Grinsen zu und lachte leise.

"Du hattest wirklich schon immer eine blühende Fantasie, Antania. Aber vielleicht hast du Recht. Ich habe, als du noch klein warst, angefangen dir die Geschichten zum Einschlafen zu erzählen. Irgendwann hat Leila das dann mitbekommen und wollte sie auch umbedingt hören. Und so haben sie sich dann über die ganze Insel verbreitet", erzählte er ihr und sie nickte kurz.

"Gibt es denn auf Tahiti noch andere Leute, die von der Existenz vom Land der Sterne wissen?", fragte sie und ihr Vater antwortete wie aus der Kanone geschossen.
"Es gibt noch so einige. Einige haben zwar mehr damit zu tun als andere, aber viele kennen es."

"Und wissen sie, dass ich die Auserwählte bin?"

"Ja, das wissen sie. Sie haben mir sogar geholfen dich vor den Griffen der Regierung zu verstecken, nachdem die Visionen öffentlich geworden sind", erwiderte und Antanias Augen wurden groß.

"Das heißt, die Adekten wollten umbedingt die Auserwählte haben? Hätte ihnen das denn irgendwelche Vorteile gebracht?" Ihre Stimme war von Verwirrung gepaart, auch als ihr Vater mit den Schultern zuckte.

"Nicht wirklich. Es wäre nur ihr Ruf, den sie damit aufgebessert hätten, wenn es denn irgendwann hieße: Die Auserwählte hat uns gerettet, dank der Adekten!" Ihr Vater lachte amüsiert auf. "Die kommen wirklich auf verrückte Ideen."

"Du sagst also auch, ich bin wirklich die Auserwählte und das, dass nicht alles nur erfunden ist", fing sie ein wenig später nochmal an. "Was sind das dann für seltsame Kräfte, die ich habe?"

Ihr Vater wusste von ihren Kräften. Er war der erste und einzige in der Menschenwelt, der außer Laila davon wusste. "Es ist deine Kraft, die jeder Auserwählte hat. Bei dir sind es geschärfte Sinne, bei der ersten Auserwählten ist es Unverwundtbarkeit. Irgendwann, muss irgendetwas passiert sein, dass deine Fähigkeit erweckt hat. Bei dir war es anscheinend ja schon sehr früh, aber frag mich nicht, was es war."

"Und... was ist dann das mit den Gedanken lesen und den Illusionen? Das hat doch nichts mit geschärften Sinnen zu tun."

"Oh doch, das hat es", widerlegte ihr Vater ihre Vermutung. "Das Gedankenlesen bezieht sich auf das Hören und die Illusionen auf das Sehen, was du durch Berührungen auf Andere übertragen kannst."

Sie schaute ihren Vater ungläubig an. In ihrem Gesicht lag pure Verwirrung, obwohl sie ja eigentlich Antworten auf ihre Fragen gekriegt hatte. "Woher weißt du das alles?"

Er lachte und schaute sie belustigt an. "Weißt du, die Generälin Adekten war mit ihrem Sohn oft in meinem Restaurant. Wir haben, wenn Maurice geschlafen hat, dann noch häufig miteinander geredet, über dieses und jenes", erzählte er. "Irgendwann fingen wir an, über die Geschichte vom Land der Sterne zu sprechen, wissen die Götter warum. Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass Auserwählte eines Imperiums immer die gleiche Fähigkeit haben. Ich habe also ein wenig recherchiert und tada: da wusste ich es."

Antania konnte nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf ihre Lippen schlich. "Es ist irgendwie cool, dass wir aus einer anderen Welt kommen, findest du nicht?"

"Doch. Nicht jeder kann behaupten, aus einer Welt mit einer eigenen Geschichte und einem ganz eigenen System zu kommen, von dessen Existenz die meisten nicht einmal wissen."

Antania stand auf und umarmte ihn. "Ob Mama stolz auf mich wäre, wenn sie das wüsste?"

"Egal wie zickig und garstig dein Mutter auch ist, sie ist stolz auf dich."

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